Wohin geht die Reise für das Medium Radio?

Radio - wenn es von Herzen und mit Leidenschaft gemacht wird - wird es ergehen wie der Vinyl-Schallplatte. Eines Tages kommen die Genießer und die Menschen, die Wert auf Qualität legen, wieder dorthin zurück, ermüdet vom marktschereierischen Getümmel auf den sozialen Netzwerken, frustriert von der Undurchschaubarkeit und Unverlässlichkeit des Netz-Universums, hingegen voller Sehnsucht nach Orientierung und Solidität. Wenn man in den Radioanstalten erkennt und danach handelt, dass dort das Alleinstellungsmerkmal liegt, dann hat man nicht nur eine Überlebenschance sondern durchaus eine vielversprechende Zukunft. Es glänzt und glitzert zwar nicht so wie der Sternenhimmel der Podcasts, Apps und Streaming-Kanäle, aber dafür hat es Hand und Fuß.
Durchaus bin ich der Meinung, dass die ÖR-Rundfunkanstalten (die Privaten sind wurscht) in dieser Hinsicht auch zu ihrem Glück gezwungen werden müssen, denn freiwillig verlassen ihre Protagonisten den glitzernden Sternenhimmel nicht. Und diesen Zwang kann nur die Politik ausüben, indem sie den Grundversorgungsauftrag neu - und sehr eng - definiert und mit dem Hebel "Gebührenschraube" dafür sorgt, dass sich die Sender endlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Technisch hatte man die besten Vorraussetzungen.
Eben. Terrestrisches Radio hat in Katastrophenfällen wie diesen eindeutig die Nase vorn, einfach, weil es um ein Vielfaches robuster ist. Aber insoweit reiht sich das ja gut ein. Man hat jede Menge Möglichkeiten, man müsste sie einfach nur nutzen.
Radio - wenn es von Herzen und mit Leidenschaft gemacht wird - wird es ergehen wie der Vinyl-Schallplatte. Eines Tages kommen die Genießer und die Menschen, die Wert auf Qualität legen, wieder dorthin zurück, ermüdet vom marktschereierischen Getümmel auf den sozialen Netzwerken, frustriert von der Undurchschaubarkeit und Unverlässlichkeit des Netz-Universums, hingegen voller Sehnsucht nach Orientierung und Solidität. Wenn man in den Radioanstalten erkennt und danach handelt, dass dort das Alleinstellungsmerkmal liegt, dann hat man nicht nur eine Überlebenschance sondern durchaus eine vielversprechende Zukunft.
Genauso sehe ich das auch. Der Weg wird vielleicht in die Nische führen, viele Sender werden ihn nicht mitgehen (können) und viele bisherige Nebenbeihörer werden sich endgültig in die Welt des nonlinearen Hörens verabschieden und dort vielleicht noch insofern mit dem Radio zu tun haben, als sie bisweilen Podcasts hören, die ursprünglich mal als Radiosendung konzipiert waren. Was aber übrig bleiben wird, ist eben dieses bewusste Radio, auf Macher-, wie auf Hörerseite. Und wenn wir es dahin brächten, bin ich geneigt, die auf diesem Weg stehenden Senderschließungen und Hörerverluste, so zynisch es vielleicht klingen mag, als eine Art Gesundschrumpfen des Mediums insgesamt zu bezeichnen.
Ich habe dazu so viel zu sagen und möchte an so vielen Stellen zustimmen! Muss mir dafür aber Zeit nehmen.
Kein Problem, ich hab Euch ja schon ziemlich bombardiert. :) Nimm Dir die Zeit, die Du zum Antworten brauchst und dann bin ich gespannt auf Deine Kommentare.
 
Das Absetzen von den Besten Sendungen, die der Sender hatte und der allgemeine Verlust von Substanz, Musikalischer Vielfalt, Journalistischer excellence sowie der Moderationsstiel, der immer weiter in die Richtung Jahrmarktsschreier geht.
(...)

Jaaa! So sehe ich das auch. Bei dem Gedanken, dass der ÖR jetzt einen Streaming Plattform machen will, (...). Ich meine, dass kann doch einfach nix werden!

