Ich bin erstaunt, wie hier von manchen die Aussage des neuen Intendanten zur Generation RTL kritisiert wird. Wer mal sehen möchte wie das RW Desaster im TV bei den ÖR aussieht (in der freien Wirtschaft wären dafür Leute längst nach Hause geschickt worden). Gucke mal hier zB bei 14-29:
http://www.ard.de/download/555746/Sehdauer_und_Marktanteile_2015_nach_Altersgruppen.pdf
Und? In der Altersgruppe 18-29 rauchen z.B. knapp 50% der Männer in Deutschland (zumindest war es 2013 so):
https://www.rauchfrei-info.de/informieren/verbreitung-des-rauchens/raucherquote-bei-erwachsenen/ - und selbst wenn sie die 50%-Marke geknackt hätten, wäre Rauche nicht automatisch "gesund" geworden.
Es gibt viele Dinge, die sind unabhängig von Mehrheiten und Quoten wahr oder unwahr, richtig oder falsch, gesund oder nicht gesund. Danach kann man sich nicht ausrichten. Naturgesetze beispielsweise sind immer wahr - selbst wenn 100% der Bevölkerung es gerne anders hätten.
Nun haben die öffentlich-rechtlichen weder ein Abo auf Wahrheit noch eins auf "gut gemachtes Programm". Deshalb ist selbstgerechtes Zurücklehnen auch nicht angebracht. Wenn aber auch bei (selbst)kritischer Betrachtung rauskommt, daß man höhere Quoten nur bei Aufgabe von Seriösität oder Tiefgang erreichen kann, ist das bitter, stellt der Bevölkerungsmehrheit ein nicht allzu gutes Zeugnis aus, sollte aber nicht dazu dienen, sich entsprechend anzupassen. Sonst ist man nämlich zwar noch da, aber eigentlich bereits weg, da überflüssig. Siehe z.B. zahlreiche ARD-Hörfunkangebote. Auf Dauer funktioniert natürlich auch kein "Ignorieren und Weitermachen", denn dann wird, sollten die Mehrheiten noch klarer ausfallen, das System irgendwann als ganzes abgeschafft. Bis dahin gilt es aber einen deutlichen Unterschied zum Privatfunk / Privat-TV aufrecht zu erhalten. Schon deshalb, weil mit den Gebührenzahlungen ein klarer Auftrag verbunden ist, was anständiges draus zu machen.
Zu den Reichweiten der Privaten trägt mein Umfeld jedenfalls nicht bei: fernsehfreie Haushalte sowieso nicht, meine Eltern nicht (keine Privaten im Senderspeicher), kabel- und sat-freie Haushalte in meinem Freundeskreis auch nicht (die hatten bislang auf DVB-T keine Privaten und würden jetzt für DVB-T2 auch nicht dafür bezahlen).
Wir wollen aber "einen Deutschlandsender" für alle.
Nicht nur den DLF und das Deutschlandradio!
Was meint Ihr, die Gebührenzahler dazu?
Ich als Gebührenzahler wüßte nicht, wie ein "Deutschlandsender für alle" aussehen könnte. Meine Interessen und meine Lebensweise sind z.B. zu weit über 90% inkompatibel mit denen des Mainstreams. Ich kann nicht verlangen, ein Programm zu haben, das ich wann immer ich will mit mich interessierenden und momentan für mich passenden Inhalten hören könnte. Ich muß mir rauspicken und ggf. nachhören oder aufzeichnen. Was ich höre (oder im TV auch mal sehe), ist den meisten in meiner Altersgruppe völlig fremd und wirkt auf sie absurd - genau wie ich selbst auch.
Ich merke das auch in zutiefst privaten Dingen: seelisch docke ich bei gerade mal 2 Menschen wirklich gut an, meinem besten Schulfreund und einer wunderbaren Frau, die sich aber für einen anderen Partner entschieden hat, weil ich Physiker bin und damit der Generalverdacht "seelenloser Zahlen-Zombie" zugeschlagen hat. Weitere Kontakte habe ich letztlich fast nur im (Radio-)Hobbykreis und bei Senioren über 70, die schätzen irgendwelche Werte, mit denen die jüngeren nichts anfangen können oder die sie gar ätzend finden (Zuverlässigkeit gehört z.B. dazu, mußte ich lernen). Lerne ich mal Leute in meinem Alter (um die 40) in Berlin kennen, staunen wir eigentlich immer nur über unsere Inkompatibilität und die Wege verlaufen nie auch nur ein kurzes Stück parallel. Ich führe mein Leben mit Ausnahme leider weniger Kontakte zu besagten Freunden völlig alleine, habe teils monatelang keinerlei "Live-Kontakt" zu Menschen in meinem Alter. Es passt einfach nicht.
Ich bin ganz froh, das eine oder andere Angebot im Radio zu finden und es gibt auch "übliche Verdächtige" unter den Programmen. Ganz vorn ist Bayern 2, ansonsten halt auch mal der DLF oder SWR 2 oder eine andere Kulturwelle. Verlangen, daß das alle hören müssen, kann ich nicht. Von mir verlangen, daß ich mir das anhöre, was bei der Masse läuft, sollte bitte auch niemand. Ich meide deshalb auch öffentlich beschallte Bereiche, es tut meiner Seele weh.
Genausowenig wie es "ein Mittagessen für alle" geben kann (außer in Zeiten bitterster Not), halte ich "ein Deutshclandradio für alle" für möglich.