Die Sprachlotterei treibt neue Blüten

Da wollte jmd eine Wiederholung vermeiden. Später steht ja richtig "Das Auto ist Schrott". Das macht's wenigstens recyclingfähig...:)
 
Da Zypern mal wieder in den Schlagzeilen ist, was ja selten vorkommt:

Mir ist gestern richtig deutlich aufgefallen, daß deutsche Korris beispielsweise "Das zyprische Parlament hat..." sagen, während in Österreich im gleichen Zusammenhang "Das zypriotische Prarlament hat..." formuliert wird. So kenne ich das noch aus alten Zeiten...

Man sieht das auch ganz schön, wenn man bei Google-News "zyprisches Parlament" bzw. "zypriotisches Parlament" eingibt. hier Steht es 2,1 Mio zu 92000.

Ist "zypriotisch" nun falsch, oder nur veraltet? Duden.de jammert jedenfalls nicht rum.
 
Das kann ich nicht einschätzen. Ich persönlich brauche auch keine schnelle Antwort auf diese Frage, denn ich muß keine Nachrichten sprechen oder Artikel zum Thema Zypern schreiben.

Ich wollte eigentlich nur wissen, wie man "Zypern" heute "dekliniert". Onkel Otto ist bekanntlich der Ansprechpartner bei solchen Fragen. So wie es aussieht und sich anhört, hat man sich in DE wohl auf "zyprisch" geeinigt. Warum auch nicht? Man muß es halt nur wissen.



Zypri-Zwerg
 
Nein, amtlich. :)

Das offizielle vom Auswärtigen Amt vorgegebene und von deutschen Behörden zu verwendende Adjektiv ist "zyprisch":

Zypern - VN - CY CYP
DE die Republik Zypern (V), Zypern (K), Zyprer, Zyprerin (P), zyprisch (A), Nikosia (H)
EN the Republic of Cyprus (V), Cyprus (K), Cypriot (P/A), Nicosia (H)
ES la República de Chipre (V), Chipre f. (K), chipriota (P/A), Nicosia (H)
FR la République de Chypre (V), Chypre f. (K), Chypriote (P), chypriote (A), Nicosie (H)
unabhängig seit dem 16.08.1960
Zu finden ist das im "LÄNDERVERZEICHNIS für den amtlichen Gebrauch in der Bundesrepublik Deutschland"; verlinkt hier.
 
Seit wann definiert das Auswärtige Amt korrekte Rechtschreibung und Bezeichnung? Ich halte den Duden für die legitimiertere Instanz.
Dort heißt es: "
zypriotisch

Adjektiv - Zypern, die Zyprer betreffend; aus Zypern stammend"

Mit dem Anhang/Vermerk: verwandte Form: zyprisch
 
In meinem gedruckten Duden steht unter "Zyprier, Zypriot" beides, auf duden.de erscheint bei der Eingabe "Zypern" auch beides, jeweils mit der anderen Form als "verwandter Form". Ist ja auch beides korrekt. Man kann sich's also aussuchen.

Das AA legt den amtlichen Sprachgebrauch für Behörden fest, damit derlei Unsicherheiten beseitigt werden und eine einheitliche Linie gefahren wird. Daran orientieren sich viele Redaktionen in Deutschland. Beliebter Staatsname, der sehr oft nachgeschlagen wird, ist Kirgisistan, weil sich da viele auch unsicher sind (Kirgistan? Kirgisien?).

Seit wann das so ist, weiß ich leider nicht.
 
Ganz interessanter ADB-Eintrag zum Thema:

"zypriotisch" - als Adjektiv die Zypern-Griechen betreffend. Sich auf sie bzw. das griechische Zypern beziehend. Das schließt das türkische Zypern aus. Der Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN) kommuniziert regelmäßig eine Liste mit den offiziellen Staatsnamen und ihren jeweiligen Ableitungen - so, wie die Staaten beim Auswärtigen Amt akkreditiert sind. In der Ausgabe vom Juli 2006 steht als Hinweis: " Der Ausdruck 'zypriotisch' bezieht sich vor allem auf die griechisch sprechenden Bewohner Zyperns. Daher rät der StAGN vom Gebrauch der Wörter "zypriotisch" und "Zypriot" ab"
 
... und jetzt kommt die hohe Politik ins Spiel, denn bei Wikipedia lesen wir:
Die EU bekräftigte den Herrschaftsanspruch der Republik Zypern über die gesamte Insel und sieht daher auch ganz Zypern als Teil des EU-Gebietes an; faktisch jedoch trat nach dem Scheitern des Referendums zum Annan-Plan am 24. April 2004 durch die überwiegende Ablehnung im griechischen Teil der Nordteil der Insel nicht der EU bei (siehe EU-Erweiterung 2004).
Wäre dann ja eine Art "Hallstein-Doktrin" der EU.
 
Geht es beim aktuellen Zypern-Thema nicht ausschließlich um den "griechischen" Teil der Insel? Das wäre dann ja nach #2213 das zypriotische Zypern.
 
Ja, isso...
Aber, wie will man den Hörern/Zuschauern vermitteln, dass man das "iotisch" als Differenzierungsmerkmal zum türkischen Teil verwendet? Das ist m.E. eine Voraussetzungsebene/Sprachebene zu hoch...
 
@ Onkel Otto:
Da Zypern nun einmal, auch wenn es die EU nicht so sieht, geteilt ist, sollte doch schon darauf hingewiesen werden, dass es auf der Insel Zypern neben dem EU-Zypern auch noch etwas anderes gibt, was mit diesem (fast pleite) Zypern nichts zu tun haben will oder eventuell auch hat. - Auch wenn die EU das ganz anders sieht. So wie es gehandhabt wird ist es dann doch keine "Sprachlotterei" mehr, sondern das Verbreiten einer (politisch gewünschten) Ideologie der EU.
 
