Funkhaus historisch: Nalepastraße

AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Wir sind nicht über den Zaun geklettert, sondern mit dem Auto ganz legal aufs Gelände gefahren, weil wir auch angemeldet waren. Daß wir ein bißchen gemogelt und uns woanders umgesehen haben, das soll hier nicht geklärt werden. ;)

Man kommt auch so mit dem Auto aufs Gelände, ohne am Pförtner vorbei zu müssen...


Ich bin ja kein Militärexperte, aber ich habe z.B. den Bunker in Harnekop gesehen und eine Menge über andere DDR-Bunker gelesen. Wogegen dieser verbunkerte Keller schützen sollte, ist mir deshalb nicht ganz klar. Atomsicher war er jedenfalls nicht, auch nur eingeschränkt bombensicher. Angst vor dem Volk? Fragen, auf die man keine Antworten mehr findet.

Die Antwort ist einfach und Du hast sie bereits gegeben. Wenn man den Putschversuch des 20. Juli 1944 auswertet und die Angst der DDR-Führung nach dem 17. Juni 1953 mit in die Rechnung einbezieht, konnte der Bunker nur eine Funktion gehabt haben: Weitersenden, auch wenn das Funkhaus "vom Gegner" (also dem Volk) gestürmt wird.

Übrigens schade, dass ich beim Ausflug nicht dabei war!!!
 
AW: Sender Cottbus

Man hätte in dem Fall aber auch etwas ganz anderes machen können: Das provisorische Funkhaus Regattastraße war doch bestimmt auch nach dem Ende des Soldatensenders weiterhin sendefähig, oder? Die Studios wurden m.W. ja zur Ausbildung von Tontechnikern genutzt. Außerdem gab es eine ganze Reihe von Sendestudios in der Republik, sprich außerhalb von Berlin.

Wobei mir jetzt auffällt, daß man an der Stelle überhaupt nicht soweit gehen muß; ein völliger Ausfall der Nalepastraße hätte auch durch eine Havarie eintreten können. Es hat doch sicher Planungen für diesen Fall gegeben, wie es auch heute der Fall ist. Wie sahen die denn aus? Evtl. auch für den Fall, daß mit der Regattastraße ebenfalls Ebbe gewesen wäre?

Und während ich mich frage, ob jetzt alles dabei ist, die Keller der Funkhäuser zu durchstöbern (und das meine ich durchaus ernst; ich kann mir kaum vorstellen, daß die ARD keine derartigen Anlagen hatte), sei noch einmal auf das Thema Cottbus zurückgekommen:

Der 'Sendesaal' war ein größerer Raum, der eigentlich ein größerer Sprecherraum war und IIRC durch einen Vorhang verkleinert wurde.

War das evtl. auch der Aufnahmeraum für die Musikproduktionen, die im Funkhaus Cottbus m.W. in größerem Umfang stattfanden, darunter auch Aufnahmen sorbischer Musik?
 
AW: Sender Cottbus

Und während ich mich frage, ob jetzt alles dabei ist, die Keller der Funkhäuser zu durchstöbern (und das meine ich durchaus ernst; ich kann mir kaum vorstellen, daß die ARD keine derartigen Anlagen hatte), ...

Es würde mich sehr wundern wenn irgendeine ARD Anstalt für so einen Quatsch jemals Geld ausgegeben hätte. So weit ging die Paranoia im Westen nicht, das ist ein DDR Phänomen.
Die Bundeswehr hatte ihre eigene Nachrichtentechnik. Davon gab es sicher auch etwas im ehem. Regierungsbunker.

Gruß

dira
 
Bonker

So weit ging die Paranoia im Westen nicht

Na, ich weiß nicht. Seit ich mich mal voll in die Nesseln gesetzt habe, weil ich nicht ahnte, was für Befindlichkeiten sich z.T. bis heute gehalten haben :rolleyes:


Was Einrichtungen in Regierungsbunkern betrifft: In Kanada lief das ausdrücklich unter der Flagge der Canadian Broadcasting Corporation, siehe

http://www.ottawakiosk.com/diefenbunker.html
http://www.worldisround.com/articles/20960/photo20.html
http://www.hfradio.net/bulletin/CBCstudio.jpeg
http://www.jproc.ca/news/050403a.jpg
 
AW: Sender Cottbus

War das evtl. auch der Aufnahmeraum für die Musikproduktionen, die im Funkhaus Cottbus m.W. in größerem Umfang stattfanden...

