Umfrage zum Interesse der Berliner Radiohörer an deutschsprachiger Popmusik

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„Schlager“: Zählt man Ich+Ich, Rosenstolz oder Unheilig zum Schlager, würde das den Begriff so aufweichen, daß er nicht mehr tauglich ist, denn er soll ja gerade die Trennlinie markieren, an der sich deutschsprachiger Pop von Schlager/volkstümlicher Musik (Volksmusik/Folk ist wieder etwas anderes) unterscheidet. Das hat etwas mit musikalischen, sound- und produktionstechnischen Aspekten, aber auch mit allgemeinen ästhetischen und weltanschaulichen Aspekten zu tun.

Da frage ich mich dann aber immer, wer diese Trennlinie setzt. Unheilig ist in der Playlist. Udo Jürgens oder Mathias Reim nicht. Das empfinde ich als willkürlich.
 
Ich habe jetzt mal einen privaten und einen öffentlich-rechtlichen Schlagersender herausgepickt und den Durchschnitt beim Werbefunk ingesamt herausgesucht.

Das scheinen MA-Zahlen zu sein. Angeblich sind die Interviewpartner bei den CATI-Befragungen überwiegend ältere Semester mit Schlagerdisposition, was dazu führt, dass die Zahlen bei der Auswertung künstlich auf "Normalmaß" getrimmt werden müssen. Frag mich nicht mit welchen Tricks die arbeiten.

Übrigens: Was hat Bildung mit Werbeumsätzen zu tun? Als ob Markenartikler oder Anbieter von Dienstleistungen aller Art Akademiker bevorzugen würden. Das ist doch eine völlig abgeirrte Geisterbahn-Debatte.

Dass SWR4 eine schiefe Demographie aufzuweisen hat kann sich jeder denken. Aber die MA-Zahlen (man weiß ja wie sie zustande kommen) sind absolut nicht glaubhaft. Ich vertraue nur noch unabhängigen Umfragen.


Ich kenne Radio Paloma nicht. Was läuft dort? Discofox? Neuer oder alter Schlager?

Soweit ich weiß senden die erzwungenermaßen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zumindest müssen die Hörer über eine hohe Flexibilität und Technk-Affinität verfügen um den Sender überhaupt zu finden. Die Werbeagenten wissen was ich meine.

Muss man suchen. Seltenst in einer "Rotation". Hier und da in Spezialsendungen.

Ja, ich weiß.
 
Da frage ich mich dann aber immer, wer diese Trennlinie setzt.
Diese Frage beantwortet doch musicology in dem von dir zitierten Beitrag:
... aber auch mit allgemeinen ästhetischen und weltanschaulichen Aspekten zu tun.
Es sind ergo die Leute, welche von sich behaupten,
  1. von der Allgemeinheit auserkohren zu sein, als deren Sprecher zu fungieren.
  2. als einzige zu wissen, was "Schönheit in der Kunst" (Ästhetik) zu sein hat.
  3. die wahre (musikalische) Weltanschauung zu haben.
Ich wage es kaum zu schreiben, er drängt sich aber auf, dieser Vergleich (vor allem, wenn es um "Weltanschauung" geht, die hier ins Spiel gebracht wurde): Es gab einmal einen Staat, dessen Weltanschauung sich "Diktatur des Proletariats" nannte, die sich dort "Elite" nennende Vereinigung brachte immerhin 10 % der Bevölkerung hinter sich, Wahlen ergaben knapp 100 % Zustimmung zur Vorgehensweise dieser Elite. Was von der Zustimmung zu halten ist und wo es hinführte, wir wissen es alle...
 
Da frage ich mich dann aber immer, wer diese Trennlinie setzt. Unheilig ist in der Playlist. Udo Jürgens oder Mathias Reim nicht. Das empfinde ich als willkürlich.
Nein, das ist nicht willkürlich. Auch hier kann man wieder auf den bereits angesprochenen Ebenen deutliche Unterschiede identifizieren. Am eindeutigsten zwischen den Polen Reim und Unheilig. Udo Jürgens ist (für mich) der Prototyp eines Vertreters des anspruchsvollen deutschen Schlagers, den man durchaus mit einem Teil seines Werks („Aber bitte mit Sahne“, „Lieb Vaterland“, „Ein ehrenwertes Haus“, „Roter Mohn“) in einem Popformat einsetzen könnte (ähnlich: Pur, Münchener Freiheit, …), was aber aus Sorge vor Imageübertragungen nicht gemacht wird. Ein Popformat vermeidet um jeden Preis alle Musik, der auch nur im entferntesten das (beim Poppublikum) negative Image des deutschen Schlagers anhaften könnte. Warum? Weil man ein solches Image so gut wie nie wieder loswird.

@Ammerländer: Ästhetik ist zunächst einmal die Lehre von der Wahrnehmung der Realität durch unsere Sinne (Schönheit ist nur ein Teilaspekt, über den man sicherlich lange diskutieren kann). In diesem Sinne mußt du auch das Konzept „Weltanschauung“ verstehen: damit meine ich nicht das was du beschreibst, sondern im Gegenteil: jeder Mensch hat (vermittelt durch seine Sinne) eine Anschauung der Welt (der Realität). Und meine These hier ist: ein Schlagerfan hat eine andere Sicht auf die Realität als ein Popfan. Schlager ist modern, Pop ist postmodern. Und deshalb paßt (so meine Annahme) Pop und Schlager eben nicht zusammen in ein Programm, weil das jeweils andere nicht toleriert wird. Und der Grund ist, daß im Schlager eine andere Welt gezeichnet wird, als sie der Popfan sieht, und umgekehrt.
 
Meine These ist, dass der Schlagerfan notfalls auch internationale Popmusik (AC usw.) toleriert, umgekehrt jedoch der Freund internationaler (englischsprachiger) Popmusik deutschen Schlager oder schlagerähnliche Musik in der Regel strikt ablehnt und das Radio dann lieber ausschalten würde. Ähnlich sieht das übrigens auch bei Heavy Metal oder Techno/House aus. Dem Schlagerfan wird also seine Toleranz sozusagen zum Verhängnis.

