Wulff: ARD-Radios käuen nur wieder

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Ach cocorita, lass ein. Presserabatte sind eine ganz offizielle Sache, da gibt es Internetseiten voller Kataloge dafür. Und die paar Prozent sind doch lächerlich. Beim Autokauf kriege ich als Barzahler mit mäßigem Verhandlungsgeschick genauso viel Rabatt, wie es mit dem Presseausweis gibt. Und Gefälligkeitsberichterstattung, na ja, wenn Firmen gute Artikel haben wollen, dann kaufen sie die Zeitungssonderseite direkt ein, da muss nichts gemauschelt werden. ich war auch schon auf Kosten eines großen Reiseunternehmens in Zypern. Und hinterher habe ich eine sehr ausführliche Reportage dazu gemacht. Aber da gab es keine Schleimerei, sondern es ging um Zypern als Reiseziel insgesamt, nicht um den konkreten Reiseanbieter. Und das war auch so abgesprochen. Damit kann ehrlichen Gewissens leben. Du scheinst ein sehr schlechtes Bild von Journalisten zu haben, als würden die Reporter ständig und überall die Hand aufhalten, dem ist nicht so. Die Regeln im Journalismis sind hinsichtlich Vermischung von Redaktion und Anzeigenbereich sehr strikt.

Die Crux ist, dass es eben der Bundespräsident ist, der durch ausgeprägte Mitnahementalität auffällt. Er hätte es aber bei einem Jahresgehalt deutlich über 200.000 Euro nicht im geringsten nötig. Er macht sich dadurch enorm beeinflußbar, er begibt sich in die Hand seiner Gönner. Der BP ist als moralische Instanz gedacht - und dafür ist nun mal ein Totalausfall.
Und seien wir ehrlich, die Dimensionen des Wulffschen Wohlfahrtsvereines wird keiner von uns je im Ansatz erreichen. Nur noch mal zum Erinnern: Der Mann checkt in Hotels ein, mit Frau, hat weder Kreditkarte noch sonstwelche Zahlungsmittel dabei. Ein Freund bezahlt für ihn, später gibt Wulf das Geld dem Freund in bar in die Hand. Einen Beleg gibt es nicht. HMMMMMM. Das Hotel hätte Wulf mit Sicherheit auch eine Rechnung geschickt, so wäre es nämlich normal gewesen.
Ein Freund bezahlt Anzeigen zur Vermarktung der Wulff Biografie im Bereich 50.000 Euro und mehr. Davon hat er nichts gewusst, er weiß auch nicht, wie das kommt. HMMMMMM. Den Kladderadatsch mit dem Hauskredit, anonymen Bundesbankschecks, der erheblichen Diskrepanz von Verkehrswert und Beleihungswert, der Verwicklung der BW Bank in den Porsche-Deal und der Funktion und Rolle des Aufsichtsratsschefs von VW (wer ist das wohl?), dem Allerwelts-Geldmarktdarlehen mit rollierendem Zinssatz oder Mailbox-Quatschereien beim Bild Chefredakteur, Bild - Geschäftsführer und Bild-Hauptgesellschafter usw. lasse ich mal außen vor. Will sagen: Der Mann hat in Punkto Mitnahmementalität und Vorteilsnahme die Maßstäbe völlig neu gesetzt.
Deswegen lasse ich die Vergleiche, mit Otto-Normalverbauchern bzw. Otto-Normaljournalisten, die mal einen Presserabatt aufs Handy oder auf einen PC / Kamera bekommen haben, ausdrücklich nicht gelten.

Gruß

PS. Die Sachen im Zusammenhang mit dem Porsche / VW Übernahmekrieg sind meiner persönlichen Meinung nach ein absolut heißes Ding. Da geht/ging es um richtig viel Geld und Einfluß. Aber ist bisher kaum Luft drangekommen.
 
Nomos hat die Verhältnisse absolut zutreffend gerade gerückt. Bei Wulff ist es ja der groteske Mix aus "nichts gewusst", "nicht gewollt", "nicht justiziabel", "nicht mehr erinnert" und "hat nichts mit dem Amt zu tun", der so sprachlos macht. Zweifelt Wulff allen Ernstes am gesunden Menschenverstand der Bundesbürger? Das ist Kasperletheater.
 
Nomos schrieb:
Du scheinst ein sehr schlechtes Bild von Journalisten zu haben, als würden die Reporter ständig und überall die Hand aufhalten, dem ist nicht so. Die Regeln im Journalismis sind hinsichtlich Vermischung von Redaktion und Anzeigenbereich sehr strikt.

