Hessischer Rundfunk will sparen - bei den Nachrichten?

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AW: Hessischer Rundfunk will sparen - bei den Nachrichten?


Mit Beginn des neuen Jahres strahlt hr-iNFO von Montag bis Sonntag zwischen 0.05 Uhr und 6.00 Uhr das ARD-Nachtkonzert aus.

Auf talentierte Alleinunterhalter und Ein-Mann-Bands kommen bald goldene Zeiten zu! hr-info lässt sie einfach für 'n Fuffi die halbe Nacht spielen! :D
 
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Das lässt ja wohl nur den Schluß zu, dass es Geld kostet, wenn MDR Info übernommen wird...
 
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@ ToWa/K6: Das verstehe wer will was K.M. da ausgetüftelt hat. An der Bertramstraße glaube ich versteht es keiner(e)!!!
 
AW: Hessischer Rundfunk will sparen - bei den Nachrichten?

Das lässt ja wohl nur den Schluß zu, dass es Geld kostet, wenn MDR Info übernommen wird...

Den Gebührenzahler freut's bestimmt: Wenn man die ARD als ganzes betracht, wird zwar kein einziger Cent gespart. Dafür wird das Nachtprogramm in Hessen deutlich attraktiver, neben 2x Popnacht jetzt auch 2x Nachtkonzert :wall: oder ändert sich bei hr2 was?
 
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So langsam wirds in der Bertramstraße lächerlich, wenn nicht gar albern.
Was zum Teufel macht denn das Nachtkonzert auf info?

Für mich als Nachtaktiver sicherlich kein Einschaltimpuls, eher umgekehrt.
Kerlenaa.... was für ein (Kasperl-)Theater! :wall:

Auf der Suche nach einem neuen Radio-Asyl verabschiedet sich vom hr
Ihne Ihrn Rebi :(
 
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So langsam wirds in der Bertramstraße lächerlich, wenn nicht gar albern.
Was zum Teufel macht denn das Nachtkonzert auf info?

(

hr2 zahlt den ARD-Verbund, bzw. trägt mit einer eigenen Nachtkonzertsendung zum Gemeinschaftsprogramm bei. Und Info hängt sich dran und Frau K.M. hat Geld gespart. Ich glaube nicht, dass sie das ganz freiwillig getan hat und fürchte man hätte ihr sonst womöglich Sparmaßnahmen an der Reportertruppe auferlegt, das hat sie wohl mit allen Mitteln verhindern wollen.....
 
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Ich glaube nicht, dass sie das ganz freiwillig getan hat und fürchte man hätte ihr sonst womöglich Sparmaßnahmen an der Reportertruppe auferlegt, das hat sie wohl mit allen Mitteln verhindern wollen.....
Moment, nur mal kurz zur Aufklärung, bitte:

Führt hr-info denn eigene Reporter? Ich hatte da mal etwas von einer Abteilung "Nachrichten / Reporterpool" gelesen, die wellenübergreifend arbeitet.

Werden die Kosten dafür denn allein hr-info zugeschlagen? Oder gibt es, rein betriebswirtschaftlich betrachtet, "Bereichsabgabepreise" innerhalb des hr, bei denen jeder Abteilungsleiter als "Geschäftsführer" seine Leistungen an andere Kostenstellen intern in Rechnung stellt und an seinem Erfolg gemessen wird?

An diesem Modell aus den 90ern sind schon ganze Großkonzerne den Bach runtergegangen...

Die angelieferten Reportagen kommen doch im wesentlichen aus den Regionalstudios oder von ARD-Korrespondenten; Beiträge zu einem Thema in den Nachrichten werden hausintern "aus der hr-Nachrichtenredaktion" gesprochen (war früher nicht so, kann man auch gleich lassen, weil der Einspieler ein Taschenspielertrick, aber kein O-Ton ist) und was an Material von freien Kollegen geliefert wird, kann ich nicht beurteilen.

An welchem Punkt sind denn da Sparmaßnahmen an der Reportertruppe möglich? In den Regionalstudios? Die arbeiten doch auch wellenübergreifend... :confused:

Irgendwie bekomme ich die Logik nicht auf die Reihe. Das sieht auf den ersten Blick nach einem komplizierten Konstrukt aus.
Wenn die Kosten für die Reporter tatsächlich vor allem Info zugeschlagen werden, dann riecht das schon schwer nach hausinterner Politik. Das müsste ja dann zwangsläufig Auswirkungen auf die anderen Wellen haben.

