laser558 schrieb:
Der Kommerz verhindert nicht andere Radioangebote. Die Werbeindustrie geht einfach dorthin, wo sie die meisten Hörer für einen bezahlbaren Sekundenpreis holen kann.
Und nach allen Untersuchungen holt man immer noch die meisten Hörer mit einem wiedererkennbaren Musikprogramm, das zu den Spitzenzeiten genau "meine" Musik spielt.
Monokausale Zusammenhänge gibt es in der Tat nur selten: Zu behaupten,
allein der Kommerz sei für bestimmte (negative) Entwicklungen verantwortlich, greift kurz; diese Auffassung habe ich jedoch niemals vertreten. Es sind immer auch andere Faktoren mitverantwortlich. Dabei würde ich dem Gewinnstreben der am privaten Hörfunk beteiligten Gesellschafter allerdings eine nicht unbedeutende Rolle beimessen: Du hast an anderer Stelle ja selbst zugegeben, dass die Verflachung des Unterhaltungsrundfunks letztlich das Resultat aus der Erkenntnis ist, dass Programme, die den ganzen Tag lang in irgendeinem Betrieb oder sonst wo laufen, ohne dass wirklich zugehört wird, die also lediglich der Hintergrundberieselung dienen, die höchsten Einschaltquoten erzielen.
Je höher die Quote, desto größer die Werbeeinnahmen; - also ein durch und durch kommerzielles Motiv!
Ein Beispiel, das ich in diesem Zusammenhang gerne anführe: Als Jam FM ausschließlich über Satellit und Kabel sendete, lief jeden Abend eine andere Spartensendung; nachdem die Station in Berlin auf UKW on air ging, wurde das Programm vollkommen einförmig und langweilig.
Spartensender sind einfach nicht so gewinnträchtig wie mainstreamorientierte Programme.
Hier kommt nun aber der zweite wesentliche Aspekt ins Spiel: Warum ist es für private Spartenprogramme, die in Deutschland auf terrestrischem Wege verbreitet werden, so schwierig, zu überleben (Jam FM stand immerhin kurz vor der Pleite!)? - Weil in einem nicht-liberalisierten Markt die Betriebskosten zu hoch sind!
Zwei Tonunterträger-Frequenzen auf ASTRA sind bereits extrem teuer; jedoch vom Berliner Alexanderplatz mit der MEDIA BROADCAST als Partner mit 2 bis 3 KW zu senden, kostet ein Vermögen. Zusätzlich zu den Ausgaben für die bundesweite Verbreitung im Kabel, sowie der europaweiten via Satellit, kamen jene für die UKW-Ausstrahlung nun hinzu.
Das Problem in Deutschland ist, dass es zu viele privatwirtschaftliche Monopole oder Quasi-Monopole gibt.
Nicht nur das Monopol der MB im Kontext des Sendebetriebs. Ein anderes Beispiel: Überall versuchen die Kabelnetzbetreiber, so viele Programme wie möglich einzuspeisen, nur in Deutschland dagegen lässt man sich dies von den Programmveranstaltern teuer bezahlen.
Bei DAB+ ist es genau das Gleiche: Bisher werden alle Multiplexe entweder von der MB oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten betrieben.
Weil es hier, - anders als bspw. im Sektor der mobilen Telefonie -, keine Anbietervielfalt existiert, kann die MB die Preise diktieren.
Es wäre durchaus möglich, andere Firmen (bspw. Telefónica) mit dem Betrieb regionaler Multiplexe zu beauftragen: Dadurch würden die Verbreitungskosten sinken und sich die Rahmenbedingungen für die Verbreitung privater Spartenprogramme via DAB+ verbessern.
Sollte Lounge FM in Deutschland scheitern, dann nicht deshalb, weil man nicht genügend finanzkräftige Werbekunden gefunden hat, sondern weil die Verbreitungskosten im Bundesmux schlichtweg zu hoch sind.