Verteilung der Finanzmittel bei den Anstalten

thorr

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Ich wundere mich immer wieder über die Quantitäts- und Qualitätsunterschiede der Hörfunkprogrammflotten bei den verschiedenen Anstalten. Ich greife mal drei Anstalten heraus:
  • Der NDR hat fünf Dudelprogramme (Landeswellen, NDR 2, N-Joy), ein Infoprogramm (NDR Info) und ein Kulturprogramm (NDR Kultur). Hier sieht es für anspruchsvolle Radiohörer eher karg aus.
  • Der WDR hat drei Dudelprogramme (1Live, WDR 2, WDR 4). Dabei würde ich aber WDR 2 inhaltlich noch anspruchsvoller als NDR 2 ansehen. Außerdem gibt es mit WDR 3 ein umfangreiches Kulturprogramm mit vielen Spezialsendungen sowie eine vielseitige Wortwelle (WDR 5), von der ich denke, dass sie teurer sein dürfte als ein reines Infoprogramm wie NDR Info.
  • Der BR setzt noch einen drauf: Mit BR-Klassik hat man ein Kulturprogramm und mit BR24 ein Infoprogramm. Zusätzlich hat man mit Bayern 2 ein wirklich reichhaltiges Vollprogramm, auf dem auch nochmal Info sowie Kultur und Wort in allen möglichen Formen stattfinden. Wenn ich das richtig gesehen habe, laufen hier auch kaum Sendungswiederholungen. Natürlich hat man dann auch noch die Massenwellen Bayern 1, Bayern 3 und Puls.
Mich würde interessieren, wie es dazu kommt, dass der Hörfunk jeweils so unterschiedlich priorisiert wird. Gibt es eine Stelle, an der man erfahren kann, wie die Finanzmittel in den jeweiligen Anstalten grob verteilt werden? Vielleicht sogar, wieviel z. B. eine Welle wie Bayern 2 oder WDR 5 kostet?
 
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Gibt es eine Stelle, an der man erfahren kann, wie die Finanzmittel in den jeweiligen Anstalten grob verteilt werden? Vielleicht sogar, wieviel z. B. eine Welle wie Bayern 2 oder WDR 5 kostet?







WDR finde ich spontan nicht.

Vorsicht! Posten wie "Ausstrahlung" können teils separat aufgeführt und nicht einzelnen Wellen zuordenbar sein. Habe das jetzt nicht im Detail geprüft.

Und Du musst es freilich mit der Zahl der Beitragshaushalte im jeweiligen Versorgungsgebiet verrechnen. Die beiden aufwendigen Hauptprogramme des DRadio, dazu DLF Nova, zwei ausgewachsene Funkhäuser etc. kosten nur 54 Cent pro Monat (!) - das aber von allen Beitragskonten in Deutschland - und das sind über 40 Millionen Konten.
 
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Ich wundere mich immer wieder über die Quantitäts- und Qualitätsunterschiede der Hörfunkprogrammflotten bei den verschiedenen Anstalten.

Ja mei. Das ist ein jahrzehntelang gewachsenes Amalgam aus staatlicher Willkür (Landesmediengestzgebung) und staatsferner Willkür öffentlich-rechtlicher Anstalten.

Korrekterweise sollten auch noch die nicht über UKW gesendeten, aber von den Landesrundfunkanstalten hergestellten RadioProgramme mit einbezogen werden, z. B. NDR Schlager, oder Die Maus vom WDR.

Die WDR Maus z.B. ist in NRW gesetzlich verankert. Das Gesetz sagt: Ein Hörfunkprogramm für Kinder ist Pflicht und es darf "ausschließlich digital übertragen" werden.
(Interessant fände ich einmal der Frage nachzugehen, was zuerst da war, das Programm, oder das Gesetz?)

Dem BR wurde von der Medienpolitik hingegen die Übernahme dieses, oder die Gemeinschaftsproduktion eines Kinderprogramms mit einer anderen ARD-Rundfunkanstalt ausgetrieben. Ob der Preis die Einstellung einer anderen Welle gewesen wäre, oder ob auf Grund anderer Überlegungen erinnnere ich nicht mehr.

Die Konsequenz ist auf jeden Fall, dass sich die Quantität des öffentlich-rechtlichen RadioAngebots für Kinder in NRW und Bayern deutlich unterscheiden. Ich komme auf 168 Stunden für NRW und 5 für Bayern pro Woche. Willkür halt. :rolleyes:

Und das ist nur ein Beispiel. Ich fordere schon lange mehr Beachtung von Proportionen:
https://www.radioforen.de/threads/wdr-4-aktuelle-entwicklungen.32366/page-175#post-703009

War auch im ARD-Zukunftsdialog Thema:
 
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Ich komme auf 168 Stunden für NRW und 5 für Bayern pro Woche. Willkür halt.
Wie viele dieser 24 × 7 = 168 Stunden beim WDR sind voll mit moderiertem, liebevoll zusammengestelltem Inhalt? Vor allem tief in der Nacht und so...?

