• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

Wohin geht die Reise für das Medium Radio?

Es befremdet mich sehr dass die Öffentlich-Rechtlichen zwar stets vorgeben die Demokratie verteidigen zu wollen, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der demokratisch gewählten Partei namens AfD jenseits offener Diffamierung und Abwehrrhetorik aber lange ablehnten. AfD-Politiker wurden in Talkshows selbst bei Wohlverhalten offen angefeindet oder gar völlig auf Distanz gehalten. Das verärgerte viele Wähler und führte erst recht zu Trotztverhalten gegenüber dem "Altparteiensystem", als dessen Sprachrohr naheliegenderweise der ÖR ausgemacht wurde und lenkte Wasser auf die Mühlen des extrem-rechten Parteiflügels um Höcke, dessen unsägliches Remigrationstreffen nun wieder ausgiebig als Waffe gegen die gesamte AfD eingesetzt wurde.

Die Fronten sind also verhärtet. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Thesen der AfD lehnt die Mehrheit der ÖR-Redakteure immer noch ab, statt dessen verdammt man sie trotz ihrer Fraktionsstellung im Bundestag in Bausch und Bogen und begreift sich trotz Neutralitätsgebots als Speerspitze einer Anti-AfD-Kampagne. Man ergreift mit der bewusst vorangetriebenen Verbotsdebatte sogar Partei für die Ampel und begibt sich damit der Möglichkeit, die AfD in der Debatte zu stellen, zu entlarven und argumentativ festzunageln ohne sie pauschal vorzuverurteilen. Natürlich hat die AfD-Führung ein Abgrenzungsproblem gegenüber Rechtsaußen, wie sich an ihrem Umgang mit Höcke und dem Lavieren in Bezug auf fragwürdigen Szenetreffen zeigt, doch warum sollte sie daran etwas ändern wollen solange Höcke die Umfragen anführt und kein medialer Rechtfertigungsdruck herrscht, geschweige denn eine Machtoption auf Landesebene existiert?

Durch die permanente Ausgrenzung zwingt man die Partei aber erst recht zum Schulterschluss und befördert sie in eine gefährliche Märtyrerrolle. Man stärkt die Abwehrhaltung gegenüber den klassischen Medien und macht sie als Underdog-Protestpartei für all jene attraktiv, die sich verkauft und verraten fühlen, ohnehin ständig knapsen müssen und unter der Ampel-Regierung weitere Wohlstandsverluste erlitten haben. Ihre Wähler treibt man auf Nachrichten-Plattformen, durch die sie immer mehr radikalisiert werden und verzichtet gänzlich darauf das sonderbare, neoliberale, unsoziale und EU-skeptische Parteiprogramm auf den Prüfstand zu stellen und es offen mit AfD-Vertretern zu diskutieren.
 
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Vermutlich sprechen wir von etwas anderem, wenn wir "Informationen" meinen?
Ja, denn ich meine damit natürlich nicht den ziemlich peinlichen TikTok-Kanal von Fritz. Wenns um Informationen geht, dann um die Kanäle, die man ganz allgemein auch als Nachrichten-Kanäle wahrnimmt, sprich Phoenix, tagesschau24 und alle mit der 24 in der Kennung, sprich rbb24, br24 usw. Die Rundfunkwellen haben mit ihrer Entkernung ja leider nicht unerheblich dazu beigetragen, dass man sie eben nicht mehr als Informationsquelle wahrnimmt bzw. diese größtenteils auch gar keine mehr sind. Der Tagesschau-Instakanal zählt beispielsweise 4,8 Mio Follower, der TikTok-Kanal 1,4 Mio., Facebook 2,3 Mio. usw. Das sind dann schon Hausnummern, die man nicht einfach beiseite schieben kann.
 
