ESC 2013

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Ein Wort noch zu Cesar aus Rumänien: Carolina Noren nannte es in ihrem Kommentar "ein interessantes musikalisches Experiment". Nachdem meine Ohren nach einigen Minuten wieder normale Geräusche wahrzunehmen in der Lage waren, musste ich mir trotz aller Toleranz andersartiger Musikgeschmäcker gegenüber eingestehen, dass es für diese Darbietung nur eine stimmige Bezeichnung gab: Gejaule...

Nein, der Titel klang wie ein Abstecher ins Reich des modernen Musicals. Der Sänger war ein hochbegabter Countertenor, der bei den Besuchern von Showpalästen und Opernhäusern noch viel Eindruck schinden wird. Also alles andere als experimentell - aber beim ESC ganz einfach deplatziert.

Der ungarische Beitrag hingegen war so schlecht und dilettantisch, dass er schon fast wieder originell war.
 
Musste mich auch über den schlechten Platz von Cascada wundern. Die Grundidee war nicht ganz falsch; auf diese Eurodance-Nummern stehen viele im östlichen Teil Europas z.B. Eine große Ähnlichkeit gegenüber dem Siegertitel von Loreen lässt sich nicht von der Hand weisen. Letztes Jahr hat es halt mit dieser Nummer geklappt, dieses Jahr ging es in die Hose.

Ich bin trotz aller Widersprüche der Meinung, dass der ESC auch immer den aktuellen Sympathiewert eines Landes darstellt. Und dass die Europapolitik Deutschlands für viel Wirbel sorgte, ist bekannt.

Nächstes Jahr muss halt ne Deppencombo für uns singen damit Europa sich wieder wundert, dass wir Humor haben. Und das gibt auch Punkte! :D
 
Na, unseren Sinn für Humor haben wir doch mit Cascada und ihrer Parodie des Vorjahressiegers bewiesen! :) Deppencombos gabs auch schon genug, also vielleicht 2014 mal das Experiment mit richtiger Musik wagen? Wär doch einen Versuch wert und würde die Welt mal so richtig verblüffen. :)
 
Den Bendzko sollte man mal hinschicken, vielleicht rettet er auch den ESC..

Aber bloß nicht auf Startposition 1 antreten lassen, sonst schläft der Saal.
 
Frau Cascada hat auf jeden Fall die richtige Einstellung. Sie fands "supergeil" und hat`s genossen. Ihre Platzierung kümmert sie nicht weiter - das nenne ich mal - im wahrsten Sinne des Wortes - ein "dickes Fell"!:D
 
Ein Land, das beim ESC erfolgreich sein möchte, sollte bedenken:

- mädchenhafte Schönheiten gewinnen meistens
- seichter Pop gewinnt meist

Cascada ist a) zu alt, b) nicht mädchenhaft, c) war der Titel nicht seicht genug besonders für Zuschauer in Ost-/Südosteuropa
Bonnie Tyler ist a) zu alt und b) nicht mädchenhaft. Der Titel war ganz okay.

Lena hat funktioniert, weil "Satellite" seicht war. Und sie mädchenhaft. Der Nachfolgetitel war nicht melodiös genug.
Nicole hat funktioniert, weil "Ein bisschen Frieden" seicht war. Und sie mädchenhaft.

Wie passt aber "Lordi" in diese These? Simpel. "Lordi" war originell. Und Fans in ganz Europa haben das Projekt unterstützt. Klappt aber nicht so oft.
Gleiches gilt für "Ruslana". Ganz originell. Hübsche Frau. One-Trick-Pony und Einmalerfolg.
 
Zutreffende Analyse, die man noch um Helenas Sieg 2005 erweitern kann, oder Carola 1991, oder Sandra Kim 1986...
Oder nehmen wir Johnny Logan. 1980 einfach ein süßer Junge mit seichter, herzergreifender Melodie und ebensolchem Gesang, dem die Mädchen- und Frauenherzen reihenweise zugeflogen sind, 1987 dann sichtlich gereift, aber sonst noch mit allen Attributen. Konsequenz: Zwei Siege. So geht´s eben!
 
Der zentrale Punkt ist, daß so viele denken, westliche Popmusik sei der Nabel der Welt. Ist er. Im Westen. Aber in den Vorstädten von Bukarest oder Minsk sieht man das gänzlich anders. Die sind weit, weit davon entfernt mit Elektro-Krawumm a la Cascada etwas anfangen zu können bis auf eine kleine Minderheit.

Und dort ist auch das Frauenbild ein anderes. Möchte lieber nicht darüber nachdenken, wie man eine Ü30-Frau in Cascada-Aufmachung östlich von Istanbul hinter vorgehaltener Hand bezeichnet.

