Seit ein paar Monaten habe ich das NWR wirklich liebgewonnen. Vorher war es mir noch nicht so aufgefallen. Wurde schon zuletzt was reformiert? Musikalisch ist jetzt jedenfalls einzigartig: Americana, Folk, Blues, Soul, und etwas Weltmusik (nicht zu viel) in der Tagesfläche. Wer spielt schon Mary Chapin Carpenter, Nationalgalerie und Great Big Sea in der Fläche (außer vielleicht D-Radio Kultur,das aber einen deutlich höheren und tatsächlich elitäreren Wortanteil hat)? Ein großes Lob an die Musikredaktion, falls hier jemand mitliest.
Die Magazinstrecken sind im NWR ansprechend moderiert. Man wird gut über das Tagesgeschehen informiert. Das zusammen mit regionalen Infos nachrichtlich wie kulturell ist vom Konzept her einzigartig - welcher Sender würde sonst z.B. Künstler ausführlich vorstellen, nur weil sie ein Konzert in Syke, Achim oder Worpswede geben... Ich habe das Gefühl, das Programm war einfach zu wenig bekannt. Ein Traum wäre eine Verbreitung über DAB+ in ganz Norddeutschland und vielleicht sogar eine inhaltliche Erweiterung auf dieses Gebiet. Seit dem Ausstieg des NDR sind die Chancen dafür wohl leider gesunken.
Auf Durchhörbarkeit ist das Ganze nur begrenzt angelegt: Am Nachmittag läuft auch schon mal eine einstündige Diskussionssendung. Oder am Abend: lange Klassikkonzerte - Relikte aus alter Zeit? Das ist alles OK für mich. Jedoch kann man auf diese Weise keine Wunderquoten erwarten. Für den Dauermusikteppich im Büro unterhalb der verbalen Wahrnehmbarkeitsschwelle (bzw wo jegliche Inhalte stören) ist das Programm sicherlich weniger geeignet als die Konkurrenten.
Mit radioeins ist das alles insoweit zu vergleichen, als dass beide Sender ihren eigenen Weg gehen, ein intelligentes Angebot machen und in Deutschland auf UKW ein völlig neues Format geschaffen haben.
Hoffentlich ändert sich nur der Name und der Rest, vor allem die Musik, bleibt weitgehend erhalten. Eine Kehrtwende zum Klassikdudler würde keinen Mehrwert darstellen - weder in Bremen noch deutschlandweit.