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Kann es sein, dass @FrauSoundSo und @Zweinutzungshuhn ein und die selbe Person sind?:rolleyes:
Zufällig beide Damen laut Angabe aus Kassel und zufällig die gleiche Lieblingssendung bei hr1 und zufällig jeweils recht ungewöhnlich lange Texte und ähnlicher Schreibstil...
So, ich hole das eben mal wieder hoch. Ich war heute Abend nämlich mal in Kassel und kann bestätigen: Doch, die gibt es wirklich alle beide. Und sie unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht tatsächlich sehr deutlich voneinander. Eine weitere Gemeinsamkeit ist dagegen, dass beide wirklich sehr nett und engagiert sind. Ich freue mich, die Beiden nun persönlich kennengelernt zu haben und komme gern wieder.
 
Ich möchte diesen Thread noch mal aus der Versenkung emporheben. Und meine zu Anfang gestellten Fragen und geäußerten Gedanken erneuern.

Inzwischen wissen wir alle ja, dass der Kahlschlag am öffentlich-rechtlichen Radio noch weitaus intensiver betrieben wird und weiter betreiben werden soll, als ich und vielleicht auch ihr es für möglich gehalten hättet?!

Mich erschreckt tatsächlich die Radikalität, mit der man Seitens der Intendanten und Programmchefs das Medium Radio nun offenbar mit Vollgas vor den nächsten Eisberg manövrieren möchte!

Augenscheinlich sieht man das Radio als solches nicht mehr in der Zukunft des ÖRR??
Anders kann ich mir die aktuelle Herangehensweise jedenfalls nicht erklären.
Aber ist das der richtige Weg?
Klar, Radio wird in der Zeit des Internets niemals mehr DAS Medium sein.
Aber muss es das denn, um einen wertvollen und relevanten Platz in dieser Welt zu haben?

Ich glaube, Radio hätte noch immer so viel zu bieten.
Und ich finde, das Medium selbst ist nicht das Problem.
Wie man es ausfüllt und wie man es verkauft, darauf kommt es an, oder?
Ich sehe da so viel Potenzial und essenziell wertvolles, welches gerade in unserer aktuell von sehr viel Unsicherheit geprägten Zeit für Halt und Erdung sorgen könnte.

Und sollte der ÖRR eigentlich in Krisenzeiten sein Haus ausschließlich auf den Säulen des Internets bauen, wie er es in seiner Digitalisierungsoffensive nun gerade tut?
Stichwort: Ahrtal Radio!
Versteht mich nicht falsch, ich finde Digitalisierung an sich nicht schlecht. Und dass die ARD sich wandeln muss steht ausser Frage. Doch wie das gerade geschieht, bereitet mir zunehmend Sorgen.

Und dann frage ich mich noch: Aktuell werden ja offenbar überall die noch existierenden musikjournalistisch wertvollen Sendungen gekillt und durch Einheitsdudelei ersetzt, wenn man aber vom Linearen ins Digitale wechseln möchte und damit meint, dass man aus Radio Podcast machen will, wo wird man dann(wenn man denn meint man müsse dem Radio an den Kragen gehen) für diese wunderbaren und wertvollen Radiosendungen, die Kunst kuratieren durften, einen adäquaten Ersatz schaffen?
Wird es den in der Audiothek geben? Hat den schon jemand gefunden?

Ich empfinde diese ganze Entwicklung als sehr unrund und schockierend ignorant gegenüber dem Guten, was man da niedermetzelt und durch Belanglosigkeit ersetzt, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass am Ende etwas Gutes bei dieser ganzen Reform herauskommen kann. Falls jemand mir das Gegenteil beweisen kann, her mit guten Beispielen: Ich lerne gerne dazu!

Doch aktuell stehe ich so dermaßen ungläubig und fassungslos da. Noch vor wenigen Jahren hätte ich ohne zu zögern eine Lanze für den ÖRR gebrochen und auch die Rundfunkgebühren verteidigt. Weil mein Radio mich überzeugt hat. Weil ich die Arbeit, die dort gemacht wurde als gut, sinnhaft und qualitätsvolle Bereicherung meines Lebens wahrgenommen habe.

Und jetzt habe ich einfach immer öfter Bauchschmerzen, wenn ich an den ÖRR denke.
Immer wieder wundere ich mich, für welch hirnlose Produktionen man offenbar gerne Geld ausgibt, während an anderer Stelle alles mit Alleinstellungsmerkmal, Charakter und Köpfchen ausgerottet wird.

