@magisches Auge: Faktisch richtig, aber in der FAB gibt es eine gefährliche Entwicklung: Rückläufige Steigerungsraten bei DAB+. Eine Technik die sich anstellt den UKW-Hörfunk abzulösen, sollte irgendwann jährlich mal mind. um 5 Prozent wachsen. Noch das wäre ein langsames Tempo. Aber 1,1 Prozent Zuwachs von 2012 auf 13 und 0,9 Prozent von 2013 auf 14 (also sogar ein Rückgang) sind gelinde ausgedrückt aus ökonomischer Sicht eine Katastrophe.
Wenige Tage nachdem der Bundesmuxx auf Sendung ging, sagte mir ein Amateurfunker: "
Diese Technik wird sich erst dann durchsetzen, wenn sie in Radiogeräten genau so häufig vertreten ist, wie heute die Mittelwelle. Wenn jemand dann zufällig von UKW auf DAB+ umschaltet und feststellt, dass es dort interessante Zusatzprogramme gibt, spricht sich das sehr schnell rum."
Mit Blick auf die heutige Situation würde ich sagen: Der Mann hatte recht…leider.
Mir ist das erst vor wenigen Wochen bei einem Besuch eines Real-Marktes aufgefallen: Selbst die billigsten Radiogeräte verfügen inzwischen neben FM und AM über eine weitere Betriebsart; dabei handelt es sich jedoch nicht um DAB+, sondern um Bluetooth.
Die Gerätehersteller gehen also mehrheitlich davon aus, dass fast jeder über ein Smartphone oder Tablet verfügt, sich damit in das heimische WLAN einloggt und dann Webradioprogramme oder seine MP3-Sammlung mittels Bluetooth auf das Radio überträgt.
Das Problem liegt darin, dass selbst wenn in DAB-Multiplexen ein wirklich attraktives Programmangebot vorhanden wäre, sich diese Programme ebenso im Internet finden lassen; - zusammen mit hunderten von ähnlichen, mitunter sogar attraktiveren Stationen.
Im Hinblick auf die Contentvielfalt wird jede andere Übertragungstechnik gegenüber dem Internet immer das Nachsehen haben.
Wenn man jetzt auch noch den Verbreitungsgrad von Smartphones und Tablets in Verbindung mit Bluetooth-fähigen Radiogeräten hinzuzieht, ist die Ausgangslage für DAB+ denkbar schlecht.
Hätte man in den neunziger Jahren DAB mit einem attraktiven Programmangebot eingeführt, wären wir heute in Deutschland sehr wahrscheinlich auf dem gleichen Niveau wie Großbritannien (auch wenn der Umstieg von DAB auf DAB+ schwierig wäre), doch schon damals machte man schwerwiegende Fehler, wenn ich nur die zu teuren Empfänger, die viel zu geringe Reichweite des L-Bandes oder die auf 1 KW beschränkte Sendeleistung von DAB-Sendern, weil angeblich Sendeeinrichtungen der Bundeswehr hätten gestört werden können, denke. An einen nationalen Multiplex dachte zu der Zeit offenbar auch niemand.
Zur Telekom als Senderbetreiber gab es ebenso wenig eine Alternative. Der Markt wurde bekanntlich erst in diesem Jahr liberalisiert.
Hinzu kamen dann noch solche Pseudo-DAB-Ausschreibungen wie jene in Nordrhein-Westfalen im Jahre 2004, als sich eine ganze Reihe von attraktiven Programmen beworben hatten, u.a. Inselradio und Radio Teddy, die einfach nicht zum Zuge kamen, so dass als einziger privater Anbieter Domradio landesweit auf Sendung gehen konnte.
Heute, im Jahre 2014, hat das Internetradio längst einen Siegeszug angetreten. Eigentlich ist es für die Einführung von DAB+ fast zu spät.
Schade für alle, die noch anspruchsvolles Radio mit einer soliden Refinanzierungsmöglichkeit machen wollen.