Ach Gottchen, ja. Ich habe selber mal erlebt, wie sich ein Kollege lautstark in einer Journalisten-Mailingliste darüber beklagte, dass ihm Stiebel Eltron zuhause in seiner Küche keinen Durchlauferhitzer auf Presserabatt verkaufen und einmontieren wollte. Seitdem habe ich zu diesem Thema meine eigene Meinung.

Mannis Fan schrieb:
Das ist Kasperletheater.

Völlig richtig, aber nicht so wie Du meinst. Die ganze Wulff-Affäre ist nichts anderes als der klassische Fahrstuhleffekt. BILD und Glaeseker haben ihn nach oben befördert und befördern ihn jetzt wieder nach unten. Aber nicht etwa aus moralischer Empörung. Aus irgend einem andern Grund hat Wulff schon lange vor der Affäre bei Diekmann verschi...n - warum auch immer, und jetzt geht die Fahrstuhlrichtung abwärts. Wenn Diekmann wollte, würde er sofort auf strikte Glamourberichterstttung zurückschwenken und Wulff wieder hochschreiben, und alle würden es wieder nachbeten. So einfach ist das. Aber die gesamte Öffentlichkeit fällt prompt drauf rein und denkt, es gehe Diekmann wirklich um irgendwelche Hauskredite oder Hotelaufenthalte.

Ich habe keine Ahnung, worum es Diekmann wirklich geht - aber mit Sicherheit nicht darum. Und alle, alle alle empören sich über diesen Nebenkriegsschauplatz und übersehen dabei die wirklichen Sauereien und fachlichen (ich betone: fachlichen!) Fehlleistungen deutscher Politiker. Das ist deutscher Qualitätsjournalismus pur.
 
Ach Gottchen, ja. Ich habe selber mal erlebt, wie sich ein Kollege lautstark in einer Journalisten-Mailingliste darüber beklagte, dass ihm Stiebel Eltron zuhause in seiner Küche keinen Durchlauferhitzer auf Presserabatt verkaufen und einmontieren wollte. Seitdem habe ich zu diesem Thema meine eigene Meinung.



Völlig richtig, aber nicht so wie Du meinst. Die ganze Wulff-Affäre ist nichts anderes als der klassische Fahrstuhleffekt. BILD und Glaeseker haben ihn nach oben befördert und befördern ihn jetzt wieder nach unten. Aber nicht etwa aus moralischer Empörung. Aus irgend einem andern Grund hat Wulff schon lange vor der Affäre bei Diekmann verschi...n - warum auch immer, und jetzt geht die Fahrstuhlrichtung abwärts. Wenn Diekmann wollte, würde er sofort auf strikte Glamourberichterstttung zurückschwenken und Wulff wieder hochschreiben, und alle würden es wieder nachbeten. So einfach ist das. Aber die gesamte Öffentlichkeit fällt prompt drauf rein und denkt, es gehe Diekmann wirklich um irgendwelche Hauskredite oder Hotelaufenthalte.

Ich habe keine Ahnung, worum es Diekmann wirklich geht - aber mit Sicherheit nicht darum. Und alle, alle alle empören sich über diesen Nebenkriegsschauplatz und übersehen dabei die wirklichen Sauereien und fachlichen (ich betone: fachlichen!) Fehlleistungen deutscher Politiker. Das ist deutscher Qualitätsjournalismus pur.

Cocorita,

du hast völlig Recht, es gibt unter Journalisten schwarze Schafe und eine (ich kann nicht beurteilen, wie weit verbreitete) Mitnahmementalität, bei der ich mich oft für meinen Berufsstand schäme. Und es gibt dabei durchaus krassere Fälle von Schmarotzertum und völliger Maßlosigkeit als den von dir geschilderten. Wenn man sich viele Kommentare zu bestimmten Rabatten etc. auf pressekonditionen.de durchliest, dann schäme ich mich in Grund und Boden für viele "Kollegen".

Meine Meinung: Sofort rausschmeißen. Es gibt übrigens durchaus auch Unternehmen, die so verfahren, wenn sie von solchem Verhalten eines Mitarbeiters Kenntnis kriegen.

