Wohin geht die Reise für das Medium Radio?

FrauSoundSo

Benutzer
Hi,
beim Querlesen hier im Forum, ist mir aufgefallen, dass gerade bei sehr vielen Radiosendern Einsparungen, Qualitäts und Substanzabbau zu beobachten ist.
Vor allem die Programme des ÖRR sind von massiven Sparmaßnahmen betroffen. Meinen ehemaligen Lieblingssender Hr1 kann ich kaum noch hören so belanglos und Langweilig ist der in weiten Strecken geworden.

Was steht eurer Meinung nach hinter dieser Entwicklung? Und wie findet ihr das als Radiofans? Wie zufrieden seid ihr noch mit eurem Lieblingsradio? Was müsste/ sollte sich verändern, wenn ihr das sagen hättet? Welche gestrichenen Radiosendungen wollt ihr zurück?
Und was würdet ihr den Menschen, die für diesen aktuellen Entwicklungen verantwortlich sind gerne sagen?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen!

Es Grüßt ein besorgter und inzwischen auch ziemlich wütender Radiofan, der nicht will, dass das Medium Radio als solches in der Belanglosigkeit versinkt!
 
beim Querlesen hier im Forum(,) ist mir aufgefallen, dass gerade bei sehr vielen Radiosendern Einsparungen, Qualitäts und Substanzabbau zu beobachten ist.
Das hast Du richtig erkannt.
Was steht eurer Meinung nach hinter dieser Entwicklung? Und wie findet ihr das als Radiofans? Wie zufrieden seid ihr noch mit eurem Lieblingsradio? Was müsste/ sollte sich verändern, wenn ihr das sagen hättet? Welche gestrichenen Radiosendungen wollt ihr zurück?
Und was würdet ihr den Menschen, die für diesen aktuellen Entwicklungen verantwortlich sind gerne sagen?
Das alles hast Du hingegen nicht gefunden? Oder soll es hier nur noch mal neu reinkopiert werden?
 
Hach, der Umgangston in diesem Forum ist einfach überaus Charmant! 😉

Mein Eindurck ist der, dass alle Radiofans sich frustriert und resigniert an ihrem eigenen Sender abarbeiten. Und das vermutlich schon seit Jahren. Es ging schon lange Bergab, aber was gerade im Gange ist, lässt mich vermuten, dass gerade seitens der ARD ein regelrechter Kahlschlag im gange ist.
Ich finde es schwer dem hilflos zu zu schauen.

Viel cooler fände ich es daher, wenn die Radiofans aller Sender sich zusammen tun würden und vielleicht ein bisschen organisieren, statt hier nur frustriert in ihren jeweiligen Threads herum zu nörgeln.
Wir können schlecht mit unseren Treckern los fahren und das schlechte Programm blockieren. Aber vielleicht fällt uns ja was anderes ein?
Ich fände so eine Art Verein gut, ein Zusammenschluss von Konsumenten, die den Anspruch erheben beim Programm mitreden zu dürfen und vielleicht ein wenig Öffentlichkeitsarbeit machen, wenn die Verantwortlichen, wie gerade jetzt einfach groben Unfung produzieren!
Diese Zusammensetzungen bei den Rundfunkräten zum Beispiel. Ist die noch zeitgemäß? Immerhin sind das die Leute, die die ARD Intendanten wählen oder? Warum wirft man in diesen Topf nicht noch einmal die selbe Menge von Konsumentenvertretern? Vielleicht hätten wir dann ja besseres Radio?
Hier im Forum finden sich sicher nur die Hardcore Radiofans wieder. Und halt Radiomacher, die mit Sicherheit heimlich mitlesen. Gruß auch an euch!😉

Wenn die Fans mit Radio Herzblut sich aber zusammen täten und es irgendwie schaffen würden, all jene zu erreichen ( und sei es nur für eine Unterschriften), die vor ihren Radiogeräten sitzen und scheiße finden, wie ihr Radio plötzlich klingt, aber halt einfach nichts dazu sagen, dann könnte man ja einfach mal gucken ob dann der ein oder andere Intendant aufwacht und bereit ist zuzuhören.
Ich habe bei meinem Rundfunkrat nämlich schon Beschwerde eingereicht. Und die Antwort des Intendanten war gelinde gesagt ein Witz!

Aber trotzdem kleiner Tipp für alle, die es noch nicht wissen: man kann beim Rundfunkrat seines jeweiligen ARD Sendersschriftlich Beschwerde einreichen. Der Rundfunkrat ist dann verpflichtet darauf zu reagieren. Gebt den Leuten, die da gerade Bockmist verzapfen ruhig ein bisschen was zutun und sagt denen mal persönlich, was ihr von dem halten, was die machen. 😉

Wenn wir jetzt nichts machen, wird uns, so fürchte ich, nämlich in paar Jahren ne KI das Wetter vorlesen. Und damit könnte ich eigentlich nicht leben.

Da bist du leider 20 Jahre zu spät dran.
Mag sein, aber früher bin ich halt nicht geboren. 😉
Und zu spät ist es eigentlich nie. Wenn Schallplatten ein Comeback feiern können, wenn gesunde Lebensmittel plötzlich gehypet werden nur weil man ihnen einen neuen Namen gibt: "Superfood", wenn ein auf tick tock viral gegangenes Video dafür sorgen kann, dass die Jugend Fleetwood Mac neu entdeckt, dann kann auch das Radio einen neuen Frühling erleben.

Es braucht nur wahrscheinlich einen frischen Wind, einen Neustart, klug genutztes Marketing in den sozialen Medien( nicht das was der ÖRR denkt, wie man social Media für sich nutzt. Die können das nämlich irgendwie nicht) und ein paar Ikonen, die das Radio feiern. Weil Radio ist wie Podcast nur viel besser!
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Absetzen von den Besten Sendungen, die der Sender hatte und der allgemeine Verlust von Substanz, Musikalischer Vielfalt, Journalistischer excellence sowie der Moderationsstiel, der immer weiter in die Richtung Jahrmarktsschreier geht.

Achso und an aller Radiomacher, die das hier lesen und selbst traurig über diese Entwicklung beim Radio insbesondere bei der ARD sind und Angst davor haben in den nächsten Jahren ihren Job zu verlieren:

Könntet ihr bitte darüber nachdenken so eine Art Journalistische Illuminati zu gründen? Einen Geheimbund mit Berufsethos, einen Orden des Phönix.... einen....ach ihr wisst was ich meine!
Einen ÖRR nur halt besser. Ohne Massagesitze und und Intendanten, die wie Bundeskanzler bezahlt werden. ÖRR in neu und besser. Radio 2.0.
Knüpft Kontakte, schließt euch zusammen, vereint euch und gründet was neues, was frisches, was besseres. Zusammen schafft ihr das, ich bin mir sicher!
 