Ja.
Das kann ich zumindest für das COTTBUSER KINDERMUSICAL behaupten, dessen Technischer Leiter ich von 1982 - 1986 war. Alle Musikproduktionen dieses Kindermusiktheaters hatten von 1969 (Gründung) bis zur Wende mit diesem Saal zu tun. Chor und Solisten standen immer hier vor den Mikrofonen. Bei der aller ersten (für heutige Ohren schrecklichen) Produktion (1969) war auch noch eine Instrumentalgruppe im Saal mit dabei. Nur den Kontrabass sperrte man zwischen Tür und Angel, genauer gesagt zwischen beide Türen der Eingangsschleuse zum Saal. Die Aufnahme ist auf http://www.tondokumente.de.ms zu hören (Lied vom Cottbuser Postkutscher). Der Bassist war ich...
Später wurden dann die Orchester-Grundbänder in Berlin produziert und im Cottbuser Sendesaal wurde "nur" noch gesungen. Die Einspielung des Grundbandes, Mischung und Aufnahme erfolgten aber im Ü-Wagen auf dem Betriebshof!
Erst als Cottbus eine 8-Spur-Maschine bekam (Mitte der 80er ?), waren bei unseren Produktionen auch wieder Musiker im Saal. Aber jetzt natürlich zu anderen Zeiten als die Sänger...

Viele Grüße aus Athen
Hajo
 
AW: Sender Cottbus

Das provisorische Funkhaus Regattastraße war doch bestimmt auch nach dem Ende des Soldatensenders weiterhin sendefähig, oder? Die Studios wurden m.W. ja zur Ausbildung von Tontechnikern genutzt. Außerdem gab es eine ganze Reihe von Sendestudios in der Republik, sprich außerhalb von Berlin.

Funkhaus Regattastraße 277 (später Zentrale Ausbildungsstätte der Studiotechnik Rundfunk) war nicht der DSS 935. Letzterer war 'streng geheim' auf dem Nachbargrundstück zu Hause. Klar, man hätte aus dem Funkhaus Leipzig Springerstraße oder aus Rostock senden können. Auch im Falle einer Havarie. Ob es solche Pläne gab, weiß ich allerdings nicht.
 
AW: Sender Cottbus

Die Aufnahme ist auf http://www.tondokumente.de.ms zu hören (Lied vom Cottbuser Postkutscher). Der Bassist war ich...

Och, so schrecklich ist die Aufnahme aber nicht. Einerseits war es der Zeitgeschmack und andererseits die technischen Möglichkeiten. Es gab ja keine Effektgeräte wie Verzerrer und Limiter, und der Hall wurde mit einem Hallraum erzeugt. Wenn man bedenkt, daß die Aufnahme in einem Rutsch ohne Mehrspur entstanden ist, dann ist das Ergebnis schon recht beachtlich. War Grösch der Toning? Das Mischpult der Senderegie gab ja auch nicht viel her. Deshalb wurde dann vermutlich auf dem FZ24 gemischt. Weißt Du noch, wann Cottbus den moderneren Ü-Wagen bekam? Ich kann mich nur schwach an den alten Ü-Wagen mit V45 erinnern.
 
AW: Sender Cottbus

@Lindi

Also wer damals Toning war, weiß ich wirklich nicht mehr. Ich war 1969 15 Jahre alt. Mit der Armeezeit (1972) endete dann erst mal mein Engagement für diese Kindertruppe. Ich kam Ende der 70er wieder dazu. Zum "moderneren" Ü-Wagen kann ich deshalb nur sagen, daß er bei Musikproduktionen 1980 da war.

Zum V45:
Dieses Exemplar ist vom Sender Cottbus. Vielleicht aus dem Alten Ü-Wagen. :wow:

Viele Grüße aus Athen
Hajo
 

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Dieses Gerät existiert noch. Ich habe es am 24.08.07 in Cottbus fotografiert. Wollte auch noch etwas "Innenleben" haben, aber ohne den Schlüssel (Vorreiber?) war die Kiste nicht zu öffen.

Hajo
 
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Na wenn's interressiert, hier auch noch die Rückseite:
 

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Wollte auch noch etwas "Innenleben" haben, aber ohne den Schlüssel (Vorreiber?) war die Kiste nicht zu öffen.

Häh, Vorreiber? Dieser Begriff war nicht gebräuchlich. Bei uns hießen die Dinger Geräteschlüssel. Zum Öffnen des V45 brauchst Du zwei Stück. Die hatte auch jeder Techniker in der Tasche. Meine beiden habe ich ebenso wie die 700er Krallen nach meiner letzten Sendung am 31.12.1991 entsorgt. Leider. Mit einem Klinkenzieher kann ich noch dienen. Ich hänge mal eine Skizze des Geräteschlüssels an. Das war Rundmaterial, etwa 10mm Querschnitt, vernickelt. Vielleicht kannst Du ja zwei solche Dinger noch irgendwo (leihweise) herbekommen. Ich wüßte, wo man fragen könnte.
 