Allerdings weiß ich nicht, ob das "die gleichen Journalisten sind, die selbst Autos zum Presserabatt fahren". Und abgesehen davon, selbst wenn das Kai Dieckmann persönlich mit der Küche war, hat das eine überhaupt gar nichts mit dem anderen zu tun und relativiert rein gar nichts von dem, was in der Causa Wulff alles passiert ist. Dazu hat Nomos auch alles richtig eingeordnet.
 
Keek schrieb:
Und abgesehen davon, selbst wenn das Kai Dieckmann persönlich mit der Küche war, hat das eine überhaupt gar nichts mit dem anderen zu tun
Hä? Mit was für ner Küche jetzt bitte?
Egal. Ich jedenfalls halte das Argument "Naja, was ist denn ein 50%-Presserabatt auf einen Air-Berlin-Flug nach Mallorca gegen ein Upgrade in derselben Fluglinie in die erste Klasse?" für absoluten Quark. Beides ist amtsbedingte Vorteilsnahme und belegt nur, dass so manch 'sauberer' Kollege sich genauso aushalten lassen würde wie Wulff, wenn er in derselben Situation wäre. Daran ändert übrigens auch nichts die Tatsache, dass Presserabatte offiziell "erlaubt" sind. Umso schlimmer! Man stelle sich vor, es gäbe eine Seite "politikerrabatte.de" - na, den Aufschrei der Empörung möchte ich hören!
Und von genau dieser medialen Scheinheiligkeit ist die gesamte öffentliche Wulff-Debatte geprägt. Oder, um es mit Frau Schaustens unsterblicher Antwort in der TV-Talkrunde mit Wulff auszudrücken:
Wulff: "Sie würden also von Freunden, die Sie seit drei Jahrzehnten kennen und die bei Ihnen zuhause übernachten, 150 Euro die Nacht kassieren?"
Schausten: "Ja, selbstverständlich!"
Hüstel, kreisch!

Es gibt in meinen Augen nur einen wirklich triftigen Grund, warum Wulff zurücktreten müsste: Nämlich den, dass wir ein Staatsoberhaupt haben, dessen politisches Schicksal zu 100% von der BILD-Zeitung abhängt. Das ist in der Tat ein Armutszeugnis für die Demokratie in Deutschland. Aber nun ist er eben im Amt, und das sagt dann einiges aus über unsere Mediokratie.
Und wenn er jetzt zurückträte, müssten wir zwei Bundespräsidenten bezahlen - seinen Nachfolger und Herrn Wulff für's Spazierengehen. Also soll er mal lieber im Amt bleiben und gefälligst was tun für sein Geld.
 
Hm, ich habe bisher immer den Eindruck gehabt, dass die Zeitgenossen, die am lautesten und unverschämtesten nach Presserabatten schreien bzw. diese einfordern, sehr oft mit beruflichem Journalismus nur am Rande zu tun haben. Und den Presseausweis nur mittels Tricksereien in der Tasche haben - um eben auf Vorteilsjagd zu gehen. Meines Wissens sind die Firmen dazu übergegangen, bei den wirkich relevante Pressekonditionen schriftliche Bestätigungen der jeweiligen Redaktionen bzw. Chefredakteure zu verlangen - aber gut, auch das läßt sich deichseln.
Ich weiß aber nicht, warum hier sich jeder über Presserabatte aufregt. Beamte bekommen Kfz-Versicherungen und Kredite günstiger, auch bei Teilzahlungen habe Beamte Vorteile. Mitarbeiter großer Konzerne können quasi aus einem internen Kaufhauskatalog auswählen, da gibt es Reisen, Innenausstattung, Heimelektronik, Unterhaltungselektronik, Optik oder Kommunikationsprodukte, dagegen ist Presserabatt.de eine Apotheke. Über die Jahreswagenpolitik der Autohersteller will ich garnicht reden. Das sind aber alles Dinge, die nicht in der Grauzone ablaufen, es gibt Rechnungen usw. Es sind auch keine singulären, auf nur eine Person zugeschnittenen Privilgien, es geht hier um Personengruppen, die über Firmen oder Berufsverbände bessere Konditionen bekommen. Deswegen ist es nicht mit der Vorteilsnahme des BP vergleichbar.

Ich will zudem einwerfen, dass mein Arbeitgeber einen sogenannten Compliance Officer hat. Für einen Kreditdeal - er muss nicht mal Wullfsche Dimensionen haben - mit Geschäftskontakten (mit denen ich zum Teil auch befreundet bin) hätte mich dieser Mann gegrillt. Zu Recht.