Der heutige Einheitsbrei ist nicht unbedingt das, was die meisten hören wollen, sondern das, was den wenigsten weh tut. Dazu kommt, wie laser558 bereits richtig anmerkte, dass es Schlagersendern, wie z.B. RPR 2, nicht unbedingt an Hörern mangelt, sondern dass diese Sender für Werbetreibende völlig uninteressant sind. Ich halte das für einen großen Fehler, aber ändern kann ich es leider auch nicht.
 
Meine These ist, dass der Schlagerfan notfalls auch internationale Popmusik (AC usw.) toleriert, umgekehrt jedoch der Freund internationaler (englischsprachiger) Popmusik deutschen Schlager oder schlagerähnliche Musik in der Regel strikt ablehnt und das Radio dann lieber ausschalten würde

Das ist eine schöne Theorie aber meine Erfahrung lehrt mich etwas völlig anderes. So stoßen Udo Jürgens und ältere Titel von Bernhard Brink oder Klassiker von Howard Carpendale, Roland Kaiser, Ingrid Peters und Michael Schanze allgemein auf große Zustimmung. Und das ist nur eine winzige Auswahl; es kommt einerseits auf die Produktionsweise an und im Allgemeinen ist die Toleranz der Hörer größer als es uns die tendenziösen (weil massensuggestiven) Pseudoumfragen mancher Radio-Vorfeldinstitution glauben machen wollen.

Da wurde auch viel Stimmung gemacht und das begrenzte Musikangebot im Radio hat in vielen Landesteilen deutliche Spuren hinterlassen. Seit der Zeit des NDW-Schlagers und des 80er-Rockphase ist mangels effektiver Nachwuchsförderung und wegen des fehlenden finanziellen Spielraums leider nur wenig Originelles und Mitreißendes nachgekommen, das für Aufsehen hätte sorgen können. Die deutsche Musikszene durfte sich ja nie unter Wettbewerbsbedingungen bewähren, wie das bis ca. 1984 im Radio möglich war. Aber schau dir mal an was in neuerer Zeit aus der "Popmusik" geworden ist. Gäbe es die spärlichen AC-Produktionen nicht liefen überall nur noch Plastikpop und Hip-Hop.

Man sollte die schlimmen Billigproduktionen, die in den letzten Jahren im Schlagerradio rotierten nicht als Maßstab für deutsche Musik schlechthin nehmen! Schließlich gab es über 15 Jahre keine schlagkräftige, auf Auslese bedachte Plattform für deutsche Musikproduktionen. Außerdem stellt sich unter Schlagern jeder etwas anderes vor und die Grenzziehung zu den Nachbargenres ist völlig unklar; aus dem deutschen Wort für "Hit" (Kassenschlager, Verkaufsschlager) ist ein völlig unbestimmter, nach Belieben dehnbarer und mutwillig denunzierter Begriff geworden. Aber erst seit 1995 und der Koordinatenverschiebung im Radiobereich (Zielgruppenneudefinition, Werbekompensation) wird der "Schlager" (oder das was man in der Branche darunter versteht) prinzipiell angefeindet.

Ein Land von der Größe Deutschlands ohne schlagkräftige, generationsumspannende landessprachliche Musikszene mit Radioanschluss ist und bleibt ein Unding.
 
Der heutige Einheitsbrei ist nicht unbedingt das, was die meisten hören wollen, sondern das, was den wenigsten weh tut.

Glaub mir, 90% kotzt das Dudelradio an, um es in deinem Sinne klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen. Und zwar sowohl Jung wie Alt; eine Ausnahme sind die wenigen Top-40-Wellen (Energy), die zumindest den Großteil der jungen Generation (ca. bis 25, jenseits der 20 stark abnehmend) adäquat ansprechen.

Dazu kommt, wie laser558 bereits richtig anmerkte, dass es Schlagersendern, wie z.B. RPR 2, nicht unbedingt an Hörern mangelt, sondern dass diese Sender für Werbetreibende völlig uninteressant sind. Ich halte das für einen großen Fehler, aber ändern kann ich es leider auch nicht.

Das ist übelste brancheninterne Stimmungsmache ohne Wahrheitsgehalt, die Best-Ager-Werbung boomt im Printbereich, während die meisten Radiosender auf dem Zahnfleisch gehen (na, wem gehören denn die vielen Dudelwellen?).

Wer sagt im übrigen, dass deutsche Musik unbedingt Senioren ansprechen soll? Weil die einzigen Sender, die noch in erwähnenswertem Umfang deutsche Musik spielen, Seniorenwellen sind? Na siehst du, die Fehlentwicklungen sind doch mit Händen zu greifen!

Interessant ist überdies, dass in den 90ern und um 2000 herum auch im Schlagerradio eine beachtliche Anzahl flotter, AC-tauglicher Titel liefen, von denen die meisten aber kaum Kenntnis nahmen, weil sie "solche" Sender grundsätzlich boykottieren. Natürlich lief dort auch viel Schmalz und Getingel, zumal die Auslese fehlte. Die neueste Errungenschaft heißt übrigens Foxschlager, so ein geschmacksbefreiter Techno-Verschnitt ohne jedes Niveau.

Man sollte auch noch erwähnen, dass die Musikmischung, die heute das beinahe unentrinnbare deutsche Dudelradio charakterisiert, in anderen Ländern nur Bruchteile der Bevölkerung erreicht (vergl. "Hot AC").
 
Udo Jürgens ist (für mich) was aber aus Sorge vor Imageübertragungen nicht gemacht wird. Ein Popformat vermeidet um jeden Preis alle Musik, der auch nur im entferntesten das (beim Poppublikum) negative Image des deutschen Schlagers anhaften könnte. Warum? Weil man ein solches Image so gut wie nie wieder loswird.

Jetzt muss ich doch noch mal, es juckt mich einfach in den Fingern...