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AW: Nochmal Kellerstudio

Die Räume innerhalb des Kellerstudio-Komplexes waren alle mit Buchstaben gekennzeichnet, wie hier auf dem Foto zu sehen:
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=7508&d=1196362962
In der Grundrißzeichnung habe ich die Angaben 004f, 004g usw. wiedergefunden. Aus 004f wurde also einfach F. Die Räume zählten von links nach rechts. Zu dem auf dem Foto abgebildeten Sprecherraum gehörte demzufolge der Regieraum 004e, oder einfach E (aus der Lage des Studiofensters geschlußfolgert). Obwohl die Verwendung aller sonstigen Räume wie Materiallager, Bandlager usw. eingetragen ist, steht bei den Räumen des Komplexes E-R 004 natürlich nichts. Die Bezeichnung über einem der beiden Eingänge zu diesem Komplex muß man schon als ziemlich süffisant bezeichnen. Die Abtrennung des inneren Ganges ist anscheinend erst später erfolgt.
http://www.radioforen.de/attachment.php?attachmentid=7500&d=1196362682
Offensichtlich haben die Planungen zu diesem Sonderteil aber schon in den frühen 60er Jahren begonnen. Selbst die separaten Toiletten sind eingezeichnet, natürlich auch ohne genauere Angabe und auf dem Grundriß nur als solche zu erkennen, wenn man es weiß.
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Häh, Vorreiber? Dieser Begriff war nicht gebräuchlich. Bei uns hießen die Dinger Geräteschlüssel. Zum Öffnen des V45 brauchst Du zwei Stück. Die hatte auch jeder Techniker in der Tasche. Meine beiden habe ich ebenso wie die 700er Krallen nach meiner letzten Sendung am 31.12.1991 entsorgt. Leider. Mit einem Klinkenzieher kann ich noch dienen. Ich hänge mal eine Skizze des Geräteschlüssels an. Das war Rundmaterial, etwa 10mm Querschnitt, vernickelt. Vielleicht kannst Du ja zwei solche Dinger noch irgendwo (leihweise) herbekommen. Ich wüßte, wo man fragen könnte.

Schlüssel kann ich gerne zur Verfügung stellen - neue und alte Ausführung - einige mit Farbringen - wofür waren die schwarzen oder roten Ringe an der alten Version der Schlüssel? Viele Grüße
Studiofan
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Mal was anderes Kennt jemand ein Pult mit der Bezeichnung Z 206 ?vermutlich Einsatz in Block E Telefonvermittlung Verwaltung!
Grüße Studiofan
 
AW: Sender Cottbus

... Weißt Du noch, wann Cottbus den moderneren Ü-Wagen bekam? Ich kann mich nur schwach an den alten Ü-Wagen mit V45 erinnern.

Ich habe zu dieser Frage mal meine Mutter beauftragt, rum zu telefonieren.
Hier ein Auszug aus ihrer Antwort-Mail:

"zur Frage Ü-Wagen soviel: 1972 neuer Ü-Wagen "Robur".
Später aus Berlin "Granit-Kastenwagen" mit Stereo schon.
Apr. 1984 "W 50" erhalten - gefahren bis 1998.
Wenn Du Fragen hast, kannst Du Dich an Winfried Kretschmar wenden.
Telefon Cottbus XX XX XX. W.K. hat sich erinnert, dass Du beim
Kindermusical warst und nach Dir gefragt.
Jochen hat mir diesen und weitere Namen genannt, wo ich evtl. Auskunft
bekommen kann."

(Winfried Kretschmer war Ton-Ing. beim Sender Cottbus. Die Tel-Nr. ist von mir ge-ixt.)

Viele Grüße aus Athen
Hajo
 
AW: Sender Cottbus

"zur Frage Ü-Wagen soviel: 1972 neuer Ü-Wagen "Robur". Später aus Berlin "Granit-Kastenwagen" mit Stereo schon. Apr. 1984 "W 50" erhalten - gefahren bis 1998.

Hallo Hajo, vielen Dank für Deine Recherchen. Wenn man diese Angaben sortiert, dann sieht es so aus, daß Cottbus insgesamt drei Ü-Wagen, den Granit, einen FZ24 und zuletzt einen FZ44 hatte. Der Granit könnte FZ4 geheißen haben. Obwohl ich selber ganz am Anfang auf so einem Wagen gewerkelt habe, kann ich mich an die genaue Bezeichnung nicht mehr erinnern. Ein altes Bild dieses Ü-Wagens habe ich noch gefunden. Leider ein bißchen weit weg.

Wenn Du Fragen hast, kannst Du Dich an Winfried Kretschmar wenden. Telefon Cottbus XX XX XX.

Winfried kenne ich. Ein sehr netter lieber Kollege. Ein Weinsammler. Den würde ich auch mal anrufen. Könntest Du mir die Telefonnummer mal mailen?
 

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Dann wechseln wir mal das Funkhaus :wow:

Ich habe heute Fotos aus Schwerin erhalten. Dort sind im Funkhaus vom NDR einige sehenswerte Stücke ausgestellt. Die will ich Euch nicht vorenthalten.
Detailfotos von der Innenaustattung des Barkas sowie genauere Bilder der R34 und auch das komplette Foto vom Sprecherraum, was hinter dem V379 stückchenweise zu sehen ist, habe ich in Auftrag gegeben. Kann aber etwas dauern.

Viele Grüße aus Athen
Hajo
 

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So ein Barkas Ü-Wagen ( wohl ursprünglich vom Deutschlandsender ) ist mir bei der Bundestagswahl 1998 ( noch in Bonn ) mit den Logos des Deutschlandsradios bzw. DLF untergekommen. Weiss jemand, wo der abgeblieben ist? Würde mich sehr interessieren, gegebenenfalls auch per PN. Danke.
 
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