Ach ja, was Frau Schausten angeht. Die hat natürlich Unsinn erzählt. Das passiert eben, wenn man quasi mit Schaum vor dem Mund versucht, seinen Interviewpartner zu reizen. Mit der völlig abstrusen Behauptung zu 150 Euro Bezahlungen pro Nacht, hat sie Wulff in dem Gespräch ungewollt die Haut gerettet, sie war als Interviewerin damit unglaubwürdig. Wulff hat das auch sofort gemerkt und hat nachgebohrt. B. Schausten ist dann auch prompt in die Falle getappt.
Aber Frau Schausten scheint soundso ein Problem mit Interviewpartnern zu haben, die ihr unsympathisch sind - bzw. die sie sogar verabscheut. Ich habe ma ein Wahlinterview nach der sächsischen Landtagswahl - glaub ich - gesehen. Da war die NPD in den Landtag eingezogen, also waren die Braune auch in der Politikerrunde zum Kommentieren des Wahlergebnisses dabei. Da hat sie wie ein kleines Kind versucht, den NPD Mann an einem Statement zu hindern. Da wurde sie total persönlich und unprofessionell, es war peinlich. Dass ein NPD Wahlerfolg eine schlimme Sache ist - kein Thema. Aber gerade deswegen hätte die Schausten den Mann intellektuell vorführen müssen, seine demkokratischen Rechte darf sie aber nicht angehen.So hat sie den NPD-Mann eher noch geholfen, denn der hätte keine ordentlichen Sätze zu Stande bekommen. Außerdem wäre es Aufgabe der ebenfalls versammelten Parteinen (CDU, SPD usw.) den NPD-Fuzzi "fertig zu machen", die Journalistin hätte professionell agieren müssen.
Wie gesagt, bei Wulff hat sie eindeutig zu energisch Partei ergriffen, das war falsch!!


Gruß
 
Ja, die Runde hab ich damals auch gesehen. Es war genau so wie Du beschreibst. Ich glaube, es war dieser unsägliche Holger Apfel, den sie zu interviewen versuchte. Der Mann ist strunzblöd und jeder halbwegs begabte Politik-Volontär könnte den in drei Minuten als den Hampel entlarven, der er ist. Aber ihr Interview lief so:

Schausten: "Herr Apfel, wann sagen Sie den Wählern, dass Sie eine rechtsradikale Partei sind?"
Apfel: "Ähm, also lassen Sie mich erstmal klarstellen, wir sind..."
Schausten: "Danke, aber ich habe gefragt, wann Sie den Wählern sagen, dass Sie eine rechtsradikale Partei sind."
Apfel: "Na das wollte ich ja grade sagen"
Schausten: "Ich merke, Sie weichen mir aus oder wollen oder können mir nicht antworten, nun gut, und damit zurück zu meinem Kollegen..."

Auauaua!!!!

Nomos schrieb:
es geht hier um Personengruppen, die über Firmen oder Berufsverbände bessere Konditionen bekommen.

Ja gut, und wo ziehst Du da die Grenze? Vor ein paar Wochen teilte die Piratenfraktion hier im Berliner Abgeordnetenhaus unter großem medialen Tamtam mit, dass sie - ganz noble Geste - keine Freikarten für Herthaspiele mehr annehmen will. Natürlich im Gegensatz zu dem andern korrupten Gesocks in unserm Landesparlament.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir im Moment auch kein Herthaspiel ansehen würde, nicht mal umsonst: Es gab gleich große Empörung. "WAS? Die Abgeordneten dürfen umsonst zu Hertha? Das geht ja GARNICHT! Was schieben sich diese Politiker eigentlich noch alles hinten rein?"

Meine Güte. Ein Berliner Abgeordneter kriegt nicht viel mehr als ein Busfahrer der BVG (der natürlich umsonst BVG fährt). Von mir aus kann der auch mal kostenlos zu Hertha. Ich hab da keine Probleme mit.
 
Bei Wulff ist es ja der groteske Mix aus "nichts gewusst", "nicht gewollt", "nicht justiziabel", "nicht mehr erinnert" und "hat nichts mit dem Amt zu tun", der so sprachlos macht.

Der Mix wird garniert durch einen höchst unsouveränen Umgang mit Kritik, gepaart mit Einschüchterungsversuchen, wie man sie sonst eher aus autoritären Systemen kennt.