Vielleicht kannst Du ja etwas Licht ins Dunkel bringen, Ablauscher, ohne allzu intime Interna ans Tageslicht zu befördern. ;)
 
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..nicht so leicht da Licht rein zu bekommen. Ich bemühe mich mit vorsicht.

Nur mal jetzt direkt aus meinem müden Kopp: info hat ja ein eigenes festes Team, das Themen festlegt, Schwerpunkte setzt, Reporter schickt, die Redaktion zusammen hält, das Wochenendprogramm plant und herstellt. Ich betone, das sind Topleute in der Redaktion, auch hochmotiviert (Wunder?) die gute Jobs machen. Ich kann mir vorstellen, dass das ja auch nicht umsonst zu haben ist und hier vielleicht ein Auftrag von der Leitung kam, Sparvorschläge zu machen........Dann würde ich schon auch eher da versuchen abzuschneiden, wo ich eh keinen redaktionellen Einfluss habe und es keinen aus meinem Laden persönlich trifft. (Ich spekuliere mit nur wenig Tatsachenwissen)

Vielleicht in den nächsten Tagen etwas mehr Klarheit.
 
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Ich schalte mal den Paranoia-Modus an und frage ganz vorsichtig in den Raum:

Kann es vielleicht sein, daß dem werten Herrn Koch (via Herrn Reitze) am Programm von MDR Info etwas nicht gepaßt hat und die Übernahme folglich deshalb unverzüglich zu beenden gewesen ist? Man wird doch mal fragen dürfen, schließlich werden andernorts da ja auch Fernseh-Chefredakteure ausgetauscht. Der hessische Staats- und Parteichef ist da ja nicht zimperlich, wie wir inzwischen wissen.


Nur mal wirklich ganz, ganz vorsichtig gefragt...
 
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Ich schalte mal den Paranoia-Modus an und frage ganz vorsichtig in den Raum:

Kann es vielleicht sein, daß dem werten Herrn Koch (via Herrn Reitze) am Programm von MDR Info etwas nicht gepaßt hat und die Übernahme folglich deshalb unverzüglich zu beenden gewesen ist? Man wird doch mal fragen dürfen, schließlich werden andernorts da ja auch Fernseh-Chefredakteure ausgetauscht. Der hessische Staats- und Parteichef ist da ja nicht zimperlich, wie wir inzwischen wissen.


Nur mal wirklich ganz, ganz vorsichtig gefragt...

:wow::wow::wow:
 
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info hat ja ein eigenes festes Team, das Themen festlegt, Schwerpunkte setzt, Reporter schickt, die Redaktion zusammen hält, das Wochenendprogramm plant und herstellt. Ich betone, das sind Topleute in der Redaktion, auch hochmotiviert (Wunder?) die gute Jobs machen.
Nein, das wundert mich nicht und ich habe auch großen Respekt vor dem hoch motivierten und engagierten Team.

Um so wichtiger ist es, gerade diese Topleute nicht vor den Kopf zu stoßen oder sie gar damit zu beauftragen, Vorschläge zur Beschneidung ihrer ureigensten Kernkompetenzen zu machen. Das ist eine etwas eigenartige Form, Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einzubinden - im umgekehrten Fall, bei der Expansion, fände das wohl kaum so statt.

In der Wirtschaft sagt man: "Kapital ist ein scheues Reh". Gute Leute sind es auch ... allein die Arbeitsmarktlage könnte sie an einen weniger befriedigenden Arbeitsplatz binden.
Spiele ich aber mit den Ressourcen, die mein Kerngeschäft ausmachen, beginne ich mir mein eigenes Grab zu schaufeln.

Das alles sind jetzt rein wirtschaftliche Betrachtungsweisen, denn das ist das, was ich gelernt habe.

Doch ich möchte Ablauschers Kopf nicht überlasten - meiner ist auch noch müde, und das absolut stocknüchtern.
Ich beginne, mir Sorgen zu machen.... irgendwas mache ich falsch. :D
 
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Hier ist noch der Mitschnitt der Mittelwellen-Abschaltung.
 

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So langsam wirds in der Bertramstraße lächerlich, wenn nicht gar albern.
Was zum Teufel macht denn das Nachtkonzert auf info?

Meine Vermutung ist, daß die Übernahme des Nachtkonzertes preisgünstiger ist als die Übernahme von MDR Info. Wobei ich ausdrücklich nicht weiß, ob dabei früher Geld geflossen ist - ich vermute es aber ganz stark, denn beim MDR sind sie ja auch nicht doof und arbeiten kostenlos für die Nachbarsender.

