AW: Reporter-Aufnahmegeräte
Hallo Thilo & Co!
Also AB-Stereofonie ist schon was feines!
Das ist durchaus richtig. An dieser Stelle muß ich aber unbedingt darauf hinweisen, daß reines "AB" nicht besonders gut für eine Wiedergabe unter Kopfhörern geeignet ist. Mir hat der "Stereo-Klang" unter KH jedenfalls nicht sonderlich gefallen. Das ist mehr etwas für die Stereoanlage.
Und das läßt sich durchaus begründen. Beide Kugel-Mikrofone nehmen jeweils nur eine reine Probe vom (freien) Schallfeld an ihrer Position im Raum auf. Da der Schall aus allen Richtungen "gleich laut" aufgezeichnet wird, gibt es (im Freifeld) zwar relative Pegel/Laufzeitdifferenzen zwischen Mic L und Mic R, mehr aber auch nicht.
Siehe dazu die Gedanken von EBS:
http://www.sengpielaudio.com/Unterlagen07.htm
Hätte ich eine Scheibe oder auch nur einen Fußball zwischen die beiden Mics gehalten und den Abstand etwas verringert, wäre die Aufnahme mehr "kopfhörertauglich" geworden.
Welche Mikrofone und welches Aufnahmegerät hast du benutzt?
DR-100 mit Rode NT45 (das sind die austauschbaren Kugelkapseln für die NT5-Mics). Das hatte ich aber eigentlich schon indirekt geschrieben.
Die Kirchenglocken habe ich übrigens nicht gehört ...
Wenn das so ist, dann kann ich dir natürlich auch nicht das "Radioforen Goldohrabzeichen Stufe 1" verleihen.
Mach mal einen Bandpass drüber: 150 Hz - 4500 Hz. Das ist praktisch Telefonqualität. Du solltest zwei leise Glockenschläge im Rauschen vernehmen. Wenn nicht, dann solltest du entweder deine Ohren oder deine Kopfhörer wegschmeißen...
Jetzt hatten wir etwas Spaß, nun wird es wieder ernsthafter und durchaus wichtig. Denn ich habe zwei Dinge aus der Praxis vorzubringen.
1.) Kondensator-Mics im "Freien" sind immer heikel. "Feuchtigkeit" ist ganz schlecht, zumindest bei größeren Temperaturunterschieden. Mir ist das wieder eingefallen, nachdem ich die Aufnahmen im Hof gemacht hatte. Schon bei diesen geringen Temperaturunterschieden zwischen draußen und drinnen, fiel mir das "Ansaugverhalten" der Mics auf. Ich habe sie daher erstmal zwei Stunden lang in der Wohnung auf den Stativen stehengelassen, bevor ich sie wieder im Koffer mit diesen "Lufttrockenmach-Tüten" ("Do not eat!") verstaut habe.
Natürlich klingt es geil, wenn man z.B. zu Silvester das Feuerwerk mit Kondendator-Mikrofonen aufnimmt. Die hohe Impulstreue, der praktisch aalglatte Frequenzgang, gerade von Kleinmembran-Kondensatormikrofonen, macht sich dabei richtig gut. Nur, nach einer Stunde im Freien sind die Mics im Winter wirklich eiskalt. Man muß sich später also nicht wundern, wenn die Mics selbst nach einiger Zeit noch "blubbern", da sie praktisch "abgesoffen" sind! Diesen Fehler habe ich einmal gemacht und dieser Fehler wurde hier von mir sogar indirekt dokumentiert. Letzter Beitrag, letzter Absatz.
http://www.radioforen.de/showthread.php?47939-Tascam-DR-100-Pfeifen-bei-Phantomspeisung
Die Audiodateien zum Thread habe ich extra nochmal ausgegraben. Dieses leise "blubbern" ist eindeutig Feuchtigkeit im Mikro! Also Ohren auf! Auf dieses "Pfeifen" solltest du beim DR-100 aber auch achten. Das Feuerwerk ist gratis.
Also gilt Folgendes:
"Kalte" Mikros nach dem Gebrauch zusammen mit diesem "Feuchtefresser" in die mitgelieferten, wiederverschließbaren Tüten packen. Möglichst viel Luft rausdrücken, dann verschließen. Damit kann nur die Luft innerhalb der Tüte zirkulieren. Und da kalte Luft kaum Wasser enthält, passiert bei Erwärmung auch nix. Die Mikros sind also nach der Erwärmung "furztrocken". Gut so.
Diesen Punkt solltest du im harten Reportereinsatz nicht vergessen. Auf einer PK kannst du nicht sagen: "Kinder, können wir bitte noch 15 Minuten warten, mein Mic ist noch kalt und wird gerade feucht." Was dann garantiert als knallharte Antwort kommen würde, kannst du dir selbst denken. "Dann kuschle doch mal schnell mit deinem Mikro!" dürfte noch zu den harmlosesten Reaktionen gehören. Das mag zwar etwas peinlich sein, ist aber rein physikalisch gesehen vollkommen richtig. Ja, steck das eiskalte Mikrofon (in einer Tüte verpackt - praktisch Kondom) in die Jacken/Hosentasche! Wärme es! Wichtig ist nur, daß daß Mikro so schnell wie möglich wärmer als die Temperatur im Raum wird. Dann "saugt" das Mikro auch kein Wasser aus der Luft an!
Mit dynamischen Mics hat man definitiv weniger "Klimaprobleme".
2.) Ich habe mir die technischen Daten vom TASCAM DR-100 und vom TASCAM HD-P2 angesehen. Dabei war nur der Mikrofoneingang von Interesse. Dazu muß man wissen, daß TASCAM lustigerweise mit einem "Headroom" von 16dB arbeitet.
Um beim "HS-P2" einen Pegel von -16dBFS zu erreichen, müssen am Eingang -60dBu anliegen. Beim DR-100 sind es -58dBu. Der DR-100 ist also etwas "schlechter". Das ist aber nur ein minimaler Unterschied.
Wenn der DR-100 also bei voller Verstärkung mehr rauscht, dann liegt das ganz einfach am schlechteren Schaltungskonzept oder an schlechteren Bauteilen. Aber ich kann TASCAM durchaus verstehen. Wenn der DR-100 "besser" wäre, wie sollte man dann den Preisunterschied zwischen beiden Geräten erklären?
Grüßle Zwerg#8