@ Cocorita: Die Rolle der BILD sollte man auch wieder nicht überschätzen, wie der Fall Guttenberg belegt.
Und zu Deinem Vergleich von Wulff mit Journalisten, die ihre Pressekonditionen ausnutzen: Jawohl, ich bin ebenfalls der Meinung, dass viele Journalisten nicht für das hohe Amt des Bundespräsidenten taugen. Genau wie Wulff.
 
Nur ganz kurz. Ich ziehe die Grenze da, wo die "Privilegien" sich ganz gezielt auf eine Person fokussieren. Es geht darum, dass Wulff von Dingen profitiert, die es für ihn exklusiv gibt. Die nur gemacht werden, um seine Person als MP oder BP zu beeinflussen. Bei Rabatten für Journalisten, Beamte, Angestellte bestimmter Berufsgruppen ist es keine gezielte Beeinflussung, es ergeben sich keine direkten Abhängigkeiten daraus, weil die "Gefälligkeit" bsp. Vodafon Rabatt, auch einer ausreichend großen Gruppe anderer Menschen zur Verfügung steht.


Gruß

@kramerowski

Deine Ergänzung mit dem höchst unsouveränen Kritikumgang und vor allem den Einschüchertungsversuchen ist völlig richt, das gehörte in die Aufzählung noch unbedingt hinein. Danke!

PS. Bei den Beamten - den normal sterblichen (Polizei) reicht übrigens schon der ANSCHEIN der Vorteilsnahme für dienstrechtliche Ermittlungen bzw. Sanktionen.
 
Ich habe vorhin auf Bayern 5 Aktuell einen absolut wirren Monolog von Wulff vor italienischen Studenten gehört. Nachdem er zuvor noch von Frauen in nauturwissenschaftlichen Berufen erzählte, schwadronierte er urplötzlich von der Bagdad-Bahn(!), von deutscher Ingenieurskunst (er meinte wohl Pascha Meißner) und bedauerte, daß sie immer noch nicht bis Afghanistan und Pakistan verlängert worden sei. :)
Möchte mal wissen, was sein Leibarzt ihm heute so gegeben hat.
 
@kramerowski Nö, da war die BILD tatsächlich mal überflüssig, Guttenberg hat sich selbst erledigt. Aber im Fall Wulff liegen die Dinge ganz anders.

Nomos schrieb:
Ich ziehe die Grenze da, wo die "Privilegien" sich ganz gezielt auf eine Person fokussieren. Es geht darum, dass Wulff von Dingen profitiert, die es für ihn exklusiv gibt. Die nur gemacht werden, um seine Person als MP oder BP zu beeinflussen. Bei Rabatten für Journalisten, Beamte, Angestellte bestimmter Berufsgruppen ist es keine gezielte Beeinflussung, es ergeben sich keine direkten Abhängigkeiten daraus, weil die "Gefälligkeit" bsp. Vodafon Rabatt, auch einer ausreichend großen Gruppe anderer Menschen zur Verfügung steht.

Siehste, und ich seh da nämlich keine Grenze. Journalisten lassen sich genauso kaufen wie Politiker. Was Du wegen größerer Streuung als "keine gezielte Beeinflussung" wertest, ist natürlich trotzdem eine. Klar - ein kleiner Lokalredakteur beim Schwarzwälder Käseblatt mit seinem piefigen Vodafone-Rabatt ist nicht Herr Diekmann, aber er wird trotzdem nichts Böses über Vodafone schreiben. Allerdings, wenn Vodafone möchte, dass - sagen wir mal - in einer großen deutschen Boulevardzeitung nix Böses über Vodafone steht, muss Vodafone schon ein bisschen tiefer in die Tasche greifen.

Je höher einer im Ranking steht, egal ob Politiker oder Journalist, desto teurer wird's. Und schon ist die Exklusivität gegeben... :))
 
Cocorita,

Das Problem ist, dass du leider die Ebenen komplett verwechselt. Der Wulff-Skandal ist keiner, weil er gleiche Privilegien genutzt hätte wie sie anderen Politikern gleichen Standes zustehen, ohne dass dabei Anrüchigkeit entstehen würde. Es geht nicht darum, ob Wulff weit verbreitete und auch akzeptierte Privilegien seines Berufsstandes in Anspruch genommen hat. Es gäbe keinen Wulff-Skandal, wenn wir über günstige Leasingkonditionen für eine Politikergattin reden würden (um mal einen der künstlich aufgeblasenen Aspekte dieser Geschichte zu reden). Es stehen aber einige Verfehlungen im Raum, gepaart mit der augenscheinlich bewussten Täuschung der Öffentlichkeit, die auch beim jedem Journalisten mit einem vergleichbaren Vergehen unbedingte Konsequenzen haben sollten.