Was um Himmels Willen ist Pop? Bee Gees? Lady Gaga? Unheilig? Black Eyed Peas? Lena Meyer-Landrut? George Michael? Olivia Newton John? Genesis? Backstreet Boys? Elton John? Earth, Wind & Fire? Pitbull? David Guetta? Nickelback? Texas Lightning? Billy Joel? Céline Dion? Shania Twain? Flo Rida? Kenny Rogers? Whitney Houston? James Taylor? B.O.B? Usher? Status Quo? Neon Trees ???

Wenn man diesen Wildwuchs unter einen Hut bringen möchte ist die Definition des Begriffs Pop unmöglich. Nenn einfach Pop was du dafür hältst und gut is? Warum ist Ireen Sheer kein Pop oder Mirweille Mathieu und Caterina Valente, die in anderen Ländern mit dem Pop-Label belegt wurden und genauso klangen wie in Deutschland?

70er-"Pop" und 70er-"Schlager" haben viel mehr Ähnlichkeit miteinander als 2000er-"Pop" und 80er-"Pop", wobei man die verschiedenen Stilrichtiungen der einzelnen Dekaden nie unter einen Hut kriegt und nie sagen kann wo Pop aufhört und die Genres anfangen. In Deutschland ist wohl alles Pop, was die Consultants ins Dudelformat packen.

Und was heißt hier negatives Image? Welches Image hat das kommerzielle deutsche Popradio? Die Antwort könnt ihr euch sparen.
 
4 in a row, was soll ich machen. Dieser SPIEGEL-Artikel ist zwar schon acht Jahre alt, lässt aber tief blicken. Besser geworden ist seitdem nichts, ganz im Gegenteil!

"Noch nie war das Image der deutschen Radiosender so schlecht: als Dudelfunk gebrandmarkt, von Kulturredakteuren in Grund und Boden geschrieben, von Musikern und Plattenindustrie beschimpft und von der Werbewirtschaft oft ignoriert"

Ausschaltimpulse unterdrücken als Devise - ach nein. Und die 3 Stunden Durchschnittshörzeit hat der SPIEGEL wohl der MA entnommen, in Wahrheit erreichten das schon damals nur noch Schlagersender und so Zeugs. Aber wer will den heute noch länger als 20 Minuten gehört werden? Geht doch nur noch um die Hit-Promotion, oder?

Der Anteil deutschsprachiger Newcomer im Programm der großen Privatradios liegt bei 0,6 Prozent. Nicht viel höher ist er bei den öffentlich-rechtlichen mit 1,2 Prozent" - emport sich der Autor. "Warum sollen wir denn ohne Not ein Minderheitenprogramm machen?", kontert HR 3-Chef Bombach solche Vorwürfe. Und ARD-Hörfunkchef Romann betont "Wir begehen doch nicht freiwillig Selbstmord."

Der hat sich wohl von "laser558" coachen lassen, oder von einem seiner lieben Kollegen.
 
Menschen - auch ein und derselbe Mensch - mögen viele Urlaubsreiseländer - von Spanien bis Alaska.
Menschen - auch ein und derselbe Mensch - mögen verschiedene Kleidung - vom Anzug bis zum T-Shirt.
Menschen - auch ein und derselbe Mensche - mögen völlig verschiedene Speißen - vom Sauerbraten bis zum Sushi.
Menschen - auch ein und dersele Mensch - mögen völlig unterschiedliche Bücher - vom Krimi bis zum Historienschinken.
Menschen - auch ein und derselbe Mensch - mögen völlig verrschiedene Musikstile, vom Schlager bis zum Heavy-Rock.

Ist das eigentlich so schwer zu begreifen?
 
Was um Himmels Willen ist Pop? … Nenn einfach Pop was du dafür hältst und gut is? Warum ist Ireen Sheer kein Pop oder Mirweille Mathieu und Caterina Valente, die in anderen Ländern mit dem Pop-Label belegt wurden und genauso klangen wie in Deutschland?
Eine sehr gute Frage, über die es übrigens auch schon relativ viel Literatur gibt. Natürlich vertreten die Autoren jeweils ihre eigene Sicht auf das sehr komplexe Phänomen und kommen auch zu unterschiedlichen und sich teils widersprechenden Ansichten. Eine Poptheorie sollte sich nicht damit begnügen, eine Definition (also eine Abgrenzung) nach dem eigenen Geschmack zu erstellen, sondern sollte auch in der Lage sein, die Realität zu erklären und beobachtbare Phänomene zu verstehen.

Wenn du einen breiteren und allgemeineren Popbegriff heranziehst, dann ist Ireen Sheer, M. Mathieu und C. Valente natürlich Popmusik, zweifellos. Die anderen Pole wären in dem Fall „klassische“ oder „Kunstmusik“ und „Volksmusik“, worunter sie natürlich nicht fallen. Warum? Auch hier kann man Abgrenzungen vornehmen: die Wurzeln (afroamerikanisch vs. europäisch), die ökonomischen Produktionsbedingungen (für den Markt vs. öffentlich gefördert), Instrumentation usw.

Mir ging es jetzt nur mal um die Einordnung deutschsprachiger Popmusik in (eben bei vielen negativ besetzten) Schlager und Nicht-Schlager (oder Pop als Genrebegriff). Und da liegt die Trennlinie zwischen „noch“ Schlager und „schon“ Deutsch-Pop meiner Erfahrung nach bei Interpreten wie Pur. Ich sag ja, die könnten auch in einem Popformat laufen, aber man versucht, diese Grenzbereiche auszuklammern, um sich das Image nicht zu verwässern. Warum laufen eigentlich in einem Schlager-Format keine politischen Liedermacher? Musikalisch würden sie durchaus passen.

Im englischsprachigen Raum sind übrigens Pop und Rock die beiden Gegenbegriffe bzgl. ihrer Ästhetik.
 
Warum laufen eigentlich in einem Schlager-Format keine politischen Liedermacher? Musikalisch würden sie durchaus passen.

