AW: 40 Jahre MusiCassette
Habt Ihr denn überhaupt jemals Dolby benutzt? Ich nie. Bis heute nicht.
Ich war selig, als ich endlich (!!!) im Sommer 1990, kurz nach der Einführung der D-Mark, im ehemaligen Betrieb meines Vaters einen
Servicerückläufer günstig (90 DM) ergattern konnte. Dolby! Endlich! Es war ein Dolby-B-Nachbau, definitiv nicht ganz so gut wie das Original, mit deutlichen dynamischen Fehlern und Toleranzen. Das Deck war auch extern nicht einmeßbar (intern war ich damals nicht so fit, daß ich mich da rangetraut hätte), produzierte aber mit BASF Chrome Maxima und zugeschaltetem "Dolby" bis auf einige Rauschfahnen und "Aufreißer" an kritischen Stellen endlich eine Qualität, die den Radiomitschnitten angemessen war. Ab damals nur noch mit Dolby, ab November 1991 dann mit
Dolby S und korrekt eingemessen.
Bei einem guten Band, einem guten Tape-Deck zur Aufnahme und zur Wiedergabe und einer korrekten Aussteuerung braucht es meiner Ansicht nach auch kein Dolby.
Wenn Du mit Rauschabständen deutlich unter 60 dB, also einer hörbaren Rausch-Hinzufügung zu anständigem UKW-Empfang, leben kannst, dann ist das eine korrekte Aussage. Wer das Rauschen bewußt in Kauf nahm, kam so um Pumpeffekte, dumpfen, muffligen Dolby-Sound und ähnliche Probleme herum. Wie TSD schon ausführte, für Reportagen war es deutlich sicherer, die O-Töne ohne Dolby einzufangen.
Andererseits: wenn Bias UND Bandempfindlichkeit (Dolby-Arbeitspunkt) korrekt eingemessen sind, sind die ungewollten Nebeneffekte von Dolby sehr gering, besonders bei Dolby B. Dolby C war etwas kritischer, Dolby S empfand ich als recht gutmütig.
Ich hatte im Frühjahr 1990 vom zusammengesammelten Westgelt einen 5er-Pack BASF Chrome Maxima im ProMarkt Darmstadt gekauft und nächtelang bei meinen Gasteltern (Schüleraustausch) die Depeche-Mode-Maxis des Sohnemanns auf dessen Technics-Tape kopiert. Ende 1991 wußte ich dann: Azimut völlig daneben, Bias völlig daneben, Arbeitspunkt total daneben. Ohne Dolby wäre das nur dumpf gewesen, mit Dolby hat es auch noch gepumpt. Lehrgeld.
Keine Ahnung ob es heute noch jemand macht, aber wenn von einer Cassette welche mit Dolby aufgenommen wurde auf eine andere kopiert werden soll, dann bitte an beiden Geräten Dolby ausschalten.
Beim Abspielen der neuen Cassette dann aber wieder Dolby einschalten.
So hab ich das jedenfalls in Erinnerung.
Das geht 100% in die Hose, wenn nicht auf dem Zielband exakt (!!!) der gleiche Bandfluß (die gleiche Magnetisierungsstärke) drauf ist wie auf dem Originalband. Es gibt also nur eine Einstellung des Aufnahmepegelreglers beim Zielgerät, bei der das Verfahren funktioniert. Ansonsten: zu wenig Aufnahmepegel -> Zielband klingt mit Dolby dumpf, zu viel Aufnahmepegel -> Zielband klingt grell und rauscht. In beiden Fällen gibt es Fehler in der Dynamik.
Aus diesem Grund funktionierten Kopien auf Doppelkassettendecks (die schalteten bis auf wenige Ausnahmen das Dolby beim internen Überspielen aus) oft so schlecht. Daß sie das Dolby ausschalteten, lag daran, daß nur eine Dolby-Baugruppe vorhanden war, die entweder für Aufnahme oder Wiedergabe genutzt werden konnte, aber nicht für beides gleichzeitig.
Was man aber auf diesem Wege mit viel Mühe machen konnte: eine völlig fehleingemessene Kassette, bei der die Aufnahme nicht mit der korrekten Kalibrierung der Bandempfindlichkeit erfolgte, durch Überspielen wieder etwas fitter machen: war das Original "dynamisch" zu dumpf, mußte der Kopierpegel erhöht werden, war das Original "dynamisch" zu grell, wurde er etwas abgesenkt.
Ich hatte mich zu den Zusammenhängen mal
hier ausgelassen.