Was heißt Blödsinn, ich kann nur das wiedergeben, was man mir auf meine Fragen in der Technik antwortete!
Aua. Gibt es sie also wirklich häufiger, die Techniker, die eigentlich keine Ahnung von den Grundlagen ihres Tuns haben? Ich habe so einen Fall einmal bei einem Privatfunk erlebt und war mir da nicht sicher, ob der Mann keine Lust hatte, sich mit mir zu unterhalten oder ob er wirklich so ahnungslos war, wie er wirkte.
Beim öffentlich-rechtlichen kann ich mir aber absolut nicht vorstellen, daß langjährige Techniker, die vielleicht früher sogar noch als Sendefahrer gearbeitet haben, so heftige Defizite aufweisen. Ich kenne da eher etwas anderes: eine mit zunehmender menschlicher Vertrautheit deutlicher zutage tretende Wehmut nach einer Zeit, in der man 948er EMTs in jeder Sendung benutzte, in der es keine Optimods gab, sondern nur den 266er EMT-Transientenlimiter, in der es Studios mit guter Akustik gab und in der Pegelanzeigen noch kein Dauerleuchten hatten.
Wenn ein Techniker Dir sagt, die Titel lägen in MP2 vor und liefen durch einen Optimod, dann kann das durchaus sehr richtig sein - für dieses spezielle Programm (Optimod) und bezogen auf den Sendespeicher. Daraus eine allgemeingültge Aussage machen zu wollen, ist aber riskant. Im Langzeitspeicher liegt nunmal PCM vor (so kenne ich es jedenfalls und so ist es auch "Archivaren-konform") und wie geschrieben: Kulturwellen ohne Optimod, BR statt Optimod mit Omnia.
Die Orban Optimod habe ich selbst stehen sehen z.B. auf dem Meißner und werden nicht der Richtfunkstecke (sofern noch vorhanden), sondern nur dem Multiplexsignal (MPX) zur Sendeendstufe für den jeweilen Sender vorgeschaltet, so einer der Ingenieure.
Durchaus möglich, aber auch nicht allgemeingültig. Hochinteressant ists auf jeden Fall. Es ist nämlich für uns Außenstehende nicht immer klar, wo die UKW-Aufbereitung eingebaut ist. Manche machen ein regelrechtes Geheimnis daraus, als wäre es noch kriegswichtig, z.B. Display oder nur Modellnummer der Geräte erhaschen zu können. Das hat bei Besichtigungen an Telekom-Standorten schon Streß gegeben, da dort eingebaute Verbiege-Technik von Privatsendern niemand sehen sollte.
Im Falle des von Dir möglicherweise gemeinten hr stehen die Optimods für einige Wellen (hr1, hr3, YouFM, weitere weiß ich nicht) jedenfalls im Schaltraum am Dornbusch. Das ist kein Geheimnis, im Falle von YouFM schreibt der hr das auch auf einer (veralteten) Webseite. Einen weiteren Optimod auf dem Meißner einzubauen, wäre da sehr kontraproduktiv. Einmal Kawumm reicht, das einzige, was man noch am Senderstandort machen könnte, wäre eine finale Spitzenhubbegrenzung. Dazu nimmt man aber keinen Optimod. Zu teuer und zuviel dann nutzlose Funktionen drin. Ein großer Privater nutzt soweit mir bekannt z.B. Geräte von IDT als "Notbremse" am Senderstandort.
Es spricht einiges für das Prozessing direkt am Senderstandort. Da datenreduzierte "Leitungen" die Spitzenpegel dramatisch ändern können (es kann da durchaus mal um 1 oder 2 dB höher gehende Peaks geben), wäre die Modulationskontrolle nach der Leitung sinnvoll. Sonst müßte man u.U. 1 oder 2 dB weniger Pegel draufgeben, da man nicht sauber (im Sinne von: "mach bei 75 kHz Hub dicht") clippen kann, wenn die Leitung nach dem Clipping folgt. Seitdem peinlich genau auf die MPX-Leistung geachtet wird, dürfte das Problem aber hinfällig sein. Die dichtkomprimierten Popwellen kann man gar nicht bis 75 kHz Spitzenhub ausfahren, da dann die MPX-Leistung massiv überschritten würde. Die laufen ständig deutlich unterhalb 75 kHz, da kann man auch paar Overshoots akzeptieren, ohne den Spitzenhub zu reißen. Die MPX-Leistung selbst wird durch die Overshoots von datenreduzierten Leitungen nicht beeinträchtigt. Das sind singuläre Änderungen am Signal, die ändern am langzeit-integrierten Energiegehalt nichts.
Weiterhin ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit besser, wenn eine datenreduzierte Zuführung nicht vorab durch heftiges Processing mit spektraler Umverteilung beeinträchtigt wird, sondern das Processing erst anschließend folgt.
Gegen Processing am Senderstandort sprechen die deutlich höheren Kosten, wenn man mehr Senderstandorte als Regionalisierungen hat. Und man kommt an den hauseigenen Processor besser ran, als wenn man immer erst bei der Media-Dingsbums anklopfen muß.