Aus EU- und bundesdeutscher Sicht gibt es ofiziell gar keine Unterteilung in einen "griechischen" und einen "türkischen" Teil; die "Türkische Republik Nordzypern" wird weltweit nur von der Türkei anerkannt.

Offizielle Lesart ist, dass die ganze Insel Zypern den Staat "Republik Zypern" bildet und somit in Gänze Teil der EU ist - mit der kleinen (feinen) Einschränkung, dass die Bewohner des von der Türkei besetzten Nordteils keine Volksvertreter ins zyprische Parlament wählen und somit weder am zyprisch-republikanischen noch am EU-Gesetzgebungsprozess beteiligt werden können.
Das sieht man sehr schön auf der EU-Webseite (auf "Karte" klicken), wo ganz Zypern grün eingefärbt und als Teil der EU kenntlich gemacht ist.

Insofern ist das - wenn schon, denn schon - kein "Verbreiten einer (politisch gewünschten) Ideologie der EU" sondern ein "Verbreiten einer (politisch gewünschten) Ideologie der gesamten Welt außer der Türkei". Man könnte natürlich auch sagen, dass nicht die EU, sondern die Türkei eine politisch gewünschte Ideologie zu verbreiten versucht.
 
@Ammerländer: Ja, das tun wir viel zu selten, auch leider in den Nachrichten. Immer mal wieder als "Bedeutungshintergrund" ein Sätzchen, dass es um den griechischen Teil der Insel geht, könnte nicht schaden. Zustimmung!
 
Immer mal wieder als "Bedeutungshintergrund" ein Sätzchen, dass es um den griechischen Teil der Insel geht, könnte nicht schaden.
Ach, Onkel Otto, dafür habt ihr doch gar keine Zeit mehr, nachdem Nachrichten (oder neudeutsch "News"), Wetter und Verkehr nur noch drei bis vier Minuten lang sein dürfen; die "Rundschauen" wurden, so sie es noch gibt, zu dem eingedampf, was früher einmal die "Hauptnachrichten" von 10 min Länge waren.
Nun habt ihr zwar die Info-Wellen aus dem Boden gestampft, nur welche Klientel hört sie denn bzw. schaltet dort hin? Aber auch hier habt ihr euch ein Korsett gegeben, in dem bei bestimmten Themen eine fundierte Aufarbeitung kaum oder nur selten möglich ist.
Gerne wird auch auf den Internetauftritt der Anstalt/des Senders für Hintergründe verwiesen. Wir befinden uns aber noch immer beim Hörrundfunk; wenn ich etwas dort recherchieren soll/will, brauche ich den Rundfunk jedoch nicht, weil ich dann Informationen "wie Sand am Meer" finde, diese aber lesen muss. - Leider will mir dort niemand (im wahrsten Sinne des Wortes) etwas sagen, das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen. Dafür seid ihr Sprecher, Redakteure und/oder Moderatoren des Hörrundfunks meines Erachtens da; will ich lesen, so kann ich gleich zu euren Kollegen von den Zeitungen surfen.

So, nun genug OT. Aber ein Letztes noch, weil's passt: Irgendwelche Ausdünstungen diverser Promis werden inzwischen besser ausgeleuchtet, als Probleme in der Welt, die mich und mein Umfeld direkt betreffen.
 
Ach, Onkel Otto, dafür habt ihr doch gar keine Zeit mehr, nachdem Nachrichten (oder neudeutsch "News"), Wetter und Verkehr nur noch drei bis vier Minuten lang sein dürfen; die "Rundschauen" wurden, so sie es noch gibt, zu dem eingedampf, was früher einmal die "Hauptnachrichten" von 10 min Länge waren...
Moderatoren/innen sprechen die Sprache ihrer Hörerinnen und Hörer, modern und klar. Ohne amtsdeutsch und nicht belehrend.

Eine Kultur- oder Infowelle hat eine andere Sprache als ein Jugendsender, ist klar.
Wichtig ist doch das die Hörer verstehen um was es geht.
 
Ach, dafür gibts doch den Experten im hr-Börsenzentrum mit den aktuellsten Excel-Sheets.


Edit:
Die Frau, die sich da schon den ganzen Abend durch die hr1/3-Nachrichten holpert, schwank aber auch ständig zwischen Dauerlotterei und Dauerpanne... :rolleyes:
 
Moderatoren/innen sprechen die Sprache ihrer Hörerinnen und Hörer, modern und klar. Ohne amtsdeutsch und nicht belehrend.
Abgesehen davon, dass jeder den Begriff "belehrend" sicher für sich definieren muss, was ist falsch, wenn ich "Menschen im Radio", die mir die Welt jenseits amtlicher Verlautbarungen zu erklären versuchen, "Moderator" nenne? Kann nicht ein Redakteur auch gleichzeitig "Moderator" sein und umgekehrt ein "Moderator" gleichzeitig in einer Redaktion (hier: Zeitgeschehen) arbeiten?
In meinem Verständnis des Begriffes "Moderator" hat dieser eine Sendestrecke (Musik und/oder Texte sowie in Zusammenarbeit mit den Redakteuren - falls vorhanden) in eine gefällige Form zu bringen; dass sich die Ansprechhaltung bei der Inhaltsvermittlung innerhalb der Wellen unterscheiden muss, sollte selbstverständlich sein.
 
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