Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

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Heißt also, ich bekomme dann täglich elektronisch aufgeladenes (ionisiertes?) Papier in meinen Briefkasten geliefert?
Lesen sich die Meldungen damit besser - oder hab' ich da einfach was falsch verstanden?
 
Ob es zulässig ist, von einer "Generation Sprachlotterer" zu schreiben? Diese wäre nun, nach überstandenem Abitur (wie?), an den Universitäten angekommen, wie Gerhard Wolf, Uni Bayreuth, es im Oktober im Spiegel beklagte (bemerkenswert: Der Abschnitt "Auszüge aus den Ergebnissen der bisher unveröffentlichten Umfrage").
Auf diesen Artikel bezieht sich auch Dieter E. Gellermann in seinem Blog.

Sieht man mal davon ab, dass diese "verarmten Studenten" zunehmend in die Redaktionen drängen (oder sind sie es schon?), fällt keinem mehr Sprachlotterei auf, weil das Radio aus reinem Selbsterhaltungstrieb diese Klientel schon längst bedient?
 
Herrlich der Wetterbericht auf Spreeradio Berlin:
"In Berlin liegt Schnee und Schneematsch, neuer Schnee kommt nicht hinzu, es bleibt trocken"

Trockener Schneematsch also :D
 
Keine direkte Lotterei, wohl aber schablonenhaftes Agentur-Drag & Drop beim mitteldeutschen Nachrichtenradio heute Morgen - Zitat:

"Beschlossen werden soll dagegen vom Bundestag der Einsatz von Patriot-Abwehr-Raketen in der Türkei. © MDR INFO"

Das ist interessant: in der Türkei werden Raketen eingesetzt, also abgefeuert??? Da hätte der Redakteur beim DPA-Tagesvorschau-Umschreiben mitdenken sollen!

Ein Einsatz ist noch eine andere Dimension als die Stationierung der Raketen, die wohl gemeint war. Insofern hat der Copyright-Vermerk, der bei einem Agenturumschreiber eigentlich deplatziert ist, durchaus eine Berechtigung...

PS: Copyright bei umgeschriebenen Agenturmeldungen - das ist fast schon ein eigenes Pfadthema. Wer macht das sonst noch?
 
Ist das wirklich so? Aus dem Gefühl heraus scheint mir der "Einsatz" die richtige Wortwahl zu sein: die Patriot-Einheit soll "eingesetzt" werden, um eine Aufgabe in der Türkei zu erfüllen - diese kann auch das Abfeuern von Raketen umfassen, *muß* aber nicht. Oder nicht?

LG

McCavity
 
Hallo!

Manni spricht hier über den "Bilfinger-Berger Chefkoch"...

AW: Die Sprachlotterei treibt neue Blüten
Das hat man davon, wenn man meint, saloppe Jugendsprache in den Nachrichten platzieren zu müssen. Korrekt hätte es heißen müssen: "Bilfinger-Berger Vorstandsvorsitzender Koch ....", oder noch besser: "der Vorstandsvorsitzende von Bilfinger-Berger, Roland Koch ..."

Fraktions-Vizemeister der Union zu sein, ist aber auch nicht schlecht und ein schöner Titel. *hüstel*


BTW: Nicht nur die Bußgelder für "Falschparken" sollen, laut Informationen des SWR, im nächsten Jahr erhöht werden....
 

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Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat seinen Armutsbericht vorgestellt. Bayern 3 hat darüber in den Nachrichten berichtet und dabei die Wertung "angeblich arm" verwendet. So meine Erinnerung an gestern Abend. Leider habe ich keinen Mitschnitt davon.
Wer Matuschke gehört hat, müsste das eigentlich mitbekommen haben. Kann jemand diese Meinungsmache bestätigen?
 
Könnte es sein, dass dieses "angeblich" nur eine unglückliche Formulierung war und sich auf die Quelle beziehen sollte - im Sinne von "Nach Angaben von"? Wenn nicht, wäre das tatsächlich eine heftige Meinungsmache.
 
Ich kann es mangels Mitschnitt nicht beweisen und hoffe auf die Mithilfe engagierter Matuschke-Hörer.

Bayern 3 ist nicht mein bevorzugter Sender. Was mich daran, wenn ich es höre, vor allem stört, ist dieses "wir sind Bayern und wer seid ihr?"-Gehabe, das sich wie ein roter Faden durch Nachrichten, Berichte und Moderationen zu ziehen scheint. Vielleicht ist es auch einfach nur das angeborene bajuwarische Selbstbewusstsein, das einem Preußen sauer aufstößt.