Erinnert mich an das hier:Tonfilm.jpg

Quelle: https://www.studiobabelsberg.com/fi...ige/090512_SB_GB_2008_Download_LANG_FINAL.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
@TORZ.
Danke für deinen langen beherzten Beitrag! Ich finde da so vieles so gut, was du sagst! Und ganz besonders zum Stickwort Lagerfwuereffekt, habe ich sehr viel zu sagen. Da ich aber in letzter Zeit immer wieder schon so viel dazu geschrieben habe,( und mich gerade deshalb etwas schreibmüde fühle) habe ich mich dazu entschieden hier einfach mal mein Schreiben an den Hessischen Rundfunkrat einzufügen. Da habe ich unter anderem den Lagerfeuereffekt meiner abgesetzten Lieblingssendung ausführlich beschrieben. Hier kommts:

Sehr geehrte Frau Weinmann-Mang,
sehr geehrte Frau Sigrid Isser,
sehr geehrter Herr Enis Gülegen,
sehr geehrte Frau Hildegard Klär,
sehr geehrte Frau Khola Hübsch,

ich wende mich heute als ehemals treue, nun aber besorgte Hr1 Hörerin an Sie, den Beschwerdeausschuss des Hessischen Rundfunkrates.
Ich bin jetzt 36 Jahre alt und der Kultursender Hr1 begleitet mich schon mein ganzes Leben. Hat mich von klein auf mit seinem klugen Programm geprägt, bewegt, begeistert, informiert, unterhalten, zum lachen, weinen und nachdenken gebracht.

Ich erinnere mich zum Beispiel noch genau, wie ich als Kind zur Hr1 Musik auf den Küchendielen im Elternhaus getanzt habe,
ich weiß noch wie meine beste Freundin beim Sender ein Radio gewann, dass wir dann gemeinsam im Kinderzimmer ausprobierten - (unsere erste eigene Musikabspielquelle!)

Und dann sehe ich mich als angehende Teenagerin auf der Anrichte in der Küche sitzen, mit den Beinen baumeln, mit den Ohren am Radio klebend: die damalige Abendsendung hat mich völlig unabhängig vom Trend meiner Altersgruppe erreicht, abgeholt, mein neugieriges Köpfchen in Bewegung gebracht indes meine Nase Musik schnupperte.

Und ganz besonders erinnere ich mich, wie ich nach jugendlichem Desinteresse den Sender und das Radio als geniales und kein bisschen verstaubtes Medium vor gut 10 Jahren noch einmal ganz neu für mich entdeckte.
Es war anfangs nicht die Musikauswahl, die mich die aktive Entscheidung für das erste Programm Hessens treffen ließ. Nein, es war der unaufgeregte und völlig unaufgeblasene Moderationsstil, der mich überzeugte. Die Oldies fand ich damals eher unspannend. Welch großer Irrtum!
Doch den reichen Musikschatz, den die vergangenen Jahrzehnte hervorbrachten, habe ich erst mit der Zeit und durch eine ganz bestimmte Sendung zu schätzen gelernt!
Und dass ich den Sonntagabend statt bei Netflix und Prime in den letzten 10 Jahren viel lieber am guten alten Radio verbrachte, habe ich einem ganz besonderen Moderator und seiner genialen interaktiven Sendung zu verdanken!
Der Songconnection! Welcher ich an dieser Stelle gern etwas Platz einräumen möchte:

Sonntag Abend, 19.04 Uhr. Gerade bin ich gemeinsam mit meinem Hund zur Wohnungstür herein geschlüpft. In meinen Haaren und seinem Fell sitzt noch die frische, feuchte Luft dieses ungewöhnlich kühlen Juliabends.
Ich bin spät dran. Schnell streife ich mir die Schuhe von den Füßen, befreie den Wauz von Leine und Geschirr und flitze eilig ins Wohnzimmer zur weißen Malm Kommode, auf der das silbrig glänzende Vintage Radio trohnt. New Acoustic Dimension, steht in geschwungenen Lettern links oben auf dem schlicht und zugleich elegant designten Weltempfänger aus den 70er Jahren. Flink findet mein Zeigefinger den wichtigsten Knopf am Gerät. Klack.... AN!

Und da ist sie auch schon, die symphatische Stimme von Hr1 Moderator Tommy Stärker, der gerade einen Stau auf der A7 zwischen Fulda und Kassel vermeldet.
Ich freue mich!....nicht über den Stau, der ist mir egal. Nein, ich freue mich auf 5 entspannte Stunden handgemachtes Radio, mit feiner Musikauswahl und kluger Moderation!

