Es wird gelegentlich und genau in der Diskussionssendung des DLF von Genderbefürwortern damit argumentiert, dass sich Sprache entwickelt und deren Entwicklung noch längst nicht zum Abschluss gekommen sei.
In jener Sendung wurden wieder Beispiele genannt, die das Akustische im Radio überhaupt nicht berücksichtigen. Radio zwingt einen zur Aufmerksamkeit. Habe ich die Möglichkeit beim Lesen Passagen, die mir nicht gefallen, einfach zu überblättern, wird mir beim Radiohören eo ipso diese Option nicht geboten. Beim Radio kann ich nicht meine Ohren abstellen. Ich muss zuhören. Das einzig Denkbare wäre, Simultanprogramme zu senden, die auf Knopfdruck den Sender mit "garantiert genderfrei" und dasselbe Programm mit "political corectness, gendered, entstalinisiert, entpostkolonialisierter Sprache (ja, Pipi Langstrumpf *N*könig -> Südseekönig)" senden.
Und das war ja wohl anzunehmenderweise auch der Anlass von
@AgnesGerner dazu, einen "bösen" Brief an die Rundfunkanstalt zu schicken.
Und "Medias Res". Es muss heißen "In medias res". Hier wird einfach die Präposition verschluckt.
Auch werden intransitive Verben plötzlich, wie durch Zauberhand transitiv. Beispiel: Erinnern. In der transitiven Form: jemanden an etwas erinnern. Und in der intransitiven Form zwingend mit Reflexivpronomen und Präposition. Ich erinnere
mich an Berlin.
Heute hört man im Radio durchgängig: Ich erinnere Berlin.
Dabei kann das wirklich von der unterschiedlichen Wortbedeutung her im Kontext zu Missverständnissen führen. An was erinnere ich Berlin? (Pünktlich die Stromrechnung zu bezahlen.)
Es wird mit Sprache eben gelegentlich "Schindluder" getrieben. Und es wird auch dadurch nicht besser, indem man die Hörerschaft ständig damit bepflastert, getreu dem Motto: "irgendwann werden die "dummen" Hörer es schon schlucken."..OK. Eine gewisse Arroganz kann man der Rundfunkerclique beileibe nicht absprechen. Es wurde einmal publiziert, dass in Deutschland etwa 200 Leute insgesamt das Meinungsbildungspotenzial bestimmen.
Darunter die Mehrzahl Rundfunkleute. Und Schwächen des Selbstbewusstseins brauchen sie nicht zu befürchten. Im Gegenteil. Können sich Dinge rausnehmen, für die Otto Normalverbraucher ernsthafte rechtliche Konsequenzen zu befürchten hätte.
Dass sich in letzter Zeit von Seiten der "Massen" aber Widerstand rührt, zeigt, dass gerade das Verändern des Sprachgebrauchs im Sinne von Gendern nicht sang- und klanglos über die Bühne geht, wenn nicht überhaupt in der Versenkung verschwindet, genau so, wie ich oben schon sagte, die Kleinschreibung. Oder das Nullmorphem.
Oder regelmßig die Elternschaft ihrer Drittklässler-Sprösslinge in Aufruhr versetzendes Hausaufgabenwort "Präteritum".