Nein, noch einen Ticken früher. Noch vor der schönen Revolutions(ver)führerin Senta Berger. Ich meinte "Schwänze hinten".
Sehne mich tief im Innern, gerade für meinen Radiowecker, nach diesem euphorischen, leicht schnarrenden, Tonfall "zurück", wie ihn die aus einer ganz anderen Zeit stammenden Radiosprecher noch bis in die 50er und 60er Jahre hinein gepflegt hatten - also vor der totalen Entnazifizierung Deutschlands (mit Ausnahme von Papenburg) durch die Generation
"Wir wollen schon wieder in einer Diktatur leben!".
Stefan*ie Anhalt kann mir diesen einstigen Tonfall nicht liefern. Thomas Schmidt zwar auch nicht, aber der verkörpert für mich wenigstens noch als letztes Exemplar (neben Originalmitglied Jürgen von der Lippe) die wahren Kerle von der Art einer "Gebrüder-Blattschuss"-Männerschmiede - die wohl ebenfalls dem 68er-Schoß entfleuchet sind; von mir (als Konsument) in deren natürlicher Schnoddrigkeit als wahrer linker Gegenpol zu den alten Schnarr-Sprechern jedoch stets ausgesprochen geherzt wurden.
Apropos "totale Entnazifizierung": Habe seit geraumer Zeit den Eindruck so einige Talkgäste bei SPD1 Leute versuchten sich dort durch negative Äußerungen gegenüber "Pegida" und der GEZ-kritischen AfD beliebt zu machen bzw. einen Fuß in die Tür zu kriegen (samt leerem Geschwätz von Toleranz & Weltoffenheit, das einem Jeden wirklich schon längst aus den Ohren quillt).
Wohltuend normal geblieben (ohne den als "selbst entlarvend" beim SPD-konformen Sender immer gern gesehenen Eindruck von Rechtslastigkeit zu erwecken) erschien mir da ausgerechnet Talkgast Deborah Feldman, eine ex-ultraorthodoxe Sektenaussteigerin und Autorin aus USA im Gespräch mit Wolfgang Heim:
Heim:
"Was haben Sie in den ersten 23 Jahren Ihres Lebens gelernt? - Dass Werte wie Toleranz und Respekt unfassbar wichtig sind?"
Feldman:
"Ganz einfach. Ganz spezifisch auch: Einfach sich selbst treu zu sein. Das finde ich sehr wichtig. Das finde ich für alle Personen in aller Art Situationen sehr wichtig. Immer der inneren Stimme zuhören und loyal zu sich sein."
Sie zeigt, dass es es tatsächlich ganz einfach ist sich nicht auf die Dialektik eines, nicht zu einem selbst gehörigen, "neuen Zeitgeists" einzulassen, indem man es einfach vermeidet sich von anderen entsprechende Worte ("Schlagwörter", "politische Kampfsprache") in den Mund legen zu lassen oder diese dem Fragesteller bejahend zu bestätigen.
Eine Frau, die mich positiv beeindruckt hat. Sprache sollte facettenreich bleiben. Eine Sektenaussteigerin hat das begriffen. Wann steigen wir aus unserer Sekte aus?
Man sollte das gesamte Interview hören, dann wird, gerade gegen Schluss, deutlicher was ich meine. Als Gegenbeispiel vielleicht noch das Interview mit dem (auch in der Vergangenheit schon viel zuviel Aufmerksamkeit erhalten habenen) Jungarchitekten und Sozialromantiker Van Bo Le-Mentzel, der wähnt das Zelt erfunden zu haben indem er seine aprilscherzeske Entwicklung das 1m²-Haus nannte und überhaupt auch sonst total nachhaltig, tolerant und weltoffen ist. - Nach diesem Gesprächspartner brauchte ich erstmal eine entklebende Gummispritzen-Ohrendusche. Tage später musste ich das sogar nachgoogeln: Ja, der meinte das alles ernst und wird auch dafür gelobt. Ganz wie bei "Des Kaisers neue Kleider".
Natürlich kann man also wie gehabt eine leere Cremeseife-Verpackung hernehmen, einen Hundehaufen von der Straße hineinschieben, die Packung seitlich mit Tesa zukleben und oben mit Edding von Hand "Weltfrieden" auf die Kartonverpackung schreiben. Vielleicht noch für den Alleinvermarktungsanspruch ein Gewerkschaftssymbol draufkleben oder ein Phantasiesymbol dazumalen von einer Arche mit schwulen, rollstuhlfahrenden schwarzen Zwerg*innenpaaren darin. - Das wäre der einfachere Weg, asphaltiert und ohne Steine, und viele Talkgäste scheinen diesen auch wie erwartet ungescholten zu beschreiten.