Und ich weiß genau, in ganz Hessen und auch darüber hinaus (Stammhörer gibt es auch in der ganzen Bundesrepublik und sogar im Auslad: Österreich, Canada, Chiele, Indien...) hat gerade jetzt eine eingefleischte Gemeinde musikvernarrter Stammhörer vorm Radio Platz genommen, freut sich wie bolle auf den gemeinsamen Musikabend bei Hr1 und kann kaum darauf warten die Studiomailbox, die Facebookseite sowie das Hr1 Telefon mit Musikwünschen zu überhäufen!

Wärend die ersten beschwingten Akkorde vom Carpenters Klassiker "Top of the World" aus dem Radio ertönen, schnappe ich mir mein Tablet, tanze ein wenig im fröhlich schaukelnden Rythmus des Songs mit, drehe eine vergnügte aber äußerst diletantische Pirouette und mache es mir schließlich auf dem Sofa bequem.

Denn Sonntag Abend, das heißt Songconnection Zeit! Und die Songconnection ist keine gewöhnliche Wunschsendung, nein diese beliebte Radiosendung zeichnet sich durch eine kleine reizvolle Besonderheit aus. Aufgabe der Hörer ist es nämlich gemeinsam mit dem Moderator und Erfinder der Sendung eine Wunschkette zu knüpfen, die sich durch den gesamten Abend zieht.

Die Songconnection ist für mich eine Zeit, in der ich besonders qualitative Entspannung finde, abschalten und alles Andere vergessen kann. Gleichzeitig aber sehr viele spannende, an anderer Stelle im Radioprogramm selten gespielte, Musik entdecken kann und selbst mitmischen darf.
Ich liebe gerade die abwechslungsreichemusikalische Gestaltung der Sendung und Tommy Stärkers unerschöpfliches Musikwissen sowie sein Herzblut, das eine ansteckende Wirkung auf mich hat.
Immer wieder lerne ich Songperlen kennen, die ich sonst vielleicht nie entdeckt hätte. Gerade weil ich aus einem wenig an Musik interessierten Haushalt stamme, spielt die SC eine Schlüsselrolle bei der Erweckung meiner persönlichen Musikleidenschaft. Erst durch das spielerische Element dieser Sendung und die einzigartige Weise wie sie moderiert wird, habe ich entdeckt, wie reichhaltig und schön die Musikwelt ist und wie genial auch Musik aus anderen Jahrzehnten ist, wenn man sich im Geiste vom Diktat der Mode löst und wertfrei zuhört.
Über das Medium Radio konnte ich meinen eigenen Musikgeschmack bilden und lerne stets Neues über diese spannende Form der Kunst. Ohne die Songconnection hätte ich so viel wunderbare Musik niemals kennengelernt, weil ich nicht nach etwas gesucht hätte, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es verpasse. Und genau das, davon bin ich überzeugt, könnte eine KI niemals in einem Menschen auslösen! Dafür braucht es schon Man Power!

Beim Zuhören und Mitknobeln in der Sendung wird dem aufmerksamen Zuhörer schnell klar, dass da ein Mann am Mikrofon sitzt, der sich aufrichtig für die Menschen, für die er arbeitet, nämlich seine Hörer, interessiert! Das, gepaart mit seiner unbändigen Begeisterung für besonders schöne Melodien, macht für mich die besondere Magie der Sendung aus.

Denn die Songconnection ist nicht bloß irgendeine Wunschsendung. Nein, sie ist eine große ausgelassene Feier, welche über das Medium Radio und nicht zuletzt durch das Feingefühl und die ansteckende Leidenschaft des Moderators, eine Verbindung zu erschaffen vermag. Sie verknüpft hessische Wohnzimmer miteinander, ist eine wertvolle Radioparty für Musikfüchse und Knobelfreaks, die nicht nur Lieder miteinander verknüpft sondern auch die unterschiedlichsten Menschen in ganz Hessen in Verbindung und in den Austausch bringt (connectet!) sowie ihnen eine außergewöhnliche und interaktive Abendunterhaltung bietet. Viel besser als bloß fernzusehen!