...dann kann auch das Radio einen neuen Frühling erleben.

Es braucht nur wahrscheinlich einen frischen Wind, einen Neustart, klug genutztes Marketing in den sozialen Medien( nicht das was der ÖRR denkt, wie man social Media für sich nutzt. Die können das nämlich irgendwie nicht) und ein paar Ikonen, die das Radio feiern. Weil Radio ist wie Podcast nur viel besser!
Ich fürchte, Radio wird Podcast. Zu großen Teilen. Bis auf die aktuellen Nachrichten und Politiksendungen. Weil die Entscheider oft keine Ahnung haben, und versuchen, vor dem Wahlsieg der AfD die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Sparen wie immer Fehlanzeige. Stattdessen PODCASTS - das ist (ich denke, das ist auch fuer uns hier GAAANZ neu) - der heisse Scheiss. Dan wird man das Homeoffice nutzen für den Abbau von Dingen, die die menschlichen Mitarbeiter mögen (die natürlich nur ein Kostenfaktor sind) ...Mobile Büros...flexibles Arbeiten. Klingt so modern. Gut für 2 Sätze in den Berichten an die TV/Hörfunkrat. Und das sind dann Vorschläge von den Alten, also denen, die seit Jahrzehnten das Medien Radio nicht erneuern, sondern nur versuchen, über Wasser zu halten, meist mit Hinweisen auf zu wenig Geld. Und da ja bei den ÖRR ganz viele junge, super ausgebildete studierte Menschen anfangen, meist ohne eine Grund-Bildung, nur mit Studiumwissen ohne echte Berufspraxis, aber mit viel Elan zum Unsinn-Treiben, wird es abwärts gehen...
 
Welche gestrichenen Radiosendungen wollt ihr zurück?
Alle! Das gute alte Dampfradio zum 100. verlogen zu feiern, um es dann ohne Not zu schlachten & es in seine Einzelteile zu zerlegen, ist eine bodenlose Sauerei. Dass der Beitragszahler statt des Radios jetzt mit seinem Beitrag auch Gniffkes neue Digi-Welt finanzieren darf, während dem Radio die linearen Beine, auf dem es steht, abgehackt werden, gibt dem Radio den Todesstoß. In ein paar Jahren, wenn Streams aus der Mode sind & das ganze Ausmaß der mutwilligen Zerstörung bekannt ist, werden sich die Haupt-Verantwortlichen hoffentlich erklären müssen & für die Radio-Kastrierung verantworten. Digitales & Radio könnten friedlich nebeneinander existieren. Aber nein, die Anbiederung bei jugendlichen, die eh bei Netflix & Co zu finden sind, geht weiter & das Radio liegt im Koma. Hörer werden nicht informiert & Moderatoren nebst vertrauten Sendungen sind einfach mal weg. Anstatt zu zeigen, dass das Radio den Unterschied macht, wird Eigenwerbung konsequent verweigert. Das einzige, was stört, ist das Radio. Wieder das Ein-Mann-Entscheider-Prinzip, weswegen es den Schlesinger-Skandal gab. Nichts gelernt! Mir tun die vielen Hörer leid, dessen Lieblings-Moderatoren über Jahrzehnte "Gast" im Wohnzimmer waren & sich teils nicht verabschieden konnten. 🤷‍♂️
 
@FrauSoundSo: Du scheinst nicht zu wissen dass hier fast ausschließlich berufstätige und ehemalige Radiomitarbeiter zugange sind, weil Radiofans, bezogen auf das Medium an sich, heute kaum noch zu finden sind. Die meisten Hörer sind passive Konsumenten, die das Radio als schnelle Informationsquelle oder Muntermacher während des Frühstücks oder kurzer Autofahrten anmachen oder als Geräuschkulisse bei manueller Arbeit einsetzen. Das gezielte oder tagesbegleitende Radiohören gibt es nur noch vereinzelt, dazu sind die digitalen Spielereien einfach zu verführerisch, um nicht zu sagen unwiderstehlich.

Wer eine Sendung gezielt hören möchte lädt sie sich aufs Smartphone oder ein anderes Endgerät und frönt damit seiner Leidenschaft, immer zwischen Audio, textbasierten Seiten und Bewegtbild changierend. Bei der ARD scheint die Erkenntnis Einzug gehalten zu haben dass große Investitionen in ein attraktives Tagesbegleitprogramm für die Katz sind und beim Fernsehen, das zumindest von den Älteren noch intensiver genutzt wird, besser aufgehoben sind. Beim Radio setzen die Anstalten vermehrt auf senderübergreifende Synergien, Automatisierung und KI - und bei einigen Leuchtturmprojekten - auf treue Podcast-Abonnenten.

Selbst wenn der deutsche Privatfunk attraktiver wäre könnte er gegen WLAN, USB-Stick oder Smartphone-Streaming-Flats nichts ausrichten. Hier bahnt sich ohne Umstellung des Geschäftsmodells eine traurige Zukunft an, denn je mehr Dienste werbefinanzierte Nutzungsvarianten einführen oder ihre mobile Reichweite steigern, desto kleiner wird der Kuchen. Die UKW-Ausstrahlung ist aber mit beachtlichen Kosten verbunden, die erst mal hereingespielt werden müssen.
 
ach - Beschwerde beim Rundfunkrat-guter Witz.
Das wird in der Regel als nicht qualifizerte Programmbeschwerde zurück an die Programmredaktion gegeben, die dann mit den allbekannten Textbausteinen antwortet. "größter gemeinsamer Nenner, die Befragungen haben ergeben, das die Hörer das wollen, polarisiert zu stark..." und und und...
 
