AW: Kein lokales Programm bei 106.2 Radio Oberhausen am Sonntag!
Themenfindung läuft nicht anders als bei den öffentlich Rechtlichen: Die Lokalradios, bei denen ich arbeite, machen so gut wie keinen Terminjournalismus mehr. D.h. jeder macht sich Gedanken, welche Themen für die nächsten Tage umzusetzen wären. Es gibt eine Wochenkonferenz, in der die anstehenden Themen vorgeplant werden; überregionale Themen werden "runtergebrochen" auf die lokale Ebene.
So wie Du das jetzt geschrieben hast, könnte man den Satz jetzt auch so verstehen, das Deine "Arbeitgeber" gar keinen Terminjournalimus mehr machen,
Es gibt im Übrigen auch Lokalsender in NRW bei denen gar keine "Wochenkonferenzen" stattfinden und die lokale Berichterstattung bzw.Planung nach Personallage und persönlichem Engagament der Mitarbeiter stattfindet.
So und jetzt zu dem was ihr hört:
ein Reporter macht unter Umständen bis zu vier Beiträge, Kollegengespräche oder Umfragen am Tag (je nachdem was benötigt wird), da die Lokalradios (bei denen ich arbeite) eben nicht so gut bestückt sind, wie die öffentlich Rechtlichen.
Nun so gut "bestückt" wie die öffentlich Rechtlichen können die Lokalsender gar nicht sein. Das geht schon allein nicht aus Gründen der Größe dieser lokalen "Einrichtung" und des dazugehörigen finanziellen Rahmens.
Deshalb halte ich z.B. einen Vergleich zwischen WDR und R.Oberhausen in Sachen Personalausstattung auch für unsinnig, da beide Programmveranstalter
in keinster Weise ebenbürdig zueinander stehen.
Der Nachrichtenmensch schreibt ALLES selbst (es sei denn, es kommen Nachrichten von den Reportern), er recherchiert selbst, er holt selbst Telefon O-Töne selbst (wenn niemand da ist, der einem richtige O-Töne holen kann), er fährt sich unter Umständen in der Option dann auch selbst. Und bereitet für seinen Nachfolger vor. Allein...
Das kenne ich aus der Praxis zu genüge und meist steht und fällt die Qualität dieser "Arbeitsweise" mit dem oben schon beschriebenen persönlichen Engagament der beteiligten Mitarbeiter.
Der Moderator bereitet seine Sendung komplett allein vor (außer der gelieferten Beiträge usw. natürlich); er geht sogar noch auf Termine, um Themen für die eigene Sendung umzusetzen. Er hat niemanden, der ihm morgens mal eben was machen könnte ... keinen netten Redakteur, der da draußen vor der Tür sitzt und mal eben was schneiden oder schreiben oder umbauen könnte ... Er schneidet während der Sendung noch Beiträge, (zum Beispiel von NRW - nicht alle kommen fix und fertig an).
Das ist eigentlich Altag bei vielen NRW-Lokalradios und dürfte so ziemlich jedem Schreiberling hier in dem Forum auch bekannt sein. Klar, es gibt auch durch Redaktionen betreute Sendungen,allerdings findet man diese eher in den Programmen des öffentlich rechtlichen Rundfunks wieder.
Ansonsten heisst es "frühes Aufstehen" für den Moderator im Lokalfunk damit er noch ggf. ein paar NRW-Beiträge fertig scheiden kann oder unvorhergesehene Ereignisse noch journalistisch aufbereitet werden können.
Natürlich ist mir bewusst, dass die Lokalradios teils schlechte Beiträge, auch manchmal keine tollen Moderatoren oder Nachrichtensprecher haben, weil sie eben auch für viele immer noch ein Einstieg in die Welt des Hörfunks ist. Da darf auch mal jemand auf die Antenne, ders noch nicht so drauf hat (Das ist doch auch gut so, woher sollen die guten Moderatoren kommen?) Deshalb ist es qualitativ nicht immer so hochwertig: Aber geleistet wird von dem Einzelnen genausoviel wie bei den Öffis. (wenn nicht noch mehr)
Ich glaube, das es gar nicht so wichtig ist, ob ein Lokalradiomoderator nun eine gute Stimme hat oder nicht, sofern er das was er sagen möchte, vom Hörer verstanden wird.
Ich denke auch das der Lokalfunk schon viel zu "professionell" von Anfang an aufgezogen wurde, zumal man ja den WDR als Vorbild und mögliche Konkurrenz vor Augen hatte.
Im Ausland gibt es bis heute keinen 24 H durchmoderierten Lokalfunk, allerdings wird den Hörern in NRW suggeriert, es gäbe ihn. Somit werden Erwartungen geweckt (inhaltlich wie programmlich), die es eigentlich bei einem Lokalradio nur eingeschränkt geben kann. Die einen würden sicher ihr System nach allen Vorzügen hier nun bewerben. Natürlich ist es schön, wenn es z.B.ein moderiertes Nachtprogramm im Lokalradio gibt und das man im "Senderverbund" mehr Gewinnspiele, Aktionen und Werbung verkaufen kann. Aber ist es noch das, was man als Lokalfunk bezeichnen sollte?
Lokalkolorit oder auch typische Dialekte aus dem Sendegebiet gibt es im NRW Lokalfunk ja sowieso kaum noch und wenn dann allenfalls mehr recht als schlecht im Bürgerfunk.Aber auch so etwas gehört durchaus zu einen Lokalradio.Auch fehlt bei vielen Sendern die "gewisse Hörernähe" zumal viele Stationen ja nur noch für wenige Stunden für die Hörer präsent sind. Das Rahmenprogramm kann diese "gefühlten und vertrauten Stimmungen" nur schwerlich "rüberbringen".Da nutzen auch keine eigenen Nachrichten in der lokalen "Option" .
Es gibt hier im Forum genügend Leute, die noch wissen was Lokalradio damals war. Auch bei diesen Sendern gab es gute und weniger professionelle Moderatoren. Einige von denen kannst Du heute sogar im Rahmenprogramm bzw bei einigen Locals hören.
Was es damals aber noch gab, waren die gewissen Freiheiten, der Mut zu programmlichen Experimenten und einen gewissen Hang zur Improvisation bei der Programmgestaltung.