Wer bisher seinen Sonntagabend damit verbracht hat sich über einen mittelmäßigen Tatort zu ärgern, tut mir aufrichtig leid! Denn Die Party hat die ganze Zeit anderswo stattgefunden: Im guten alten Radio, nämlich! Das übrigens ganz schön viel kann, wenn man es denn lässt. Und nicht bloß als übertrieben fröhliche Frühstücksbegleitung und zwischen aufgekratzer Belanglosigkeit und totgenudelter top 40 killermaschine pendelde Staueskorte mißbraucht!

Soweit, liebe Damen und Herren vom Hessischen Rundfunkrat, mein langes, beherztes Plädoyer für diese laut Programmchef Martin Wolke mehrfach für den Grimme- sowie den deutschen Radiopreis vorgeschlagene Ausnahmesendung!
Wollen Sie dieses Kleinod der Radiounterhaltung wirklich unwiederbringlich dem Erdboden gleich machen?

Denn wenn der ÖRR in einer Krise steckt, wenn sich Menschen nicht mehr von ihren Medien ernst genommen und gesehen fühlen, dann ist die Kernkompetenz dieser kleinen Sendung am Sonntagabend vielleicht das richtungsweisende Element, dass Sie in ihren Reformplänen noch ein mal genau unter die Lupe nehmen sollten!
Hier hat es nämlich ein kleines Team von Medienmachern 10 Jahre lang geschafft warmherzig und aufrichtig eine lebendige Gemeinschaft zu pflegen und jedem einzelnen Mitglied das Gefühl zu vermitteln gesehen zu werden und wertvoll zu sein. Ist es nicht genau das, was dem ÖRR an manch anderer Stelle fehlt? Identifikation und Herzblut seitens der Konsumenten.
Gerade die interaktiven Qualitäten der Show und der Dialog mit den Menschen für die sie arbeiten - und das direkt in der Sendung- halte ich für wertvolle Bausteine die sie nicht einfach einstutzen sondern stärken sollten.
Dafür dürften sie ihren Talenten natürlich nicht den Boden unter den Füßen wegsägen! Die Songconnection hat nicht bloß Programm gemacht, sondern eine Gemeinschaft geformt, Menschen näher zueinander gebracht, zur Kreativität angeregt, Menschen das Gefühl gegeben ein Teil von etwas zu sein, sie beflügelt und in meinem persönlichen Fall sogar eine sehr große Portion Bildung in Sachen Musik in mein Leben gebracht.

Und deshalb glaube ich: der Hessische Rundfunk braucht nicht weniger Songconnection, nein, er braucht mehr davon!
Schauen sie sich doch bitte das Erfolgsrezept dieser feinen Sonntagssendug noch einmal genau an!
Denn ich bin davon überzeugt, würden sie es schaffen ihre Konsumenten mit einzubinden, abzuholen, mitreden zu lassen, würden sie den Menschen, die den Hr hören und sehen eine Stimme geben, gut moderiert natürlich, vielleicht könnten dann sie, lieber ÖRR, der Klebstoff sein, den diese auseinanderbrechende Gesellschaft so dringend braucht um sie wieder näher zueinander zu führen!

Und wer, wenn nicht sie, die öffentlich-rechtlichen, könnten und sollten! die Menschen dazu anregen ihr Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft und für gelebte Demokratie zu fördern und zu wecken! Also BITTE, lassen sie ihre Konsumenten Teil einer Sache sein, statt sie wie Schafe zu behandeln, die die Suppe, die man ihnen vorsetzt schon auslöffeln werden, obwohl plötzlich die Hälfte der Zutaten fehlt!

Hierzu möchte ich Nina Pater mit ihren Worten aus der letzten öffentlichen Rundfunkratssitzung vom 22.09.2023 zitieren:

"Am besten ist es für uns bei den Menschen zu sein, als über die Menschen zu reden."

Danke liebe Frau Pater für diesen schönen Gedanken, bei dem ich laut Jaa! Rufen möchte! Da verstehe ich dann natürlich erst recht nicht, warum man eine Sendung, die dieses bei den Menschen sein par excellence gelungen ist, mir nichts dir nichts streicht! Bleiben sie doch bitte noch ein wenig länger hier bei uns! Mit der Songconnection! Denn die sollte ganz unbedingt wieder einen Platz bei ihnen im Hr finden!

