Ich kann beim Radio ausschließlich Musikprogramme nebenbei hören, bei Wort funktioniert das nicht wirklich. Bei Musik kann ich nebenbei arbeiten (Broterwerb), Wort fordert so viel meiner Aufmerksamkeit, da geht das nicht.
Hier stimme ich zu.
Ich würde gerne noch einen anderen Punkt mit in die Diskussion einbringen: das, was wir hier diskutieren, bezieht sich auf den deutschsprachigen Raum.
Ich bin zur Zeit in Südamerika, hier existieren zwei verschiedene Arten des Radios:
UKW, so wie wir es bei uns kennen: Dudelfunk, mit dem Unterschied, dass dieses noch weniger Wort als bei uns aufweist, und auch keinen Service hat („Wetter und Verkehr“).
Und die Mittelwelle: Auf Mittelwelle laufen hochwertige Wortprogramme! So etwas fehlt bei uns - mit Ausnahme des DLF - komplett, und diese Programme werden hier gehört und haben einen hohen Stellenwert, und sind wichtige Referenzprogramme!
Bei uns wurde in jedem Bundesland das 1. Programme auf Mittelwelle ausgestrahlt (hr1, SWF 1…), aber das war es dann. Es gab - bis auf den DLF - nie Konkurrenz für diese 1. Programme! Und die 1. Programme wurden parallel auch auf UKW ausgestrahlt und sind mittlerweile zu unbedeutenden Programmen formatiert worden.
In Frankreich sind Programme wie RTL, Europe1, France Inter, die ihren Ursprung auf der Langwelle haben, Zugpferde, ähnlich wie hier in Südamerika auf der Mittelwelle. Ich würde sogar sagen, dass das wahrhaftige Radio hier in Südamerika auf Mittelwelle stattfindet. UKW ist nur Nebenbeimedium mit Festplattendudlern, die Populärmusik spielen.
Ist es ein kulturelles Problem, ist unsere Sprache zum Nebenbeihören nicht geeignet, oder sind wir es einfach nicht gewöhnt - oder liegt es daran, dass es bei uns nie entsprechende vielfältige Wort-Angebote im Radio gab?