@Radiowaves: Ich glaube, dass du einfach eine Vormeinung zum Sound von DAB+ hast und diese willst du sturer Weise einfach nicht ändern.
Mit Sturheit hat das nichts zu tun. Ich kann die ekligen kratzigen Artefakte der Spektralbandreplikation nicht ertragen. Das wird auch nicht besser, je länger ich dem ausgesetzt bin (im Gegenteil) und es wird auch nicht besser, wenn man mir erklären will, ich wäre "stur". Es wird auch nicht besser, je länger das Volk mit diesem akustischen Rotz beschallt wird - die Qualität bleibt unterirdisch. Passt aber irgendwie perfekt zur heutigen Zeit: "echt" ist unerwünscht, "Surrogat" ist angesagt. Man soll keine Qualität mehr bekommen, sondern nur noch das "Gefühl" davon - wenn überhaupt. Wir machen das ja auf allen Gebieten unseres Lebens, warum dann nicht auch beim Rundfunk? Ich halte dem aber entgegen: es gibt einen absoluten Qualitätsmaßstab, und der orientiert sich am "Echten". Und da war und ist UKW näher dran als die allermeisten DAB-Absonderungen es heute sind.
Ich habe nun wirklich genug DAB hören können, um mir ein Urteil zu bilden. Ich habe ja auch einen DAB-Stick und konnte mich intensiv damit befassen, konnte den Original-Datenstrom mit unterschiedlichen Codecs decodieren und das Ergebnis blieb immer grausam.
Einigermaßen ok wird es so etwa ab DLF Kultur aufwärts. Und das klingt auch noch merkwürdig künstlich, vor allem bei älteren Aufnahmen, die darüber wie brutal "gecleant" wirken.
BR Klassik (144 kBit/s LC-AAC brutto) ist super. Liegt hier eine Stunde als Rohdaten-Aufzeichnung, das kickt qualitativ UKW wohl in jedem Anwendungsfall weg. hr1 habe ich auch hier, 120 kBit/s LC-AAC brutto, also wie BR Klassik ohne Spektralbandreplikation. 120 kBit/s brutto sind nach Fehlerkorrektur 108,5 kBit/s, davon noch die Slideshow weg. Wenn der Empfänger keinen LC-Bug hat, klingt das beim flüchtigen Reinhören ok, hört man länger zu, fallen einem matschig klingende Artefakte auf. Als UKW-Ersatz für unterwegs lasse ich das aber gelten, auch wenn es nichtmal dessen Frequenzgang erreicht, sondern bei 14 kHz aufhört. Man braucht also in etwa mindestens 100 kBit/s reines LC-AAC-Audio dafür. Radio SAW nebst Zusatzprogrammen lief in Sachsen-Anhalt auch mal in 120 kBit/s LC-AAC. Auch das matschte hörbar, dazu kam ein aggressives UKW-Processing, das die Höhen wegnahm, wenn die Signaldichte stieg - auch bei den nicht auf UKW verbreiteten Programmen.
Und welches Programm hat(te) schon mal so hohe Bitraten? Wir hantieren ja heute selbstverständlich mit Werten unterhalb 96 kBit/s. Das ist Dreck und das bleibt Dreck. Nochmal die Auswertung des EBU-Hörtests:
192 kBit/s MPEG 1 Layer 2 (hier mit 190 kBit/s netto-Audio) sind schon grenzwertig, wenn der Codec und die Einstellungen nicht ok sind. Erreichte aber im Test als Mittelwert über alle Hörbeispiele ca. 88%. 128 kBit/s LC-AAC (hier mit 113,3 kBit/s netto-Audio) fiel auf 80% ab. Das liegt damit schon unter UKW-Qualität, denn die ist so hoch, dass man bei DLF Kultur die 192er MPEG 1 Layer 2-Zuführung raushören kann (Sprecher lispeln, manche Musik matscht). 96 kBit/s HE-AAC (hier mit 85,9 kBit/s netto-Audio) brachte nur noch 68%. Und im Test verwendete man 2009 eine sehr "dünne" Slideshow (1,07 kBit/s XPAD). Heute sind da durchaus 8 kBit/s drin,also darf man die damalige Qualitätseinstufung heute eher eine Bitratenstufe höher suchen, also bei 104 kBit/s, wie sie der DLF benutzt. Der übliche 72-kBit/s-Schrott liegt knapp über dem Niveau, das man 2009 zu 44% bewertet hatte (64 kBit/s mit nur 1,07 kBit/s Slideshow). Da empfanden die Tester 2009 ein einfach auf 10 kHz bandbegrenztes Signal ohne Datenreduktion noch besser...