Weil bei den Researchs und dessen Zehn-Sekunden-Hooks jene Spezie generell durchfällt; leben diese Lieder doch gerade durch ihre Texte. Was aus der Sparte Liedermacher den Tests besteht, heißt Reinhard Mey "Über den Wolken".
 
ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis, vielleicht gar nicht so atypisch:

Eine Freundin (ca 50) schwört auf 60,70,80er, sie ist damit groß geworden, ihre "Sturm-und Drangzeit". Also hört sie jahrelang in Berlin 91.4. Jetzt RadioBerlin.
Zu Hause hat Sie etliche Schlager-CD´s, die sie auch regelmäßig hört.
Auf meine Frage, warum sie nicht AntenneB hört, kommt die Antwort: "..Die spielen mir zu viele Schlagerschnulzen."

Wie geht das zusammen ?
 
laser558 hatte Ihnen die Einstufung von Schlagerhörern bei Agenturen deutlich machen wollen. Immerhin hat er nachgefragt, das gleiche könnten Sie auch tun. Dazu braucht man allerdings connections und man muß sich kennen!
Daß Sie ihm das hier auf's Brot schmieren, spricht für sich. Unbelehrbar, verbockt und alle anderen sind schuld und drehen was. Nur Sie haben den Durchblick und die Weisheit gefressen?

Also wird zurückgebissen? laser558 hat mit keinem Wort gesagt, daß es seine Meinung ist. Aber wenn diese Einschätzung auf Agenturseite aus deren Akquisebemühungen gewonnen wurde, ist es eine von zwei Erklärungen, warum der Schlager leer ausgeht. Und das ist ganz einfach uind ganz logisch. Anscheinend für alle anderen hier im Forum, nur für diesen Herrn nicht.

Noch ein Posting
und noch ein Posting
und dann gleich noch eins
und später nochmal eins.
Solche Leute landen bei mir in einer Schublade: Eiferer. Nicht ernst nehmen. Denen kann man mit den plausibelsten Erklärungen kommen, es ist nutzlos. Es wird spamartig weiter ein Unfuig an Abhängigkeiten und Zusammenhängen geschrieben.

TS2010 hat eine gute Analyse geliefert und ist mir damit zuvorgekommen. Ich war da gerade dran.

Zum Thema "Amateure": Stationen befragen ja die Amateure, ihre Hörer, was denen gefällt. Aber von einem eifernden Amateur wie ricochet brauche und werde ich mir ganz bestimmt nicht erklären lassen, wie Radio funktioniert. Alle anderen sollten es nicht als Beleidigung werten.

Der Mann geht in seinen wilden Thesen derart rücksichtslos und unverantwortlich vor daß es mir schaudert.

Die Agenturen, die lt. seiner Aussage mal wieder von den Zeitungsverlagen gesteuert werden, sollen aus ihrem Etat einfach umverteilen, ja? Großkunden erteilen Etats durchaus für ein Jahr. Und dann kann Schluß sein, wenn Teile deren Gelder auf einem ungeliebten Nebennischenmarkt landet.
Programmchefs sollen mehr wagen und generationenübergreifend schlagerähnliche Musik einbauen. Auch die legen irgendwann Rechenschaft ab und werden an ihren Zahlen gemessen!

Und es haben ihm nun soviele Menschen erklärt, daß ein geringer Deutschanteoil im Prinzip besser für das Produkt ist. Und daß es einen Zusammenhang 1:2 gibt. Es wird nach Alter gestaffelt genau gefragt. Erst bei den 60jährigen Hörern kippt dieses Verhältnis um.

Aber was schreiben wir denn alle überhaupt. Ich habe wieder soviele alte aufgewärmte und falsche Behauptungen gelesen, daß es mich nur noch nervt.

Ich werde ihn auf die Ignorierliste setzen, weil ich diesen unglaublichen Mix aus Behauptungen, mutwilligen Statements und Eiferei nicht mehr lesen kann. Ich kann es nicht mehr ertragen!
Ein Fan von Helene Fischer und Andrea Berg und Ella Endlich, trotzdem.
 
TS2010 hat eine gute Analyse geliefert und ist mir damit zuvorgekommen. Ich war da gerade dran.

Danke, die Analyse hätte ich mir allerdings auch sparen können. Da sie auf den MA-Zahlen basiert, wird sie ohnehin nicht akzeptiert. Hätte ich mir auch gleich denken können, andernfalls hätte man ja hier fast noch so etwas wie eine objektive Diskussionsgrundlage. :D
 
laser558 hatte Ihnen die Einstufung von Schlagerhörern bei Agenturen deutlich machen wollen. Immerhin hat er nachgefragt, das gleiche könnten Sie auch tun. Dazu braucht man allerdings connections und man muß sich kennen!

Habe ich je etwas anderes behauptet? Ich weiß wie die Agenturen ticken. Ich weiß, welchem Handlungsmuster sie folgen und welchen Herren sie dienen.

Daß Sie ihm das hier auf's Brot schmieren, spricht für sich. Unbelehrbar, verbockt und alle anderen sind schuld und drehen was. Nur Sie haben den Durchblick und die Weisheit gefressen?

Dass diese Print-Agenturen-Berater-Connection mit ihren willigen Gefolgsleuten im öffentlich-rechtlichen Werbefunk unbeirrt auf den wirtschaftlichen Niedergang zusteuert ist also nicht unbelehrbar? Habt ihr eigentlich die rechte Vorstellung davon welch ungeheure technische Revolution sich schon seit Jahren abzeichnet? Doch die deutsche Radiolandschaft ist gelähmt, langweilig und unattraktiv, noch dazu manövrierunfähig und sie verleugnet die Existenz verschiedener Zielgruppen jenseits üblicher Altersraster. Sie ist leider unfähig, sich an die seit langem vorhersehbare, schwierige Konkurrenzsituation bedingt durch die Ausbreitung neuer Medien und Technologien anzupassen. Man ist träge und selbstgerecht geworden, denn echte Konkurrenz brauchte man lange nicht zu fürchten.