Es bleibt beim Verdacht - einen Hinhörer war es mir gestern wert, aber ich hatte keinen PC zur Sofortreaktion greifbar.
 
In den Nachrichten auf 89.0 RTL O-Ton von der Pressekonzerfenz zum beendeten Banküberfall mit Geiselnahme in Berlin (auch wenn der Sender nichts dafür kann):
"Es zeichnet sich ab, dass der Mann möglicherweise Schulden hatte."
Ich meine, man könnte entweder bekannt geben, dass der Mann möglicherweise Schulden hat ODER dass sich abzeichnet, dass er Schulden hat. Beides zusammen ist irgendwie eine doppelte Konjunktivierung. :)
 
Außerdem suggeriert die Gegenwarts-Form von „zeichnet“, dass man bei der Polizei gerade nichts Besseres zu tun hat, als ausschließlich die finanzielle Situation des Täters zu durchleuchten.
 
Raumschiff schrieb:
Wo ist da die Sprachlotterei?

Die steckt in dem Wort "bleiben". Denn dies setzt ja voraus, dass sie (die Geschäfte oder Geschenke) bereits die ganze Zeit schon geöffnet gewesen sein müssen, also auch in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember. Es kann nur etwas geöffnet bleiben, was bereits geöffnet war.
 
Heute in den Nachrichten auf WDR 2 um 13 Uhr (Gedächtnisprotokoll):

"... ansonsten liefe der Verkehr aber wieder störungsfrei, teilte die..."

Verdammt noch mal! Ist das so schwer? Bei einem Moderator drücke ich ja noch ein Auge zu. Aber von einer Nachrichtenredaktion, noch dazu von der eines obligatorischen ÖR-Radios, erwarte ich, daß sie indirekte Rede im richtigen Konjunktiv wiedergibt.
 
Solange der Verkehr "läuft", was die eigentliche Sprachlotterei darstellt, möchte man wünschen, er laufe störungsfrei, aber da Verkehr in der Regel fließt und im Konjunktief flösse, sollte man eine solche Meldung erst gar nicht laufen lassen.
 
Was mich zurzeit stark stört, ist die Formulierung in Wetterberichten, die immer mehr um sich greift: "Temperaturen zwischen 10 bis 15 Grad"
Entweder "zwischen - und" oder "von - bis". Aber bei "zwischen - bis" bekomme ich Zahnweh (Zwischenbiss).

Ein paarmal hörte ich sogar schon den Unsinn: "... Temperaturen von 10 und 15 Grad"... :cry: so, als hätte es an diesem Tag nur entweder 10° oder genau 15°C gegeben...

Von Moderatoren und Redakteuren eines öffentlich-rechtlichen Senders darf man doch eigentlich schon korrekte Ausdrucksweise erwarten, oder etwa heute nicht mehr...?
 
Das würde ich von Redakteuren eines jeden Mediums erwarten. Nur, wenn man sieht, wer sich alles "Redakteur" schimopft, und was sich alles "Medium/Sender" schimpft, darf man sich über solche Sprachlottereien nicht wundern.
 
Das ist auf gleicher Höhre wie die im Einzelhandel immer wieder gern genommenen "Rabatte bis zu 60 Prozent und mehr"... *Kotzsmiley*
 
Überhaupt scheinen Wetterberichte DIE sprachlichen Stiefkinder zu sein. Auch Sätze wie: "Am Tage gibt es höchstens 32-36 Grad" zählen dazu, weil "höchstens" zwar rein sachlich korrekt ist, aber sprachlich die Intention enthält, dass es insgesamt eher wenig sei...
Von den vielen Holperern scheinbar freier Rede an dieser Stelle gar nicht viel zu reden. Manchmal frage ich mich, ob die den Wetterbericht lesen oder nur nach Stichworten frei interpretieren.

Achja, auch wird in den Wetterberichten (beim SWR) gerne zwischen Telegrammstil und ganzen Sätzen gewechselt. Oft mitten in einer Aussage. Das klingt dann etwa so: "Am Morgen regnet es noch etwas, am Nachmittag dann heiter bis wolkig" *würg*

Kein Wunder, das die PISA-Studie sprachliche Mängel bei vielen Schülern aufweist (den übrigens auch sehr viele Ausbilder sehr beklagen und den man überall im Internet bewundern kann...)

Wo soll das alles eigentlich noch hinführen...?
 
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