Ich fürchte, Radio wird Podcast. Zu großen Teilen. Bis auf die aktuellen Nachrichten und Politiksendungen. Weil die Entscheider oft keine Ahnung haben, und versuchen, vor dem Wahlsieg der AfD die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Sparen wie immer Fehlanzeige. Stattdessen PODCASTS - das ist (ich denke, das ist auch fuer uns hier GAAANZ neu) - der heisse Scheiss. Dan wird man das Homeoffice nutzen für den Abbau von Dingen, die die menschlichen Mitarbeiter mögen (die natürlich nur ein Kostenfaktor sind) ...Mobile Büros...flexibles Arbeiten. Klingt so modern. Gut für 2 Sätze in den Berichten an die TV/Hörfunkrat. Und das sind dann Vorschläge von den Alten, also denen, die seit Jahrzehnten das Medien Radio nicht erneuern, sondern nur versuchen, über Wasser zu halten, meist mit Hinweisen auf zu wenig Geld. Und da ja bei den ÖRR ganz viele junge, super ausgebildete studierte Menschen anfangen, meist ohne eine Grund-Bildung, nur mit Studiumwissen ohne echte Berufspraxis, aber mit viel Elan zum Unsinn-Treiben, wird es abwärts gehen...
Jetzt, ich denke auch der ÖRR ist nicht zu Retten. Aber wer will Podcasts, wenn er auch Radio haben kann??
Alle! Das gute alte Dampfradio zum 100. verlogen zu feiern, um es dann ohne Not zu schlachten & es in seine Einzelteile zu zerlegen, ist eine bodenlose Sauerei. Dass der Beitragszahler statt des Radios jetzt mit seinem Beitrag auch Gniffkes neue Digi-Welt finanzieren darf, während dem Radio die linearen Beine, auf dem es steht, abgehackt werden, gibt dem Radio den Todesstoß. In ein paar Jahren, wenn Streams aus der Mode sind & das ganze Ausmaß der mutwilligen Zerstörung bekannt ist, werden sich die Haupt-Verantwortlichen hoffentlich erklären müssen & für die Radio-Kastrierung verantworten. Digitales & Radio könnten friedlich nebeneinander existieren. Aber nein, die Anbiederung bei jugendlichen, die eh bei Netflix & Co zu finden sind, geht weiter & das Radio liegt im Koma. Hörer werden nicht informiert & Moderatoren nebst vertrauten Sendungen sind einfach mal weg. Anstatt zu zeigen, dass das Radio den Unterschied macht, wird Eigenwerbung konsequent verweigert. Das einzige, was stört, ist das Radio. Wieder das Ein-Mann-Entscheider-Prinzip, weswegen es den Schlesinger-Skandal gab. Nichts gelernt! Mir tun die vielen Hörer leid, dessen Lieblings-Moderatoren über Jahrzehnte "Gast" im Wohnzimmer waren & sich teils nicht verabschieden konnten. 🤷‍♂️
Ja, verflucht! Genau so sehe ich das auch! Gniffke und Co. versuchen sich auf Teufel komm raus "volksnah" zu präsentieren. Die beten das "wir wollen bei den Menschen sein" runter als würde man es ihnen schon glauben, wenn sie es nur oft genug sagen.
Dabei sind Menschen wie Gniffke, die flink mit dem Rotsift die Gelder einkürzen( nur bei sich selbst halt nicht) das Problem, was der ÖRR hat, nicht die Lösung!

"You can fool some people sometimes! But you cant fool all the people all the time!"

ach - Beschwerde beim Rundfunkrat-guter Witz.
Das wird in der Regel als nicht qualifizerte Programmbeschwerde zurück an die Programmredaktion gegeben, die dann mit den allbekannten Textbausteinen antwortet. "größter gemeinsamer Nenner, die Befragungen haben ergeben, das die Hörer das wollen, polarisiert zu stark..." und und und...
Tatsächlich wurde meine Beschwerde mit dem Hinweiß, dass ich nicht die Einzige sei, die sich Sorgen um die aktuelle Entwicklung macht, an den Intendanten weitergeleitet. Dieser hat sich auch geäußert. Zwar nicht gerade erfreulich. Aber immerhin musste er Stellung beziehen.

@FrauSoundSo: Du scheinst nicht zu wissen dass hier fast ausschließlich berufstätige und ehemalige Radiomitarbeiter zugange sind, weil Radiofans, bezogen auf das Medium an sich, heute kaum noch zu finden sind. Die meisten Hörer sind passive Konsumenten, die das Radio als schnelle Informationsquelle oder Muntermacher während des Frühstücks oder kurzer Autofahrten anmachen oder als Geräuschkulisse bei manueller Arbeit einsetzen. Das gezielte oder tagesbegleitende Radiohören gibt es nur noch vereinzelt, dazu sind die digitalen Spielereien einfach zu verführerisch, um nicht zu sagen unwiderstehlich.

Wer eine Sendung gezielt hören möchte lädt sie sich aufs Smartphone oder ein anderes Endgerät und frönt damit seiner Leidenschaft, immer zwischen Audio, textbasierten Seiten und Bewegtbild changierend. Bei der ARD scheint die Erkenntnis Einzug gehalten zu haben dass große Investitionen in ein attraktives Tagesbegleitprogramm für die Katz sind und beim Fernsehen, das zumindest von den Älteren noch intensiver genutzt wird, besser aufgehoben sind. Beim Radio setzen die Anstalten vermehrt auf senderübergreifende Synergien, Automatisierung und KI - und bei einigen Leuchtturmprojekten - auf treue Podcast-Abonnenten.

Selbst wenn der deutsche Privatfunk attraktiver wäre könnte er gegen WLAN, USB-Stick oder Smartphone-Streaming-Flats nichts ausrichten. Hier bahnt sich ohne Umstellung des Geschäftsmodells eine traurige Zukunft an, denn je mehr Dienste werbefinanzierte Nutzungsvarianten einführen oder ihre mobile Reichweite steigern, desto kleiner wird der Kuchen. Die UKW-Ausstrahlung ist aber mit beachtlichen Kosten verbunden, die erst mal hereingespielt werden müssen.
Achso, verstehe, es gibt also überhaupt keine Radiofans mehr? 🤔
Mmmh, okay, dann bin ich ja hier wenigstens mit meinem Vorschlag für eine Journalisten- Iluminati an der richtigen Stelle...😉
Auf der einen Seite stehen Leute, die gutes Radio wollen. Auf der Anderen Seite stehen Menschen, die gutes Radio machen wollen. Und in der Mitte steht uns der Herr Gnifke im Weg....
Macht was draus...!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das Kernproblem liegt darin, dass die Verantwortlichen in den ÖR-Anstalten nicht mehr an die Kraft und Magie ihres Kernprodukts lineares Radio glauben. Das ist eine selbsterfüllende Prophezeihung, weil sie selbst durch jahrelange Ausdünnung, Verflachung und Infantilisierung seine Schwäche erst herbeigeführt haben. Und nun stehen sie an dem Punkt, an dem sie den Glauben an sich selbst verloren haben und deshalb Ausschau danach halten, wo denn der Erfolg und Hörerzuspruch hingewandert sind - und das ist im Netz. Also hüpfen sie jetzt mit Pauken und Trompeten ins Netz, um dort weiterzumachen, - allerdings ohne zu verstehen, dass dort andere Regeln gelten und es dort weitaus profesionellere und flexiblere Akteure gibt, denen sie auch mit noch so viel Gebührengeldern nicht gewachsen sind.
Dabei ist die Lösung doch einfach: Lasst das Netz Netz sein, es funktioniert sehr gut auch ohne öffentlich-rechtliche Beglückung. Und lasst die Privaten Flach- und Dudelfunk machen, das können sie perfekt. Bleibt als ÖR bei euren Leisten, und das ist das inhaltsvolle, aktuelle und unterhaltsame live-Begleitradio mit charmanten, originellen und gut ausgebildeten Moderationspersönlichkeiten, die an der langen Leine laufen dürfen. Bei einer solchen Konzentzration auf die Kernkompetenz käme auch niemand auf die Idee, den ÖR grundsätzlich das Existenzrecht abzusprechen, was sie sich aber mit ihrem hektischen (und teuren) Überall dabei sein-Aktivitäten zunehmend selbst einbrocken.
 