Beim RBB stand zumindest in einigen Fällen die Aufbereitung einst an den Senderstandorten, wie dieses Foto von der MPX-Aufbereitung der Berliner 95.8 (Radio Eins) beweist:
Das ist aber soweit mir bekannt Geschichte. Laut Aufkleber war der 8200er dann auch noch gemietet...
Es wäre durchaus mal interessant, die wirklichen Interna zusammenzutragen, also: wo steht in den jeweiligen Anstalten das UKW-Processing und welcherart sind die Leitungen der Zuführung. RiFu ists nämlich wohl nur noch sehr selten. Es gibt da z.B. ein "Capella" genanntes System, das bei der ARD im Einsatz sein soll. Es gibt Zuführungen mit 384 kBit/s MP2, es gibt wohl auch PCM-basierte Zuführungen. Der MDR führte einen Großteil der MDR-Info-Frequenzen über Astra Digital Radio zu (192 kBit/s) und geht jetzt zwangsweise auf den DVB-S-Hörfunktransponder. Undsoweiter. Da müssen dann aber wirklich die Internen ran, solche Infos sind sehr speziell. Und ich ahne: solche Infos werden kaum bereitwillig hier publiziert werden.
Wenn Du direkt an der Quelle sitzt Kollege, dann halte uns auf dem aktellsten Stand. Aphex und Jünger habe ich dort nicht gesehen, können womöglich im Funkhaus am Beginn der Übertragungskette installiert sein.
So einen Aphex hat(te) mal Einslive in einem der Signalwege, weil der damals wohl für UKW verwendete 8200er Optimod nach Ansicht der Technik für Astra Digital Radio nicht taugte und Kollateralschäden machte. ADR klang bei Einslive dann auch immer etwas dynamischer und weniger aggressiv als DVB-S. Ob das heute, kurz vor Ende von ADR noch so ist, weiß ich nicht.
Jünger ist definitiv im Eisnatz für die Kulturwellen - und beim SR auch noch für die DVB-S-Verbreitung. Da gibt es Fotos, leider komme ich hier nicht ran. Und: ich sitze nicht an der Quelle. Ich arbeite nicht beim Rundfunk. Das ist hier nur Hobby-Interesse.

Warum sich Sender entscheiden in einem MP2 / 48 khz Format das Playout vorzunehmen ist mir ein Rätsel und es wird immer ein Rätsel bleiben. Gut, man hat sich irgendwann auf ein Format geeinigt in den letzten Jahren, aber sinnvoll ist es nicht. Alle Radioautomationen können wave / PCM 16 bit, 44,1 khz ausspielen.
Warum nimmt man also einfach nicht die beste aller Möglichkeiten, nämlich die Original Daten von CD's.
Ich vermute, daß das historische Gründe hat. Die Hörfunk-Digitalisierung begann um 1994 herum, als N-Joy aus einem rein digitalen Speicher sendete. Es waren damals wohl 256 kbps MP2, mehr war nicht möglich bei den Festplattengrößen und -preisen. SWR 3 hatte für den Radiomax einen ganzen Zoo an Festplatten laufen, die größten waren damals so 1 - 2 GByte! Rechne mal, wieviele da für nur 500 Titel Eng-Rotation in PCM nötig gewesen wären. 500 Titel × 4 Minuten/Titel × 10.1 MByte/Minute = 20 GByte. Nur dafür allein 15 - 20 Festplatten! Wie schnell fällt da dann eine aus? Wie lahm transferiert man Originaldaten durch ein altes Ethernet? Wie oft hängt das dann an irgendwelchen Flaschenhälsen?
Das Decodieren konnte damals freilich kein Treiber über die CPU erledigen, das war die Zeit der ISA- und VESA-Rechner mit 486DX2/66. Da mußten dann Hardware-Decoder ran, auf schweineteuren Digigram-Karten. Man stockte dann später auf 384 kbps auf, blieb aber bei MP2 als Rundfunkstandard. Zu hinterfragen wäre, warum man heute nicht auf PCM wechselt. Ich denke, Aufwand, Risiko und Nutzen stehen in keinem sinnvollen Verhältnis zueinander. Wir "Privatleute" unterschätzen gerne den heftigen Aufwand, den ein Systemwechsel bei solchen Größenordnungen mit sich bringt. Einfach mal so die zigfache Datenmenge hin- und herzuschieben, ist immer mit Risiken für die Systemstabilität verbunden, reagiert auf kurzzeitige Bandbreiteneinschränkungen u.U. mit Drosselung in den Transferratenbereich unterhalb "Echtzeit" - und dann klemmts. Das kann man sich vielleicht daheim leisten, wenn der eine PC alles macht, aber nicht in einer so komplexen Struktur wie einem Funkhaus. (Klar, man könnte, das Fernsehen kanns ja auch. Aber komm dann bitte nicht mit den Kosten, die die armen GEZ-Zahler...).