Hier mal ein Auszug von Herrn Gehler, der im Moment für den Wandel von MDR Thüringen verantwortlich scheint.....(allerdings von vor ca. 10-12 Jahren) -
ist ja eigentlich unglaublich - dieser Sinneswandel !!!
"Das Leben ist schön" - so heißt ein Film, der mit der Leichtigkeit des Seins höchst Dramatisches zu bewältigen sucht. Unterhaltung hilft über den Alltag. Sie ist nicht immer angebracht, aber notwendig, ist gewollt und begehrt. Die meisten Leute schalten das Radio ein, um durch den Tag musikalisch begleitet zu werden. Der Hörfunk ist ein Nebenbei-Medium. Radiosender, die das erkannt haben und Unterhaltungsmusik bieten, erfreuen sich einer hohen Akzeptanz. Das ist Unterhaltungskunst! Radio ist mit zirka 83 Prozent das meistgenutzte Medium überhaupt - wegen der Unterhaltung. Maßstäbe in der Musik setzt nicht nur der, der sie macht, sondern auch der Zuhörer. Dies geschieht äußerst subjektiv. Manche meinen allen Ernstes, englischsprachige Musik wäre grundsätzlich von höherer Qualität. Ihr Lächeln über deutschsprachige Radioprogramme mimt den Blick des Intelligenteren über den Dümmeren. Oft verstehen sie selbst nicht, was sie hören, und nehmen nicht wahr, daß es sich teilweise um die gleiche Drei-Kadenz-Musik handelt wie beim volkstümlichen Schlager. Ich rede nicht über Klassik, Jazz, Spirituals oder andere handwerkliche Musikformen, sondern über die breite Akzeptanz von Unterhaltungsmusik.
Wer vom Radio mehr will als das, gehört zu einer Minderheit. Radio für "Auserwählte" hat seine Berechtigung, aber berechtigt nicht, über den Dudelfunk indifferenziert zu klagen. Es kommen in Zeitungen, Talkshows und bei wichtigen Kongressen meist nur die "Auserwählten" zu Wort, Redner aus Politik, Kultur und Religion sprechen von Werten, die erhalten werden müßten, bedenken oft aber nur wenig, daß Unterhaltung auch einen Unterhaltungs-"wert" hat. Masse ist nicht Klasse - aber die Klasse der Masse wiegt schwer. Es hilft nichts, im Zeitalter der leider zuwenig praktizierten Hausmusik die Volksmusik, den Schlager und die einfachen mitsingbaren unterhaltsamen Formen totzureden. Dann reduziert sich alles nur noch auf Genies.
Ob christliche Jugendmusik immer nur "hoch anspruchsvoll" und ausschließlich eine messianische Botschaft beinhalten muß, zweifle ich an. Kann sie nicht einfach auch Musik sein, die von Christen gemachte Unterhaltung ist? Vielleicht kommt es dabei mehr auf die an, die mittanzen, mitsingen und mitmusizieren. Sonst stehen wir in Gefahr, dem Rummel um die Stars genauso zu erliegen. Musik ist auch Freude. Jeder Liedermacher, jede Gruppe, jeder Musiker und Sänger, Texter und Komponist weiß, daß ihm die Leute davonlaufen, wenn er hochqualifiziert bierernst bleibt.
Eine frohe Botschaft darf darin bestehen, daß Menschen Musik machen, die schlicht und einfach froh sind.
Matthias Gehler ist Hörfunkchef von MDR 1 Radio Thüringen, war früher u.a. Pfarrer, Journalist, Liedermacher, Regierungssprecher und Berater beim Rundfunkbeauftragten für die Neuen Bundesländer.