Wenn bei MDR Jump die hauseigene Nachrichtensprecherin in ihrer letzten Verlese anfängt zu heulen, weil sie von MDR aktuell outgesourced wird, damit man noch mehr Geld für dämliche Kurzvideos in der MDR Jump App zur Verfügung hat. Hier in der ehemaligen DDR wird der Pioniergeist eigentlich nur noch von den freien Radios gelebt. Die brauchen keine Apps und kein Social Media. ARD macht Radio tot. Der sündhaft teure ÖR ist immer noch so verbürokratisiert, dass man immer noch für Gemeinschaftsprogramme gegenseitig Leitungen buchen muss, was oft fehleranfällig ist. Und bei Stromausfall könnten sie nicht mal ein Notprogramm in der Zone senden. In der Nalepastraße wäre das sicher kein Problem gewesen. ARD-Radiosender können halt kein YouTube und TikTok. Und das ist auch nicht ihre Aufgabe. Aber das scheinen die nicht zu verstehen. Jugendwellen sollen Nachwuchstalentschmieden sein und Popwellen eine gesunde Mischung aus populärer Musik und regionaler Berichterstattung. Wenn ich so weiter meckere werde ich noch zum s.matze.
 
Zuletzt bearbeitet:
Radio wird überleben. Es wird ausgedünnt - oder wie man es positiver formulieren kann - gesund geschrumpft - wenn auch nicht überall tatsächlich gesund. In Deutschland ist in der Tat zu merken, dass die Verantwortlichen ihr Medium aufgegeben haben. Die Privaten versuchen noch als ehestes, das Radio zu retten, haben sie auch nicht viel anderes. Neuspezialisierung kostet zu viel Geld und Zeit, also steckt man wieder etwas Pioniergeist ins Medium. Beispiele sind Radio Bob, Schlagerradio und andere, welche Nischen entdeckt haben, die insbesondere der öffentlich-rechtliche Apparat nicht (mehr) bedienen kann oder möchte.

Der ÖR sollte lieber darüber nachdenken, von sechs, teilweise acht Stationen, wieder auf vier oder fünf zu gehen und diese dann wieder mit mehr Leben zu füllen. Das Deutschlandradio dient mittlerweile als Abladestation sämtlicher Qualität, während die Landessender nur noch leichte Kost anbieten. Gerade die Deutschlandfunks zeigen, dass das Medium Radio nach wie vor lebt und begeistern kann.

Ähnliches passiert in Polen, wenn auch mehr der Politik geschuldet (hier hoffe ich auf ein Umdenken seitens der neuen Regierung) oder in Ungarn. Österreich und die Schweiz halten zumindest den ÖR einigermaßen hoch, einerseits wegen der Billag-Diskussion in der Schweiz, andererseits wegen dem ORF-Gesetz in Austria. In meinem geliebten Nederland hält sich die Qualität glücklicherweise, Veronica ist spezieller geworden, SLAM! wieder etwas mutiger (sie nutzen das Abstreifen der Formatschere, die mit der ehemaligen A5-Senderkette einherging) und der NPO nach wie vor um Hörer bemüht. Ich bemerke nur eine gewisse Rotation bekannter Moderatoren, die alle paar Jahre ein Bäumchen-Bäumchen-wechsel-Dich veranstalten. Aber die Begeisterung neuer DJs bei den Piraten, den örtlichen Lokalen oder Regionalen lässt auf einen gewissen Nachwuchs hoffen.

Ich ziehe folgendes Fazit: Gerade, weil Radio ein weltweites Medium ist, wird es überleben - ebenso wie das Fernsehen. Es stellt sich nur die Frage, was jedes Land daraus macht. Hier gebe ich Mannis Fan Recht: Der ÖR sollte sich auf das konzentrieren, was er kann - und er kann es, wenn man sich das Deutschlandradio anschaut - oder radioeins.
 