Die 6 Stunden im BR

radioMikro + Betthupferl Mo-Sa je 30 Minuten + So 1 h

Do Re Mikro 2 h / Woche

sind hingegen randvoll mit wertvollem Inhalt. Da zappt man nicht versehentlich rein und wird mit deutschen "Songwriter-Heulsusen-Pop" beschallt, als wäre man auf der Welle für anspruchslose Erwachsene (also biologisch Erwachsene).
 
Ich hatte ja extra von "Quantität" geschrieben. Klar, Qualität ist ein wichtiger Faktor. Deshalb ja auch mein Vorschlag, dass die ARD Anstalten zusammenlegen sollten und 30 bundesweite Hörfunkwellen verbreiten sollten. Da wäre eine überall ausgestrahlte Kinderwelle drin. Die Qualität kommt vom BR und die Quantität vom WDR. Deal?


P.S.
Hier die Haushaltspläne vom WDR:
Was ein WDR 5 kostet wird man darin aber vergeblich suchen.
 
Der NDR hat fünf Dudelprogramme (Landeswellen, NDR 2, N-Joy)
Sind bei mir sechs. Vier Bundesländer plus die zwei.
Hier sieht es für anspruchsvolle Radiohörer eher karg aus.
Du unterschlägst (bewusst oder unbewusst) NDR Blue.
Der WDR hat drei Dudelprogramme (1Live, WDR 2, WDR 4)
Sind bei mir fünf. 1Diggi und Cosmo fehlen hier.
Natürlich hat man dann auch noch die Massenwellen Bayern 1, Bayern 3 und Puls.
Puls als Massenwelle? Der läuft unter dem Radar ohne messbare Quoten.

Radio Bremen möchte ich noch anführen: Fünf Wellen für Populärmusik! Eins, Zwei, Next, Vier, Cosmo.
 
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  • Massenwellen Bayern 1, Bayern 3 und Puls.
Falsch. Puls ist in Bayern ungefähr so bekannt wie der OK Westküste in Bautzen oder Freilassing. "Massenwelle" setzt Hörende voraus. Die gibt es bei Puls so gut wie gar nicht.
Mit BR-Klassik hat man ein Kulturprogramm
Falsch. Es ist nahezu ein reines Klassikprogramm.

Tipp:
Einfach Mal BR hören und dann erst schreiben.
 
Falsch. [...] "Massenwelle" setzt Hörende voraus. Die gibt es bei Puls so gut wie gar nicht.
Ändert das etwas an den Mitteln, die in dieses Programm fließen? Puls ist als Massenwelle konzipiert, darum ging's mir. Mein Tipp: Erst verstehen, antworten.

Falsch. Es ist nahezu ein reines Klassikprogramm.
Es gibt bei BR-Klassik Kultur-Magazine, Talks, Musiker-Portraits, CD-Vorstellungen, Live-Konzerte (auch aus dem Bereich Jazz), Musikfeatures, ... Für mich ist das ein Kulturprogramm.
 
Bayern 2 ist das wortlastige Kulturprogramm mit Weltmusik und Popkultur, BR-Klassik das e-musiklastige Kulturprogramm mit Schwerpunkt auf klassischer Musik, aber eben auch Jazz, Swing usw.

Ich finde diese Trennung (bis auf die sinnlose Doppelausstrahlung des Nachtkonzerts/Radiofestivals) geradezu vorbildlich umgesetzt und bin (als jemand, der wie fast 90% der Deutschen wenig bis gar nichts mit Klassik und Barock anfangen kann) dankbar, dass die tiefgreifenden Gespräche, Magazinsendungen, Hörertalks oder Reportagen bei Bayern 2 nicht von Gefidel und Geklimper unterbrochen werden, wie das z.B. bei HR2, SWR2 oder MDR Kultur der Fall ist. Dafür lobe ich mir Sendungen wie den Nachtmix oder Heimatsound.
 
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Puls ist als Massenwelle konzipiert,
Quatsch. Schon rein verbreitungstechnisch...
Und vor allem inhaltlich.
Ändert das etwas an den Mitteln, die in dieses Programm fließen?
Auch Quatsch. Oder fließen in "Minderheitenprogramme" weniger Mittel? Es ist eher genau anders herum.