Das alles habe ich mir nicht ausgedacht. Das sind Fakten aus einem europäischen Hörtest. Man hätte DAB+ so nicht durchbekommen, also hat man die Studie verschweigen wollen. Gerhard Stoll hat dann für die Veröffentlichung gekämpft. Dazu packte man die Ergebnisse eines weiteren Tests mit rein, bei dem des Hörens Unkundige herangezogen wurden. Die bewerten alles besser. Auf dieser Bewertung, die sich am niedrigst möglichen Qualitätslevel orientiert, baut unser DAB auf. Das System soll aber von allen Menschen genutzt werden und wird von allen bezahlt. Und damit ist eine solche Auslegung schlichtweg ein Verbrechen. "Kein Geld für Schund" wünsche ich mir nicht nur inhaltlich, sondern auch bezogen auf die technische Qualität beim Rundfunk.
Ich kenne mich zwar mit der Technik nicht aus, aber gibt es denn bei gleicher Software und gleichen Lautsprechern Klangunterschiede bei USB-Sticks? Ich dachte, die greifen nur die Nullen und Einsen ab und leiten sie in den PC und dort klingt dann dank Fehlerkorrektur bei schlechtem Empfang alles gleich.
Dem sollte tatsächlich so sein. Man kann diese Datenströme ja auch anderweitig zerlegen, wenn man sie einmal im PC hat. Beispielsweise mit
http://www.basicmaster.de/xpadxpert/ - damit kann man dann auch noch die Slideshow exportieren. Das Programm erwartet dafür natürlich einen gültigen Datenstrom - und bekommt ihn auch. Der Output eines korrekt funktionierenden DAB-Sticks ist damit also immer der gleiche - oder er ist halt fehlerhaft.
Lustig ist, dass es die ganzen Argumente, die ihr hier so gegen DAB+ anbringt, in vergleichbarer Form auch schon mal bei der Einführung von UKW gab
Außer irre herumzutrollen fällt Dir auch nichts mehr ein, oder? Zumal der Text, den Du verlinkst, eine wilde Mischung aus Wahrheit und Lüge (eher: Ahnungslosigkeit der zitierten Autoren) ist und geschickt mit der Ahnungslosigkeit durchschnittlicher Leser spielt.
Mein Haupt-Argument gegen DAB+ ist die rotzräudige Audioqualität, die uns auf den meisten Programmen - auch auf zahlreichen "gehobenen" Programmen, der Privatfunk- und Öffi-Popdudel-Dreck ist mir wuscht - zugemutet wird.
Dazu bietet der von Dir verlinkte Artikel Wahres zum Thema UKW ("Der FM-Rundfunk beschert uns eine größere Klanggüte und Natürlichkeit der Übertragung. Allen Diskussionen zum Trotz, daß die normalen Lautsprecher so hohe Frequenzen nicht abstrahlen könnten, verblüfft uns immer wieder die bisher im Rundfunk noch nicht erlebte Klanggüte.") aus dem Jahre 1949 und Lüge aus Ahnungslosigkeit heraus (Nachplappern von Marketing-Sprech) zu DAB+ aus dem Jahre 2011: "Wichtigster Pluspunkt von DAB+ ist sein Klang: Im Digitalfunk rauscht und knackt es nicht. DAB+ sendet in CD-naher Qualität, dank moderner Technik." Und diese Aussage ist vollumfängliche Lüge. So wie DAB heute angeboten wird, ist es nicht ansatzweise "CD-nah". Alt-DAB hätte in 256 kBit/s MPEG 1 Layer 2 "CD-nah" sein können. Aber das ist lange her. Auch wird geschickt das klangliche Ergebnis auf "Rauschfreiheit" reduziert. Das wäre so, wie die Eignung einer Flüssigkeit zur "Trinkbarkeit" auf ihre "durchsichtige, wasserartige Färbung" zu reduzieren. Viel Spaß mit dem Glas konzentrierter Salzsäure...
Das ist der Wandel des Zeitgeistes: heute darf jeder jeden irgendwo aufgeschnappten Schwachsinn ungestraft nachplappern oder sogar in Geld umsetzen (in Form von sogenanntem "Journalismus", der von ebenso ahnungslosen Herausgebern bezahlt wird, hauptsache, der Kunde hat was geiles zum Lesen). Der Blödsinn wird dadurch nicht wahrer. Ich vertrete die Auffassung: wer auf einem Gebiet kompetent ist, darf den Ton angeben. Wer nicht kompetent ist, darf es nicht und muss sich zuerst einmal auf diesem Gebiet bilden. Solange man so im Rundfunk gearbeitet hat, klang es so gut, wie zum jeweiligen Stand der Technik möglich (das war Sache der Techniker und einst Sache der "Post") und hatte es inhaltlich Substanz (das war Sache der Journalisten, Redakteure, Künstler, Kulturschaffenden). Seitdem alles von fachfremden Geldzählern, Verwaltern, "Strategen", "Volljuristen", Politikern und Hurrameldungs-Süchtigen befehligt wird, liegt das System vollumfänglich am Boden. Das betrifft nicht nur den Rundfunk, die gesamte Gesellschaft leidet darunter, dass die, die Ahnung haben, nicht mehr entscheiden dürfen und von denen, die keine Ahnung haben und eigentlich besser schweigen und nicht handeln sollten, um Schaden von der Gesellschaft abzuhalten, befehligt und gedemütigt werden. Ich kenne ähnliches aus der Industrie: die Besten wurden so lange gedemütigt, bis sie von alleine das Handtuch warfen und gingen.
