Wie wenig aufgeschlossen selbst das Publikum mit einer besonders hohen Affinität für Ausgefallenes tatsächlich ist, kann man ja perfekt hier in den Radioforen sehen: Vor Jahren gab es in der Rubrik "Internetradio" mal die Möglichkeit für neue Sender, sich vorzustellen. Da gab es nur Gemecker und Gemotze, so dass das entsprechende Unterforum schnell wieder gelöscht wurde.
Auch wenn ich nur diesen Ausschnitt zitiere, empfehle ich, den gesamten Beitrag von
@UKW 100 zu lesen.
Leichter Widerspruch: Du hast es etwas simplifiziert dargestellt. Viele Webradiobetreiber sahen diesen Bereich als billige Werbeplattform und nutzten ihn zur Moderatorensuche, ohne auf eventuelles Feedback einzugehen. Kritik kam meist am Design ("Augenkrebs"), mangelnder Rechtschreibung, zu viele Grafiken ("überfrachtet"), einem mangelhaften Impressum - und bis dahin hatten die wenigsten Akteure im Forum die Stationen überhaupt eingeschaltet. Der Streit, der sich dann meist etzündete, war mehrheitlich darauf zurückzuführen, dass die Betreiber vollkommen unerwartet nicht Lob, sondern Gegenwind für ihr Projekt bekamen und damit nicht gerechnet hatten. Da wurde es leider sehr schnell unsachlich und die Kritiker wurden von den Webradiobetreibern beschimpft, anstatt auch mal einen Rat von erfahrenen Usern anzunehmen.
Ich selber sehe einen Großteil der Szene heute leider immer noch so, und das liegt wahrlich nicht an den radioforen. Man war (und ist immer noch) einfach beratungsresistent und so ein Verhalten ist in so ziemlich jedem Forenbereich der radioforen nicht besonders gern gesehen.
Ausgefallenes, wie du es hier beschreibst, gab es da nun wirklich kaum, sondern vielmehr Massenware - egal, ob da nun gut&günstig, ja!, jeden Tag oder eine andere Hausmarke drauf klebte: Es war immer der gleiche Mist.
Aber das nur am Rande, bis hierhin war's [OT].
Vielmehr hast du mich getriggert, an anderer Stelle einen Rant über die Hörer so mancher Webradingens™ vom Stapel zu lassen, denn die scheinen mitunter ja wirklich komplett schmerzbefreit zu sein. Muss ich mal dran schreiben.
Es ist kaum zu glauben, welchen akustischen Schrott sich die Leute freiwillig antun. Aber das ginge in diesem Faden doch etwas zu weit.
Davon abgesehen ist "nebenbei Hören" nichts schlimmes und hat auch wahrlich nichts mit Intelligenz zu tun. Im Gegensatz zum Fernsehen (Morgen- oder Mittagsmagazine, Boulevard etc.), das meine optische Aufmerksamkeit erfordert, liefert mir Radio in nahezu jeder Lebenssituation die gewünschte Information und/oder Unterhaltung, ohne mich großartig zu belasten oder gar zu überfordern.
Dass ich die Wahl zwischen "anspruchsvoll" und "meine meistgehörten Klassiker" habe, ist doch in etwa zu vergleichen mit dem Discobesuch: Großraum-Disse oder Techno-Tempel? Schaumparty oder Tanztee?
Radio kann mich prima durch den Tag begleiten und erfordert eben nicht immer meine volle Aufmerksamkeit.
Im übrigen empfinde ich die Reportage eines Fußballspiels im Radio spannender als im Fernsehen: Mach' dir mal den Spaß und nimm' dir vom Fernsehen nur den Ton, aber nicht das Bild.
Dafür kann man mich kritisieren: Und warum wird dann die Tagesschau im Radio übertragen? Zugegeben, ich bin kein Fan davon, aber hier ist, Bilder hin oder her, die Informations- und Wortdichte wiederum so hoch, dass man auch ohne Bilder informiert bleiben kann; es wird nicht primär und effekthascherisch auf die Suggestionskraft der Bilder gesetzt.