Und dann noch: BR Klassik heißt aus welchem Grund eben genauso so wie es heißt und nicht etwa "BR Kultur" oder sonst wie?
 
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Auch Quatsch. Oder fließen in "Minderheitenprogramme" weniger Mittel? Es ist eher genau anders herum.
Das hab ich doch gar nicht geschrieben. Es ging mir lediglich von Anfang an um die Mittel, die in ein Programm fließen, und nicht um die Frage, ob sich ein Programm jetzt "Massenwelle" nennen darf oder nicht.
 
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Auf br.de/puls lese ich:
"Musik für Musikliebhaber:innen"
"Queerer Deutschrap"
"Sex- und Aufklärungs-Podcast - Im Namen der Hose"
"Queerer Podcast Willkommen im Club"
"Nachhaltigkeits-Podcast Grünphase"

Klingt jetzt nicht gerade nach Massenprogramm, eher nach dem Lieblingssender von Grünen Wählern und gesellschaftlichen Randgruppen. Man könnte es auch bösartig nennen: Der Doppelpunktsender ohne Hörer.

BR Klassik heißt aus welchem Grund eben genauso so wie es heißt
Dachmarkenstrategie! BR24 sendet auch nicht 24 Stunden eigenes Live-Programm. Und BR Schlager spielt auch internationale Oldies! 🤓

Im Ernst: Es war ein totaler Schmarrn, eine Lücke zwischen B3 und B5 in die Nummerierung reinzureißen, zumal man nach wie vor hörenswerte Jazzsendungen (wie ClassicSounds im Jazz, Jazz and more, Jazztime) im Programm hat, die aber niemand, der sich dafür begeistern kann, überhaupt wahrnimmt, weil man sich mit dem blöden Namen "BR-Klassik" schon so dermaßen auf ein Genre versteift, dass jemand, der sich nicht für Klassik interessiert, gleich weiterschaltet. Weil man hinter der Bezeichnung "BR-Klassik" einfach keinen Jazz erwartet. Genauso wie man bei KlassikRadio keine Filmmusik oder Lounge/Chillout erwartet.
 
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@Sprollywood.
Auch Bayern 4 Klassik trug "Klassik" von Anfang an als Namensbestandteil... Große Frage, warum wohl?
Trotz einiger weniger Jazz/Swing/Kinder sonst was Einsprengsel handelt es sich bei BR Klassik (früher Bayern 4 Klassik) um ein nahezu reines Klassikprogramm. Heißt ja auch so. Und hält dem Kulturprogramm Bayern 2 zumindest bis auf nachts den Rücken von Klassik einigermaßen frei.
Es ging mir lediglich von Anfang an um die Mittel, die in ein Programm fließen, und nicht um die Frage, ob sich ein Programm jetzt "Massenwelle" nennen darf oder nicht.
Äh, wie meinen? Da steht
Natürlich hat man dann auch noch die Massenwellen Bayern 1, Bayern 3 und Puls.
von irgendwelchen "Mitteln" nichts. Und so viel Mittel wird das ex on3Radio auch nicht verschlingen. So viel Moderation ist ja nicht. Umgerechnet auf pro Hörer, die nahezu nicht vorhanden sind, dürfte es aber einer der teuersten Programme des BR sein.
 
Im Grunde müsste es eigentlich egal sein. ob ein Programm für eine große oder kleine Zielgruppe konzipiert ist, es wird stets eine vergleichbare technhische und personelle Grundausstattung benötigen, um ein Programm anzubieten, das diesen Namen auch verdient.
Wenn dann ein Sender (mir vor Augen: SWR) meint, er braucht unbedingt voll ausgebildete Moderatoren im Dutzend, um stündliche- oder halbstündliche Verkehrsdurchsagen zu fabrizieren (die ich andernorts schneller und präziser bekomme), dann ist das ein Luxus, ebenso wie die vollausgebildeten Meteorologen, die um jede Windbö herum eine Wolke von heißer Luft formulieren, ohne dass es am Kern einer Wetterprognose (Es wird regnerisch und etwas kühler) signifikant etwas ändert. Mit diesem Aufwand wird freilich nur Pseudo-Programm generiert, dann noch ergänzt um endlose Teaser fürs eigene Programm oder für eigene Veranstaltungen - und um flache Witze, falls irgendwo doch noch ein Sendeplatz frei sein sollte.
 
Ich wundere mich immer wieder über die Quantitäts- und Qualitätsunterschiede der Hörfunkprogrammflotten bei den verschiedenen Anstalten.
Mich würde interessieren, wie es dazu kommt, dass der Hörfunk jeweils so unterschiedlich priorisiert wird. Gibt es eine Stelle, an der man erfahren kann, wie die Finanzmittel in den jeweiligen Anstalten grob verteilt werden? Vielleicht sogar, wieviel z. B. eine Welle wie Bayern 2 oder WDR 5 kostet?