Und nun zu der aktuellen Entwicklung bei Hr1. Da brennt mir nämlich noch weitaus mehr unter den Nägeln als nur das Kürzen einer geliebten und geschätzten Sendung!

Leider ist mir in den letzten Jahren beim Hören meines ehemaligen Lieblingssenders immer deutlicher aufgefallen, wie diese Art von ehrlichem, handgemachtem Radio mit viel Liebe zum Detail, warmherziger Nähe zum Hörer, Begeisterung für edlen Sound sowie jede Menge musikalischem Fach- und Hintergrundwissen, die mich einst so für Hr1 begeisterte, immer weiter verloren zu gehen scheint.
Ein schleichender, häppchenweise voranschreitender (und deshalb so schwer greifbarer) Prozess RichtungOberflächlichkeit, hat in den vergangenen Jahren bereits viel Feines und Qualitatives aus dem Programm meines ehemaligen Lieblingssenders gekegelt.

Als ich vor rund 10 Jahren angeschubst und angefixt durch die Entdeckung der Songconnection begonnen habe ganz bewusst Hr1 zu hören, habe ich, ich erwähnte es bereits, ganz besonders die Stimmen des Senders bewundert und geschätzt. Moderatoren und Nachichtensprecher, die es schaffen sachlich, gelassen, informativ und doch witzig, warm enthusiastisch und nah über Ernstes, Wichtiges, Aktuelles, Trauriges, Bestürzendes, Schönes, Leichtes, Entspanntes und Einfaches zu sprechen.
Was mich aber am aller meisten an diesen Stimmen beeindruckt und begeistert hat, war und ist (sofern diese Menschen nicht still und leise aus dem Sender verschwunden sind) diese Integrität mit der Interview Partner behandelt wurden und werden.
Die meisten meiner Lieblingsmoderatoren kamen ganz ohne aufgeblasenes Ego, Wichtigtuerei und das Kleinreden vermeintlich Schwächerer aus. Und genau das empfinde ich als unsagbar wertvoll und bereichernd! Und ich denke eben dieser Wesenszug sollte eine Art Grundmaxime für eine im Grundgesetz verankerte Säule unserer Demokratie, den ÖRR, sein und bleiben!

Leider sehe ich all diese beschriebenen Wesenszüge meines geschätzten Senders nun in Gefahr! Oberflächlichkeit, Belanglosigkeit, und musikalischer Einheitsbrei scheinen auf dem Vormarsch. Und nun wurden im Zuge des Spardrucks auch die letzten richtig guten Inseln im ansonsten wirklich langweilig gewordenen Programm, vom Sender genommen. Ich erkenne mein Hr1 kaum wieder und verstehe den Weg, der für den Sender eingeschlagen wurde beim besten Willen nicht. Auch sehe ich keine markanten Unterschiede zum, mir zugegebenermaßen nur in Bruchteilen bekannten, hr3 mehr.

Mir macht diese Entwicklung ernsthaft Angst und Sorgen! Nichts ist magischer als ehrliches, handgemachtes live Radio mit Köpfchen! Wollen Sie diese Qualitäten wirklich sang- und klanglos in der Mülltonne versenken? Bedenken Sie bitte! Radio ist deshalb so genial, weil es in der Lage ist die Menschen in nahezu jeder Lebenslage life und nah zu erreichen, zu begleiteten, zu bewegen und ja zu beeinflussen. Deshalb sein und bleiben sie bitte gut! Denn das sollte es uns als Gesellschaft wert sein! Und auch wenn ich verstehe, dass sie versuchen Hörer zu gewinnen, erschließt sich mir ihr Konzept, mit dem sie das angehen aktuell schlicht nicht.
Schon allein die neuerdings auch immer flacher werdende Facebook Präsenz des Senders stößt mich vor den Kopf.

Diese pseudointeressierten auf Traffic und Klicks ausgerichteten Posts, wie :"Mein Butterbrot esse ich am liebsten mit....." ; "Pfannkuchen esse ich am liebsten mit..."; "Mein Lieblings -Pilzgericht ist...."; "Unsere Frage am heutigen Tag des Cheeseburgers: Mit oder ohne Zwiebeln?"....

