Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Mein geliebter Uralt-Duden sagt aber ganz klar, dass in diesem Fall ein Genitiv-S angehängt werden muss, oder man umschreibt es "nach Informationen des Magazins "Der Spiegel".

Nicht nur Dein Uralt-Duden, auch eine relative neue Ausgabe vom Duden-Band 9 "Richtiges und gutes Deutsch" lässt keine Alternative zu.

"die Redaktion des SPIEGEL" wird dort sogar ganz ausdrücklich als Beispiel für falsches Deutsch angeführt.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Und du bist dir sicher, dass damit der Name des Magazin (im Duden) gemeint ist und nicht der Gegenstand (Spiegel)? ;)
Oder steht in der Ausgabe 9 wirklich der Satz "die Redaktion des SPIEGELs" als richtiges Deutsch in kompletter Formulierung?
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Richtig abenteuerlich stelle ich mir dann Darstellungsformen vor, die die FOCUS-Redaktion genitivisch darstellen sollen :wow:
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Da macht man mal ein paar Tage Urlaub und schon kommt man vor lauter Lesen gar nicht mehr nach...
Genau! ;)

Also mal der Reihe nach:
Die neue Rechtschreibung ist nämlich lediglich in Behörden und Schulen verbindlich.
Ein kleiner Hinweis dazu: Es wird zwar im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform oft die Floskel Schulen und Behörden verwendet; sie ist aber nicht ganz korrekt. Denn ursprünglich geht es hier wirklich nur um den Einflußbereich der Kultusminister, also vor allem um die Schulen. Jede Behörde müßte erst per Erlaß ihre Mitarbeiter auf die reformierte Schreibung verpflichten, wenn sie dort verwendet werden soll. Das kann im übrigen aber auch jeder andere Arbeitgeber (versuchen).

Wer sich dafür interessiert, findet viel Aufschlußreiches im Urteil des BVerfG vom 14. Juli 1998.
Ich verzweifele bei jedem verstümmelten Genitiv wie "nach Informationen des SPIEGEL"!
Es wiederholt sich alles, wirklich alles! :D

Siehe ab hier. Auflösung in #130.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

"die Redaktion des SPIEGEL" wird dort sogar ganz ausdrücklich als Beispiel für falsches Deutsch angeführt.

Der Duden, in dem ich nachgelesen habe, sagt dazu: 'in der Regel wird ein -s angehängt.' Das heißt automatisch, dass es nicht falsch ist, wenn man es aus gutem Grund nicht tut. Bei einem Besuch in einem Frankfurter Funkhaus habe ich den Spaß heute gleich noch angesprochen und erfahren, dass es zu dieser Problematik eine klare (ARD-weite) Festlegung gibt: "nach Informationen des Spiegel", anders gar nicht. Einmal, um eben nicht doppelt zu Beugen und um das Nachrichtenmagazin vom Badinventar zu unterscheiden und drittens, weil es eben einfach sch... klingt. Siehe dazu auch meine Beispiele weiter oben.

Der Duden sagt übrigens, dass Eigennamen zum Beispiel von Zeitungen und Zeitschriften nicht durch Anführungszeichen oder Großschreibing hervorgehoben werden sollen.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

'in der Regel wird ein -s angehängt.'
Ein Duden, 21. Auflage, Richtlinie "Namen", R 98.

Zur Schreibung des Eigennamens gibt es, wie ich eben noch feststellte, eine ganze Reihe widersprüchlicher oder wenigstens frei verwertbarer Regelungen. R9 sagt, dass man in der Regel Anführungszeichen bei zitierten "Quellen" setzt, sagt jedoch auch, dass, wenn der Eigenname als solcher eindeutig zu erkennen ist, die Zeichen durchaus wegbleiben dürfen.
§60 der amtlichen Regelung führt ein Beispiel an: Sie hat das in der Zeit gelesen.
Das kann sicher irreführend sein, aber so steht es da und dann soll es so sein.

Demnach wäre ganz richtig: Nach Informationen des Spiegel ....

Nach Informationen meines Spiegels müsste ich mich auch wieder mal (im Gesicht) rasieren. ;)
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Jetzt muß ich doch nochmal...
Es gibt keinen doppelten Genetiv.
Was, bitteschön, ist das denn für eine Weisheit?
Bei einem Besuch in einem Frankfurter Funkhaus habe ich den Spaß heute gleich noch angesprochen und erfahren, dass es zu dieser Problematik eine klare (ARD-weite) Festlegung gibt: "nach Informationen des Spiegel", anders gar nicht. Einmal, um eben nicht doppelt zu Beugen [...]
Und was wäre am doppelten Beugen schlimm? Sagt man dort dann auch „nach Informationen des Hessischer Rundfunk“?

Ich denke, alle Versuche, hier ein klares „nur das ist richtig“ oder ein „das ist immer falsch“ aus vermeintlich logischen und widerspruchsfreien „Regeln“ zu konstruieren, sind zum Scheitern verurteilt. Ich tendiere beim Spiegel eher zum Anhängen des Genitiv-s (vielleicht auch, weil mich Wendungen wie „die Zulassung des Neuen Forum“ schon vor zwanzig Jahren schüttelten), kann aber auch Argumente für dessen Weglassen sehen.

