Ich weiß nicht, warum manche jetzt schon wieder den Siegeszug von DAB+ feiern wollen...
Volle Zustimmung. Man sollte sich in der Tat von der Ideologie freimachen.
DAB+ ist einer von mehreren Verbreitungswegen für Audio. Für lineare Programme gibt es terrestrisch zwei Wege, UKW und DAB, m.E. noch Mobilfunk.
Bis vor einiger Zeit war UKW der alleinige Verbreitungsweg für Radio. Eine knappe Ressource. Ergebnis: Wenig Angebotsvielfalt (mit wenigen Ausnahmen wie in Berlin). Mit dem Hinzutreten weiterer relevanter Verbreitungswege steigt die Angebotsvielfalt und auch neue Möglichkeiten technologiegetriebene Audioangebote.
Heißt, dass der ideologische Kampf der DABisten und UKW-Trotzkisten in die Irre führt. Denkt man es kanzlerinnenlike vom Ende her, ist es dem Nutzer egal, worüber er sein Audioprodukt bekommt. Es muss nur Relevanz besitzen und unique sein. Der Verbreitungsweg muss "demokratisiert" sein, dass heißt für eine große Anzahl von Nutzern zugänglich sein.
Beide Ausspielwege neben UKW haben trotz der Vormachtstellung von UKW eine gewisse Relevanz erreicht.
Insofern wird in isolierten Inselmärkten wie in NRW (wobei Online-Audio schon einiges aufgebrochen hat), DAB den Prozess der Marktveränderung beschleunigen.
Kann man in anderen Märkten gut sehen. In Berlin generierten die Dickschiffe RTL, rs2 und BRF vor 20 Jahren noch bis zu 200.000-300.000 Hörern in der Durchschnittsstunde. Und heute? Der Markt ist weitgehend fragmentiert. Diese Entwicklung hatSpuren hinterlassen. Es dominieren 2 Gruppen, d.h. eine Marktkonsolidierung hat vor Jahren eingesetzten schreitet voran.
In anderen Gattungen ebenfalls zu beobachten. Im TV Bereich hat die Zunahme der Angebote zu einer Fragmentierung der Nutzung geführt, bei den Privaten mittlerweile zu einer weitgehend abgeschlossenen Konsolidierung.
Auch im PKW Segment gab es früher nur wenige Marken und Angebote. Mit dem Hinzutreten neuer Wettbewerber begann eine Konsolidierung einhergehend mit einer Marktfragmentierung.
Zugegeben, überall unterschiedlich ausgeprägt und mit unterschiedlichen Abwehrstrategien (hier ist VW immer zu beobachten, die seit Ende der 60iger aus der Not heraus oftmals immer die richtigen Antworten hatten).
Was heißt das für diesen Thread? Unabhängig von einer ideologischen Diskussion werden 16 Programme in NRW plus über 20 nationale Programme plus Online-Audio natürlich die Marktentwicklung in NRW auf Hörer- und Werbemarkt nachhaltig beeinflussen. Es gibt nahezu in allen Segmenten, wenn ich es richtig überblicken, Angebote. Diese werden zu einer Marktfragmentierung führen, die in den nächsten Jahren voranschreiten wird. Noch spannender wird es auf dem Werbemarkt. Lokal und regional ist Radio in Nielsen II viel zu teuer. Das wird Wettbewerb dort jetzt für Werbetreibende korrigieren. Dummerweise (für die Verlage) ist das hohe Preisniveau dort Grundlage für die teuren, kleinteiligen Strukturen.
Da wird es sicherlich auch eine berechtigte Nachfrage für lokalen Dudelfunk geben. Aber es wird sich sehr schnell die Frage stellen, ob diese Kleinteiligkeit und Kostenintensität wie in NRW noch tragfähig und darstellbar ist. Persönlich glaube ich das nicht. DAB wird jedenfalls das Ende dieses politisch motivierten Modells beschleunigen. Das hat nichts mit Siegeszug von DAB zu tun, sondern mit allgemeinen Marktmechanismen.