Vorsicht, das nachfolgende Posting hat massive Überlänge.
Was steht eurer Meinung nach hinter dieser Entwicklung?
Nun, ich würde es als eine Art selbsterfüllende Prophezeiung sehen. Fakt ist zunächst einmal, dass das Radio an Relevanz und Hörern verliert. Das ist auch kaum verwunderlich, wenn man sich betrachtet, dass es mittlerweile haufenweise Möglichkeiten für den Bezug von Nachrichten, Musik, Verkehrsinformationen und so weiter abseits des Radios gibt. Dass dabei dann der Anteil derer, die kein Radio hören, sondern sich dieser Alternativen bedienen, wächst, ist weder erstaunlich, noch ein Phänomen, das sich nur für das Radio beobachten lässt. In Bezug auf das Fernsehen ist es ähnlich und sogar noch deutlich stärker ausgeprägt.
Das Problem ist nun, dass man insbesondere beim ÖR aus der Tatsache, dass das Radio immer weniger Hörer hat, die Konsequenz zieht, die Programme immer mehr auszudünnen und die Gelder dafür zu kürzen, denn das Interesse daran ist ja immer geringer. Bis zu einem gewissen Grad verstehe ich das Ansinnen dahinter ja auch. Als von der Allgemeinheit finanzierter Sender muss ich natürlich darauf achten, dass ich nicht an den Bedürfnissen derer, die mich finanzieren, vorbeisende. Und wenn immer mehr Podcasts und nonlineare Fernsehinhalte gewünscht werden, muss ich Geld in die Hand nehmen, diese zu produzieren. Geld, das ich dann anderswo nicht mehr einsetzen kann. "Dann nehme ich es doch lieber von dort weg, wo es sowieso den Interessen von tendenziell immer weniger Menschen dient, eben zum Beispiel vom Radio", mag sich da manch ein Intendant denken.
Doch ist diese Konsequenz wirklich die richtige? Aus meiner Sicht währe es viel eher angebracht, das Radio zu stärken, damit es auch in einer Welt voller Streamingdienste und Podcasts bestehen kann. Das hat auch sehr viel mit dem Selbstverständnis des Mediums zu tun. Radio, das war früher einmal die hauptsächliche Musikquelle, das schnellste Medium der Welt, der Kanal, auf dem ich über die Situation auf der Straße informiert werde. Das sind alles Punkte, die ich heute genauso gut oder gar besser anderswo bekomme. Musik kriege ich auf mich persönlich zugeschnitten bei Spotify, Nachrichten lassen sich binnen Sekunden über das Internet verbreiten, während der Reporter vom Radio noch die Leitung testet und Verkehrsmeldungen kriege ich von der Navigationsapp meines Vertrauens für meine Strecke, ohne sie mir mühsam aus einer teils ellenlangen Aufzählung von Autobahnen und Anschlussstellen zusammensuchen zu müssen, deren Großteil für mich gerade überhaupt keine Relevanz hat. Mit diesen Punkten kann das Radio heute also wohl kaum noch jemanden überzeugen. Vielleicht wäre es also angebracht, sich und seine Stärken neu zu definieren. Der Weg wäre teils gar nicht so weit. Klar, das schnellste Medium wird man nicht mehr sein, wenn es um Vorortberichterstattung geht, hat das Internet klar die Nase vorn. Allein mit seinem Smartphone kann heute jeder zum Reporter werden, ohne Kamerateam, ohne Ü-Wagen, aber auch ohne jede journalistische Kenntnis. Und genau dort könnte das Radio ansetzen. Man kann zwar vielleicht nicht mehr das schnellste Medium überhaupt sein, aber wie wäre es mit dem Versuch, das Medium zu sein, dass die Geschehnisse am schnellsten journalistisch sauber aufbereitet? Oder das Thema Musik. Natürlich setzt sich heute niemand mehr vors Radio und nimmt die neusten Hits auf, allein schon, weil viele dieser neusten Hitz im Radio ja gar nicht mehr stattfinden. Wer sowas sucht, bekommt es heute bequem bei diversen Streamingdiensten. Und vor allen Dingen bekommt er dort ziemlich genau die Musik, die er mag. Je mehr er streamt, desto besser kennt der Algorithmus seine Vorlieben und bastelt anhand derer eine passende Playlist zusammen. Was darunter leidet, ist freilich der Überraschungseffekt. Also ist der Anspruch des Radios, der Musiklieferant schlechthin zu sein, zwar vielleicht überholt, aber was ist mit dem Anspruch, den musikalischen Horizont des Hörers zu erweitern? Durch Musikredakteure, die in der Flut an Musik nach den Perlen tauchen und durch Moderatoren, die es verstehen, Titel miteinander zu verbinden, die für sich genommen überhaupt nicht zueinander passen und daher wohl auch kaum in einer algorithmisch generierten Playlist hintereinander auftauchen würden?
Was ich dagegen in der Realität sehe, ist ein Radio, das zur Selbsstaufgabe neigt, das zwar erkannt hat, dass es mit seinen alten Stärken heute kaum noch auftrumpfen kann, gleichzeitig aber keine neuen Stärken und Ziele sucht und das sich dadurch selbst überflüssig macht. Das ist es, was ich eingangs mit der sich selbst erfüllenden Prophezeiung meinte: Radio verliert an bedeutung und tut kaum was dagegen.
Und wie findet ihr das als Radiofans?
Jetzt hab ich auf Deine vorhergehende Frage so viel geschrieben, daher beantworte ich diese nur mit einem Wort: Fatal!
Was müsste/ sollte sich verändern, wenn ihr das sagen hättet?
Es müsste etwas geben, das ich gern als (selbst)bewusstes Radio bezeichne. Das meint ein Radio, dass sich nicht hinter Spotify und Podcasts versteckt, weil es sich der Tatsache bewusst geworden ist, dass es ganz eigene Stärken hat. Einige habe ich oben ja schon genannt, andere sind zum Beispiel gerade in der so oft als Nachteil dargestellten Linearität zu suchen, Stichwort Lagerfeuer-Effekt. Ich will das anhand eines Erlebnisses schildern.
Wir befinden uns im März 2020, vor zwei Wochen wurde der Corona-Lockdown ausgerufen. Für mich bedeutet das, dass mein Internat in Marburg schließen musste und wir alle nach Hause geschickt wurden. Das Problem ist nun, dass eben dieses Zuhause, in diesem Fall Stuttgart, sich für mich überhaupt nicht wie eines anfühlt. Meine Mutter wohnt dort, aber mehr habe ich nicht mit der Stadt zu tun. Weder kenne ich mich dort aus, noch habe ich dort Freunde. Und das Internat in Marburg, das ich mein Zuhause nenne, ist für mich unerreichbar, meine Freunde nun über ganz Deutschland verteilt und niemand weiß, wie es jetzt weitergehen wird. Entsprechend trüb ist meine Stimmung. Dann, an einem Freitag, erzählt mir eine Freundin aus Frankfurt von einem Hörspiel, das heute Abend im hr laufen und wohl irgendwie besonders sein soll. Warum also nicht mal reinhören? Was dann ab kurz nach 22:00 Uhr aus dem Lautsprecher erklingt, ist das absolute Kontrastprogramm zu den letzten Wochen: Ein wahres Feuerwerk aus Gags, Anspielungen und jeder Menge guter Laune, eine willkommene Ablenkung, die ich nur zu gerne annehme.
Doch was im Anschluss passiert, ist sogar noch schöner. Der Abspann ist gerade erst verklungen, da schreibt mich die Freundin aus Frankfurt an. Sie hat das Hörspiel ebenfalls gehört und wir beginnen, uns darüber auszutauschen. Was haben wir alles an Anspielungen entdeckt, was fanden wir besonders witzig und so weiter. Da sitzen wir also gut zweihundert Kilometer voneinander entfernt und können uns trotzdem über ein Hörspiel unterhalten, als hätten wir es gerade zusammen gehört. Durch dieses Erlebnis ist mir eine ganz große Stärke des linearen Radios bewusst geworden: es ist in der Lage, Menschen miteinander zu verbinden. In dem Moment, in dem man das Radio einschaltet, ist man ein Teil einer großen Gemeinschaft von Menschen, die eben verbindet, dass sie alle in diesem Moment exakt dasselbe hören. Die meisten davon kennt man nicht und wird sie wohl auch niemals kennen lernen und wenn doch, dann wird man wohl nicht wissen, dass man irgendwann einmal dieselbe Radiosendung gehört hat, aber allein dieses Wissen darum, dass man dieses Hörerlebnis gerade mit hunderten, ja, vielleicht tausenden Menschen teilt, macht schon irgendwie etwas mit mir, wenn ich es mir einmal bewusst mache. Es grenzt fast schon an Magie, wie es auf diese Weise möglich ist, dass weit voneinander entfernte oder sich völlig unbekannte Menschen dieselben Höreindrücke haben. Eine Art Club der Eingeweihten entsteht. Und gleichzeitig kann Radiohören auch etwas sehr intimes sein. Ich hörte die Sendung im Bett, wieder jemand anders vielleicht in der Badewanne. Keine Orte, an die man in der Realität haufenweise wildfremde Menschen einladen würde. Radio kann Nähe und Distanz gleichermaßen schaffen, gerade so, wie es der Hörer will. Man kann sich über hunderte Kilometer hinweg miteinander verbunden fühlen und gleichzeitig aus dem direkten Umfeld für eine Weile in die große Gemeinschaft der Radiohörer hinausflüchten. Ein Aspekt, der zwangsläufig verloren gehen muss, wenn alle Inhalte nur noch aus Mediatheken gestreamt und von jedem zu einem anderen Zeitpunkt abgerufen werden.
Aber zurück zum (selbst)bewussten Radio. Mit genau solchen Möglichkeiten und Effekten müsste es spielen, Interaktion mit und zwischen den Hörern müsste ein wichtiger Bestandteil des Programms sein. Natürlich wäre so ein Radio, das seine Hörer ja bis zu einem gewissen Grad auch fordert, für nicht wenige zu anstrengend, ließe sich vielleicht nicht mehr so gut nebenher hören und hätte dadurch zunächst mal weniger Hörer. Natürlich will das erstmal niemand, denn kurzfristig gesehen würde man sich damit ja ins eigene Fleisch schneiden. Langfristig sehe ich aber in einem solchen Konzept die einzige Chance für das Radio, auch weiterhin bestehen zu können. Aktuell haben wir ja die paradoxe Situation, dass sich die meisten Radiosender nach genau der Zielgruppe richten, die die allerhöchste "Fluchtgefahr" hin zu anderen (hör)Medien haben. Sie setzen auf möglichst viel Musik und möglichst wenig Wort. Ein Ansatz, der Ende des letzten Jahrhunderts geradezu revolutionär war. So viel Musik quasi nonstop, da konnten viele Platten- und später CD-Sammlungen nicht mithalten. Heute ist das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, sich bedudeln zu lassen, aber oftmals weder eine Sammlung von Tonträgern, noch das Radio. Streamingdienste stecken beide locker in die Tasche. Warum sollte diese Zielgruppe also langfristig gesehen noch Radio hören, wenn sie das, was sie im Radio findet, anderswo noch viel besser finden kann?
Und gleichzeitig gibt es die andere, wesentlich kleinere Gruppe, die vom Radio weit mehr erwartet. Sie ist zwar zahlenmäßig viel geringer und es erscheint daher auf den ersten Blick nicht sinnvoll, das Hauptaugenmerk auf sie zu legen, aber es ist eine ungleich dankbarere Zielgruppe, denn sie erwartet vom Radio Sachen, die so an sich nur das Radio bieten kann. Die "Fluchtgefahr" dieser Zielgruppe ist also eher gering, denn wohin sollte sie flüchten?
Nun mag mancher vielleicht einwenden, dass ein solches Konzept das Medium Radio endgültig in eine Nische verbannen würde und damit hätte er wahrscheinlich sogar recht. Es wäre nicht mehr das Massenmedium von einst, hätte dafür aber Zuhörer, die diesen Namen wahrhaftig verdienen, weil sie eben tatsächlich zuhören. Was ich dagegen befürchte, wenn man den Kurs der letzten Jahre einfach so beibehält, ist, dass am Ende überhaupt niemand mehr Radio hört. Die Einen, weil sie das, was sie im Radio finden, anderswo besser finden und die Anderen, weil sie das, was sie im Radio suchen, nirgendwo mehr finden. Zack, damit hätte sich die Prophezeiung selbst erfüllt.
Und was würdet ihr den Menschen, die für diesen aktuellen Entwicklungen verantwortlich sind gerne sagen?
Werdet Euch bewusst, was Ihr da für ein Medium in der Hand habt, mit welchen Möglichkeiten, welchen Stärken. Hört auf, es als eine Art schlechteren (weil linearen und dadurch unflexiblen) Musikstreamingdienst oder Podcastagregator zu sehen. Macht, wenn Ihr einsparen müsst, aus der Not eine Tugend und bietet besondere Sendungen als Gemeinschaftsprogramm an, anstatt sie einzustellen. Das waren jetzt mal drei Punkte, die mir sofort einfallen würden.
So, liest hier noch jemand mit? Wenn ja, dann gilt ihm mein voller Respekt, dass er sich durch diesen Wortschwall gekämpft hat. Es tut mir leid, aber manchmal packt es mich einfach und dann bin ich nur noch schwer zu bremsen. Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.
 
