Ich will den ORF nicht verteidigen, muss aber sagen, dass eine Vielzahl der Füllsender über UKW notwendig ist. Ich werfe zwei Stichpunkte in den Raum: Seitentäler und Sichtkontakt. Sichtkontakt deshalb, weil nahezu alle kleinen Füllsender geballt werden und daher Sichtkontakt zum abgegriffenen Sender nötig ist (nicht zwingend für UKW, dies war für die TV-Übertragung, hilft bei Überreichweiten der Ultrakurzwelle aber auch). Zum anderen, Seitentäler: Dies erklärt manchen Füllsender, der an einer Stelle steht, wo eine Versorgung durch einen anderen Sender noch gegeben ist. Der Coderstandort selbst ist dann nicht das Ziel, sondern die geographische Einheit, die sichtbar ist: Meist ein Seitental.
Ein Beispiel sei genannt: Taxenbach in Salzburg. Im Ort selbst ist Lend als Versorger noch ausreichend. Im südlich gelegenen Raurisertal aber nicht. Da es dort auch keine Sichtverbindung zu einem anderen Sender gibt, hilft nur die Versorgung vom gegenüberliegenden Gschwandtnerberg. Also greift dieser Lend ab und gibt das Signal mit 300 Watt in das Raurisertal, um möglichst weit hineinzukommen. Weitere Beispiele kann ich gern nennen.
Auch für DAB+ müsste nahezu jeder dieser Sender entsprechend ausgerüstet werden, ein großes Einsparpotential fände nicht statt. Zu eng sind die Täler, starke Sender allein würden nicht helfen, da sie am nächsten Massiv abprallen oder über die kleinen Täler hinwegstrahlen. Zudem gibt es bei UKW zumindest ein "grau", also Rauschen, wo aber noch etwas hörbar ist, während DAB+ nur die Zustände "schwarz" und "weiß", also 0 und 1 kennt. Und da es genügend Täler gibt, wo nichtmal UKW ordentlich geht, ist Rauschen immer noch besser als gar nichts zu hören. Ich habe es übrigens aufgegeben, nachzufragen, warum die Lücken im UKW-Band noch so groß sind. Es besteht dann kein Sichtkontakt für einen Füllsender. Auch hier seien zwei Beispiele genannt: Hinterthal bei Maria Alm (alle Sender sind zugedeckt: Dienten, Zell am See, Saalfelden, Taxenbach, Kitzbüheler Horn, Gaisberg) sowie Weißbach bei Lofer (ebenso verschlossen: Saalfelden, Lofer, Unken, Kitzbüheler Horn; erst ab Lofer selbst besteht Verbindung zum Gaisberg). Die Herausforderung würde also eher größer als kleiner, um den Versorgungsauftrag so zu erfüllen, dass er auch mobil umsetzbar wäre.
Im Übrigen gebe ich Habakukk Recht: Wenn sich der ORF digitalisieren muss, aber nicht aufrüsten darf, verliert er automatisch, wogegen er sich verständlicherweise wehrt. Im TV hat man es gesehen, wohin die Zuseheranteile gewandert sind. Hinzu kommt, dass mehr Programme auch nicht automatisch mehr Vielfalt bedeuten. Ich sehe es im deutschen ÖR-System, wo DAB+-Kanäle dazu missbraucht werden, um unbequeme Musik dorthin auszulagern.
Damit jeder sieht, dass ich kein Feind neuer Techniken bin: Was würde helfen? DAB+ müsste wie Telefon so funktionieren, dass es unterschiedliche Bitraten gibt: HD, wo der Empfang gut ist, aber zumindest SD in mehreren Schritten, wo weniger guter Empfang herrscht, damit möglichst keine Lücken vorhanden sind. Und das Prinzip Veranstalter=Sender=Transmitter müsste möglich sein können - wie etwa in Übersee. Dann kann sich das System auch weltweit durchsetzen. Solange das nicht gegeben ist, wird DAB+ ein europäisches Werk mit ein paar Inseln außerhalb des Kontinents bleiben.