Lizenzpanne in Rheinland-Pfalz: Jetzt auch RPR im Kreuzfeuer der Kritik
Was mit einer Informationspanne begann entwickelt sich immer mehr zu einem Flächenbrand: Nachdem die Entscheidung zur Weiterlizenzierung des Jugendradios bigFM (RPR) vor der eigentlichen Abstimmung der LMK-Vollversammlung aus dem Hause der Medienanstalt an die Öffentlichkeit gelangt war (SatelliFax berichtete mehrfach) gab es am gestrigen Mittwoch Beiträge in diversen Newsdiensten wonach der Veranstalter RPR die Medienwächter in der Lizenzierungsperiode angeblich hinters Licht geführt haben soll.
Wie die Magazine "newsecho.de" und "Digital Fernsehen" übereinstimmend berichten, würde sich das Programm, das von bigFM in Rheinland-Pfalz gesendet und als eigenständiger Sender nach außen hin verkauft werde, nur "marginal von dem Signal aus der Sendezentrale in Stuttgart" unterscheiden. Wohingegen die Mitbewerber um die zweite private UKW-Kette, NRJ/Energy und Regiocast ("Now FM"). völlig eigenständige Sender für Rheinland-Pfalz mit nur wenigen Synergie-Effekten mit anderen Stationen der Unternehmen planten. Ein Großteil des bigFM-Hauptprogramms aus Baden-Württemberg würde lediglich über das ehemalige RPR2-Studio in Ludwigshafen geschleift werden, hieß es.
Um die Medienwächter kurz vor der Entscheidung über die Frequenzvergabe zu besänftigen und ihre Entscheidungsfindung zu festigen, wären bigFM-Moderatoren seit Beginn der Frequenz-Ausschreibung von der Sendezentrale in Stuttgart nach Ludwigshafen gependelt, um Sendungen mit Inhalten aus Rheinland-Pfalz zu moderieren. Eine eigene bigFM-Redaktion gebe es den Angaben zufolge in Ludwigshafen nicht. RPR1-Nachrichtenredakteure sollen angeblich neben ihrem Tagesgeschäft zugleich die regionalisierten Newsstrecken für bigFM produzieren, zum Teil sogar unter falschem Namen.
Die Quellen für diese Anschuldigungen, die von RPR bisher nicht kommentiert oder dementiert wurden, sind allerdings recht vage: Ein anonymer Brief, angeblich von RPR-Mitarbeitern, der unter anderem der Medienanstalt zugestellt wurde und ein ebenfalls anonymes Posting in einem Forum im Internet. Über den Wahrheitsgehalt kann man also streiten.
Fakt ist dagegen, dass sich bigFM während der Lizenzierungsperiode kritische Fragen zum Rheinland-Pfalz-Bezug anhören musste. Diesen Eindruck vermittelte laut einem Bericht des Branchendienstes "Horizont" eine Studie des Medieninstituts Ludwigshafen. Im September 2010 hatte es das Programm von bigFM im Auftrag von dessen Mitbewerber NRJ/Energy über fast zwei Wochen rund 152 Stunden lang abgehört. Ergebnis: Die Beiträge mit Landesbezug machten pro Stunde nur 1,7 Minuten im Tagesprogramm zwischen 6 und 20 Uhr aus.
Für Renate Pepper, Vorsitzende der LMK-Versammlung, werde die Untersuchung aber nicht über Wohl und Wehe von bigFM entscheiden: „Dass Auflagen früher möglicherweise nicht eingehalten wurden, ist kein Grund einen Sender jetzt nicht mehr zu lizenzieren", sagte sie gegenüber "Horizont"