Das Kernproblem liegt darin, dass die Verantwortlichen in den ÖR-Anstalten nicht mehr an die Kraft und Magie ihres Kernprodukts lineares Radio glauben.
Wann haben ÖRR-Chefs zuletzt an diese Kraft und Magie geglaubt?

Ein Punkt, der mir immer zu kurz in der Betrachtung kommt ist das Gemeinschaftsgefühl, das Radio in der Vorinternet-Zeit ausgelöst hat. Ich wusste in der Schule, ich kann mich mit meinen Kumpels darüber austauschen, was gestern in der "Hey Music" lief. Im Podcast-Zeitalter wird das nie mehr zurück kommen.

Beim "Fernsehen" ist es doch ähnlich. Das meinte früher, ich konnte mich mit Kollegen über Twin Peaks oder 24 austauschen. Heute laufen neue Star Trek-Folgen bei Paramount+! Alle haben vielleicht noch die Glotze an, aber jeder schaut "für sich allein".

Podcasts bedienen Bedürfnisse, die das "Radio" noch nie in dieser Form erfüllt hat. Es geht nicht darum, eine verpasste Sendung zeitsouverän nachzuhören, das ist nur ein praktischer Service. Auch nicht, beim Joggen etwas auf den Ohren zu haben. Wenn man das "Podcast-Feeling" ins "alte Radio" bringen wollte, bräuchten die ÖRR auch das Personal dafür und ganz neue Kanäle. Doch Typen wie Kuttner oder Domian werden nicht mehr nachwachsen und wenn, landen sie garantiert nicht im ÖRR-Radio, aus Gründen.