Letzten Endes können wir uns im Kreis drehen und uns über die Entscheidung lustig machen. Tatsache ist aber, daß nachts nunmal kaum jemand Radio hört. Und dann wohl eher keinen Info-Sender, der mehrmals in der Stunde dieselben Nachrichten sendet. Eine Übernahme von MDR Info war auch nicht hilfreich, weil sie nunmal keine Nachrichten aus Hessen bringen. Und was soll das dann?
 
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Mich sollte überraschen, wenn die Übernahme von MDR Info gegen Cash geschah und seitens BR und SWR weiterhin geschieht. Es würde jedenfalls nicht meinem gefährlichen Halbwissen entsprechen.

Womit sich die Frage erhebt, was das mit dem Nachtkonzert soll. Zumal der HR sich erst garnicht die Mühe macht, diese nun wirklich sinnlose Nummer (genausogut könnten sie auch einen Meßton draufknallen) auch nur ansatzweise zu begründen. Bin gespannt, ob es dazu hier evtl. erhellende Anmerkungen eines Insiders geben wird.

Anderswo läuft übrigens seit genau einem Jahr (Kenner dürften damit wissen, was gemeint ist) so eine bilateral vereinbarte Übernahme rund um die Uhr. Kostenlos und amüsant. Es gibt auch durchaus Theorien, was ein gebendes Haus dazu bewegen kann. Prestige. Und so.
 
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Tatsache ist aber, daß nachts nunmal kaum jemand Radio hört. Und dann wohl eher keinen Info-Sender, der mehrmals in der Stunde dieselben Nachrichten sendet.
Ja, das ist zunächst einleuchtend und, nüchtern betrachtet, von den Zahlen her sicher zutreffend.
Fragt sich nur, warum dann ausgerechnet der MDR nachts überhaupt noch einen Info-Kanal betreibt und nicht auch das Nachtkonzert aufschaltet.

@ K 6: Die Nummer mit dem "Meßton draufknallen" gefällt mir. :wow:

Eine Übernahme von MDR Info war auch nicht hilfreich, weil sie nunmal keine Nachrichten aus Hessen bringen. Und was soll das dann?
Jein. Was die Nachrichten angeht, mag das wohl so sein (weiß ich jetzt gar nicht), aber in einem anderen Faden hier haben wir schon mal diskutiert, dass MDR Info nächtens kaum Beiträge sendet, die speziell auf ihr Sendegebiet abgestimmt sind, sondern die Ausrichtung eher "bundesweit hörbar" ist. Es werden beispielsweise auch hr-Beiträge übernommen und ausgestrahlt, wenn in Hessen etwas von bundesweitem Interesse geschehen ist.

Insofern wird man als Info-Hörer in der Nacht kein echter MDR'ler.
Ob die Nachrichten in der Nacht genau so regional sind wie am Tag, ist eine gute Frage, die ich aus dem Stegreif gar nicht beantworten kann.

Das müsste man aber noch mal überprüfen: Schreiben die Sender, die nachts andere mit versorgen, andere Nachrichten als wenn sie zur gleichen Zeit alleine für sich senden? Beispiel die ARD-Popnacht: Zieht SWR3 seinen Stil durch oder kommt im Rahmen der Popnacht eher ein ARD-weit orientiertes Nachrichtenangebot?
 
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@Rebstock:

Wir dürfen annehmen, dass die ARD seit vielen Jahren Vorschriften "ausgearbeitet" hat, die bis ins kleinste Sendeminütchen der gemeinsamen Nachtversorgung alles geregelt hat. Ganz sicher auch, wie die Weltnachrichten zu den vollen Stunden zu gestalten sind. Z.B. regionale Inhalte nur bei bundesweitem Interesse.

Ich habe da was gefunden, es ist alt und aus dem Jahr 1978 (Quelle Spiegel)
das darf man sicher auf heute hochrechnen. Viel Spaß!

