AW: Bestätigt: hr3 trennt sich von drei altgedienten Moderatoren!
Richtig gute Fragen @ RV01 und thegermanguy.
Wer entscheidet, was dem öffentlich-rechtlichen Auftrag genügt und was nicht?
Wie kann sichergestellt werden, daß die Überprüfung tatsächlich auf die inhaltliche Qualität und den Wert der Programme für die Gesellschaft abzielt und nicht einfach ein (getarnter) Versuch ist, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland sturmreif zu schießen? Letzteres ist freilich sehr deutlich zu erwarten, gibt genug Kräfte, die sich nichts sehnlicher wünschen.
Es geht hier nicht um "sperrige Musik". Die gehört in bestimmten Programmschienen sicher dazu, ist aber kein Qualitätskriterium. Sie wird, da eben einfach "anders", gerne mit einem Qualitätskriterium verwechselt, siehe die alten Diskussionen um Project 89.0, das ja so ein tolles, abwechslungsreiches Programm war und kein "Dudelfunk" - dabei war das allerschärfster Dudelfunk mit nur einer anderen Rotation.
Mit einem Programm wie byte.FM wäre eine inzwischen ernsthafte inhaltliche Lücke bei den öffentlich-rechtlichen geschlossen. Nur müßte das Programm bundesweit ausgestrahlt werden und würde tagsüber sicher weitgehend verpuffen. Selbst wenn da etwas käme, was individuell interessierte - die meisten Interessenten dürften zu dieser Zeit in der Uni, im Büro, an der Stanze oder sonstwo sein. Für hr3: da wäre dieses Format völlig ungeeignet, das Programm soll ja schon eine größere Hörerschicht auch tagsüber begleiten und nicht nur eine kleinere, aber dankbare und interessierte Gruppe. Da muß ein kleinerer, aber noch "gemeinsamer Nenner" her - ich behaupte, das geht, ohne daß man sich als Hörer fremdschämen muß. Für mich wäre nach wie vor ideal, auf hr3 einfach wieder Radio zu machen und abends dann Musik-Spezialsendungen. Tagsüber dann so, wie mir ein Freund, selbst ARD-Moderator, letztens als Wunschtraum schrieb:
Trockene Nachrichten mit Zeitzeichen, einfache aber effektvolle Jingles, trockene Moderationen, langjährige Moderatoren (die nicht weggeekelt und anständig bezahlt werden), journalister Tiefgang, subtile selbstgemachte Comedy-Serien, keine Major-Promos, spärliche Gewinnspiele, keine Gewinnspielserien, traditionelle und trotzdem auch neue Musik.
Ich ergänze: keine "Stauzentralen" und "Verkehrszentren", keine Show rund um den Wetterbericht, keine tagesaktuelle Berichterstattung über den aktuellen Kanülendurchmesser bei Amy Winehouse, keine zu Themen aufgestylten Meldungen, die auch in der Bunten hätten stehen können, kein Optimod. Dafür nicht-szenig aufbereitete Themen aus dem Sendegebiet. Auch mal eine Stunde lang ein "heißes Eisen", wo Journalisten wirklich noch losziehen und recherchieren und hinterher der Intendant richtig arbeiten muß, "seine" Journalisten gegen wütende Angriffe von draußen zu verteidigen - aber nicht der Show wegen oder aus einem anderen niederen (Quoten-)Grund, sondern einzig, weil das Thema gesellschaftlich wichtig ist. Und: handverlesene Musik, die sich nicht nach Rotationen richtet. Die Go-Betweens könnten beispielsweise mit vielen Titeln völlig problemlos im Tagesprogramm einer ganz normalen Popwelle eingesetzt werden und sorgten dort für Frische und Schwung - obwohl sie ja als ziemlich "indie" galten.
Radio hat für mich abseits der "meßbaren" Werte (Rotationsgröße, Häufigkeit des Einsatzes der A-Rotation, Wortanteil, ...) noch einen anderen Aspekt: ich muß als Zuhörer (unbewußt!) merken, daß die das ehrlich meinen und daß man aus vollem Herzen dabei ist. Beispiel Radio Top40 in Thüringen: House und Electro war nie so meine Musikfarbe. Das Programm strahlte aber eine Ehrlichkeit aus, man wußte, hey, die stehen dazu, die machen das, weil sie es gut finden - und sie bekamen mich mit der Zeit als Hörer. Seit dem Formatwechsel im Sommer 08 kommt eine andere Botschaft, ob sie wollen oder nicht: dort wird versucht, einen ekligen, dicken Brocken zu mästen und keiner der Beteiligten am Mikrofon mag, was da passiert. Die Hörerverachtung ist sowas von zu spüren, daß ich wegschalten mußte - obwohl ich Alternative Rock eigentlich mag. Das läßt sich meiner Meinung nach auch auf andere Wellen übertragen und ich bin sicher nicht der einzige, dem es so geht.
Und nun die Frage: ließe man die Leute auf z.B. hr1 machen, was sie machen wollen - was käme dabei heraus? Musikalisch, thematisch und vom Programmschema her? Ich vermute, keinesfalls das, was hr1 heute auf Krampf sein will/soll/muß. Vielleicht würde der himmelblaue Flur in Frankfurt dann auch nicht so depressiv auf mich wirken, sondern bissl grooven.
hrinfo nachts mit musikjournalistischen Sendungen zu versehen, wäre in der Tat eine erste Nothilfe. So etwas macht ja der NDR mit seiner Infowelle - er bietet da abends oft exzellentes Programm. RV01, berate doch mal die Herren am Dornbusch entsprechend.