Was viele als "Problem" nicht sehen, ist das Überangebot zum Sehen und Hören. Man stelle sich vor, jemand entdeckt erst jetzt den Podcast "Alles gesagt?" und hört sich da rückwärts durch. Longtail hört sich so harmlos an, bedeutet in der Praxis aber, das nichts mehr wichtig ist.

Was die ÖRR in Media- und Audiotheken offerieren entspricht wie vielen linearen Sendern? Für die Lizenzinhaber sind das goldene Zeiten! Für die aktuellen Kreativen aber ist das ein riesen Druck, denn letztendlich sind sie und ihr neuer Content entbehrlich, wenn sie nicht mega-prominent sind. Die Zuschauer und Zuhörer haben zwar eine unfassbare Auswahl, aber allein das Herauspicken benötigt Zeit und das Gefühl, etwas wichtiges zu verpassen ist kein entspannendes.
 
Zuletzt bearbeitet:
Werdet Euch bewusst, was Ihr da für ein Medium in der Hand habt, mit welchen Möglichkeiten, welchen Stärken. Hört auf, es als eine Art schlechteren (weil linearen und dadurch unflexiblen) Musikstreamingdienst oder Podcastagregator zu sehen. Macht, wenn Ihr einsparen müsst, aus der Not eine Tugend und bietet besondere Sendungen als Gemeinschaftsprogramm an, anstatt sie einzustellen.
Meine Erfahrung: Das interessiert KEINE Sau in den Chefetagen. Jedenfalls die Etagen, die ich kenne. Man will modern klingen (nach außen). Nach innen kritikunfähig, deshalb auch Änderungswünsche-unfähig. Es zählen mehr die Abrufzahlen und Klicks. Wird etwas Neues probiert, kann es auch nach hinten losgehen, klar. Ist ja nicht zu vermeiden. Aber es wird IMMER als ein Erfolg verkauft. Alles andere wäre eine Schwäche. Genaues Hinschauen (nach wenig guten Abrifzahlen z.B. bei youtube) ist böse. Nur meine Erfahrungen im ÖRR, also ist es wie in der Politik: keine Fehler machen und sich selbst toll darstellen. Inhalte? Mein Gott, das ist so old school.
 
Gestattet mir, aus der Innensicht eines Radiomenschen, noch eine kleine Anmerkung zu dieser (endlich mal wieder!!) hoch interessanten Diskussion zu machen:

Ich bin seit knapp sieben Jahren weg vom Sender, vom Mikrofon. Und, ja, ich bin froh darüber, nicht mehr im aktiven Diensts zu sein. Zur Wahrheit gehört: Ich lebe - nicht schlecht - u.a. von einer guten Betriebsrente nach 43 Jahren Festanstellung. Aber das zu Sagende gilt für alle ÖRs. Und es gilt heute, 2024, genauso, oder noch mehr.
Das Radio lebte schon immer mit einem kollektiven Minderwertigkeitskomplex. Da war das Fernsehen im selben Hause, das dem Radio bereits früh den Rang ablief. Das Radio wurde in den bi- später trimedialen Anstalten sehr oft mit der DDR verglichen. Die armen Brüder in ihren Hörfunkstudios. Und wir, die wir "nüscht hatten", sendeten trotzig dagegen an, versuchten, Qualitätsfunk zu produzieren, Perlen, Edelsteine, ja, auch mal Mist.
Und wir mussten damit leben, dass jedes "Spulwurm, Dackel und Co" um ein Vielfaches mehr Einschalter hatte als das noch so aufwändig produzierte Radiofeature oder das grandiose Hörspiel.
Wir lebten damit und schluckten die Tatsache, dass das "andere" Medium uns bei weitem überholt hatte. Aber da war der Kampfgeist, der uns nicht resignieren ließ. Den holten wir aus uns selbst, aus gegenseitiger Versicherung, dass wir Gutes auf die Beine gestellt hatten - in den journalistisch herausragenden Politiksendungen, in den soweit wie möglich objektiven und aktuellen Hörfunknachrichten, in den Spezialsendungen zu Neuer Musik oder in der tiefschürfenden Reportage aus Darfur. Nun gerade!
Aber: Wir waren nur das Radio und wurden in der internen Werte-Hierarchie auch so gesehen. Ein Intendant, der den Hörfunk aufgesogen hatte und als kollegialer Radiomann in diese Spitzenposition gelangte - der ist mir nur von einer kleinen Anstalt im Norden bekannt. Die anderen Führungspersönlichkeiten, Männlein wie Weiblein, seufzten in ihren Intendanzen "Ach Gott, Euch Hörfunker gibt es ja auch noch".
Und dann kam das Netz. Jene Verbreitungsform zog wie eine Marsrakete an uns in unseren Radiokatakomben vorbei. Und schon wieder waren wir die Letzten.
Wir gingen in innere Emigration und zernagten uns selbst. Woher sollte da noch die Energie kommen, aus uns heraus den Antrieb zu finden, Illuminatis zu werden, Frau SoundSo? Wir schrieben uns ab und wurden - auch von jungen Leuten, die nach trimedialem Studium Podcasts in den Sand setzten, mit unserer Erfahrung und unseren Empfehlungen gar nicht mehr wahrgenommen.
Und das färbte natürlich auch auf das Produkt ab.
Sicher: Alles schlechtreden, was heutzutage noch im Radio gesendet wird, will ich nicht.
Aber als Hobby-Pathetiker will ich diese Situation mal "Götterdämmerung" nennen. Wir japsen noch, senden noch, produzieren auch noch immer mal wieder besagte "Edelsteine". Ansonsten füllen wir lustlos Kästchen, die uns die Sende-Matrix vorgibt. Das Feuer, das uns - trotz allem - zu individuellen oder kollektiven Höchstleistungen trieb, ist längst aus. Wir verdümpeln. Ein von mir wirklich hochgeschätzter Kultur-Radiomann sagte auf die Frage, ob er glaube, dass das Radio weiterleben wird "Es wird nicht sterben, es häutet sich nur immer wieder". Diesem Optimismus kann ich mich nicht anschließen. Irgendwann nämlich steht das geliebte Medium nackt.
Und das Neue hält sicher keinen wärmenden Mantel bereit.
 
Vorsicht, das nachfolgende Posting hat massive Überlänge. (...)
Wow, danke! Erst mal kurz: Ich habe dazu so viel zu sagen und möchte an so vielen Stellen zustimmen! Muss mir dafür aber Zeit nehmen.