Die im verlinkten Artikel aufgeführten Argumente der Privatfunker sind wirtschaftlich nachvollziehbar. Warum sollten sie in ein System investieren, das kaum Nutzer hat, wenn sie ihre marktbeherrschende Stellung mit dem vorherigen und bestens etablierten System (UKW) behalten und durch zusätzlich DAB nicht weiter ausbauen können? Diese Tatsache sagt aber auch: die ganz normalen Menschen können mehrheitlich keinen Mehrwert in DAB erkennen, sonst hätten sie DAB längst intensiv genutzt. Auch das ist Fakt. Das Programmangebot von DAB lockt fast niemanden zum Kauf eines entsprechenden Empfängers. Zumindest niemanden, der die Programme nutzt, die zu etwa 85% genutzt werden: den regional auf UKW etablierten Popdudel. Wer damit zufrieden ist, kann sich mit DAB nur verschlechtern - qualitativ und quantitativ. Das muss man freilich mit etwas "Szenekenntnis" zwischen den Zeilen lesen.
Gäbe es nur UKW und DAB+ zur Rundfunkversorgung, wäre die Verweigerungshaltung vieler Privatdudler absolut korrekt. Es gibt aber auch noch IP und die dortige Konkurrenz. Und IP wächst und wird alles vereinnahmen, solange nichts einschneidendes in der Gesellschaft geschieht. Die mobile IP-Nutzung wächst übrigens nicht, weil man damit die regional bekannten Dudler empfangen kann, sondern weil man damit "alles" machen kann, von Videos mit Freunden tauschen über schnell mal im Stadtpark einen Film abrufen bis zu "auf dem Campingplatz schnell mal was online shoppen" oder "im Winterurlaub die Heizung daheim kontrollieren". Ganz nebenbei kann man damit halt auch Audio aus zehntausenden Quellen nutzen - und das wird den Dudlern ans Fell gehen. Dudler, die sich darauf einstellen und DAB links liegenlassen, handeln solange korrekt, wie keine UKW-Zwangsabschaltung verfügt wird. Und die ist bislang nicht verfügt worden, zumindest nicht terrestrisch.
Die zitierten alten UKW-Probleme ("Im Süden gibt’s noch immer kein zweites Programm und im Norden, wo wir eins haben, ist der UKW-Sender Langenberg der Sündenbock, weil er so unregelmäßig arbeitet, außerdem fehlen Oldenburg und Detmold noch immer.") datieren auf 1950. Der erste UKW-Sender wurde in Deutshcland am 28.2.1949 eingeschaltet. Ein Jahr später zu meckern - dazu kurz nach dem Krieg, wo man ganz andere Sorgen im Land hatte, wäre so, als hätte man sich 1993 darüber beklagt, dass nicht an jedem Ort in Deutschland 4 DAB-Muxe mit in Summe ca. 35 Programmen in tatsächlich "CD-naher" Qualität auf Sendung gewesen wären nebst zugehöriger Empfänger zum Taschengeld-Preis in jedem Laden.
DAB siecht real seit Mitte der 1990er Jahre vor sich hin, mit Milliarden subventioniert, politisch subventioniert, regional auch mit mehrfacher Verfügung, UKW abzuschalten (und immer kurz vor dem Termin zur Wahrung der Rest-Glaubwürdigkeit leises Einziehen des entsprechenden Gesetzes, weil die Realität dann doch nicht komplett zu leugnen war).
Und der ganze verlinkte Artikel geht stillschweigend davon aus, dass die Umstellung AM -> UKW mit der UKW -> DAB vergleichbar wäre. Ist sie aber nicht. Die Gründe kennst Du. Du willst sie aber immer wieder leugnen. Es gibt den qualitativen Schub nicht, den UKW brachte. Es gibt mehrheitlich kein Bedürfnis an weiteren nicht individuellen Programmen. Die Freaks kaufen DAB und freuen sich dann über Bob oder Schlagerparadies oder den aussetzerfreien Empfang der D-Radios, die Mehrheit braucht das alles nicht, die hat ihren Lokaldudel mit den schönsten 80ern und dem größten "Deutschpoeten"-Gewimmer von heute. Bislang wird das offenbar nur wenigen lästig, wie die MA immer wieder zeigt.
Aber vermutlich genügen immer mal wieder zum Test zur Verfügung gestellt bekommene DAB-Plärrdosen, um einem das Hirn zu vernebeln und verklirrten akustischen Sondermüll, der entweder meist auf UKW klanglich besser zu bekommen ist oder durch eine eigene MP3-Sammlung bzw. Streaming weitaus passgenauer realisiert werden kann, toll zu finden. Aber ich muss das ja nicht verstehen müssen.