Mephisto 5454218,
hier meine ganz spezielle Programmberatung. Nur für Dich und absolut kostenlos!
Radio ist (leider) nur Illusion. Erzeuge bei Deinen Hörern ein Image. Sage Ihnen etwas, lass Sie das glauben, denn die meisten Hörer werden nicht mal nachfragen. Radio ist ein Nebenbei-Medium (liegt einfach in der Natur), mit dem sich der Durchschnittshörer so gut wie nie auseinandersetzt.
Daraus lässt sich folgendes für Deine Moderation schließen: lass sie so gut wie möglich KLINGEN! Das wiederum erfordert aber SEHR VIEL ARBEIT! Eine gute Moderation entsteht nicht unbedingt in der Mikro-Situation. Das wäre doch fatal. Was, wenn mal die geniale Spontaneität wegbleibt? Was, wenn Du einen Black-Out hast?
Und genau deswegen gibt es den Begriff SHOWPREP!!! S H O W P R E P !!!!!!!!! Bereite Deine Sendung perfekt vor. Das heißt, mindestens eine halbe Stunde Vorbereitung pro Sendestunde.
John Ment von Radio Hamburg (und er ist nicht der Einzige) nimmt sich für seine 4-stündige Morningshow selbst noch mal 4 Stunden Vorbereitung. Und dieser Mann macht das seit zig Jahren erfolgreich. Dazu hat er dann noch ein Team, das ihm auch noch massig zuarbeitet. So, und jetzt Du, in Deiner Wochenend-Moderations-Schicht? Alleine.
Also gib Alles. Verschiebe einen Großteil des kreativen Parts auf die Sendungsvorbereitung. Schreibe vor Deiner Sendung die Moderationen nieder. Überlege Dir vor Deiner Sendung Earcatcher. Suche Dir vor Deiner Sendung Elemente aus, die Du einbauen willst. Und Und Und.
In der Sendung konzentrierst Du Dich dann nur noch auf das Fahren (schöne Blenden. Auch davon gibt's bei Stadtradio zuwenig, trotz In-Flight-Mixer im Dalet.) und die Präsentation Deiner genial vorbereiteten Texte. Sollte dann trotzdem noch eine kreative Idee dazukommen: na bitte!!! Aber nicht mehr während das Mikro offen ist. Das ergibt meistens nur ein zusammenhangloses Gefasel ohne auf den Punkt zu kommen.
So, jetzt zur "Spontaneität": Radio muss spontan klingen und nicht spontan sein. Das ist ein ganz entscheidender Unterschied. UM SPONTAN ZU KLINGEN BEDARF ES EINER INTENSIVEN SENDUNGSVORBEREITUNG. Spontan zu sein kann ab und zu mal hinhauen, geht aber meist in die Hose. Und das würde ich mir als Sender von einem Moderator nicht gefallen lassen. Der Sender darf nicht abhängig von den Stimmungsschwankungen eines Moderators sein.
Zur Linearität von Moderationen: Moderationen MÜSSEN zwingend linear sein und nur einen einzigen Inhalt haben. Ansonsten wird Dir keiner mehr zuhören. Kein Hörer lässt es sich gefallen, unverständlich (nicht linear, Gedankensprünge) zugelabert zu werden. Dann schaltet er um. Ein Gesprächspartner im wirklichen Leben ist voll und ganz auf Dich konzentriert. Deswegen verzeiht er Dir auch Gedankensprünge und Nicht-Linearität bis zu einem gewissen Maße, aber auch dann ist Schluss. Der Durchschnittshörer hat die wenigste Aufmerksamkeit am Radio. Deswegen: gib ihm nur ein Häppchen und das so einfach und linear wie möglich. Dann verschluckt er sich auch nicht. Und wenn Du mal ein Rhetorik-Seminar auf Deiner UNI besuchen würdest: jede gute Rede steht und fällt mit der Struktur und dem Stil wie sie vorgetragen wird.
Zur Überflüssigkeit der Moderatoren: Verdammt noch mal, Ihr seid selbst Schuld, wenn Ihr Euch überflüssig macht. Aber das könnt Ihr nicht verhindern, in dem Ihr möglichst spontan ein Programm macht und Dich jeder Hörer an Deinem Gelaber erkennt. Schafft Ihr es, in 30 Sekunden eine Major-Promo so was von kreativ zu verkaufen, dann werdet Ihr Personalities. Im Format. Nehmt John Ment. Der schafft es, jede noch so langweilige Promotion durch SFX, Töne, grandiose Wortspiele und verrückte Ideen so geil zu verkaufen, dass er als eine echte Radiopersonality wahrgenommen wird. Das geht aber nicht spontan. Das wird hart vorbereitet, um spontan zu KLINGEN! Wie schrieb schon Goethe: "Ich schreibe Dir einen langen Brief, weil ich für einen kurzen keine Zeit habe".
Okay, ich muss jetzt weg, hoffe Dir aber damit etwas geholfen zu haben. Viele Grüße.