marillenfreund
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wo einige Autoren meinten, ihr Sprechertext müsste unter allen Umständen immer lauter sein als die O-Töne.
Das ist auch so eine Geschichte, die ich schon öfter (vor allem von Cuttern) gehört habe, die sich mit Ton nicht wirklich beschäftigen. Meines Erachtens nach ein Missverständnis aus den Zeiten, in denen man versuchte Regleroffsets (Töne werden nicht verändert sondern nur mittels Regler unterschiedlich laut gemacht) für unterschiedliche Signale (Sprache, Klassik, Popmusik etc) vorzuschlagen. Wir sind zeitlich also wieder hier:
Man versuchte mit den jeweiligen technischen Gegebenheiten lediglich das Aufnahme- und Wiedergabemedium technisch gut auszusteuern, was bei der damaligen Technik automatisch zu annähernd gleichen Loudnesseindrücken führte.
Diese Versuche führten immer mehr in die Irre, je mehr das Audio manipuliert wurde. Die Idee, dass man den Sprecher lauter (Peaklevel) als die O Töne macht kam also ggf daher, dass O Töne auf der Straße aufgenommen evtl höhere Peaklevel durch Umgebungsgeräusche oder sehr stark gerichtete Mikrofone aufweisen.
Auch eine häufige Begründung ist die, man könne den O Ton leiser machen, weil man ja Denjenigen, der spricht im Bild sieht und somit das Gehirn den Ton dann wieder lauter erscheinen ließe. Mir konnte allerdings noch niemand erklären, was dann Menschen machen, die blind sind und wie das bei O Tönen ist, die im Off schon beginnen und der Sprechende erst später ins Bild kommt.
Aber wieder mehr zum Thema Sprachverständlichkeit, Loudness und Processing. Auch hier bin ich immer wieder der Meinung, dass viel zu häufig sprachliche und Verständnisprobleme ursächlich sind, wenn ggf zu viel und somit kontraproduktiv bearbeitet wird.
Meine These ist noch immer, dass gerade beim Radiohören mit dem Begriff laut oder leise häufig Sprache gemeint ist, weil hier die eigentliche Information steckt und man zum Volumeknopf greift um etwas zu verstehen. Neben des reinen Lautstärkeeindrucks wird die Sprachverständlichkeit /-verstehbarkeit aber auch häufig durch allzu starke Bearbeitung der Hüllkurve verändert. Das betrifft nicht nur Sprache, sondern alle Arten von Geräusch (Schlagzeug, Pferdehufe, Knistern einer Wunderkerze o.ä.), da jedes seine eigene Charakteristik in der Hüllkurve hat. Ich vergleiche das immer mit einer Art "Fingerabdruck" des Geräusches, den das Ohr benötigt, um dieses zu identifizieren.
Als Anhang findet Ihr mal zwei Grafiken, die ich von einer Internetseite habe, die es scheinbar nicht mehr gibt. Man erkennt daraus ganz gut, wie sich Sprache und die darin befindlichen Buchstabengeräusche über das Frequenzspektrum verteilen. Die zweite Grafik zeigt, wie sich das Gesendete evtl bis zum Empfänger durch Beeinflussungen verändert und somit Teile der Botschaft gar nicht ankommen oder von anderen verdeckt werden. Außerdem werden ein paar allgemeine Kritikpunkte zum Thema Sendeton angesprochen.
Beste Grüße, Björn