AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten
Ich geh an die Decke bei Ungerechtigkeiten auf der Welt oder bei Mittelspurfahrern - aber warum sich Menschen so dermaßen ereifern, wenn ein Apostroph nicht da steht, woe es hingehört, oder eine DNA erwähnt wird, obwohl es doch (uiui, wie nur wenige ausser mir wissen, hoho) DNS heissen müsste und sich feixend freuen, wenn so Erbsenzähler-Heroen wie Bastian Sick die vermeintliche Blödheit der Welt sezieren müssen, ... das verstehe ich einfach überhaupt nicht. Vielleicht kann mir das mal erklären, ich wäre dankbar.
Gerne. Bei Mittelspurfahrern gehst Du an die Decke, predigst sonst aber Toleranz.
Ich mag Mittelspurfahrer zwar auch nicht, aber Deiner Definition zufolge wäre ich eher ein Erbsenzähler. Wie ich ich Dich jetzt einordnen soll, weiß ich nicht.
Ich vertrete die These, dass die Sprache Ausdruck einer Kultur und auch der Sozialisation ist. Sofern die Sprache nicht einen eigenen Bereich begründet (Dialekte, "Kannack-Sprack"), findet hier im weitesten Sinne eine Entwurzelung statt. Du magst ewig lang im Ausland leben, dort vielleicht eingebürgert sein und die dortige Sprache inklusive Dialekt / Slang perfekt beherrschen, aber Deine sprachlichen Wurzeln ("Muttersprache" (!)) werden nie wirklich verloren gehen.
Wird das
Kulturgut Sprache nicht weiter hoch gehalten und gepflegt, verlieren wir ein Stück unser kulturellen Identität.
Das soll natürlich nicht in Spitzen und Extremismus ausarten, aber es gibt da so ein paar schleichende Prozesse, die man schon mal erwähnen sollte, weil man sich ihrer sonst nicht gewahr wird.
Das mag von anderen sicher als Erbsenzählerei betrachtet werden, aber ich empfinde es als ein Privileg, diese Sprache beherrschen zu können. Wer diese Sprache erlernen möchte, verdient meinen Respekt; wer sie aus Faulheit verlottern lässt, bekommt mindestens einen bösen Blick
von mir.
Auch ich bin ein Gegner von LC
D-
Displays und HI
V-
Viren. Schlimmer noch: Ich kann mich einfach nicht mit AIDS anstecken, auch wenn die Umgangssprache es gerne so hätte.
Sprache ist ein wundervolles Kommunikationsmittel. Das gesprochene Wort, wer wüsste es besser als die Radioschaffenden, transportiert weit mehr als nur die reine Information. Und wer in der Lage ist, die deutsche Sprache nicht nur in Wort, sondern auch in Schrift sauber zu beherrschen, dokumentiert damit doch nur seine gute Bindung an selbige. Ist das zu kritisieren?
Gruß, Uli