Im übrigen illustriert diese Auffassung
§60 der amtlichen Regelung führt ein Beispiel an: Sie hat das in der Zeit gelesen.
Das kann sicher irreführend sein, aber so steht es da und dann soll es so sein.
- mit der dea natürlich keineswegs allein dasteht - recht schön, warum die Rechtschreibreform trotz aller offensichtlichen Mängel von den Medien umgesetzt wurde: Sie war ja schließlich amtlich.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Ich denke, alle Versuche, hier ein klares „nur das ist richtig“ oder ein „das ist immer falsch“ aus vermeintlich logischen und widerspruchsfreien „Regeln“ zu konstruieren, sind zum Scheitern verurteilt.
Eine einheitliche Terminologie innerhalb eines Senders oder eines Senderverbundes erscheint mir dennoch erstrebenswert.
In der Vergangenheit war immer wieder mal zu lesen, dass man sich auf eine bestimmte Variante "geeinigt" habe, was weder den Anspruch auf "richtig" noch auf "falsch" erhebt.

In diesem Zusammenhang verweise ich auf meine Beobachtung und die nachfolgende Diskussion in diesem Faden ab #604 ff.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Da sind wir uns absolut einig!

Mir ging es einzig um die Einstufung von entweder „des Spiegel“ oder „des Spiegels“ (je nach Gusto) als Sprachlotterei.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Hinhörer schrieb:
Jetzt muß ich doch nochmal...
Ich jetzt aber auch!

Ich denke, es geht um die Frage, ob Eigennamen mit Artikel überhaupt gebeugt werden. Ich habe gelernt, daß sie dann nicht gebeugt werden (ich sag' besser nicht, wo, sonst kriegt hier wieder einer 'nen Anfall). Ohne Artikel hingegen doch, also:

"Peters Auto" aber "Das Auto des Peter" (sofern man überhaupt Artikel bei Vornamen zuläßt, aber das Thema hatten wir ja schon). "Das Auto des Peters" würde sich auch zu komisch anhören.

Ich bin also der Meinung, daß es "Informationen des Spiegel", "Kurs des Dollar" u.s.w. heißen muß. Bei "Hessischer Rundfunk" ist nicht eindeutig, was gemeint ist: Der Rundfunk als Sache oder "Firmenname". Wir sehen i.d.R. die Sache und beugen daher auch zu "Des Rundfunks". Würde der HR aber sagen: "Hier ist Hessischer Rundfunk", könnte man eben auch "Informationen des Hessischer Rundfunk" sagen.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Ich empfehle nochmal die Lektüre des schon genannten Threads ab hier.

Klar kann man für sich (oder seinen Sender) festlegen, man macht es konsequent nur auf eine Weise (hier: mit oder ohne Beugungsendung). Aber deswegen ist es nicht automatisch „falsch“, wenn sich andere für die andere Variante entscheiden.

Die Idee, es gibt in der deutschen Sprache immer ein „richtig“ oder „falsch“, kommt sicher aus der Schule. Dort ist ein solch absoluter Anspruch aus didaktischen Gründen vielleicht nötig oder wenigstens sinnvoll. Man sollte sich aber hüten, vorschnell manch zu enge Schulregel der gesamten Sprachgemeinschaft überzuhelfen.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Sagt man dort dann auch „nach Informationen des Hessischer Rundfunk“?

Das sagt man dort ganz sicher nicht, denn gerade zu geografischen Namen gibt es gleich einen ganzen Sack eigener Regeln und Paragraphen. Unabhängig davon würde ich die Nachrichtenleute bzw. deren Kompetenz hinsichtlich eines gepflegten Deutsch (da haben wir's wieder) am wenigsten anzweifeln.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Keine neue Blüte, sondern eher eine alte, dafür aber voller Ironie. Dies nicht zuletzt, weil es in den letzten Tagen erst Thema in diesem Thread war:

Quelle

BadHonnef039.jpg


Darunter steht:
Das nächste an die Leinwand projizierte Thema enthielt neben einem Apostrophfehlersuchspiel die Frage: „Musik – Bedeutungsverlust für´s Radio, Gewinn für´s Netz?“

Na immerhin enthält die Folie an der Wand wenigstens Apostrophen und keine akzentuierten Leerzeichen, wenngleich erstere da eben nicht hingehören.
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Ach, da erkennt der Schreiber die Apostrophenfehler und verschlimmbessert sie noch im Zitat? Nee, nich? :mad::wow:
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Heute war themenbezogen auf diversen Radio- und Fernsehsendern das Wort Welbert zu hoeren.

Welbert? :rolleyes:

Sehr geehrte Damen und Herren Redakteure und Moderatoren, bzw. Nachrichten(vorleser),

ich werde seit heute das Gefuehl nicht los, dass ein Ausflug nach Nordrhein-Westfalen angebracht waere. Und sei es nur, um einen Deutschkurs zu belegen! Dort fragt bitte nach Welbert! Sollte euch jemand etwas schief ansehen, koennte es daran liegen, dass er/sie euch nicht fuer voll nimmt, da ihr versucht wie auch immer den Namen des Ortes um den es sich in der Meldung um die es sich dreht, falsch auszusprechen.

Hier eine Regel:
Nicht alles, was mit einem V beginnt, wird mit einem W zu Beginn ausgesprochen.
So bleibt doch bitte, wenn es sich um beispielsweise Velbert handelt, auch bitte bei Velbert und macht kein Welbert oder gar sonstiges daraus.

Mit freundlichem Gruß
Und tschueß!
 
AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Aus dem Südbadischen möchte ich Efringen-Kirchen, Achern und Grenzach-Wyhlen anfügen - beliebte Stolperfallen für zugereiste Glattdeutsch-Moderatoren!
 
Zurück
Oben