Seufz. Da macht sich die LMK
mal wieder das Anliegen der bestehenden Radiobetreiber zu eigen,
den Markt gegen Konkurrenz abzuschütteln.
DRM+ hat keine Vorteile gegenüber DAB+. Die einzige Gruppe, die von DRM+ profitieren würde, sind die bestehenden Radiobetreiber. Denn DRM+ würde die bestehenden Marktmächte zementieren, DAB+ wird sie aufbrechen. Und auf mögliche Konkurrenz sind die bestehenden privaten UKW-Hitdudler so allergisch,
wie sie es selbst vor 25 Jahren den öffentlich-rechtlichen vorgeworfen haben zu sein, als der Privatfunk eingeführt wurde.
- mehr Programme, gleichzeitig soll nichts wegfallen (z. B. durch Abwärtskompatibilität zu UKW in der Übergangsphase = 25 Jahre)
Das genaue Gegenteil ist der Fall: Dadurch, dass DAB+ im Band III sendet, analoges UKW dagegen im Band II, kannibalisieren sich beide Techniken nicht um die Frequenzen, und es ist ein ungestörter Parallelbetrieb möglich. Ein Parallelbetrieb von DRM+ und UKW-analog dagegen würde Einschränkungen im analogen UKW erfordern, denn der Frequenzbereich, auf dem DRM+ senden soll, muss ja erst mal von UKW-analog freigeräumt werden.
Dass diese Argument, obwohl es grundfalsch ist, so oft vorgebracht wird, liegt nicht nur daran, dass es den bestehenden Radiobetreibern zupass kommt, sondern auch, weil man es bequem von der Schwester-Lobby in den USA abschreiben konnte. Dort hat sich bekanntlich HD-Plus als Digitalradiostandard durchgesetzt (was in etwa vergleichbar mit DRM+ ist). Dort waren aber vier Voraussetzung grundsätzlich anders als in Deutschland.
1. In Amerika stand für das digitale kein zusätzlicher Frequenzbereich zur Verfügung, weil dort im Band III weiterhin Fernsehen gesendet wird (weil dort die Fernsehlobby durchgesetzt hat, dass die Fernsehsender, anders als in Europa, bei der Digitalisierung keine Frequenzen abgeben mussten). Deswegen musste dort ein Standard eingeführt werden ("HD-Radio"), der digitales Radio im bisherigen UKW-Spektrum ermöglicht.
2. In Amerika wird nur auf ungeraden UKW-Frequenzen (88,1; 88,3; 88,5...) gesendet, weswegen die bestehenden UKW-Radiosender einen größeren, zu Analog-Zeiten ungenutzten Spielraum haben, auf dem sie ihre digitalen Signale senden können.
3. und 4. In Amerika sind die meisten UKW-Frequenzen auf Ballungsräume konzentriert, nicht so sehr auf die Fläche verteilt wie in Europa, was (3.) Frequenzplanungen und -umorganisierungen hierzulande entschieden schwerer macht und (4.) dem Digitalstandard HD-Radio zupass kam, der gar nicht dafür entwickelt wurde, in der Fläche digitales Radio anzubieten, sondern lediglich in Ballungsräumen. Für eine Digitalisierung des Radioempfangs in der Fläche ist HD-Radio ungeeignet und hat DRM+ grundsätzliche technische Probleme, die bei DAB+ längst gelöst sind.
Und "abwärtskompatibel" sind die DAB+-Radios, die Du heute in jedem Elektromarkt kaufen kannst, die können DAB+, DAB-alt und UKW-analog empfangen. Die "abwärtskompatiblen" Radios, die DRM+ und UKW-analog empfangen können, müssen erst noch entwickelt, gebaut, vertrieben und zu den Hörern gebracht werden. Da verginge also nochmal erheblich Zeit.
Der komportierte "Vorteil", dass DRM+ im gleichen Frequenzbereich sendet wie UKW-analog, ist also in Wirklichkeit ein dicker, dicker Nachteil.
- besserer, fehlerfreundlicher Empfang (also nicht so wie DAB+) Für das besser sollte man nicht irgendwelche Feldstärken als Maßstab nehmen, sondern Menschen und die befragen was im Praxistest am wenigsten nervt.
Besserer Empfang durch DRM+? Im Ernst?
Möglicherweise liegst Du dem Irrtum auf, dass überall dort, wo heute eine analoge UKW-Frequenz empfangbar ist, automatisch das entsprechende DRM+-Signal zu empfangen wäre, würde digital gesendet. Das ist aber mitnichten so, wie jeder Digitalstandard braucht auch DRM+ eine Mindestfeldstärke, um empfangen werden zu können. Das ist auch im Amerika bei HD-Radio nicht anders, wo außerhalb der Kernsendegebiete viele Frequenzen noch analog gehört werden können, während die digitalen Unterkanäle nicht mehr dekodiert werden können. Vermutlich würde dieses Problem sich in Europa wegen der direkten Nachbarkanalbelegung noch sehr viel stärker auswirken.
Dass das bestehende DAB+-Netz noch zu löchrig, wird wohl von keinem bestritten. Aber eine Verdichtung wäre - rein technisch betrachtet - problemlos möglich. Anders bei DRM+: Ein stabiler Gleichwellenbetrieb ist dort m.W. bis heute nicht möglich, und von den Programmanbietern auch nicht gewünscht (dadurch würden ja neue Frequenzen für die Konkurrenz frei). Eine nachträgliche Verdichtung der Netze zur Verbesserung des Empfangs ist bei DRM+ deshalb schon technisch schwierig.
- besserer Klang (also nicht so mickrige Datenraten wie bei DAB+)
- einfachere Bedienung
- Kostenersparniss (billigere langlebige Hardware, längere Akkullaufzeit),leichte Integration in andere Geräte, z. b. Smartphones
- evtl. Zusatznutzen (wobei ich hier wenig Nachfrage sehe, genau so wie die Smart-TV Angebote bisher sehr wenig real genutzt werden)
Jetzt wird's ganz absurd.
Die Frage, was besser klingt, hat null komma null mit der Frage zu tun, ob über DAB+ oder DRM+ oder HD-Radio oder IP-Plusplus oder Sirius-Megasuperfünffachplus gesendet wird, sondern schlicht damit, mit welchen Bitraten gesendet wird. Wenn überhaupt, ist das ein Argument für DAB+, denn dort steht eine wesentlich höhere Nettobandbreite zur Verfügung.
Warum soll ein DRM+-Radio einfacher zu bedienen sein als ein DAB+-Radio? Weil ich dort die durch ständige Verkündigung im Radio gelernten analogen Frequenzen ("♫ Hitradio ♫ Hundert ♫ Komma ♫ Füüüünf!!! ♫") weiterverwenden kann und nicht "gezwungen werde" einfach einen Suchlauf durchzuführen und dann mein Lieblingsprogramm aus der alphabetischen Liste auszuwählen, ohne je mit irgendeiner Frequenzangabe in Berührung zu kommen?
Und woher weißt Du, dass DRM+-Radios billiger, langlebiger und leichter integrierbarer sein werden als DAB+-Radios? Mich wundert, dass Du nicht noch das Argument gebracht hast, dass DRM+-Radios größere Tasten haben werden als DAB+-Radios und deshalb für ältere Menschen leichter zu bedienen.
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DRM+ ist und bleibt eine Nebenkerze, die die Digitalisierung nicht voranbringen soll, sondern sie (durch Verunsicherung der Öffentlichkeit) verhindern, mindestens aber herauszögern und mögliche Konkurrenz für die nächsten dreißig Jahre ausschließen soll.