ARD-Verbote zur Nachtversorgung

Das gemeinsame Radio-Nachtprogramm der ARD, sagt der Bremer Hörfunkchef Gerhard Schäfer, war "bisher eher einschläfernd" -- vom 1. Juli an wird es womöglich noch trostloser. Dann treten Richtlinien" in Kraft, die eine "Kleine Kommission Nachtversorgung" mit deutscher Gründlichkeit erarbeitet hat und wohl auch letzte Reste von Pep und Swing aus der Nightshow vertreiben werden. So darf etwa, zwischen 22.30 und 2 Uhr, weder "Hard Rock" noch "Modern Jazz" oder "Salonmusik" gespielt werden; "Witze' gelten als ebenso unpassend wie aktuelle Informationen. Nach 2 Uhr sind, laut Vorschrift der ARD-Nachtwächter, "Oldies und Evergreens", auch "volkstümliche Musik" gestattet, keineswegs aber "vorgefertigte unterhaltende Wortbeiträge". Nach 4.30 Uhr muß es "rhythmische leichte Musik" sein, dann empfiehlt sich "eine frische, knappe Moderation". Auch über das Ende der Sendung läßt die "Kleine Nachtversorgung" keinen Zweifel: "Die Absage erfolgt bis 5.59 Uhr und 45 Sekunden."
 
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Was auf der info-Welle dann nächstens ein Nachtkonzert soll, frage ich mich auch. Ich erwarte dort news, auch wenn es nur eine Übernahme ist. Oder kostet die zuviel Geld?
Wahrscheinlich schwappt da die alte These wieder durch: "nachts passiert sowieso nix".

@ablauscher: Schöner Ausschnitt... das war 1978. Und da war Hard Rock noch war ganz anderes... ist aber auch heute noch perdu. Aber der erhobene Zeigefinger war damals immer noch spürbar... auch bei dem damaligen Versuch, swr3 mit allem "Lebensnotwendigem" zu versorgen und einzurichten... da gibt es noch eine hoch amüsante pdf im Internet.
 
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@ablauscher: Schöner Ausschnitt... das war 1978. Und da war Hard Rock noch war ganz anderes... ist aber auch heute noch perdu. Aber der erhobene Zeigefinger war damals immer noch spürbar... auch bei dem damaligen Versuch, swr3 mit allem "Lebensnotwendigem" zu versorgen und einzurichten... da gibt es noch eine hoch amüsante pdf im Internet.

eigentlich unfassbar, aber so sind se nunmal "unsere" Radiobeamten. Da hat sich nichts geändert. Denk nur mal an die schönen Dienstreisen (Baden-Baden, Hamburg, München) die notwendig wurden um sowas auszuhandeln.....
weiß nicht ob das:wall: oder das:wow: passt
 
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Ich habe da was gefunden, es ist alt und aus dem Jahr 1978 (Quelle Spiegel)
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Herrlich! Danke dafür.
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Letzteres posting erstaunt mich aber etwas... :rolleyes: Der besagte forenuser ist doch sonst ausgeprägter Anhänger von Steinzeitradio samt aller ÖR-internen Vorgaben von anno dunnemal? (:D).
(Heute ist Neujahr, habe einen Restspiegel von Veuve Cliquot noch intus, und ich erlaube mir einfach mal so'n OT-posting... over and out!)
 
AW: Hessischer Rundfunk will sparen - bei den Nachrichten?

Letzteres posting erstaunt mich aber etwas... :rolleyes: Der besagte forenuser ist doch sonst ausgeprägter Anhänger von Steinzeitradio samt aller ÖR-internen Vorgaben von anno dunnemal? (:D).
(Heute ist Neujahr, habe einen Restspiegel von Veuve Cliquot noch intus, und ich erlaube mir einfach mal so'n OT-posting... over and out!)

genehmigt!!!:wow: (Hast nicht bedacht, dass ich vielleicht bei den schönen Reisen hin und wieder dabei war:p) War jetzt ein größenwahnsinniger Scherz,
auch zum 1.1.
 
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Vielleicht macht Euch das hier auch Spaß (Wir reden hier von der ARD Rocknacht, die gerade erfunden wurde und gegen den berühmten "Nachtexpress..der gerade in die 4Uhr55 Station einfährt" huhuhuhu...) samstagnacht anfunkte und schreiben das Jahr 1977, Quelle Spiegel:

RUNDFUNK
Allerlei Nacht-Wehweh
Die ARD-Rocknacht am vergangenen Samstag demonstrierte Alternativ. Möglichkeiten zur betulichen "Musik bis zum frühen Morgen". Doch die Sender funken lieber weiter an vielen Hörern vorbei.

Ob einer in Hamburg, Frankfurt oder München nach Mitternacht das Radio einschaltet, macht keinen Unterschied. Die Klangsoße, die da herausschwappt, ist überall gleich: "Musik bis zum frühen Morgen", das gemeinsame Nachtprogramm der ARD.

