Ebenfalls kann eine Band hoch in die Charts einsteigen, wenn sie eine eigene Fanbase von gewisser Größe aufweisen kann - auch wenn sich der Rest der Welt nicht für sie interessiert. Led Zeppelin etwa gehört zu den erfolgreichsten Rockbands der Rockgeschichte überhaupt, gemessen u.a. an den Plattenverkäufen. Die haben halt eine (in absoluten Zahlen) riesige Fanbase, die jedes neue Album zuverlässig in die Charts kauft. In Relation zum "allgemeinen" Publikum ist das jedoch eine Minderheit. Die breite Masse interessiert es einfach nicht.
Also Entschuldigung, aber wenn ich dieser Logik folgen müßte, dann wäre jeder einzelner im Radio gespielte Song Unfug, weil jeder einzelne Künstler nur eine gewisse Fanbase hat und der Rest kaum jemanden interessiert. Des weiteren wirfst du interessanterweise den internationalen Markt mit dem deutschen Markt durcheinander. Ich behaupte zum Beispiel mal, dass eine Helene Fischer hierzulande mittlerweile eine größere Fanbase hat als eine längst aus dem Geschäft abgetretene Tina Turner. Dennoch höre ich dauernd irgendwo irgendwelche Tina-Turner-Songs (wovon dann auch noch die immer gleichen drei laufen) aber so gut wie keine Helene Fischer. Letztere gehört immerhin zu den kommerziell erfolgreichsten Musikern weltweit (laut Forbes!). Erkläre mir mal diesen Widerspruch.
Dass die vorderen Chartplätze immer nur Massenmusik beinhalten müssen, traf früher zu, heute aber nicht mehr. Denn wie bereits hier im Forum immer wieder angemerkt, hat die Qualität aktueller Popmusik insgesamt doch arg nachgelassen.
Das eine erklärt das andere? Eher nicht. Wenn man sich Klickzahlen und Streamingzahlen dieser vorderen Chartplätze anschaut, liegst du belegbar falsch. Hunderttausende bis Millionen Klicks bei Youtube UND Spotify UND Apple Music etc., ergeben in Summe nunmal das Gegenteil von dem was du zu implizieren versuchst.
Das mit der Qualität ist auch so ein Punkt über den man sich vortrefflich streiten könnte. Welches früher meinst du? Die 70er, die 80er? Mir würden aus allen Dekaden Songs einfallen die (nach subjektiven Empfinden) mega gut waren und welche die einfach nur Trash waren, es aber dennoch bis in die Top10 der Charts geschafft haben. Die Musik früher war nicht besser oder schlechter, sie war lediglich anders - dem damaligen Zeitgeist entsprechend.
Das Problem sind und bleiben die "engstirnigen" Playlists der heutigen Radiostationen. Nehmen wir das Paradebeispiel von früher: Rias2 - das erste weitestgehend komplett durchformatierte Dudelradio der Republik. Da liefen Matthias Reim, Purple Schulz usw. Und dennoch war der Sender zu Recht das erfolgreichste Programm Berlins. Heute wird astreine Popmusik schon alleine deshalb nicht von den Popwellen gespielt, weil sie deutschsprachig ist, womit wir wieder unter anderem beim Beispiel Helene Fischer wären. Das wird dann gnadenlos als Schlager abgestempelt und aussortiert, obwohl es keiner ist, was jeder Musikredakteur der auch Ahnung von dem hat was er tut, genauso sehen müßte. Dieser Widerspruch ist nicht nachvollziehbar zu erklären. Ich bin kein Freund von Helene Fischer, ums mal klar zu sagen. Ich bekomme aber auch keine Anfälle wenn ich sie höre, im Gegensatz zu manchem Radiomacher.
Das Problem ist, dass man ganz bewußt die musikalische Vielfalt auch innerhalb des Genres Pop ausblendet, womit diese langweilige programmliche Eintönigkeit gefördert wird und welche vielfach und vielerorts immer wieder kritisiert wird. Mag sein dass das unbewußt geschieht. Aber sowas passiert halt, wenn man Beratern folgt die nur die kurzfristige (!) Gewinnmaximierung interessiert und nicht die Musik selbst, und wenn man sich nicht auf das eigene Urteilsvermögen verlassen kann oder will. Und ergeben tun das dann Programme wie Antenne Bayern. Ich schriebs hier schonmal irgendwo: Handwerklich gibts an Aby nicht viel auszusetzen. Das ist in Ordnung. Aber inhaltlich, insbesondere in Bezug auf Musik, ist es nunmal ein Armutszeugnis.