Das sind andere Welten in kultureller Hinsicht. Das muß man einkalkulieren. Ich fand Texas Lightning toll. Aber Country-Klänge hat man in vielen Ländern südöstlich von uns vermutlich noch nie vernommen.
 
Die Frage ist auch, wie die Vorbereitungen für 2014 hier aussehen werden? Die ARD darf nicht noch einmal den Fehler machen, einen Song, den die Zuschauer wählen, gegen einen Favoriten der Jury zu tauschen. Wird sich die ARD das überhaupt wieder antun?
 
Den Fehler haben sie auch diesmal nicht gemacht. Der Sieger der Fernsehzuschauer ist in Malmö angetreten. Allerdings sollte man das Radiovoting im nächsten Jahr weg lassen oder zumindest so verändern, dass man nicht per Internet auf den Seiten aller ARD-Sender das Voting verzerren kann.
 
Die ARD darf nicht noch einmal den Fehler machen, einen Song, den die Zuschauer wählen, gegen einen Favoriten der Jury zu tauschen.

Ganz so war es doch nicht, sondern es gab einen Kompromiss: Anstelle des Lieblingssongs der Fans oder des Lieblingssongs der Jury hat man einfach den Song genommen, den Fans und Jury gleichermaßen mittelmäßig fanden. Habe ich das korrekt zusammengefasst? :)
 
ich würde auch gerne vorher wissen, wer warum in der Jury sitzt? Hat es Silbereisen wegen seiner vielen Nummer-1-Hits dahin geschafft? Wegen seiner internationalen Erfolge?
 
@CosmicKaizer: Jury ≠ Jury
Jedenfalls in dem zuletzt hier diskutierten Zusammenhang. Silbereisen war nicht in der Jury des Vorentscheids.
Die Geheimhaltung der Jurys für die Finalrunde hat ihren Grund. Einflußnahme von außen soll verhindert und Streitereien wie gerade zwischen den Bananendemokratien Rußland und Azerbaidschan verhindert werden.
 
Frau Cascada hat auf jeden Fall die richtige Einstellung. Sie fands "supergeil" und hat`s genossen. Ihre Platzierung kümmert sie nicht weiter - das nenne ich mal - im wahrsten Sinne des Wortes - ein "dickes Fell"!:D

Na,ja, Ihrem Erfolg schadet das jetzt auch nicht. Die Frau steht sowohl national als auch International seit jahren fest im Sattel, die schlechte Platzierung wird ihr da nix schaden (aber auch nix mittelfristig nützen, kurzfristig schon wegen mehr Radioplays)

Ich sehe es auch so, daß hier sowohl die Juries der Länder als auch evtl. deren Bevölkerung mal wieder (zumindest teilweise) politisch entschieden hat, bei eienr opjektiven Bewertung des Beitrags hätten wir mit dem beitrag auf Platz 6 landen müssen - 5 Stück inklusive dem Rumänischen Dracula waren besser, den fand ich übrigends auch am besten, war mein Favorit!

Und ich sehe ihn auch als großartigen künstler, andere Musiker haben mit solch einer Stimme in der Vergangenheit ganz große Karriere gemacht !!!
 
Ich finde, man sollte kein Drama aus dem deutschen Abschneiden machen. Das internationale Publikum stimmt manchmal sehr merkwürdig ab, das hat man bereits gemerkt, als Texas Lightning für Deutschland angetreten ist. Ein guter Song, der ebenfalls unerwartet schlecht abgeschnitten hat. Der ESC hat seine eigenen Regeln und um musikalische Qualität geht es in diesem Wettbewerb schon lange nicht mehr. Schaut euch die Engländer an, die waren früher jedes Jahr ganz vorne dabei und sind in den letzten Jahren völlig abgekackt. Letztes Jahr zwar zurecht, aber dieses Jahr war ihr Song eigentlich gar nicht so schlecht, zumindest einen Platz im Mittelfeld hätten sie meiner Meinung schon verdient gehabt.
 
Ein derart konsequentes Stimmverhalten kann nicht zufällig sein - offenbar werden die Voter von Jahr zu Jahr älter und das schlägt sich auch im Musikgeschmack nieder. 2010 war es noch keine Selbstverständlichkeit, dass 30-Jährige beim damals noch bedeutend jünger anmutenden Sängerschaulaufen ihr Handy zückten. Seit das Smartphone zum ständigen Tagesbegleiter geworden ist und reihenweise Computer- und Notizblockfunktionen übernommen hat greifen selbst Erwachsene in jeder noch so beiläufigen Situation zum "Telefon". Das klassische Mobiltelefon war für das Heer der Erwachsenen ein reines Kommunikationsinstrument, das Smartphone ist Telefon, Spielzeug und Multifunktionswerkzeug in einem.