Hilft das etwas (23. KEF-Bericht)?

1681369765367.png

Allerdings sieht die KEF diese Unterschiede auch als Signal dafür an, dass diejenigen, die teuer / hochwertig produzieren, erst einmal sparen sollen:

1681369842673.png

Darauf weist die ARD in ihrer Stellungnahme hin:

1681369905420.png
 
Mich würde interessieren, wie es dazu kommt, dass der Hörfunk jeweils so unterschiedlich priorisiert wird. Gibt es eine Stelle, an der man erfahren kann, wie die Finanzmittel in den jeweiligen Anstalten grob verteilt werden?

Ich hatte ja oben schon auf diese Frage geantwortet mit "historisch gewachsen". Ich möchte aber noch mal betonen, dass diese Unterschiede sehr viel Willkür "von oben" darstellen.

Oder wurden die Beitragszahler gefragt, dass sie für eine Nachrichtenwelle in BW & RLP nur 9 ct/Monat, in Bayern aber das Dreifache (27 ct/Monat) aufwenden wollen? Und dafür auch jeweils entsprechende Qualtiät bekommen wollen?

Die meisten Anstalten weisen die Kosten von Radioprogrammen in den oben von @lg74 verlinkten Seiten einzeln aus.
 
Vielen Dank für eure Antworten! Interessant, dass bei so grundlegenden Verteilungsfragen so viel Willkür herrscht.

Hilft das etwas (23. KEF-Bericht)?

Anhang anzeigen 25757
Danke für diese Quelle! Die ersten beiden Plätze belegen wie von mir erwartet der WDR und der BR. Umgerechnet auf die Anzahl der Programme dürfte der MDR Schlusslicht sein - auch das hört man.

Zur naiven Schlussfolgerung der KEF, dass diejenigen Anstalten, die über dem ARD-Durchschnitt liegen, automatisch Einsparpotential hätten, braucht man eigentlich nichts zu schreiben. Da ist die Stellungnahme der ARD schon ganz passend.

Ich hatte ja oben schon auf diese Frage geantwortet mit "historisch gewachsen". Ich möchte aber noch mal betonen, dass diese Unterschiede sehr viel Willkür "von oben" darstellen.
Ich hatte in den Tiefen des Internets mal einen E-Mail-Verkehr zwischen einem Hörer und (ich glaube, es war) Wolfgang Schmitz aus der Gründungszeit von WDR 5 gefunden. Dort hieß es, dass man mit diesem Schritt explizit bisherige Deutschlandfunk-Hörer für sich gewinnen wollte. Das erklärt historisch, dass WDR 5 auch entsprechend wie ein Vollprogramm und nicht wie ein Inforadio klingt. Das muss man sich natürlich auch leisten können - für die zweitgrößte ÖR-Anstalt Europas war das aber wahrscheinlich damals kein Problem. Aber wie man sieht: Dass der WDR heute ein Programm wie WDR 5 hat, ist auf den damaligen Willen und das Konkurrenzdenken von wenigen Personen "da oben" zurückzuführen.

Ich hab mir die Seite irgendwo gespeichert, die müsste ich nur nochmal wiederfinden...
 
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Der Zukunftsrat schlägt ein Ende der ARD-Arbeitsgemeinschaft der Sender vor. Es gibt dann eine ARD-Anstalt. Die Intendanten-Fürstentum-Tümeleien in den Länderanstalten wird aufgelöst. ARD, ZDF und Deutschlandradio werden bundesweit verantwortlich. Die Landesanstalten werden für Zulieferungen beauftragt. Ansonsten verantworten sie ihre eigene regionale Programmgestaltung. Leitplanken sind dafür die Vorgaben der neun ARD als bundesweite Managementzentrale. Orientierung bietet der Programmauftrag. Die Finanzierung wird ganz neu aufgestellt ... wenn die Politiker in den Ländern diesen Vorschlägen der Kommission folgen.

 
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Es gibt dann eine ARD-Anstalt. Die Intendanten-Fürstentum-Tümeleien in den Länderanstalten wird aufgelöst. ARD, ZDF und Deutschlandradio werden bundesweit verantwortlich. Die Landesanstalten werden für Zulieferungen beauftragt. Ansonsten verantworten sie ihre eigene regionale Programmgestaltung.
Wenn die Landesanstalten bestehen bleiben bedeutet das also noch eine Anstalt mehr?
 
Das war auch Thema bei der PK zur Vorstellung der Vorschläge (s. Youtube)
Dazu ein epd-Artikel:
 
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