Mir blutet das Herz!, wenn ich darüber nachdenke, dass all die wunderbaren und klugen Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte gute Arbeit für die Gesellschaft geleistet haben, nun reihenweise an die kurze Leine genommen werden oder um ihren Job fürchten müssen.

Und dann die Hörer, die weiterhin gutes Radio wollen. Wie wenige von denen haben denn überhaupt die Chance sich gegen die aktuelle Entwicklung zur Wehr zu setzen? Wenn man aus den wohlklingenden Floskeln und Phrasen, mit denen über die Veränderungen in der ARD informiert wird, teilweise nicht überhaupt nicht herauslesen kann, wie sehr die Radiosender ausgehungert werden und was das in letzter Konsequenz für das Radio bedeutet.
Und wie viel kosten eigentlich die Marketingberater, die angeheuert werden, um den Sparkurs in möglichst wohlklingende Worthülsen zu verpacken? Günstig sind die doch sicher nicht? Und warum gibt man so viel für die Fußball Übertragung aus?? Klar ich gucke auch ganz gerne mal Fußball und es ist irgendwie ne nette Sache, so eine EM. Ich mag das!
Und Brot und Spiele sind halt auch wichtig. Aber kriegen das nicht die Privaten hin? Ich meine wo man beim ÖRR ja so sehr sparen muss....? Und wo man der Fifa auch echt irgendwie nicht das Geld in den Rachen werfen sollte....🤷🏻‍♀️
Was könnte da alles tolles erhalten bleiben, wenn man das Geld anders einsetzen würde!

Sollten wir, also alle, die finden, dass Radio auch in Zukunft einen würdigen Platz in der Medienlandschaft verdient hat, uns nicht mal zusammen setzen und überlegen, was man gemeinsam für ein Radio der Zukunft tun kann? Sei es nun mit oder ohne ÖRR.
Ich meine JA!

Und was meint ihr??
 
Und was meint ihr??
Kannst Du alles nachlesen:


usw.
 
Also ich finde ja das der ÖRR und auch andere Radiosender einfach das Medium Radio schlicht zu lange das haben sein gelassen was es war und jetzt merkt man vielleicht wie dumm es war und muss ruck zuck halt mehr oder weniger vieles einstellen.

Fangen wir mal mit paar Sachen an die ich ganz ok finde nur die Kommunikation und teilweise die Umsetzung nicht so gut ist.

Wechsel von UKW auf DAB+
Also ich persönlich als jemand aus Ba-Wü muss sagen, so manche Lösungen bzgl. DAB+ Sendebelegung sind für mich Fraglich. Wir haben ja nur die 2 Deutschen Multiplexe, einen Ba-Wü Multiplex und der SWR hat 3 Regionale Multiplexe. Warum? Keine Ahnung 2 hätten es auch getan.
So haben wir halt im Ba-Wü Mux Sender, die ein teilweise recht kleines Sendegebiet haben und finde es eher schade. Die im Norden von Ba-wü oder sogar Rheinhessen bekommen Sender mit dem Gebiet Bodensee und umgekehrt halt kann die Schweiz Sender bekommen die das Gebiet Rhein-Neckar hat.
Wären würde man die Sender nur wegen der Musik hören ist es ja eine Sache, aber gefühlt machen die Sender Werbung oder schalten Werbung für Veranstaltungen und Läden in ihrer Region. Ob jemand vom Bodensee dann 3h+ nur Autofahren will oder 4h+ mit dem Zug nur um im Rheinhessen Gebiet bei ner Wein Verkostung dabei zu sein? Oder ein Laden am Bodensee Schweizer Schokolade im Angebot und dafür Leute aus dem Norden, Richtung Süden fahren?

Zumal was das Medium Hitradio eh Konkurrenz hat aus dem Hause Spotify, Deezer und co. Sobald die auf die Geniale Idee kommen Radio Stationen mit deinem Lieblings Song Mix zusammen zustellen und das mit Nachrichten aus deiner Region mischen kannst können die Sender eh alle dicht machen.

