AW: So peinlich können vorproduzierte Nachrichten sein
Liebes Sachsenradio,
ich habe mich in dem vorangegangenen Posting nicht zur Vorproduktion der Nachrichten oder zu Ansprüchen an sich und das Produkt geäußert, sondern zu der Arroganz, mit der hier die Hörer als "dumm" abgestempelt werden, weil sie aus völlig einleuchtenden Gründen die Vorproduktion als solche nicht wahrnehmen. Bitte lies doch die Beiträge genau. Ich habe daraus auch nichts abgeleitet. Im Gegenteil: Dass ich das jeweilige Programm im Kontext betrachte, heisst nicht, dass ich die Umsetzung innerhalb der Funktionslogik für gelungen halte. Nur: An dieser Stelle wird es subjektiv. Dort mag jeder seine Meinung vertreten - ich muss die meinige nicht in jedem Fall äußern.
Aber da Du mich so nett fragst: Ich unterteile dieses Thema gern in verschiedene Ebenen. Ich habe nichts einzuwenden gegen eine Vorproduktion (z. B. aus ausbildungstechnischen Gründen), bei der Blöcke stündlich neu eingesprochen werden. Wir können uns streiten, aber ich bin der Meinung, dass auch im Falle der Live-Sendung Sendesicherheit in jedem Fall vorgeht, da ich eine auf einem Zettel eingereichte, konfus dahergestotterte Meldung ebenfalls für "nicht-gesendet" halte. Entweder eine Meldung ist so wichtig, dass man dafür nach fünf Minuten auch das Programm unterbrechen kann, oder es ist in Ordnung, dass sie eine halbe oder eine Stunde später läuft, dafür aber so, dass der Hörer auch etwas davon hat. (Ansonsten müssten wir jetzt eine Grundsatzdebatte darüber führen, wie das eigentlich ist, wenn Du die Welt/Deutschland-Meldungen der einen Agentur 10 Minuten später bekommst als der Konkurrenzsender, der ein anderes Abonnement bezieht.)
Eine über den halben Tag reichende Vorproduktion ohne die Möglichkeit, einzugreifen, lehne ich ab. Meinem Realismus geschuldet glaube ich aber nicht, dass irgend jemand betreffende Sender in der MA abstrafen wird. (Gefakte Verkehrsmeldungen sind völlig indiskutabel.)
Was bei einem Sender das wichtigste oder zweitwichtigste ist, ergibt sich aus dem jeweiligen Programm - und nicht aus einem Journalistikstudium. Ich teile nicht die Auffassung, dass alles in einem Programm stattfinden muss, wünsche Dir aber für Deinen gesamten beruflichen Weg ausschließlich Arbeitgeber, deren Maßstäbe mit Deinen übereinstimmen. Leider Gottes müssen wir der Tatsache ins Auge sehen, dass es auch Sender gibt, die nicht für Journalisten senden, sondern für die Masse.
Viele Grüße
Die Hexe
PS: Mein Schwager ist Koch. Du wärst überrascht, wenn Du wüsstest, was in deutschen Restaurants so alles passiert - und was Du gar nicht mitbekommst. Inkl. Oregano - ich würde mit Dir eine Wette eingehen, dass der durchschnittliche Esser das nicht schmeckt.
@ debe
Sicher nicht. Ich mache nur ganz gerne einen Unterschied zwischen Menschen, die intellektuell sind, und Menschen, die sich ein bisschen überschätzen. Intellektuelle Kritik am Hitradio gibt es in der Medienlandschaft genug. Nur: Die klingt ein bisschen anders!