Ich mache weder Sie noch "laser558" für diese Entwicklung verantwortlich. Ich fühle mich aber veranlasst, auf wahrheitswidrige Behauptungen zu reagieren und falschen Klischees entgegenzutreten, egal von welcher Seite sie kommen. Ihr haltet es ja ebenso.

Wie lange das noch so weiter geht? So lange die seit langem murrenden Gesellschafter meinen, angesichts der derzeitigen Weichenstellungen ausreichend Geld zu verdienen und Angst vor allfälligen Veränderungen haben. Wenn sie den Stecker ziehen, hat das auch erdrutschartige Auswirkungen auf den öffentlich-rechtlichen Hörfunk, der schon lange am Gängelband des institutionalisierten Werbegeflechts hängt.

Nur wenige Sender haben noch dem Mumm dem wirtschaftlichen Druck zu trotzen und all ihre Sender auf Einheitsplaylist umzustellen (SWR, hr,.. ?).

Da sie auf den MA-Zahlen basiert, wird sie ohnehin nicht akzeptiert.

Guter Einwurf. Wer ist eigentlich noch bereit, MA-Zahlen vorbehaltlos zu akzeptieren? Werden sie nicht vielmehr routinemäßig abgenickt?

Programmchefs sollen mehr wagen und generationenübergreifend schlagerähnliche Musik einbauen. Auch die legen irgendwann Rechenschaft ab und werden an ihren Zahlen gemessen!

Es braucht:

1) eine klare Spartentrennung jenseits des Pop-Mainstreams, kein Herumexperimentieren mit widersprüchlichen Musikrichtungen. Eine Auswahl zwischen klar unterscheidbaren musikalischen Angeboten ist mehr denn je unerlässlich.

2) ein echtes AC-Format, das den Namen verdient: Die AC-Charts werden von den Mainstream-Dudlern diktiert, nicht von von den für passende Neuerscheinungen empfänglichen "Heritage"-Stations, die auf Durchhörbarkeit achten und Hip-Hop, Rap und härteren Rock prinzipiell ablehnen. Ich muss nicht betonen, dass die Heritage-Stations (z.B. "Lite Rock") in den USA die besten Ratings haben.

3) ein auf Auslese und Akzeptanz bedachtes Deutschformat, das nicht nur ältere Zielgruppen im Blick hat, sondern über eine attraktive, ausgewogene Dempgraphie verfügt und den notwendigen Gegenakzent zum internationalen Pop-Mainstream setzt (regionale Unterschiede und Gewichtungen sind gerade hier sinnvoll). Auf diesem Feld ist Pionierarbeit zu leisten, aber der Musikvorrat erlaubt bereits heute ein ansprechende Playlist, die aber ständig mit aktuellen Titeln beschickt werden muss, die den Erwartungen einer generationsübergreifenden Hörerschaft. Aber leider gibt es für so ein ambitioniertes Unternehmen keinen Werbemarkt, weil die eingesessenen Strukturen nur den Pressekonzernen dienen.

Unsinnige Grundsatzdiskussionen über die Anwendbarkeit oder die Dimension des Begriffs "Schlager" sind völlig deplatziert, auf die Musik, sprich auf den einzelnen Titel und seine Einsetzbarkeit, kommt es an.

4) Gerade in größeren Radiomärkten sind Spartensendera aller Couleur erforderlich, um das Interesse am Medium aufrechtzuerhalten; natürlich profitieren die Sender auch von breitangelegten Kooperationen mit der Musikindutrie. Ich muss nicht gesondert darauf hinweisen, dass in Deutschland besonders das Rocksegment trotz bestehender Nachfrage völlig ausgetrocknet ist.
 
Aber was schreiben wir denn alle überhaupt. Ich habe wieder soviele alte aufgewärmte und falsche Behauptungen gelesen, daß es mich nur noch nervt.

Ich werde ihn auf die Ignorierliste setzen, weil ich diesen unglaublichen Mix aus Behauptungen, mutwilligen Statements und Eiferei nicht mehr lesen kann. Ich kann es nicht mehr ertragen!

Gut so. Steckt den Kopf in den Sand, schwingt trotzig die Faust und lasst euch nicht beirren.

Und es haben ihm nun soviele Menschen erklärt, daß ein geringer Deutschanteoil im Prinzip besser für das Produkt ist. Und daß es einen Zusammenhang 1:2 gibt. Es wird nach Alter gestaffelt genau gefragt. Erst bei den 60jährigen Hörern kippt dieses Verhältnis um.

Derartige Gedankengänge implizieren doch wieder die Zwangsläufigkeit dieses ungeliebten, widersinnigen Einheitsdudelformats.

Eine Freundin (ca 50) schwört auf 60,70,80er, sie ist damit groß geworden, ihre "Sturm-und Drangzeit". Also hört sie jahrelang in Berlin 91.4. Jetzt RadioBerlin.

Viel Neues, das ihrem Musikgeschmack entgegenkommen könnte, wird sie im deutschen Radioeinerlei auch nicht entdecken.

Ich habe den unter 3) verfassten Absatz nachträglich vollständigt. ich kämpfe leider sehr mit der 30-Minuten-Grenze, meine Beiträge werden meist zu lang:

3) ein auf Auslese und Akzeptanz bedachtes Deutschformat, das nicht nur ältere Zielgruppen im Blick hat, sondern über eine attraktive, ausgewogene Dempgraphie verfügt und den notwendigen Gegenakzent zum internationalen Pop-Mainstream setzt (regionale Unterschiede und Gewichtungen sind gerade hier sinnvoll). Auf diesem Feld ist Pionierarbeit zu leisten, aber der Musikvorrat erlaubt bereits heute ein ansprechende Playlist, die aber ständig mit aktuellen Titeln beschickt werden muss, die den Erwartungen einer generationsübergreifenden Hörerschaft entgegenkommen. Aber leider gibt es für so ein ambitioniertes Unternehmen keinen Werbemarkt, weil die eingesessenen Strukturen nur den Pressekonzernen dienen. Klassische Radiounternehmen gibt es in Deutschland ja kaum, und wenn doch, sind ihnen wegen der rigiden, strikt vorgegebenen Werbedirektiven die Hände gebunden.