ÖRR und die vielen SAME SAME Radiosender
Ich würde mir ja wünschen das die ÖRR Sender vielleicht ihre Speziellen Sender in ganz Deutschland ausstrahlen. Der WDR z.b. Die Maus und ob jede Anstalt ihren eigenen Jugendsender braucht? Vielleicht könnte man da auch sagen lasst mal was zusammen machen, quasi Funk als Radio. Oft höre ich nämlich keinen Unterschied zwischen einem Dasding und dem SWR3 außer die Moderation. Ich denke auch mal das es in anderen Regionen kaum anders ist.

Private die sich im Netz selber Kannibalisieren.
Also da ich viel über den ÖRR gelästert habe kommen wir nur zu den Privaten die haben ja oft gefühlt 11 Sender mit 88 Songs und 0 Moderation.
Jeder hat im Netz seine Rock Sender, seine 80er und 90er Sender & Schlager trauen sich einige auch nur im Web. Warum ich die hören soll und nicht Spotify, YT Music, Deezer oder Apple Music erschließt sich mir nicht ganz. Alle haben ja weder, Nachrichten in ihrem Programm, Wetter und die meisten Musikstreamer sind kostenlos was Musikvielfalt angeht besser und weniger nervig mit Werbung als die Radiosender.

Die mögliche Lösung?
Sagen wir mal so. Einige Radiosender müssten weniger auf Hits setzen und mehr auf Persönlichkeit. Oder Formate in Radio bringen die sonst nur im Web oder TV stattfinden. Sport wäre eine Möglichkeit. Während Sport immer mehr ins Pay TV verschwindet könnte Radio sagen: Hey die Spiele von den Mannschaften in der Region, die finden auch bei uns entweder voll oder werden in den Nachrichten zu jeder halben Stunde der aktuelle Stand erwähnt. Podcasts und Hörbücher bzw. Hörspiele könnten auch eine Lösung sein. Ist vielleicht im Nachtprogramm viel angenehmer zum einschlafen, als wenn AC/DC mit ner Ladung "TNT" zugedröhnt wird oder man wieder mit Helene Fischer "Atemlos durch die Nacht" geht.
 
Zumal was das Medium Hitradio eh Konkurrenz hat aus dem Hause Spotify, Deezer und co. Sobald die auf die Geniale Idee kommen Radio Stationen mit deinem Lieblings Song Mix zusammen zustellen und das mit Nachrichten aus deiner Region mischen kannst können die Sender eh alle dicht machen.
Man kann ziemlich sicher sein, dass die Musikstreaming-Anbieter längst gecheckt haben, wie groß die Nachfrage nach solchen "Streaming-Sendern" sein würde. Dass es das nicht gibt (obwohl mit KI-Hilfe nun längst leicht umsetzbar) spricht wohl dafür, dass kein Interesse an solchen "auch sprechenden KI-Stationen" gegenüber der normalen Playlist ohne Unterbrechung vermutet wird.
 
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Während Sport immer mehr ins Pay TV verschwindet könnte Radio sagen: Hey die Spiele von den Mannschaften in der Region, die finden auch bei uns entweder voll oder werden in den Nachrichten zu jeder halben Stunde der aktuelle Stand erwähnt.

Sehr personalintensiv. Das kann kein Streaming-Dienst leisten. Weil es nicht gewinnbringend wäre.
 
Und jetzt habe ich einfach immer öfter Bauchschmerzen, wenn ich an den ÖRR denke.
Immer wieder wundere ich mich, für welch hirnlose Produktionen man offenbar gerne Geld ausgibt, während an anderer Stelle alles mit Alleinstellungsmerkmal, Charakter und Köpfchen ausgerottet wird.
Ich würde gerne den kleinen Hoffnungen Mut machen, aber der Zug ist wohl abgefahren.

Nur ein Erlebnis vom Sonntag. Da lief zur besten Sendezeit im altehrwürdigen rbb24 inforadio ohne größere Einführung oder Begründung dies:


Ich habe erst gedacht, das sei eine Parodie auf Ich-verliebte Podcasts. Aber ich lag falsch, solche "Deep Dives" sind nun angesagt und werden mit Gebührengeldern finanziert. Als die Hostin bedauerte, dass sie nicht den Vater von Wagenknecht befragen kann, habe ich abgeschaltet, und da kommen noch 4 Folgen.
 
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Wir haben ja nur die 2 Deutschen Multiplexe, einen Ba-Wü Multiplex und der SWR hat 3 Regionale Multiplexe. Warum? Keine Ahnung 2 hätten es auch getan.
So haben wir halt im Ba-Wü Mux Sender, die ein teilweise recht kleines Sendegebiet haben und finde es eher schade. Die im Norden von Ba-wü oder sogar Rheinhessen bekommen Sender mit dem Gebiet Bodensee und umgekehrt halt kann die Schweiz Sender bekommen die das Gebiet Rhein-Neckar hat.
Wären würde man die Sender nur wegen der Musik hören ist es ja eine Sache, aber gefühlt machen die Sender Werbung oder schalten Werbung für Veranstaltungen und Läden in ihrer Region. Ob jemand vom Bodensee dann 3h+ nur Autofahren will oder 4h+ mit dem Zug nur um im Rheinhessen Gebiet bei ner Wein Verkostung dabei zu sein? Oder ein Laden am Bodensee Schweizer Schokolade im Angebot und dafür Leute aus dem Norden, Richtung Süden fahren?
Das gehört hier zwar eigentlich nicht hin, aber ich fühle mich trotzdem gerade gemüßigt, hier ein bisschen was zu erklären.
Der SWR hatte früher durchaus einmal nur zwei Muxe für Baden-Württemberg, den 9D für den Norden und den 8D für den Süden. Letzterer bekam nun aber im Bodenseeraum immer mehr Sender, die teils auch sehr weitreichend sind, etwa Pfänder und Grünten. Das hätte in Teilen Baden-Württembergs zu starken Laufzeitunterschieden und somit zu Störungen im Gleichwellennetz geführt. Und um diese zu vermeiden, hat man die Sender im Bodensee-Gebiet eben auf 8A umgestellt.
Was nun die Lokalsender betrifft, so hat das ein Stück weit auch einfach mit den gegebenen Strukturen und dem lieben Geld zu tun. Manche der Lokalsender nutzen ihren durch DAB+ neu entstandenen Overspill, andere nicht, aber sie alle sind im Kern immer noch hauptsächlich für das Gebiet zuständig, das sie auf UKW versorgen. Und gerade die Möglichkeit für lokale Unternehmen, dort (und in der Regel eben auch nur dort) Funkwerbung schalten zu können, ist ja aus kommerzieller Sicht der Sinn eines Lokalradios. Dass man am Bodensee Sender (und somit auch deren Werbung) aus der Rhein-Neckar-Region empfangen kann (Rheinhessen ist das Gebiet um Mainz, deren Lokalsender sendet nicht im BaWü-Mux und somit wird wohl auch die Werbung für die Weinverkostung nicht den Weg an den Bodensee finden), ist der Muxstruktur (nur ein landesweites Ensemble) geschuldet. Vielleicht werden sich die entsprechenden Sender freuen, auch dort Hörer zu haben, ihr Hauptaugenmerk dürfte allerdings trotzdem auf ihrem orginären Verbreitungsgebiet liegen, so wie Seefunk sich wohl auch auf sein (ohnehin irgendwie ziemlich aus den Fugen geratenes) UKW-Gebiet konzentriert. Ich denke, hätten sie die Möglichkeit, würden manche dieser Lokalsender wohl auch lieber nur regional senden, schließlich kostet der Platz im Mux mit jedem Standort, der neu aufgeschaltet wird, ein bisschen mehr. Und je weiter dieser Standort dann vom eigentlichen Sendegebiet entfernt ist, desto weniger kann man diesen dann durch Werbung wieder refinanzieren. Nehmen wir ruhig mal das Geschäft am Bodensee, das Du angeführt hast. Denen dürfte es schwer zu vermitteln sein, warum sie nun mehr Geld für ihren Spot bezahlen müssen, weil beispielsweise neulich der Sender Bad Mergentheim aufgeschaltet wurde. Die Werbebotschaft wird dort schlicht verpuffen, weil wohl keiner von dort an den Bodensee zum Einkaufen fährt. Die Kosten für den Sender und in der Folge dann auch für die Werbetreibenden steigen aber trotzdem, ohne dass einem von beiden im Gegenzug ein nennenswerter Vorteil entstünde. Man spricht hier von Streuverlusten.
Dass es in Baden-Württemberg nur diesen einen Privatmux fürs ganze Land gibt, hängt indes ein Stück weit auch mit der LFK zusammen. Die wissen, dass es da Leute gibt, die daran interessiert sind, kleinere, regionale Sendernetze aufzubauen, allerdings wurde diese Initiative, um es mal vorsichtig zu formulieren, bisher nicht wirklich unterstützt. Schade, denn davon mal abgesehen, dass ich weiß, wie viel Herzblut die Verantwortliche allen Widrigkeiten zum Trotz in dieses Projekt steckt, wäre das für viele Sender wohl auch deutlich lukrativer, da man weit weniger mit Streuverlusten zu kämpfen hätte.
 
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In wenigen Jahren ist fast alles digital und die Zahl der kommerziell ausgerichteten Sender wird explodieren, Dann wird es vermutlich jede Menge Musikkanäle mit zielgruppenspezifischem PR-Journalismus und Homeshopping-Klimbim geben, die auf wenige vorproduzierte Mantelprogramme und Syndikatsprodukte wie Nachrichten, Boulevard/Promi/Comedy-Rubriken, Reise, Finanz-- und Gesundheitsreports zurückgreifen (allesamt extrem PR-lastig).

Die angepeilte Hörerschaft wird im Schnitt wieder älter sein und alle Vertriebsschienen werden sich multimedial aufstellen. Bestimmt wird man verstärkt mit Lifestyle, Talkformaten und Lebenshilfe experimentieren, alles giert nach "Special Interest" - musikalisch wie thematisch - denn nur damit kann man noch Geld verdienen.

Beim ÖR werden Nachrichtenwellen zum Top-Genre.
 
Sollten wir, also alle, die finden, dass Radio auch in Zukunft einen würdigen Platz in der Medienlandschaft verdient hat, uns nicht mal zusammen setzen und überlegen, was man gemeinsam für ein Radio der Zukunft tun kann? Sei es nun mit oder ohne ÖRR.
Ich meine JA!
Das tun wir doch seit über 20 Jahren, seit es dieses Forum gibt. Man kann genauso gut auch gegen eine Wand reden, das Ergebnis ist dasselbe.

Wahrscheinlich werden in den kommenden Monaten weitere Lokalsender folgen. Weniger Hörer, geringere Einnahmen. In ein paar Jahren wird es bestimmt nur noch wenige und große Sender geben. Was glaubt ihr?
Hundertprozentig!

Die UKW-Goldgräberstimmung ist seit den 90ern vorbei, die DAB-Goldgräberstimmung spätestens seit 2020, und im Netz ist die Konkurrenz und das Angebot so unfassbar groß, da können radioähnliche Angebote nicht entstehen, und der Trend geht so oder so zu reinen Musik-Playlisten.
 
Gibt es da auch eine Quelle dazu? Oder ist das gefühlt?
Denn

wovon sollen die alle Leben?
Derzeit implodieren einige Sender. Auch welche mit UKW und DAB+-Hintergrund...
Indem die Preise für DAB-Kanalmieten rapide verfallen, sodass man DAB problemlos als verlängerte Werkbank von Netzdiensten und Webportalen nutzen kann - insbesondere für Autofahrer und Bahn/ÖPNV-Reisende. Ist die Ultrakurzwelle erst mal großflächig abgeschaltet gibt es Frequenzen wie Sand am Meer.

DAB-Ableger oder ganze Programmpakete versprechen jede Menge Traffic/Kundenfrequenz, denn viele Ad-Hoc-Nutzer bevorzugen den einfachen Weg - optimalerweise mit Regionalbezug - sofern die Auswahl groß genug ist. Und da ohnehin jeder Mediendienstleister mehrgleisig fährt ist es am Ende egal welche Plattform genutzt wird.
 
