Dass solche belanglosen Moderationen wie eine Offenbarung gefeiert werden, sagt mehr über den Zustand des Radios und der Gesellschaft aus, als beiden lieb sein kann.
Bayern 3 war und ist "Unterhaltungsfunk" und hat die gleiche traurige Entwicklung hinter sich wie andere ARD-Popwellen auch. Matuschik agierte dort aber erstens auffällig NICHT als Sprechpuppe / Claimaufsager und hatte zweitens offenbar bis zu seiner Flucht vor dem auf vermeintliche Herabwürdigung lauernden, humorbefreiten und Sarkasmus nicht erkennenden Online-Lynchmob auch die Möglichkeit, in die Musikauswahl eingreifen zu können. Wenn Matuschik auf Sendung war, fehlten die größten Entgleisungen der "Musikindustrie" doch sehr auffällig. Auch gab es Rubriken, stellte Matuschik neue / unbekannte Künstler vor - interessanterweise genau zum Zeitpunkt seines "Abtauchens" wegen angeblicher rassistischer Äußerung
eine junge Frau, die zu diesem Thema was zu sagen hat. Durchaus deutlich politische Aussage in diesem Titel. Ja, der Lynchmob war nicht nur humorbefreit, sondern offenbar auch akut merkbefreit.
Nun ist dieser Mann also zurück und - zumindest bis jetzt - fehlt der Teil mit der eigenständigen Musikfarbe. Er sagt also den Einheitsbrei an, immerhin auf die ihm eigene Art und Weise, die wie Streusand auf der sonst üblichen Schleimspur wirkt. Das ist keine "Offenbarung", sondern erstmal nur die Rückkehr eines etwas individueller moderierenden Unterhaltungsfunkers. Mir wäre das gar nicht aufgefallen, wenn es hier nicht thematisiert worden wäre - ich höre seit Jahren so gut wie keinen "Unterhaltungsfunk" (Matuschik war eine der Ausnahmen, bei denen ichs etwas länger aushielt) und seit Mitte Dezember sowieso kaum noch Radio und ARD-Programme gar nicht mehr.
Umso mehr entsetzt mich die Entwicklung von Bayern 3, die jetzt also auch im Nachtprogramm "musikalisch" erkennbar ist. Das ganze Umfeld, die Verpackung, der Selbstvermarktungs-Singsang und offenbar auch die Musikauswahl sind dermaßen billig, dass es zumindest mich massiv abstößt. Da hilft auch nicht, dass Matuschik etwas individuelle Note reinbringt. So eine unglaublich peinliche Atmosphäre, bei der selbst er nichts mehr "reißen" kann. Ich will da wirklich nicht wissen, wie die Frühsendung, äh, Morningshow, klingt.