Noch ein Posting
und noch ein Posting
und dann gleich noch eins
und später nochmal eins.
Solche Leute landen bei mir in einer Schublade: Eiferer. Nicht ernst nehmen.

Ich weiß auch nicht, warum ich mich so in diese undankbare Materie reinhänge, weil Radio immer meine Passion war und und mich das, was in Deutschland abgeht, dazu zwingt, Position zu beziehen? Wenn ihr mich nicht ernst nehmt, dürft ihr aber nicht mehr kontern. Und das tut ihr gern und leidenschaftlich. Und stichhaltige Gegenargumente sind mir bis jetzt noch nicht begegnet.

Würde ich im deutschen Radiobusiness arbeiten, würde ich mich mit "laser558" allerdings auch nicht anlegen wollen.
 
richochet schrieb:
Doch die deutsche Radiolandschaft ist gelähmt, langweilig und unattraktiv, noch dazu manövrierunfähig

Und bei allem Geharke im Detail, bei dem man richochet den einen oder anderen Übereifer vorwerfen könnte - wer wollte ernsthaft diese Bestandsaufnahme anzweifeln. Es ist so, wie richochet sagt: Unser deutsche Radiolandschaft ist blutleer fadenscheinig.
 
Sehr geehrter Herr ammerlaender, Ihr Beitrag #153 ist unerträglich!
Plattenschrank hat es mit Beitrag #155 darunter recht genau getroffen.

Es ist keine "Diktatur" gegeben. Es beruht alles auf Verträglichkeit und Nichtverträglichkeit, nichts anderes. Daraus ergeben sich eben Musikzusammensetzungen.
Wenn die Radiomacher wirklich jeden Musikwunsch und jedes Musikgenre bedienen wollten, dann Gute Nacht. Wir sollten alle nicht vergessen, daß bei einer derartigen Öffnung eigentlich niemand mehr erreicht wird. Das sieht man ja an dem wilden Mischmasch auf DLR, obwohl ich den Sender öfters höre.

Dann der hochgeistige Beitrag von Mannis Fan:

Menschen - auch ein und derselbe Mensch - mögen viele Urlaubsreiseländer - von Spanien bis Alaska.
Menschen - auch ein und derselbe Mensch - mögen verschiedene Kleidung - vom Anzug bis zum T-Shirt.
Menschen - auch ein und derselbe Mensche - mögen völlig verschiedene Speißen - vom Sauerbraten bis zum Sushi.
Menschen - auch ein und dersele Mensch - mögen völlig unterschiedliche Bücher - vom Krimi bis zum Historienschinken.
Menschen - auch ein und derselbe Mensch - mögen völlig verrschiedene Musikstile, vom Schlager bis zum Heavy-Rock.

Ist das eigentlich so schwer zu begreifen?​

Es liest sich klug und überlegt. Aber nur auf den ersten Blick! Und daher weder zu begreifen noch zu verinnerlichen.
Bücher und Musik zählen zur Kultur, und genau da gehen die Meinungen auseinander und klaffen Unverträglichkeiten.

Outen Sie sich mal in eienr Redaktion, daß sie Perry Rhodan- oder Jerry Cotton-Fan sind oder gar Heimatromane lesen. Sie sind dann unten durch.
Natürlich gibt es solche Menschen, aber sie sind in der absoluten Minderheit!
Das gilt auch für Menschen, die von Schlager bis Heavy Rock alles mögen und sich anhören.
Natürlich gibt es solche Menschen, aber sie sind in der absoluten Minderheit!

Um es überzeugender zu machen. bauen wir doch mal in punkto Literatur ein Radioprogramm.
Unter dem Aspekt
Menschen - auch ein und derselbe Mensch - mögen völlig unterschiedliche Bücher - vom Krimi bis zum Historienschinken.
Nun denn. Wir werden, um alle zu erreichen, dann abends aus dem Goldenen Blatt vorlesen, mittags den letzten Prominentenklatsch aus der Gala bringen, abends ein Jerry Cotton-Hörspiel, und vormittags lesen wir aus der Bild-Zeitung vor.
Den Kommentar zum Mittag liefert dann das nordkoreanische Parteiblatt:

Das neue Programmschema des DLF, bisher elitär gefahren und die Gewohnheiten der schweigenden Mehrheit nicht berücksichtigend.

Na? Was gemerkt?

Und das gleiche gilt für die Musik. Wer Schlager nicht mag, schaltet ab. Ebenso die rock und heavyfans, die Fans von hip hop und techno, die man hier wohl mit zwangsweise Schlager beglücken und erreichen will.
Und das sind seit langen Jahren bekannte Erfahrungswerte, über dies es jetzt in 2012 lachhaft ist, überhaupt zu diskutieren. Jeder an der Musikfront weiß das.
Verändere ich musikinhaltlich ein Programm, werde ich immer sowohl Hörer gewinnen als auch solche verlieren. Es fragt sich eben nur, in welchem Verhältnis zueinander.
 
Was nicht erklärt warum in Großstädten dutzende Sender gleich klingen, starke Nachfragegruppen ignoriert und konträre Musikstile wild durcheinandergewürfelt werden, sodass man am Ende niemanden mehr erreicht.

Wie soll man auch plausibel machen, was nicht zu erklären ist?
 
empire1970 schrieb:
Nun denn. Wir werden, um alle zu erreichen, dann abends aus dem Goldenen Blatt vorlesen, mittags den letzten Prominentenklatsch aus der Gala bringen, abends ein Jerry Cotton-Hörspiel, und vormittags lesen wir aus der Bild-Zeitung vor.

