Du sprichst mir in deinem Statement aus der Seele. Das Problem hierbei sind wohl dreierlei:
1) Die ewige Verkettung und Oligarchisierung der Radiolandschaft durch immer die gleichen Verlage, etc.
2) Diese Einteilung in stringent geordnete Formatradios und dadurch eigentlich eher Schubladendenken: wenn ich der Sender X mit dem Format Y bin, darf ich nur das in mein Programm nehmen, was mir mein Playlistprogramm und mein Berater für das Format Y vorgeschrieben haben.
3) Den Mangel an eigener Kreativität und Regionalität. Und mangelnde Innovationskraft, die den Motor am Laufen hält.
Warum hatten die älteren Moderatoren, Showmaster, etc. so viel Erfolg?! Weil sie individuelle Größe hatten, einen starken Geist, gebildet und Arbeitstiere waren. Carell, Frankenfeld, Kulenkampff, das waren Typen, auch Gottschalk noch, die Ecken und Kanten hatten, Humor, Geist und Witz. Denken wir an Heinz Erhardt, an Heinz Rühmann, an die vielen Medienschaffenden der früheren Jahre!
Und heute? Heute finde ich diese Typen nicht mehr, mit großen Ausnahmen in manchem Radioprogramm (z.B. Fritz Egner auf Bayern 3).
Heute wirkt alles austauschbar, aalglatt, alles durchgestylt, und va die Kritikfähigkeit und die Streitkulturen haben ordentlich nachgelassen.
Zudem: Trends kommen und gehen heute sehr viel schneller als in den Jahren, als Formatradio konzipiert wurde. Hier eine klare und eindeutige Antwort zu geben, scheint oftmals unmöglich, da das Formatradio schwerfällig auf potentielle Veränderungen reagiert, wohin gegen unkonventionell gemachtes, wenig formatiertes Radio & TV oftmals leichter und schneller auf potentielle Veränderungen reagieren kann. Diese können im Bereich Musik sein, im Bereich Musikfarbe, im Bereich der Wahrnehmung der Hörer. Ein Sender, der sich behäbig gibt, verliert schnell an Hörern und man kann sich denken, wohin das führt.
Die Lust und die Leidenschaft, neues auszuprobieren, tendiert - mit geringen Ausnahmen - Gen 0, weil die Formatierung solche Innovationen nur schwer zulässt. Und Gelegentlich setzt man auch auf die Angst, bei möglicher Veränderung durch den Hörer, von diesem nicht mehr wahrgenommen zu werden.
Und so haben es die Berater leicht, den Radiomachern ihre zT sehr krude Sicht der Dinge anzubieten.
Das Radiogeschäft in Deutschland ist leider zu einem großen Freizeitpark verkommen.
Leider, aber man kann immer auf Besserung hoffen.