Ein Internetradio als kriminelle Vereinigung

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Erst lesen, dann aufschreien!
Nein, in aller Regel sind Internetradios keine kriminellen Vereinigungen. Aber manchmal wird es selbst der Justiz zuviel...

Der Radioszene Newsreader brachte es an den Tag: Eine ddp-Meldung vom 30.11.2009, veröffentlicht am 02.12.2009, mit der Überschrift "Betreiber von rechtsextremem Internet-Radio verurteilt".

Ach so, na klar, werden jetzt einige denken, das liegt ja auf der Hand.
Dass man dem Sender den Boden unter den Füßen weggezogen hat, ist das eine - aber statt dass man dem Betreiber allein die juristische Hölle heiß macht und vielmehr noch die Moderatoren und Chatbetreuer mit ins Boot holt, um sie zu einer kriminellen Vereinigung zusammenzufassen, das hat eine neue Qualität.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich begrüße ausdrücklich die juristische Würdigung der Holocaust-Leugner & Co. und bin froh, dass diese jetzt erst mal Ruhe geben (müssen). Aber über die Variante "kriminelle Vereinigung" war ich jetzt doch etwas überrascht.

Unabhängig vom Rechtsextremismus eröffnen sich hier ganz neue Gedankengänge. Ist man im Radio so eng miteinander verflochten und zieht wirklich an einem Strang, ohne dass auch nur der Gedanke an ein Unrechtsbewusstsein aufkommt (ich habe so etwas selbst erlebt; wehe dem, der vor den Folgen warnt, dann ist man nämlich nicht teamfähig), dann ist es möglicherweise vorbei mit der Moderatoren-Narrenfreiheit und der Betreiber ist nicht mehr allein verantwortlich.
Ein geschickter Betreiber des Internetradios vom Typ Titanic wird, den sicheren Untergang vor Augen, nicht allein auf der Brücke stehen, sondern seine gesamte Crew als kriminelle Vereinigung noch schnell mit in den Abgrund reißen.

Na Prost Mahlzeit.

Nun ist es sicher nicht so, dass der Mehrzahl der Internetradios gleich kriminelles Handeln nachgesagt werden kann; von daher sollten die Wellen nicht zu hoch schlagen. Aber mein erster Gedanke beim Lesen des Artikels war: "Die meisten Internetradios sind intern so eng verflochten und haben mehr Leitungsposten als Moderatoren, dass sich dem Geflecht der (auch nicht kriminellen) Vereinigung kaum einer entziehen kann."
Das gibt mir sehr zu denken.

Schaut euch doch mal die typischen Internetradios an: Radioleiter, Sendeleiter, Teamleiter, Sendeplan-Nase, Chatbetreuer, Cheftechniker, Webseiten-Programmierer, Serverbetreuer und Scriptschreiber, Kinderbetreuer, Ober-Blumengießer, Leitender Kaffeekocher und was weiß ich nicht noch alles. Teilweise sogar doppelt besetzt - typischer Fall von "Titel ohne Mittel".
Ein geschickter Staatsanwalt macht da im Handumdrehen eine GbR draus - das BGB gibts ja her - und: Zack!, fertig ist das Massengrab. Na gut, etwas überzeichnet, aber mir war grad danach.

Bislang habe ich ja immer die Auffassung vertreten, dass die Betreiber bitteschön doch die alleinige Verantwortung zu tragen hätten und dass das dem entsprechend auch kein Job für jeden Fuzzi sein kann.
Aber bei so einer Sippenhaftung wird das natürlich interessant.

Dass man sich sein zukünftiges Internetradio stets mit Bedacht aussuchen sollte, versteht sich von selbst. Aber wenn man jetzt noch mit ins Kalkül ziehen sollte, dass ein Schweineigel von Betreiber auch das das eigene Verderben bedeuten kann, bekommt das eine neue Qualität.
Und jetzt schreibt mir bloß nicht die These, da draußen gebe es keine vorsätzlich unsauber arbeitenden Betreiber, die nach außen ein Saubermann-Image führten. Davon gibts genug.
Mögen sie und ihre Unterstützer gemeinsam den Bach runtergehen...

Kriminelle Vereinigung - ich komm' von der Nummer einfach nicht runter...
 
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