Da lief zur besten Sendezeit im altehrwürdigen rbb24 inforadio ohne größere Einführung oder Begründung dies:
Gibts das auch als Podcast? Eigentlich ist das eine vierteilige TV-Doku vom mdr, die ich persönlich sehr erhellend finde, holt sie doch manches ins Gedächtnis zurück, was man inzwischen mehr oder weniger bewußt ins Vergessen verschoben hatte. Ich kenne allerdings nur die aus meiner Sicht journalistisch recht gut gelungene TV-Version.
 
Die mögliche Lösung?
....Sport wäre eine Möglichkeit. ...Hey die Spiele von den Mannschaften in der Region....
Das geht, glaube ich, in die richtige Richtung, reicht aber nicht. Radio ist da notwendig und erfolgeich, wo es entweder gesamt-gesellschaftlich anerkannt und genutzt wird (wie z.B. der DLF), oder eben lebendiger Teil einer "Community" ist. Man kann das nur bedingt vergleichen, aber Community-Radios in manchen angelsächsichen Ländern werden z.B. sehr geschätzt, weil sie eben ein lebendiges, aktuelles Informationsmedium der jeweiligen Region oder Stadt sind.
Oder man nehme die regionalen Radiostationen im zentralistischen Frankreich. Und gibt es je nach geographfischer Zuständigkeit, immer nur ein Programm. Wenn in Metz eine wichtige Veranstaltung stattfindet, kann man sicher sein, dass France Bleue Lorraine dort zu finden ist. Wenn der FC Metz spielt, ist das Thema bei France Bleue. Und morgens gibt es ganz viel Information, und fast keine Musik.

Nun gut, anderswo gibt es andere Hörgewohnheiten. Aber die Niveaulosigkeit der Einser-, Dreier- oder Viererwellen mit ihren einfallslosen Dudelprogrammen ist ja keine Zwangsläufigket.

Andererseits: Möglicherweise ist das Kind bei uns längst in den Brunnen gefallen. Und wenn noch mehr abgeschaltet oder vereinheitlicht wird - so what? Eine Oldie-Show weniger...
 
Zumal was das Medium Hitradio eh Konkurrenz hat aus dem Hause Spotify, Deezer und co. Sobald die auf die Geniale Idee kommen Radio Stationen mit deinem Lieblings Song Mix zusammen zustellen und das mit Nachrichten aus deiner Region mischen kannst können die Sender eh alle dicht machen.
Nicht unbedingt.
So ähnlich hab' ich auch mal gedacht, aber anscheinend tickt der handelsübliche Hörer etwas anders. Hab' ich schon bestimmt zweimal erzählt: bei laut.fm gab's im Hintergrund mal Diskussionen zwischen einzelnen Kanälen bezüglich "Einschaltquoten". Ich hab' einen Spartenkanal, weitab von Chartsgehabe, insofern war klar, daß ich nicht gegen die Klickzahlen der Chartssender anstinken kann.
Es gab (und gibt) aber noch weitere Statistiken, die mitlaufen, so etwa die durchschnittliche Hördauer und die insgesamt gehörte Zeit. Und da sah die Geschichte schon wieder ganz anders aus. "Meine" Hörer waren zwar nicht sonderlich zahlreich, aber sie blieben, oft stundenlang, während die Charts-Hörer nach nur wenigen Minuten wieder weg waren. In der Summe der gehörten Zeit war ich zwar auch noch schlechter als so mancher Charts-Fuzzi, aber ich war bei weitem nicht so abgeschlagen wie anhand der Nutzerzahlen mal von mir gedacht. Gut, relativiert sich natürlich schnell wieder, wenn man das Gesamtbild aufmacht - Chartskanäle gibt's auch auf laut.fm wie Sand am Meer, insofern streut die Quote mehr. Aber immerhin.
Ich glaube, daß individuelle, leicht zu steuernde, bei Bedarf programmierbare Streamingdienste ganz gut das Dudelradio ersetzen können, aber mit einem linearen Programm würden sie wahrscheinlich keine herausragende Erfolge feiern können, denn offensichtlich sind viele Konsumenten gar nicht mehr wirklich an linearen Programmen interessiert.

Gruß
Skywise
 
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