Ich bin mir nach wie vor noch nicht sicher, ob das Internet wirklich die Zukunft für das Radio ist. Klar, die diversen interaktiven Dinge im Internet laufen den klassischen Medien in Teilen jetzt schon den Rang ab. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es auch in ferner Zukunft nicht wenige Menschen geben wird, die nicht ständig interaktiv sein wollen, sich nicht ständig um das Pflegen ihrer tlw. durch Algorithmen festgelegten Playlisten (ob Musik oder Beiträge) kümmern wollen, und die vielleicht einfach auch nur mal etwas für die Ohren brauchen. Dinge, die live, spontan und linear über das Medium Radio transportiert werden.
Im Fernsehen gibt es doch ähnliche Prozesse: wer braucht schon eine Tagesschau um 20:00, wenn man sich im Internet zu jedem Zeitpunkt (also wann man will) sehr viel ausführlicher informieren kann! Wer braucht angesichts diverser Youtube-Kanäle überhaupt noch klassisches lineares Fernsehen?
Und doch gibt es da im linearen Fernsehen und Radio diese Überraschungsmomente, in denen etwas passiert. Etwas, mit dem man nicht rechnet. Etwas, das einem eine computergenerierte Playlist seiner Vorlieben nie und nimmer präsentiert hätte. Etwas, das man mit anderen teilen kann, weil es nicht nur im eigenen Profil statt findet.
Ich glaube, Radio muss in diesem interaktiven Schnickschnack naturlich präsent sein. Spotify knabbert nicht nur an den CD-/Platten-/Downloadverkäufen, sondern auch an der Zeit, die Leute sonst mit Radio verbringen würden. Auch Youtube knabbert als eine Freizeitbeschäftigung nicht nur am Fernsehkonsum, sondern auch am Radiokonsum. Und trotzdem muss sich Radio auch auf seine Stärken besinnen, und das ist der Livemoment, dass Dinge eben genau dann passieren, wann sie passieren! Dass sich der Horizont auch mal dadurch erweitert, dass einem jemand Dinge vorsetzt, die nicht zum eigenen "Profil" passen.
Ob man dafür die Programmvielfalt, die einem DAB+ bieten könnte, wirklich braucht, oder ob dafür auch UKW ausreichen würde, kann ich nicht beurteilen und muss die Zukunft zeigen. Aber ich glaube schon, dass die Zukunft eben nicht NUR im Internet und all diesem Interaktiven liegt. Das Publikum für klassisch lineare Inhalte mögen vielleicht eher Ältere statt der Kiddies/Jugendlichen sein. Aber auch die heutige interaktive Daddelgruppe wird mal erwachsen und entdeckt vielleicht mit der Zeit ihr Interesse an linearem Radio. Und die Werbeindustrie müsste eigentlich langsam auch ein für alle mal gemerkt haben, dass es nicht die 14-20jährigen sind, die das große Budget für Einkäufe haben.