Das ist zwar ein Mix, aber er ist formatiert. Vermutlich kommt man aus diesen Leitplanken nicht heraus, wenn man ein glühender Verfechter der Zielgruppenformatierung ist.
Wie wäre es, wenn der Leser aus deinem Beispiel zwischendurch mal Zeit oder Spiegel liest, dann ein Buch von Heinrich Böll, oder eines von Ken Follet oder meineitwegen Hanni und Nanni, und am Abend einen Wallander-Krimi.
Ich zum Beispiel bin ein Allesfresser sowohl beim Lesen als auch beim Musikhören. Aber ich habe ja dein Urteil dazu nun vernommen, was passiert, wenn man sich auf solche unkalkulierbaren Konsumenten wie mich einlässt:
Wenn die Radiomacher wirklich jeden Musikwunsch und jedes Musikgenre bedienen wollten, dann gute Nacht

Exakt! Aus meienr Sicht heißt es schon lange: Gute Nacht!
 
Wie man weiß steht fast jeder auf Lady Gaga; also muss man Lady Gaga spielen. Auch Nickelback, Gotye oder "One Direction" haben eine Akzeptanz von nahe 100% und müssen schon allein deswegen unbedingt ins Radio, nach Möglichkeit sogar fast überall laufen. Deutsche Musik hingegen polarisiert und erreicht nur erschreckend geringe Minderheiten, also am besten ganz weg damit (ein paar Trauerklöße sind erlaubt, die nicht im entferntesten an den eher lebenszugewandten "Schlagermüll" erinnern dürfen). "Hard'n Heavy" geht auch nicht, polarisiert nämlich ebenso (sind "Linkin Park" und zahlreiche andere deutsche Radiofavoriten etwa nicht hard'n heavy ???)

Glaubt diese Sprüche wirklich noch jemand? Kaum zu fassen.
 
Wie üblich Quark und Kraut und Rüben. Läuft Lady Gaga etwa auf Radio Paloma, hr4, hr1 odr bayern1 ??????
Bitte doch etwas zu differenzieren, bevor man solche Allgemeinplätze hier verkündet. Sonst gebe ich es auch auf!

Lady Gaga polarisiert ebenso wie umgekehrt der deutsche Schlager.
Nur ist die Akzeptanz einer Lady Gaga bei den 15/25/35jährigen sehr hoch, während dort der Schlager nur wenig Anhänger hat. Dafür aber eine sehr hohe Ablehnung.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen, jedem Musikgenre seine Welle!

Diese Ablehnung ist auch bei den hardcore-Rockfans gegeben. Bei den 15/25/35jährigen erreiche ich trotz der Jugend nur eine relative Minderheit, habe aber einen hohen Abschaltfaktor. Fast noch schlimmer sieht es bei hip hop, besonders deutsch gesungenem Ghetto-Gangsta-Rap aus. Hier erreiche ich nur noch die 15/25jährigen.
Beide Genres haben ein schlechtes Image, ähnlich wie der deutsche Schlager. Sie haben nur deshalb etwas bessere Vermarktungschancen, weil ich damit die aktive Gruppe der Jugendlichen erreiche. Denen wird immer noch mehr Spontanität bei Kaufentscheidungen nachgesagt, was ich persönlich für einen Fehler halte. Auf lange Sicht!

Musik ist immer das, wie es der HÖRER empfindet. Daher werden ja researches durchgeführt und man kommt manchmal auf erstaunliche Ergebnisse, die man nicht für möglich gehalten hat. Und in jedem Musikgenre gibt es bei einzelnen Gruppen/Interpreten Titel, die nicht nur einer Altersschicht, einem Genre oder nur einer Zielgruppe zuzuordnen sind. Die verträglichen Ausreisser eben. Dazu zählen einige Titel von Linkin Park oder das hier einmal erwähnte Alejandro von Lady Gaga. Das war aber auch schon früher so und wird es immer geben. Kein Grund, sich hier aufzuregen.

Deutsche Schlagermusik ist in sich auch fein unterteilt. Da gibt es Andrea Berg: Kommt auch bei Jugendlichen gut an. Ist dem hr1 aber zu humbatäterä, als dass der Sender es spielen würde. Dafür wird dort Stefan Gwildis bis zum Abwinken gefördert und gespielt.
Helene Fischer hat nach meiner Meinung auch einen höheren Stellenwert als die allgemein als dümmlich bezeichneten Traditionsschlager im Stil von Roland Kaiser, Hansi Hinterseer oder Ibo.
Immer wenn es mit Meeresrauschen unterlegt ist, entzückt von fernen Inseln mit Phantasienamen gesungen wird, textlich von zwei oder drei weißen Tauben oder dem Mägdelein die Rede ist, wendet sich eine Mehrheit der potentiellen Hörer der 15/25/35jährigen mit Grauen angewidert ab. Wer will diese Hörer etwa UMERZIEHEN? Durch ständiges Beschallen deutschen Schlagers da zwangsweise eine positive Reaktion oder einen Gewöhnungseffekt erzeugen? Künstlich?

Das sind die Titel, die von vielen als "schön" und "einfach Spass machen" bezeichnet werden. Das habe ich oft im direkten Dialog mit Studiobesuchern so gehört. Dass diese Titel bei einer Mehrheit der jüngeren Zielgruppe alles andere als schön sind und NULL Spass machen, wollten die einfach nicht glauben. Jedes Wort zuviel.

Und ich kann nichts dafür, dass die Zielgruppe deutscher Schlagerfans so ein schlechtes Image hat. Ja, es ist richtig, was der Agenturmann mir da erzählte. Ich brauche mir nur eine Show wie den angeblich "Grossen Preis der Volksmusik" anzuschauen und ich weiss, wen ich da erreiche.
Dann lieber doch diejenigen gestandenen Senioren, die früher Stones gehört hatten und heute immer noch. Und Bob Dylan, oder Chick Corea zusammen mit Bobby McFerrin, derzeit auf Tour in München. Oder etwas Jazz oder leichte Klassik. Das ist eine GANZ ANDERE Zielgruppe und auch 50+
 
