Aber die Armen kennen ja nix Anderes. Was sollten sie denn auch sonst wählen? Wenn du ein Tier in Kansas fragst, was sein Lieblingsessen ist, wird es auch 'Mais' sagen...sonst hat es ja auch nie was vor die Kiefer bekommen.
Mag sein, dass die Playlist anders wäre, wenn sie von der Hörerschaft erstellt würde. Aber ich halte den Musikgeschmack des geneigten Ö3-Hörers für nicht ausreichend vorhanden, um für die Erstellung einer Playlist qualifiziert zu sein.
Deine Antwot erinnert mich nun etwas an den Text von "Gö da schaust" von W. Ambros...
Ich denke, es hängt auch etwas davon ab, unter welchem Motto die Wünsche stehen. Hier wurde nach Titeln gefragt, die man mit Erlebnissen verbindet. Wenn das Motto gewesen wäre "Wünsche Dir Deinen Lieblingssong" oder "Wünsche Dir den Song, den Du schon lange nicht im Radio gehört hast", wäre das Ergebnis vermutlich etwas anders ausgefallen... bei den Lieblingssongs wäre dann wahrscheinlich der Anteil der aktuellen Titel höher, und bei Titeln, die man schon lange nicht gehört hat. kommt wohl eine größere Abwechslung heraus, weil damit die Titel, die ohnehin ständig laufen, gedämpft werden. Dies sieht man z.B. beim "Zimmerservice" von FM4, wo die Hörer dazu aufgefordert sind, sich ausgefallene Titel zu wünschen, und die Auswahl entsprechend groß ist.
Da man zu jedem Titel auch abrufen kann, wo er sich im Moment ungefähr im Ranking befindet, habe ich eine Auswertung gemacht, wie sich die gevoteten Titel so verteilen. Dabei bin ich von 12 Titeln ausgegangen in der Annahme, dass im Schnitt ungefähr soviel pro Stunde auf Ö3 laufen...
Von 12 gevoteten Titeln entfielen:
3 (also 25%) auf die Plätze 1-100 (also die ersten 100 Titel)
1 auf Plätze 101-200
2 auf Plätze 201-300
je 1 auf Plätze 300-400, 400-500, 600-700 und 800-900
2 auf Plätze 1000+
Das heißt, die Hälfte der Stimmen entfällt auf die vorderen 300 Plätze und nur 1/6 der Stimmen auf Titel, die nicht unter den Top 1000 sind. Für mich ergibt sich daraus ein "Rotationseindruck" von ca. 2000 Titeln.
Das ist aber die übliche Verteilung von Musikwünschen, wobei sich bei Ö3 hier eine etwas engere Auswahl als z.B. bei 88.6 ergibt, wahrscheinlich auf Grund des etwas jüngeren Zielpublikums, der sich durch den höheren Anteil aktueller Musik ergibt. Ich beschäftige mich seit einigen Jahren intensiver mit Musikwünschen auf verschiedenen Sendern und habe daher mit verschiedenen Techniken auch schon einige diesbezügliche Auswertungen erstellt bzw. Erfassungen laufen, sofern ich die Zusammenstellung, so sie sicht- oder hörbar ist, für halbwegs realistisch halte. Wenn ich die Auswahl ansehe, die im entsprechenden "Ticker" bei Ö3 zu sehen ist, halte ich sie übrigens noch viel geringer, also kann es durchaus sein, dass hier nicht alle gevoteten Titel aufscheinen.
Die Frage ist, was nun ein Radiosender daraus macht. Er kann die Auswahl noch zusätzlich verknappen und zu unbekannte Titel nicht spielen, obwohl sie manchmal gewünscht werden, oder er kann zusätzlich noch unbekannte Titel spielen, die nicht gewünscht werden, um den "Bildungsauftrag" zu erfüllen. ;.-) Bei Ö3 kommt mir z.B. die Sendung "Solid Gold" mit Eberhard Forcher von der Auswahl her reichhaltiger vor als das, was an älteren Nummern (laut dem Voting) so gewünscht wird... hier hört man mehr Perlen und seltenere Titel, im restlichen Programm eher nicht.
Was Gary Glitter betrifft, stimme ich nicht zu... meiner Meinung nach ist das Produkt, also die Musik, die er produziert hat, mit ihrer Veröffentlichung vom Produzenten losgelöst und gefällt mir nun nicht weniger, auch wenn dieser im Gefängnis sitzt. Da gäbe es wohl noch etliche Künstler, deren Benehmen sich sonst auf die Musik, die sie gemacht haben, auswirken würde, z.B. Milli Vanilli, wo dann bekannt wurde, dass diejenigen, die sich in der Öffentlichkeit als Milli Vanilli ausgaben (Rob und Fab), auf den Platten überhaupt nicht zu hören waren. Das war aber auch bei Boney M. schon so, wo auf der Platte nur 2 der Damen Lead gesungen haben und Bobby nur eine gelegentliche Sprechrolle hatte, während die männlichen und manchmal auch hohe Chorstimmen von Frank Farian kamen, der auf der Bühne nicht präsent war. Was aber kein Grund ist, die Musik nicht zu hören, und tatsächlich sind Boney M. immer noch der meistgespielte englischsprachige Interpret auf Radio Burgenland.