Okay, als ausgesprochene Freundin der gepflegten Diskussion will ich hier mal eingreifen.
1. Es gibt keinen Grund, Finchen derart anzugreifen, nur weil sie ihre Chefs NICHT als natürliche Feinde betrachtet und alles, was sie von sich geben, grundsätzlich ins Reich der Phantasie verweist. Sie hat nur nicht verstanden, dass Ihr auf einer anderen Ebene diskutiert, nämlich auf der der moralischen Wertung, während sie versucht, die Aktion in die Funktionslogik des Privatfunkes einzuordnen. Ihre eigene Meinung dazu - die möglicherweise abweicht - hat sie noch gar nicht kund getan. Und selbst wenn sie diese Aktion persönlich gut findet: Welches Recht nehmt Ihr Euch eigentlich heraus, ihr das wegzudiskutieren?! Das ist eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Grenzen!(Umgedreht gilt das für Finchen natürlich auch!)
2. Auch wenn ich persönlich mit einigen Meinungen konform gehe, offenbart Ihr tatsächlich Wissenslücken über die Funktionslogik des Privatfunkes.
Der Reihe nach:
a) Auch wenn 7 000 von 350 000 Hörern für den Laien nach verdammt wenig klingen, so ist der Aktionsplaner wahrscheinlich zufrieden. Denn die Zahl der Hörer, die sich durchschnittlich an einem Gewinnspiel beteiligen, liegt im unteren einstelligen Prozentbereich. Rechnen wir hier noch ab, dass Heilbronn noch nicht mal zum zentralen Kerngebiet der Antenne gehört, dann ist das aus logisch-rationalen Gesichtspunkten ein ziemlich gutes Ergebnis (Vorausgesetzt, die Zahl stimmt. Da es mir hier ums Prinzip geht, habe ich mir nicht die Mühe gemacht, sie nachzurecherchieren.) Ein aktives bzw. passives Hörverhalten ist eine Grundhaltung und kein Maßstab für die Akzeptanz einer Aktion. Folglich richtet sich ein MA-Spiel nicht nur an die anwesenden, sondern auch an die passiven oder gar neuen (siehe b) Hörer. Welche Rückschlüsse Ihr auf den Geisteszustand der anwesenden Hörer zieht, ist natürlich Euer Problem. Die Einschätzung, es seien lediglich die Vertreter der Unterschicht, Arbeitslose und Hausfrauen, möchte ich mit Rücksicht auf den Frieden im Forum lieber nicht kommentieren.
b) Es geht in der "harten Währung" MA nicht um ein einzelnes Gewinnspiel oder eine einzelne Aktion, sondern um den Gesamteindruck. Der Werbekunde wird auch niemals nachvollziehen können, welcher Spot im auf welchem Sender welchen Euro gebracht hat. Mit einer MA-Aktion kann der Sender aber seine Ziele in Sachen Hörerschaft steuern. Also schaut der PD bei der Planung auf seine Zahlen. Wo sieht er Defizite? Will er die durchschnittliche Verweildauer erhöhen? Dann wird er ein Gewinnspiel in mehreren Teilen über Stunden hinweg ziehen. Oder will er sich neue Hörergruppen erschließen? Dann wird er - wie im Antenne-Beispiel - versuchen, diese mit Hilfe fetter Schlagzeilen auf sich aufmerksam zu machen. Die Hörerbindung, wenn der potentielle Hörer einmal eingeschaltet hat, übernimmt dann das Programm. Das heisst, dass eine Aktion absolut erfolgreich gewesen sein kann - und man in der MA nichts merkt, weil die neuen Hörer nicht gebunden werden konnten. (Vorsicht: Das hat nichts mit Niveau sondern mit Geschmack zu tun. Visiert der PD eine Gruppe an, die von der Zielgruppe völlig verschieden ist, geht das beinahe zwangsläufig in die Hose.) Aber da PD's nicht generell blöde sind, dürfen wir davon ausgehen, dass sie schon vorher wissen, wenn sie ansprechen wollen. Also lässt sich die PR anhand harter Zahlen tatsächlich nicht nachweisen - aber in der GESAMTHEIT betrachtet leugnet nur ein Outsider ihre Wirkung. (Sofern nicht die Grenzen der Norm überschritten werden.)
c) SACHSENRADIO
- Tritt mir diesen Beweis an. Du wirst es nicht können, denn in Sachsen ist seit Jahr und Tag PSR Marktführer und mit jedem Jahr, das ins Land geht, hat dieser Sender weniger Arbeitsplätze.
Du irrst, mein Schatz, weil diese Einstellung nur die Oberfläche berührt, was die Lektüre der Fachpresse zeigt. Tatsächlich hat die PSR-Gruppe bei den Programmen demnach abgebaut, leistet sich dafür aber ein eigenes Unternehmen der Medienforschung, statt 2, 3 Promotionmitarbeitern eine Event-Agentur und vermarktet ebenfalls in einem eigenen Tochter-Unternehmen. Ích kenne die PSR-Mitarbeiterzahlen nicht, aber ich schließe aus den Beobachtungen, dass sich dort lediglich der Schwerpunkt der Arbeitsbereiche verschoben hat. Das magst Du nun gut oder schlecht finden, es macht Deine Behauptung vermutlich nicht wahrer. Und die PSR-Gruppe steht in dieser Entwicklung hier stellvertretend für viele (mehr oder minder) erfolgreiche Sender inkl. zugehöriger Unternehmen.
Um den Beitrag nicht noch länger zu machen, habe ich die meisten Zitate weggelassen. Sollte aber jetzt jemand kommen und sagen "Das wussten wir doch schon!", dann verweise ich auf die vorangegangenen Postings.
Um das mal klarzustellen: Ich habe nie mit meinen Chefs gef**** und sie haben mich auch keiner Gehirnwäsche unterzogen. Aber alle waren bisher in der Lage, auf Nachfrage die Zusammenhänge zu erklären. Und meine eigene Meinung (der vieles im Privatfunk sauer aufstößt) ist noch einmal ein ganz anderes Thema.
In dem Sinne eine gesegnete Nachtruhe
Die Hexe