Ich bekomme bei dieser Herangehensweise, die in ihrer Einfacheit und Durchschaubarkeit in letzter Zeit wirklich noch mal einen Zahn zugelegt hat, dieses Gefühl, welches mich auch immer beim Gucken von Werbeblöcken im Privatfernsehen beschleicht: nämlich, dass ich für den Akteur auf der anderen Seite nichts weiter als ein Lemming bin, den man versucht in eine bestimmte Richtung zu treiben. Geheucheltes Interesse an meinen Essgewohnheiten, was letztendlich nur der Generierung einer möglichst hohen Zahl dient, stößt mich ab. Und mir ist wirklich schleierhaft wie das verloren gegangene Vertrauen in den ÖRR wett machen wollen, indem sie sich den Techniken von schwarzen Magiern.....äh Entschuldigung, ich meinte Wirtschaftspsychologen bedienen!
Da habe ich Hr1 zuvor, nicht nur in der Songconnection, sondern bei jeglichem Kontakt mit Moderatoren oder Redakteuren völlig anders, nämlich aufrichtig, menschlich nah, interessiert und klug wahrgenommen.
Deshalb frage ich mich doch sehr, woher dieser plötzliche Sinneswandel kommt und welches Ziel, bzw. welche Zielgruppe man mit dieser herabgesetzten Niveauschwelle erreichen möchte?
Und ich will hier echt nicht elitär wirken. Das wäre tatsächlich reiner Selbstbetrug! Und ich fände Formate, die es schaffen verschiedene Gesellschaftliche Blasen gleichzeitig zu bedienen, vielleicht sogar unterschiedliche Menschengruppen einander näher zu bringen und Verständnis für einander zu erschaffen sooo, soo gut und wichtig! Aber da sollte man doch lieber Ben Streubel über die Schulter schauen, der das mit seinem klug-komischen Moderationsstil in meinen Augen mit einer Leichtfüßigkeit schafft, die seines Gleichen sucht. Statt sich an der billigen Trickkiste der privaten Anbieter zu bedienen.

Warum macht man aus Hr1 einen langweiligen RadioKlon, statt sich auf die Kompetenzen, die Hr1 einst aus- und einzigartig machten zu besinnen? Zudem verprellen sie mit diesem Kurs die treue Stammhörerschaft des Senders. Ich kenne bereits viele Menschen, die Hr1 gänzlich den Rücken gekehrt haben und bei mir kommt nun langsam auch ein Punkt, an dem ich mich ernsthaft nach einer neuen Radioheimat umsehe. Denn auch ich und meine Ohren sind nur begrenzt leidensfähig.

Außer dem, in Teilen, immer noch verdammt guten Mittwochabend mit Tommy Stärker und der ein oder anderen Lieblingsstimme, die jetzt aber viel zu oft die sich ständig wiederholenden und flacher werdenden Inhalte anmoderieren muss, gibt es für mich tatsächlich nichts Spannendes onder Reizvolles mehr im Programm.
Mir fällt es unheimlich schwer, Hr1 loszulassen, gerade weil es von jeher meine akustische Heimat war. Aber inzwischen macht die KI von Spotify, es tut mir als Vollblut-Radiofan richtig weh, das zu sagen, einen deutlich besseren Job. Und das kann doch wohl wirklich nicht Sinn der Sache sein!? Ich will das nicht hinnehmen. Ich bin von der Idee, mit der der ÖRR einst gegründet wurde, überzeugt und genau deshalb wende ich mich heute an Sie!

Gerade jetzt, wo die Gesellschaft in alle möglichen, höchst bedenklichen Richtungen auseinander zu bröseln droht und sich auch in der Welt allerhand bedrohliche Entwicklungen zuspitzen, lässt der ÖRR einen einst so klugen Sender zu einem kantenlosen Waschlappen verkommen? Ich verstehe es nicht! Und ich glaube es ist der aller schlechteste Zeitpunkt für diese Entwicklung!

So wie es jetzt ist, mag ich nämlich inzwischen wirklich nur noch den Hr1 Mittwochabend.