Selbst wenn diese Techno-Nummer viele Fans im Osten Europas haben sollte, die Masse der Erwachsenen hört so was unter Garantie nicht. Und sogar der Durchschnitts-Teenager dürfte beim ESC Besseres vorgefunden haben...
 
Ja, das mit der fehlenden "Alterskompatibilität" sdieht man gut an meinem Vater. O-ton: "Frieda Gold? Tim Bendzko? lauter Leute, die keiner kennt, und die noch nichtmal im Radio laufen" (Radio beim meinem Vater = SWR1, mit SWR3 oder Sendern wie einslive, Energy, BigFm und co. kann er nix anfangen). (80% unserer Bevölkerung sind alt, die ESC-Beiträge aus Deutschland und einigen anderen Ländern, insbesondere eben die Elektropop/Dabnce/Trance-Nummern richten sich aber eher an jüngere Leute. Den ESC wieder zu eienr "traditionellen" Veranstaltung wie damals den Grand Prix zu machen,wäre sicher falsch, Trends und Weiterentwicklugn sind wichtig, ein Mindestmaß an "Alterskompatibilität" ist aber sicher nötig, vergleichbar wie in "Familiensendungen/shows", wo Kinder, Jugentliche aber eben auch ältere gleichermaßen angesprochen werden.
So muß man da wohl auch irgendwie bei Musik und auftritten das richtige Maß finden.

Also: Jugendhaft, Athentisch, nicht zu freizügig, eher seichter Pop, aber dennoch einigermaßen hochwertig kommen gut an? Dann müßten wir Gruppen wie Silbermond, Wir sind Helden oder Frieda Gold hinschicken. (Sofern wir nicht wieder eine neue "Lena" entdecken)

Oder wir müssen auch mal wieder war anspruchsvolles, individuelles, kreatives hinbekommen a la Lordi, wo Europaweit leute dran arbeiten. Derartiges scheint hierzulande wohl nicht machbar zu sein, da ist unsere lokale Plattenindustrie wohl einfach zu sehr auf "bewährte kommerzielle Konzepte" eingefahren. Dann muß man drauf hinarbeiten,daß sichd as so langsam mal ändert, und wir wieder innovativ und kreativ werden...
 
Ich würde gerne mal Scooter zum ESC schicken. Die haben sogar schon mal an einer deutschen Vorentscheidung teilgenommen, sind allerdings an Stefan Raabs Kandidaten gescheitert, Max Mutzke war es glaube ich. Allerdings bräuchten Scooter dann einen echten Hit a la Hyper Hyper, mit einem 08/15-Lied werden die in dem Wettbewerb auch nichts reißen.
 
Dagobert Duck schrieb:
einen echten Hit a la Hyper Hyper, mit einem 08/15-Lied
:D:D:D

Erläutere mir doch mal bitte aus musikalisch-fachlicher Sicht, wo der Unterschied zwischen einem "08/15-Lied" und Hyper Hyper von Scooter ist. Ich bin sehr gespannt auf deine Ausführungen!
 
Selbst kulturell würde ich den Gewinn der Champions League höher einschätzen als einen Sieg beim ESC ;)

Letztlich haben wir Radiohörer doch überhaupt nichts davon, wer womit gewinnt. Spätestens nach 4 Wochen kann man den jeweiligen Siegersong doch eh nicht mehr hören, so er denn den Weg in die Radiomechanismen findet. Dass man ein paar interessante Songs, die halt nicht gewonnen haben, vielleicht auch mal ab und zu spielt (da würden sich schon ein paar aus den heurigen "Paralympics des Pop - Zitat Stermann" anbieten) - so originell ist ja sowieso keiner. Mit Loreen sind sie in Österreich wie mit einer Dampfwalze über die Playlists gefahren - mehr ist nicht drin...
 
Silbermond, Wir sind Helden oder Frieda Gold

Warum darf Musik keinen Spaß machen? Warum müssen die zu Stars aufgebauten Hitradio-Barden immer diesen Schlurf-Soul der Mannheimer kopieren, der so monoton klingt dass man unwillkürlich zu gähnen beginnt? Herr, schmeiß Gespür vom Himmel! Und wo bleibt der Partysound, die gute Laune, die Ausgelassenheit? Die Nachbarvölker halten uns doch für verkopfte Spaßbremsen wenn sie deutsche "Popmusik" hören. Beim ESC muss es dann natürlich gleich Hard-Core-Techno-Dance sein...

Ein Minimum an Zielgruppenkenntnis wäre besonders im Radiogeschäft von Vorteil.
 
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