Ja, ist eben doch nochmal ein anderes Feeling, sein Lieblingslied im Radio zu hören, zumal wenn dabei auch noch auf einen selbst Bezug genommen wird. Allein, die Wünsche sind mit der Zeit fast deutlich monotoner geworden und heben sich teils nur noch sehr geringfügig vom gewöhnlichen Alltagsprogramm ab oder wenn, dann so richtig, also ganz bewusst völlig inkompartibel zur sonst auf diesem Sender gespielten Musik. Beispiele finden sich gerade aus den letzten Tagen rund um die österlichen Hitparaden in großer Menge.
Wenn man aber mal so drüber nachdenkt, erscheint diese Entwicklung sogar ziemlich logisch. Früher waren die Programme von Haus aus vielfältiger, der Hörer lernte durch sie Titel neu kennen und wünschte sich dann ab und an mal einen Titel, der nur selten im regulären Programm zum Einsatz kam, aber immerhin, er kam überhaupt mal dort zum Einsatz. Heute dagegen haben wir Hotrotations, Besttester und so weiter und, so traurig das für viele von uns auch sein mag, eine Vielzahl von Hörern scheint damit durchaus zufrieden zu sein. Die Kehrseite ist nun allerdings, dass viele dieser zufriedenen Dudelfunkhörer gar nicht sonderlich viele Titel kennen, die über das hinausgehen, was im Radio gespielt wird, beziehungsweise vieles schon längst wieder vergessen haben, weil es ihnen eben nicht ganz so häufig vorgesetzt wird. Wo sollen bei derartig erzogenen Hörern noch originelle Musikwünsche herkommen? Und nein, mit "originell" meine ich nicht "Böhmischer Traum" oder Titelmusiken von Kinderserien, wenn mal wieder irgendwer verrückt spielt. Es gibt so viele Titel, die sich äußerst harmonisch in die gängigen Musikformate einfügen ließen.
Und jene, deren musikalischer Horizont ein gutes Stück weiter gefasst ist, schalten eben immer weniger das Radio ein, beziehungsweise eben nur noch sehr gezielt. Wer will es ihnen verdenken? Gerade jener Teil der Hörerschaft wäre es ja aber, der ein Wunschkonzert über den "Cool, ich bin im Radio!"-Effekt hinaus und somit auch für den Rest der Hörerschaft atraktiv machen könnte. Dass es durchaus noch Hörer gibt, die mit ihrem musikalischen Schwarmwissen kunterbunte und trotzdem nicht allzu trashige Musikprogramme zusammenstellen können, haben exemplarisch betrachtet Werner Reinke und seine Community ja äußerst eindrucksvoll bewiesen. Aber da sind wir eben wieder bei dem Punkt, welche Sorte Hörer man sich mit der Zeit herangezüchtet hat.