Dies war (und in Teilen ist er es zum Glück auch noch, doch ich beginne mich bei all dem, was sich zuletzt im Sender verändert hat zu fragen wie lange das so bleiben wird) mein letzter liebster Ort im Hr1 um ganz wunderbare neue Künstler und Alben zu entdecken und mich von der einzigartigen Magie tiefgehender, Seelnvoller Musik, die dem Terminus Kunst würdig ist, mitreißenzu lassen. Wo werde ich in Zukunft über die Musik von Marlon Williams, The Tesky Brothers, Heather Nova, Frazy Ford, Danny Vera, Ben Howard, Christine and the Queens, Calexico, Goldkimono, .....informiert werden? Und wollen sie diesen weniger bekannten oder kommerziell weniger erfolgreichen Künstlern, im immer schwieriger werden Musikbusiness wirklich noch eine Weitere Plattform unter den Füßen wegreißen? Musik ist für mich eine wertvolle Kunstform, die kuratiert gehört. Und wer oder was könnte für diesen Auftrag prädestinierter sein, als eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die für einen klar definierten Auftrag (Bildung und Kulturförderung) öffentliche Gelder bezieht?

Abschließend möchte ich noch einmal sinngemäß Harald Freiling mit seinen Worten aus der letzten Ratssitzung zitieren: Wir bemühen uns, dass ein ständiger Dialog mit dem Publikum stattfindet (ich habe leider nicht den exakten Wortlaut mitschreiben können). Diese Einstellung empfinde ich als sehr wichtig! Danke, lieber Herr Freiling, dass sie das sagen! Das ist mir ungemein sympathisch! Und nach all dem Ärger um Hr1 auch sehr tröstlich, dass Sie das so sehen. Denn nach der aktuellen Entwicklung rund um die Songconnection, glaubte ich, dass die Menschen, die für diese Entwicklung verantwortlich sind entweder wahnsinnig unsympathisch oder wahnsinnig ignorant sein müssen. Nun, habe ich den Eindruck gewonnen, dass ich zu voreilig geurteilt habe. Doch um so mehr interessiert mich, weshalb es dann diese Entwicklung gibt? Sie müssen sparen. Das habe ich verstanden. Aber ich kenne z.B. Filmproduktionen, die es trotz kleinem Budget schaffen klug zu sein. Also muss Armut ja nicht mit Niveauverlust einher gehen, oder?

Und ich muss doch noch einmal anmerken, ich sehe bei Hr1 im Zuge der aktuellen Programmveränderungen bezüglich der Dialogbereitschaft eher das Gegenteil.
Wärend ich den Sender früher als sehr Dialogbereit und Hörerfreundlich erlebt habe, zeigt sich mir seit neustem ein völlig anderes Gesicht. Kritische Hörerstimmen, die auf die vom Sender nicht kommunizierte Absetzung der Sendung, in hr1 Facebookposts hinweisen und für eine Petition zum Erhalt der Sendung warben, wurden nach kurzer Zeit mit Sanktionen! bedroht. Man kündigte an, dass jeder weitere Post zum Thema Songconnection gelöscht und nach einem weiteren Verstoß gegen dieses Gebot eine Sperrung des betreffenden Nutzers für 30 Tage in Kraft trete. Das kommt in meinem Verständnis einer Zensur gleich und ist einem öffentlich-rechtlichen Sender absolut unwürdig. Denn wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender sein Programm signifikant verschlechtert, möchte ich als Konsument in einem demokratischen Land die Möglichkeit haben das öffentlichkeitswirksam zu kritisieren!

Es grüßt Sie eine besorgte, verärgerte aber auch hoffnungsvolle Konsumentin, die gerne mit Ihnen in einen Dialog treten möchte, weil ihr das, was gerade verloren zu gehen scheint, sehr am Herzen liegt!

Mit freundlichen Grüßen,

Frau SoundSo 😉


Das ist durchaus eine echt tolle Idee. Einen Verein zu gründen, ist auch gar nicht mal so umfassend. Nur inwieweit realisierbar und anerkannt ist die Frage.
Also, falls es noch Andere hier gibt, die da mit machen wollen würden: warum legt man nicht einfach los. Und guckt dann einfach wohin die Reise geht? Mehr als schiefgehen, kann es ja nicht. Was wir zu verlieren haben, ist längst verloren. Und meine Güte, was könnten wir gewinnen, wenn wir uns zusammen tun!!! Vielleicht wollen ja noch ein paar ex- Radiomacher im Ruhestand sich engagieren, die was von Pressearbeit und der gleichen verstehen? Ich hab mal überhaupt keinen Plan wie sowas funktioniert. Hab nur verrückte Ideen, die dann Andere für mich Umsetzen sollen. 🙃🙈
Aber irgendwas muss hier ja mal passieren. So geht das ja nicht weiter. Und alle die an das Medium Radio glauben, sollten sich zu einer Bewegung zusammen schließen und was gutes auf die Beine stellen! Das könnte dann gleichzeitig noch eine Bewegung gegen gesellschaftliche Kälte werden. Dann nennen wir uns "Radio Ochid Club" oder vielleicht auch "Dumbledors Army- Station" 😉
Oder die " das Radio schlägt zurück Vereinigung"
Radio, so wie ich es mir Vorstelle, sollte unbedingt verbindend sein! Ich wäre dabei!
Wer noch?