Wer jedoch in der vergangenen Samstagnacht, jedenfalls in einigen bundesdeutschen Hörfunk-Regionen. über die Skala kurbelte, traute mitunter seinen Ohren nicht. Alternativ zum ARD-Schlummersound erklang unvermittelt in einigen Dritten Programmen knackige Rockmusik.

Den Einbruch in die verkrustete Programmstruktur der westdeutschen Sendergemeinschaft hatte das Fernsehen bewirkt. Auf dem Bildschirm war nämlich -- mit annähernd fünf Stunden das längste TV-Spektakel seit dem Bericht über die erste Mondlandung -- zur gleichen Zeit eine Super-Rocksession live aus der Essener Gruga-Halle übertragen worden. Einige Hörfunk-Stationen hatten sich in Stereo eingeklinkt.

Popmusik-Stars wie der Blues-Interpret Rory Gallagher, die "Thunderbyrd"-Band des Folk-Rockers Roger McGuinn sowie das kalifornische Ensemble "Little Feat", die das TV-, Rockpalast Festival" (Sendungstitel) zu einem wirklichen Fest für Fans machten, wären in der ARD-Nachtmusik sonst allenfalls als Randfiguren zugelassen gewesen. Denn für ihre "Musik bis zum frühen Morgen", seit 1959 täglich von wechselnden Sendern ausgestrahlt, haben sich die Funk-Fürsten auf den kleinsten gemeinsamen Geschmacksnenner geeinigt.

Die nächtliche Klangschwemme, so heißt es in einer ARD-Anweisung vom 10. Juni 1974, solle "in der Art eines breit gefächerten Mischprogramms zusammengestellt und nicht stundenweise nach Musiksparten (Volksmusik, Operette, alte Schlager, aktuelle Schlager usw.) gegliedert sein". Durch zahllose Richtlinien dieser Art zwängt eine dafür zuständige "Kleine Kommission" von ARD-Bürokraten die Programmgestalter und Moderatoren in ein starres Korsett.

Vom Wortlaut der Ansage zum Anfang bis zur Häufigkeit der Stationsansage ist so gut wie alles reglementiert. Interviews und andere Wortbeiträge außer den stündlichen Nachrichten, verfügte das Gremium 1966, seien "grundsätzlich zu vermeiden". Direkter Kontakt mit dem Publikum in Form von Hörergrüßen und Musikwünschen, so die Kommission ein Jahr später, sei "zu unterbinden". Den Sendungen, hieß es 1968 lapidar, "soll mehr Sorgfalt gewidmet werden".

Aber wie denn, wenn der Musikredakteur es keiner seiner unterschiedlichen Zielgruppen richtig recht machen darf? Er muß einen Klangbrei aus Operetten und Volksliedern, Rock und Märschen, Schlagern und Tanzmusik zusammenrühren, der am Ende keinem wirklich schmeckt. Der Moderator darf keine Informationen vermitteln; er kann nur schwafeln, sofern er sich nicht gerade mit hausgemachten Knittelversen behilft:

Die Nachtarbeit, das wissen alle, sie kostet Mühe uns mitunter. Musik jedoch, in jedem Falle, sie macht uns immer wieder munter. Als säßen nur Leidende nach Mitternacht an den Geräten, wird dieser größte Programmblock der ARD im Funk-Jargon "Nachtversorgung" genannt. Den Bedürftigen, so scheinen die Macher zu denken, müsse für allerlei Nacht-Wehweh eine Universalmedizin verabreicht werden: das gleiche Ton-Tonikum als Aufputschmittel und gegen Schlaflosigkeit, als Wachmacher für Partys und als Halluzinogen.

Ob jemand im Morgengrauen auf der Autobahn rast oder im warmen Bett träumen möchte, ob er am Fließband front oder der Liebe frönt -- alles einerlei. Musik zum Einschlafen und Musik zum Wachbleiben sind aber naturgemäß verschieden. Beide Effekte mit der gleichen Klangauswahl erreichen zu wollen ist eine unlösbare Aufgabe. Eine Lösung wäre die Ausstrahlung zweier verschiedener, kontrastierender ARD-Programme, wie sie die "Kleine Kommission" bereits im Juni 1974 empfohlen hat, auch wenn dies Kosten verursachen würde.

