AW: Massenentlassungen bei Energy Hamburg!?
Ob Philipp Kholangis sich hätte umschauen sollen, ist 'ne andere Frage: Die "Massenentlassung" bei Energy Hamburg ist einfach die Fortführung der Mitte 2004 begonnenen NRJ-Group Strategie in Deutschland:
1. Kostengünstig produzieren, d.h.: Feste Programmmitarbeiter müssen gehen, bleiben tun meist nur Abteilungsleiter und "Non-Programm" (Buchhaltung, Werbeverkäufer) --> Ein Großteil der freien Programmmitarbeiter wird durch Volontäre ersetzt
2. Positionierung des NRJ-Claims "Hit music only" - dieser Claim funktioniert in Deutschland seit JAHREN nicht, daher auch (nach einer kurzen Zwischenphase Anfang '05) die Teil-Einführung deutschsprachiger und erklärender Stützclaims --> "Die meisten neuen Hits für Berlin"; "Eure Hits OHNE Unterbrechung" in Stuttgart etc. ... Die Erzetzung der Frequenznennung durch die Senderegion ist im Übrigen einer der vielen Versuche, die Regionale Konstante in der Senderwahrnehmung zu erreichen.
und 3. Die Belegung der Nische "Musiksender". Bisher waren die vorrangigen Unternehmensziele der NRJ-Group in Deutschland die Markführerschaft in ihren jeweiligen Sendegebieten. Nachdem dies nun kapital gescheitert ist, sollen die ENERGY-Sender Spartensender werden. Klingt erstmal komisch, aber: Nach dem Umschwung der meisten privaten und öffentlichen Massenprogramme zu mehr Inhalt, Wort und vielfältiger Musikrotation, sind REINE junge Musiksender rar.
Außerdem war bei ENERGY HH Herr Schürger am Drücker und er ist einfah dafür bekannt, konsequent Einsparungen im Personalbestand durchzuführen (das lässt sich ENERGY übrigens sehr viel kosten - alleine die Entlassungen in Berlin 2004 waren sehr sehr sehr teuer, schließlich mussten ein Haufen Feste gehen).
Mein Fazit: ENERGY fährt ein strammes Format-Programm mit dem Schwerpunkt "Musik". Da der französische HMO-Claim verwendet werden MUSS, versucht man dies mit den zuweilen nervigen Testemonial-Einspielern den Hörern nahe zu bringen. Die Personalisierung der Programme entfällt wahrscheinlich nur mittelfristig - in 1-2 Jahren wird es eine langsame Öffnung in Richtung "Wort" und "Comedy" geben - - - hoffentlich gut strategisch vorbereitet
Der unvorhersehbare Aspekt ist die Führung des Konzerns. Weil die Chefs sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland recht oft ausgetauscht werden, kann sich vieles ändern ... und genau das ist das Risiko.
Ein Radiosender kann in der BRD innerhalb einer MA 50% seiner Hörer verlieren - sie wiederzugewinnen dauert mind. 3 Jahre (Demographiefaktoren nicht miteingerechnet). Auch wenn die Entlassungen tragisch und unverständlich scheinen - sie sind in den Augen der NRJ-Group das EINZIGE Mittel die Stationen am Leben zu erhalten (so nach dem Motto: Mit viel Personal haben wir nix gewonnen, da können wir auch ohne weiter machen
Aber Spaß beiseite: ENERGY kann auch mit der derzeitigen Strategie Erfolg haben - sie müssen nur durchhalten und die Hörer nicht jedes Jahr mit neuen Station-Voices, Formatwechseln und/oder neuen Moderatoren verwirren.