Unsinnige Grundsatzdiskussionen über die Anwendbarkeit oder die Dimension des Begriffs "Schlager" sind völlig deplatziert, auf die Musik, sprich auf den einzelnen Titel und seine Einsetzbarkeit, kommt es an.
Ich denke, grundsätzliche Überlegungen sind schon hilfreich um zu verstehen, was und warum abläuft. Weil du immer von großer Zustimmung für Schlager schreibst kommt mir folgende Frage in den Sinn: welche Auswahlkriterien würdest denn DU anwenden, wenn du ein Format in deinem Sinne bestücken könntest? Sind wir uns einig, daß es neben den rein quantitativen Aspekten ("das mögen viele") auch noch qualitative zu berücksichtigen gilt?
Ein Beispiel, was viele mögen: Ich habe hier gerade die neue Single der Amigos liegen ("Mit dir bis ans Ende der Zeit"). Die Amigos sind sicherlich eine DER Erfolgsgeschichten der letzen 10 Jahre im deutschen Schlager: breite Fanbasis, zahlreiche Auszeichnungen, zwei Nummer-1-Alben. Würdest du sie einsetzen? Wenn nein, warum nicht?
"Ich weiß heut: Wunder geschehn, das hab ich an uns gesehn. Es war ein Traum, der erwacht, aus unserer Sehnsucht Liebe macht." ... "schenkst mir deine Zärtlichkeit, führst mich aus der Dunkelheit." "Hörst mein Herz nachts wenn es weint, wärmst es bis die Sonne scheint."
Und weiter im Chorus:

"Mit dir bis ans Ende der Zeit, machst mich zum glücklichsten Mensch auf Erden,
du hast mir die Liebe gezeigt, für dich würde ich sogar sterben,
mit dir bis ans Ende der Zeit, denn lieben heißt leben für immer,
sind wir für den Himmel bereit, gehn wir Hand in Hand in die Ewigkeit."

DARAUF stehen die Leute, ja! Überträgt man die Gesellschaftstheorie von Norbert Elias, kann man Musikgenres anhand unterschiedlicher Scham- und Peinlichkeitsgrenzen voneinander abgrenzen. Z.B. der Walzer überschritt im 19. Jh. diese Schamgrenze der hohen Bildungsbürger und wurde deshalb von ihnen abgelehnt. Übertragen auf heute: Pop und Schlager repräsentieren zwei unvereinbare Gefühlswelten. Und die Amigos überschreiten meine Schamgrenze in diesem Beispiel nicht ganz unerheblich. Obwohl ich zugeben muß, daß die letzte Chorus-Zeile textlich und auch melodisch ziemlich genial sind. Aber eben nur die.
 
Der Anteil deutschsprachiger Newcomer im Programm der großen Privatradios liegt bei 0,6 Prozent. Nicht viel höher ist er bei den öffentlich-rechtlichen mit 1,2 Prozent" - emport sich der Autor. "Warum sollen wir denn ohne Not ein Minderheitenprogramm machen?", kontert HR 3-Chef Bombach solche Vorwürfe. Und ARD-Hörfunkchef Romann betont "Wir begehen doch nicht freiwillig Selbstmord."

Das Zitat habe ich eben erst in einem posting entdeckt. Haben das nicht schon mehr Leute immer wieder gesagt? Es lässt sich nichts erzwingen und mehr Frequenzen gibt es nicht. Wann akzeptiert das dieser Mensch endlich mal???
Und trotz der richtigen Aussage von Bombach hält sich der hr mit hr4 ein gelungenes deutschlastiges MOYL, angereichert mit oldies und instrumentals. Aber zu erwarten, dass wegen des Zustandes des mitleiderregenden/vernachlässigten deutschen Schlagers dieser jetzt bei hr3 Einzug halten soll, damit auch die anderen Hörer ihn kennenlernen, ist Qux :wall: xxx! Das wäre einfach zuviel an karitativer Hilfeleistung.

Und bevor der Herr wieder ohne Hinhören kritisiert: hr3 hat in den letzten Wochen einen grundlegenden Wandel vollzogen. Die Tage von WetWetWet dreimal täglich sind vorbei. Aber Schlager wird es dort trotzdem nicht geben.

starke Nachfragegruppen ignoriert
Aaaaah ja. Von denen ich nichts wusste? Kann eigentlich gar nicht sein. Etwa die Schlagerfans?

und konträre Musikstile wild durcheinandergewürfelt werden
Das wäre tatsächlich gegeben, wenn der deutsche Schlager auf hr3 zwangsquotiert laufen würde. Der arme Bombach. Er könnte nur noch im Schutz der Dunkelheit das Funkhaus betreten und irgendwann würde irgendjemand seinen Zugangscode einfach löschen.

Und wieder hat sich der Vorbeter selbst widersprochen. Wahrscheinlich hat er es gar nicht gemerkt, wie so vieles.

Würde ich im deutschen Radiobusiness arbeiten, würde ich mich mit "laser558" allerdings auch nicht anlegen wollen.
Da bin ich aber froh und kann mich wohlgemut weich betten und sanft entschlummern.
Kali nichta.

P.S.
Und dann darf man noch sowas lesen
aber meine Erfahrung lehrt mich etwas völlig anderes.
Pfffft. Wo, wann, was, womit? :wow:

Dass diese Print-Agenturen-Berater-Connection mit ihren willigen Gefolgsleuten im öffentlich-rechtlichen Werbefunk unbeirrt auf den wirtschaftlichen Niedergang zusteuert ist also nicht unbelehrbar?
:wow::wow::wow:
Wieder einer dieser absolut köstlichen, aber mutwilligen Behauptungen.

Habt ihr eigentlich die rechte Vorstellung davon welch ungeheure technische Revolution sich schon seit Jahren abzeichnet?
Lass mich überlegen. Ganz am Anfang war das Feuer. Dann kam das Rad. Dann die Dampflokomotive. Suse bastelte am ersten Computer. Usw.
Ich fühle mich aber veranlasst, auf wahrheitswidrige Behauptungen zu reagieren und falschen Klischees entgegenzutreten
Hahahahahahahaha....DAS ist der GIPFEL, mein Herr.Genau diese lesen ich und andere ständig bei DIR.
:wall:

Der Mann träumt wirklich. Am hellichten Tag.
 
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