In einer repräsentativen Umfrage registrierte auch Infratest im vergangenen Jahr eklatante Unterschiede zwischen dem Hörverhalten und den Musikwünschen älterer und jüngerer Nachthörer. 52 Prozent der Hörer über 50 schalten nach Mitternacht das Radio ein, um "müde zu werden". Dazu bevorzugen sie (Mehrfachnennungen waren möglich) zu je annähernd 60 Prozent Volks- und Wanderlieder, Operettenmelodien sowie leichte Unterhaltungsmusik.

Die 20- bis 29jährigen dagegen sind in den Spät- und Morgenstunden überwiegend an Party-Unterhaltung (48 Prozent) oder an Ermunterung bei der Arbeit (42 Prozent) interessiert. Bevorzugte Musiksparten: fremdsprachige Schlager (63 Prozent), Beat/Pop/Rock (61 Prozent). Bei den unter 20jährigen sind diese Präferenzen noch deutlicher ausgeprägt.

Nur in zwei Musikgattungen, beim deutschsprachigen Schlager und bei der leichten Unterhaltungsmusik, ist das Hörerinteresse in allen Altersgruppen annähernd gleich: jeweils um 60 Prozent oder darüber. Diese Einheitssoße gießt der Funk denn auch über alle Maßen aus. Erregende Klangspitzen, die am Eindämmern hindern könnten. werden in aller Regel gekappt.

Nur so auch ist erklärlich, daß der Funk zur Nacht kaum von der Plattenindustrie gelieferte Tages-Hits serviert. Statt dessen sind die "Musik bis zum frühen Morgen" sowie die gleichfalls von jeweils mehreren Sendern übertragene "Leichte Musik vor Mitternacht" (meist ab 22.30 Uhr) eine Spielwiese der ARD-eigenen Combos, Tanz- und Unterhaltungsorchester, die auch aktuelle Songs -- verswingt oder verzickt -im Einheitssound herunterschnurren.

Manch ein Programmgestalter hat durchaus ein persönliches Interesse an diesem Klang. Nicht wenige von ihnen komponieren, arrangieren oder texten nebenbei unter Pseudonym. Und da sich die an Musikautoren zu zahlende Tantiemensumme von 7,69 Mark pro Minute im Gemeinschaftsprogramm der neun ARD-Anstalten auf fast 70 Mark multipliziert, sendet der eine oder andere immer wieder gern eigenen Schmus oder den seiner Freunde.

Zwar erließ die ARD-Intendantenkonferenz im März dieses Jahres "Grundsätze für die Kontrolle und zentrale Erfassung von Musiktiteleinsätzen", die einen Machtmißbrauch der angestellten Musik-Nebenverdiener durch Offenlegung sämtlicher Pseudonyme verhindern sollen,

Doch "das Gewirr von Interessenten der Musikgestaltung in der ARD-Nacht", orakelt Funk-Beobachter Karlheinz Kögel, dessen Firma Media Control in Baden-Baden alle Radioprogramme mitschneidet und statistisch auswertet, sei "ein gordischer Knoten": "Bevor die ARD-Revision auch nur das Schwert erhoben hat, sind unter neuen Pseudonymen zwischen den Funkhäusern schon neue Fäden geknüpft." Um dieses Spiel zu verschleiern, werden in der Nacht manche Ensembles und Interpretationen einfach nicht angesagt.

14 Prozent aller regelmäßigen Nachthörer, ermittelte Infratest, weichen vom ARD-Gedudel gern auf den Berliner Rias aus, wo sich seit langem ein anspruchsvolles Zielgruppen-Angebot (etwa "Rock over Rias") bewährt hat. 25 Prozent hören nachts auch Radio Luxemburg, 20 Prozent den Deutschlandfunk, zwölf Prozent Soldatensender wie AFN oder BFBS. Alle diese Sender sind jedoch nur regional (oder auf Mittelwelle schlecht) zu empfangen.

Über ein bundesweites Alternativprogramm zur ARD-',Nachtversorgung" haben sieh daher Anfang letzten Jahres Redakteure von Radio Bremen Gedanken gemacht. Unter dem Titel "High Moon" legte der Pop-Programmierer Peter Schulze ein jugendbewegtes Konzept vor, das neben "lebendiger und ausgefallener Musik" auch Glossen und aktuelle Wort-Beiträge vorsieht. Es solle "Hörer bedienen, die zum aktiven Zuhören bereit sind".

Schulze wurde vom Bremer Programmdirektor Gerhard Schäfer abgeschmettert: "Die Hörfunk-Programmkonferenz war und ist der Meinung, daß darüber erst nach einer Gebührenerhöhung entschieden werden kann."
 
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