AW: [OT:] Öffentlich-rechtlich verordnetes Balken-Fernsehen
Allerdings gibt es auch viele Spielfilme, insbesondere solche, die auf großen Schauwert ausgelegt sind, die ein extremeres Breitbild aufweisen. Die James-Bond-Streifen mindestens der letzten 20 Jahre zum Beispiel oder auch die Star-Wars-Filme und ähnliche Produktionen sind im Verhältnis 1:2,35 produziert, das heißt, das Bild ist mehr als doppelt so breit wie hoch.
Mag sein, daß die 50er-Jahre-Cinemascopestreifen ein noch extremeres Seitenverhältnis haben, das entzieht sich meiner Kenntnis.
Nach allem, was mir bislang an Quellen unterkam, ist Cinemascope immer 1:2,35. Irgendwelche anderen Formate, die es gegeben haben mag (und die dann wohl rechte Exoten waren, abgesehen vom schweineteuren 70 mm), dürften wohl dann auch unter irgendwelchen anderen Namen gelaufen sein. Ansonsten werfe man mal einen Blick auf die schon weiter oben genannte
Quelle, um zu erfahren, wie Cinemascope funktioniert (und warum in solchen Filmen gern ovale Ringe um Lichtquellen auftauchen), denn zumindest hier sagt ein Bild mehr als tausend Worte.
Klassische Breitwandfilme (nicht mit Cinemascope oder 70 mm zu verwechseln, auch wenn der Volksmund das alles in einen Topf wirft!) sind auch auf dem Papier als 1:1,66 angegeben. Man darf sicher sagen, daß das Fernsehformat 16:9 davon abgeleitet ist; der Unterschied zwischen 15:9 und 16:9 dürfte getrost zu vernachlässigen sein.
Zu Stummfilmzeiten hatte normaler Kinofilm übrigens ein Bildformat von 18x24 mm, was 1:1,33 und damit genau dasselbe wie das klassische Fernsehformat 4:3 ist. Später kamen dann 3 mm Bildbreite für den
Lichtton weg. In einem Buch wurde trotzdem weiter ein Bildverhältnis von 1:1,33 statt 1:1,37 angegeben, wohl aus Vereinfachungsgründen, denn praktisch macht das nun wirklich nichts aus.
Vielleicht interessiert nun auch noch ein Blick auf östliche Gepflogenheiten: Die DEFA drehte zeitweise gern in Cinemascope (z.B. die ganzen Indianerfilme). In den 80er Jahren waren dann wohl fast alle Spielfilme (die sehr zahlreichen Auftragsproduktionen für das Fernsehen natürlich ausgenommen*) in Breitwand 1:1,66 gehalten. Und in der Sowjetunion war Cinemascope fast schon Standard für Kinofilme; man denke etwa an Solaris, um mal ein vielleicht auch im Westen nicht ganz unbekanntes Beispiel zu nennen. Dieses dann auf Filmmaterial nach weiterentwickelter Agfacolor-Technologie aus den 30er Jahren, hergestellt in Schostka (Ukraine) auf einer originalen, in Wolfen demontierten Anlage ... (auf Anfrage wird wohl sogar heute noch ein Umkehrfilm Tageslicht mit 17/10 DIN angesetzt)
*) Wobei mir dazu gerade noch einfällt, daß die Filmstudios Barrandov zumindest eine Fernsehserie tatsächlich in Breitwand gedreht hatten, was eigentlich völlig sinnfrei war. Titel nicht mehr in Erinnerung; die Handlung spielte in Liberec, um für evtl. Interessenten wenigstens einen sachdienlichen Hinweis zu geben.