Das Kernproblem liegt darin, dass die Verantwortlichen in den ÖR-Anstalten nicht mehr an die Kraft und Magie ihres Kernprodukts lineares Radio glauben. Das ist eine selbsterfüllende Prophezeihung, weil sie selbst durch jahrelange Ausdünnung, Verflachung und Infantilisierung seine Schwäche erst herbeigeführt haben. Und nun stehen sie an dem Punkt, an dem sie den Glauben an sich selbst verloren haben und deshalb Ausschau danach halten, wo denn der Erfolg und Hörerzuspruch hingewandert sind - und das ist im Netz. Also hüpfen sie jetzt mit Pauken und Trompeten ins Netz, um dort weiterzumachen, - allerdings ohne zu verstehen, dass dort andere Regeln gelten und es dort weitaus profesionellere und flexiblere Akteure gibt, denen sie auch mit noch so viel Gebührengeldern nicht gewachsen sind.
Dabei ist die Lösung doch einfach: Lasst das Netz Netz sein, es funktioniert sehr gut auch ohne öffentlich-rechtliche Beglückung. Und lasst die Privaten Flach- und Dudelfunk machen, das können sie perfekt. Bleibt als ÖR bei euren Leisten, und das ist das inhaltsvolle, aktuelle und unterhaltsame live-Begleitradio mit charmanten, originellen und gut ausgebildeten Moderationspersönlichkeiten, die an der langen Leine laufen dürfen. Bei einer solchen Konzentzration auf die Kernkompetenz käme auch niemand auf die Idee, den ÖR grundsätzlich das Existenzrecht abzusprechen, was sie sich aber mit ihrem hektischen (und teuren) Überall dabei sein-Aktivitäten zunehmend selbst einbrocken.
Jaaa! So sehe ich das auch. Bei dem Gedanken, dass der ÖR jetzt einen Streaming Plattform machen will, die mit Netflix und Co konkurrieren will, habe ich die ganze Zeit einen steifbeinigen, ergrauten Lehrer mit Bügelfaltenhose im Kopf, der versucht Jugendsprache zu benutzen um bei den Kids anzukommen. Ich meine, dass kann doch einfach nix werden!
Dabei wird es in dieser verwirrenden Welt, mit Fakenews und ki generierten Videos, mit sozialen Medien, die die Leue in verschiedenen Blasen immer weiter voneinander entfernen, mir Russen die über FB amerikanische Wahlen beeinflussen usw.....
Immer wichtiger eine Instanz zu haben, die verlässlich, objektiv und solide informiert. Und dabei eine gewisse menschliche Integrität vermittelt. Genau so habe ich meinen Radiosender( hr1) gekannt. Und ich denke eben auch, dass das Medium Radio da ein unheimlich guter Ort für ist. Gerade, weil er sich klar vom Internet abgrenzt und einen eigenen Raum darstellt. Mit klugem und pfiffigem " auf sich aufmerksam machen" in den Sozialen Medien und im Internet, würde man sicher auch Menschen erreichen, die sonst nicht auf das Radio kommen würden.
Radio hat vielleicht für viele eine leicht verstaubte Aura. Ich weiß aber, dass das Innenleben höchst vital und lebendig und zeitlos sein kann! Also warum macht man nicht das, was andere mit dem Spinat gemacht haben: Pack ihn in einen Smoothie und er ist plötzlich nicht mehr diese ekelig Pampe, von der die Omma will, das du sie isst, sondern bestandteil eines hippen Mode Getränks. 😏
Macht aus dem Radio ein Superfood, und sämtliche Hipster, werden es lieben!
 
Ich fände so eine Art Verein gut, ein Zusammenschluss von Konsumenten, die den Anspruch erheben beim Programm mitreden zu dürfen und vielleicht ein wenig Öffentlichkeitsarbeit machen, wenn die Verantwortlichen, wie gerade jetzt einfach groben Unfung produzieren!
Das ist durchaus eine echt tolle Idee. Einen Verein zu gründen, ist auch gar nicht mal so umfassend. Nur inwieweit realisierbar und anerkannt ist die Frage.
 
Könntet ihr bitte darüber nachdenken so eine Art Journalistische Illuminati zu gründen? Einen Geheimbund mit Berufsethos, einen Orden des Phönix.... einen....ach ihr wisst was ich meine!
Einen ÖRR nur halt besser. Ohne Massagesitze und und Intendanten, die wie Bundeskanzler bezahlt werden. ÖRR in neu und besser. Radio 2.0.
Knüpft Kontakte, schließt euch zusammen, vereint euch und gründet was neues, was frisches, was besseres. Zusammen schafft ihr das, ich bin mir sicher!
Der ÖRR müsste neu ausgeschrieben werden. Die ARD-Entscheider sind weder mit Verstand, noch mit dem Herzen für den Erhalt des Radios. Meine Wünsche: Entscheider, die fürs Radio brennen, wie Peter Stockinger (Ex SWF3-Chef): Ups. Warum ist der jetzt auch schon 86 Jahre?:rolleyes:Werner Reinke leitet die neue Radio-Personality-Akademie. Fordert & fördert Radiotalente & leitet die größte "Radio macht den Unterschied"-Werbungs-Offensive, die es je gab.
Thema Sparen: Statt dusseliger Sendungsübernahmen
(hr/SWR)etc. nebst Wellen-Kastrationen, werden die Dauer-Wdh.-Info-Sender abgeschafft & der Zeitfunk wird wieder in seiner ursprünglichen Qualität in den ersten Programmen (ohne Häppchen & Boulevard-Journalismus) stattfinden. Des weiteren werden der SR in den SWR & Radio Bremen in den NDR eingegliedert. 3 Min. Pseudo-Regio wird mit 30 Min-Regio-Magazinen ersetzt. Bildung & Kultur erhalten wieder den Stellenwert, den sie verdienen. @FrauSoundSo: Bester Thread seit Monaten. :thumbsup:
 
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TORZ meinte ja, dass das Radio nicht das schnellste Medium sei. Jedoch ist es so, dass bei Twitter/X heute jeder ungefiltert und unüberprüft seinen Mist auskübeln darf, während im linearen Rundfunk eine journalistische Aufarbeitung unumgänglich ist. Selbst wir im Freien Radio (NKL) müssen uns an diese journalistischen Spielregeln halten. Bei YouTube, TikTok, Insta kann hingegen jeder sofort live gehen und die Einordnung von Fakten ist dort eher laienhaft bis gar nicht vorhanden. Im Radio kannst du in einer Breaking News Lage sofort live gehen und kannst über den Telefonhybriden Presseverteter von Polizei und Co. ranziehen und hast somit einen verlässlichen Mehrwert.
 
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