Wir vergleichen hier nicht mit dem Journalisten, der sich den Presserabatt bei Air Berlin gönnt oder ein zinsgünstiges Fahrzeug least, sondern zum Beispiel von dem, bei dem nachträglich auffällt, dass er, sagen wir mal, mehrfach extrem positive Artikel über gewisse Produkte geschrieben hat und sich anschließend herausstellt, dass er von der entsprechenden Firma teure Geschenke und andere kostspielige Gefälligkeiten erhalten hat. Oder zu Beispiel unter Androhung von negativer Berichterstattung versucht, private Vorteile zu erhalten.
 
Außerdem: Was ist das für eine blödsinnige Pauschalunterstellung, dass ein Journalist nicht negativ über Vodafone schreiben würde, nur weil er den Journalistenrabatt auf seinem Handytarif hat? Das mag es vereinzelt geben, ich würde aber der Mehrheit der Kollegen unterstellen, dass bei ihnen das Eine mit dem Anderen nichts zu tun hat. Andersherum: Glaubst du ernsthaft, Vodafone versucht auf einzelne Kollegen aufgrund ihres vergünstigten Handytarifs Druck auszuüben, weil die mal was Negatives schreiben? Man stelle sich allein den Imageschaden für das Unternehmen vor, wenn so eine Geschichte rauskäme.
 
@Keek
Volle Zustimmung! Mal abgesehen davon, dass Journalisten überwiegend von privaten Eignern (Eignern von Printprodukten und kommerziellen Sendern) bezahlt werden. Wulff hingegen ist als einstiger Volksvertreter und jetztiges "Staatsoberhaupt" viel strenger zu sehen. Offenbar reichen die fetten Pensionen ab 60 (früh!) immer noch nicht als Entschädigung aus.

Ich finde jedenfalls nicht, dass etwa die mir versprochenen "Journalisten-Motorradrabatte" ein Problem darstellen. Am Ende kaufe ich eh immer das Motorrad, das mich technisch wie optisch und emotional am meisten anspricht. Also nie eine BMW, einzige Ausnahme: die BMW S 1000 RR - 2012er Modell, hehehe. :D
 
Was ist das für eine blödsinnige Pauschalunterstellung, dass ein Journalist nicht negativ über Vodafone schreiben würde, nur weil er den Journalistenrabatt auf seinem Handytarif hat
Genau! Ähnlichen Fehleinschätzungen war ja auch Wulff in Bezug auf die BILD aufgesessen. Dachte, wenn er mit Ihnen ein paar Homestories auskungelt, steht er anschließend unter Artenschutz.

Welche Personen agieren freier in Deutschland als Journalisten??!! Ich kenne keine.

Natürlich gibt es Abstufungen. Leider sind die Öffis unter der Knute der Politiker in den Aufsichtsgremien. War im Fall "Brender/ZDF" brutal zu beobachten, wobei sich Brender wie ein Held geschlagen, aber gegen Kochs CDU-Mafia keine Chance hatte.

ZDF-Extra3-282x300.jpg
 
Schließlich: Die Senderchefs wissen die weitestgehend unabhängigen, von idealismus getriebenen Journalisten schon bestmöglichst auszuquetschen - im Zweifel hilft dabei auch ein Hinweis auf den hohen Bewerberzustrom.
 
Für 150 Euro würde Frau Schausten unser Gästezimmer jederzeit bekommen - mit Frühstück und Lokalzeitung dazu! .))) Andere "Dienstleistungen" gibt es natürlich nicht! ... oder nur gegen Aufpreis ... hüstel hüstel ...
 
Das Video ist leider nicht verfügbar, Radiokult. Aber vielleicht war dieses hier gemeint:


Kalkofes Mattscheibe spezial mit der bislang unveröffentlichten ersten Version des legendären Fernsehinterviews. ^^
 
Der Countdown hat begonnen. Ich denke nicht, dass Wulff noch bis Rosenmontag durchhält. Trotz des schönen Pattex-Gleichnisses im verlinkten Mattscheibe-Special. :wow:
Wahrscheinlich wird morgen die Rücktrittsmeldung kommen.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben