Ja, das wird abebben, weil es wirklich schnurzpiepegal ist, welche sexuelle Orientierung jemand hat, wenn er am Mikrofon sitzt. Fragt ja bei mir auch keiner.
Es fragt niemand, weil jeder selbstverständlich von Heterosexualität ausgeht. Genau das ist Heteronormativität. Und diese wird auch in den bunten Sendungen inszeniert (klar, beim Deutschlandfunk hat überhaupt nie jemand Sex).
Und ich kann mich nicht erinnern, dass dann hier seitenlange Threads laufen, weil in der hr3-MoShow jeden Morgen aus dem
heterosexuellen Alltag erzählt wird.
Niemand fühlt sich dann hier berufen zu schreiben, dass sexuelle Orientierung doch aber völlig egal sei und man das nicht wissen brauche oder er zwar absoluuuut nichts dagegen habe, ihn aber die Heterosexualität von Onkel Kämmerer und Tanja nicht interessiert.
Natürlich werden zwei schwule Moderatoren ein Badehosenbild von Lewandowski anders kommentieren und auf einer Jugendwelle wie YouFM wohl auch mit der Homophobie im Hiphop anders umgehen, als unbetroffene moderierende Heteromütter. Und das wäre ja doch mal eine Moderationsfarbe, die es im Radio nicht sonderlich häufig gibt. Und vielleicht ganz interessant.
Einige von Euch haben ganz schlicht und einfach ein blödes Gefühl, wenn da auf einmal zwei Schwule sitzen und ihren Platz am Tisch einfordern.
Und da man als intelligenter Mensch nicht sagen kann "ich will die Homos da nicht, das ist mein Tisch" kommt das in "modernen" Abwehrformen daher.
1.
die Offenheit ist nicht mehr nötig
nach dem Motto: "was soll denn diese Kommunikation vom hr, das ist doch heute überhaupt kein Thema mehr, ist ja alles erreicht". Wenn man sich ansieht, dass es in Deutschland auf täglicher Basis Übergriffe gegen Schwule gibt, ist das ein bequemer Eindruck, den man solange hat, bis man in der Straßenbahn angegriffen wird, weil man einen "zu schwulen Look" hat. Und man muss vielleicht Menschen mit anderen Lebenswegen auch mal zugestehen, dass sie dann von einem Bereich mehr Ahnung haben, als man selber.
2.
das ist so ein Modethema, damit machen die Promotion
Radiosender machen mit allem Promotion. Ich weiß nicht, wie oft ich die "sie ist das Instagirl und er liebt seinen Verein"-Nummer schon in PMs gelesen habe. Aber zu behaupten, dass ausgerechnet
die Zuschreibung "schick" und "modisch" sein soll, die auf jedem Schulhof heute (wieder) als die ultimative Beleidigung gebraucht wird, ist einfach Blödsinn.
Ist das so ein trendiges Modethema wie Tiktok? Prima, dann wäre das doch eigentlich eine Superwerbung für die heimlich schwulen Profifußballer. Und trotzdem gibt es da keine Coming Outs... Offenbar sehen das deren Profi-Beratungsagenturen alle anders....
Aufmerksamkeit generieren will man bei YouFM damit natürlich: finde ich für einen Sender legitim.
3.
die Offenheit möchte ich nicht, weil mich das generell nicht interessiert
nach dem Motto: "ich bin da total offen, mich interessiert die Orientierung von Leuten aber überhaupt nicht, ich will das von anderen ja niemals wissen."
Aber dennoch verfasst ihr diese Postings nicht, wenn zwei Heterosexuelle da offen ihre Heterosexualität thematisieren, wenn sie über Kinder und Ehefrauen sprechen. Heterosexuelle werden inhaltlich kritisiert ("muß die wieder von ihren Gören labern?") aber nicht, weil sie ihre Heterosexualität dabei mitkommunizieren. Das tun sie aber.
Ihr kriegt die heterosexuelle Ausrichtung von Moderatoren dauernd übergeholfen, sie erzählen von ihren Urlauben mit Frau und Kind, von ihren Boyfriends, die ihnen die Regale andübeln etc. Und hier werden dann zwar Inhalte kritisiert, aber nie nie nie, dass diese Leute dabei über ihre Heterosexualität sprechen und dass Ihr aber alle generell an der Orientierung nicht interessiert seid.
Sitzen da zwei Schwule, kommen auf einmal die Postings, in denen das totale Desinteresse an jeglicher Orientierung dargelegt wird. Die kommen aber nur, wenn da zwei Schwule sitzen.
Das ist der Unterschied.
Und vielleicht ( nur vielleicht) kann man sich ja mal fragen, warum man das Bedürfnis hat, genau dann, wenn da eben Schwule moderieren, ein Posting abzusetzen.