Dann wollte ich noch Fragen: mögt ihr mir erzählen an welchen Stelle ihr das Radio noch so richtig gut findet? Wo sind die letzten richtig wunderbaren Inseln im sonst lahm gewordenen Programm für euch?

So das war wohl genug Text für heute! Gruß an Alle Radioentusiasten!
 
@FrauSoundSo
Ein wunderbares Plädoyer!
Wahrscheinlich mit einem Null-Acht-Fuffzehn Formbrief aus dem Sekreatariat abgespeist, oder? Möchtest Du die Antwort des Senders - falls er überhaupt eine abgegeben hat - hier ebenfalls einstellen?
 
Wahrscheinlich mit einem Null-Acht-Fuffzehn Formbrief aus dem Sekreatariat abgespeist, oder?
Nee, die Antwort wird ausführlichst erklären, warum es richtig und zukunftsweisend war, genau diese Sendung einzustellen. Und dafür um Verständnis bitten, denn es müssten auch mal die beachtet werden, die die Sendung nicht gehört haben.

PS: Wird sich jemand wegen einem eingestellten Podcast jemals eine solche Mühe machen? Dieser Brief macht deutlich, was Radio für uns als Hörer bedeutet bzw. hat.
 
@FrauSoundSo:
Meinen aufrichtigen Dank für das Einstellen Deines Briefs. Dieser passt, obwohl er nicht speziell darauf verfasst wurde, nach meinem Empfinden perfekt zu dem, das ich in meinem Posting beschrieben habe. Und generell ist es immer wieder schön zu sehen, was für lange, ausführliche und wohlüberlegte Texte manche Menschen zu schreiben imstande sind, wenn es um etwas geht, für das sie einstehen. In einer Zeit, in der viele das Besudeln von Gemälden oder das Festkleben an Straßen als legitimen Teil der Protestkultur ansehen, ist es sehr beruhigend zu sehen, dass es immer noch Leute gibt, die ihrem Ärger auf eine sinnvolle und zielgerichtete Weise Luft machen.
Vielleicht wirst Du auch über meine Forderung gestolpert sein, besondere Sendungen doch einfach Senderübergreifend auszustrahlen. Hierbei hatte ich tatsächlich an genau solche Sendungen wie die SC gedacht. Gerade weil doch auch so schon so viele Hörer von weit außerhalb Hessens zuhörten, hätte man sie doch wunderbar auf anderen ARD-Wellen übernehmen können. Klar, SWR1 hat den durchaus gut gemeinten Versuch unternommen, die Sendung nicht ganz verschwinden zu lassen und das Ansinnen dahinter finde ich wirklich sympathisch, zeigt es doch, dass in Stuttgart die Hessischen Hörer nicht ganz so egal sind, wie man anfangs vielleicht hätte meinen können, aber es ist definitiv nicht dasselbe und eine in Deutschland einzigartige Sendung ging über den Jordan. Ich selbst habe die SC zugegebenermaßen selten gehört, aber ich kannte genug Leute, die es mehr oder weniger Regelmäßig taten. Und viele Andere hatten, da sie die Sendung nicht regelmäßig hörten, noch gar nichts von ihrer Einstellung mitbekommen, wahren aber einigermaßen entsetzt, als ich ihnen davon erzählte.
Das ist auch so ein Punkt: Von einer Freundin, die beim hr für die Beantwortung von Hörermails zuständig ist, erfuhr ich, dass es zur Einstellung der SC gerade einmal gut 30 Mails gab, was im hr als Beweis dafür gewertet wird, dass die Sendung tatsächlich kaum gehört worden sei. Doch wie viele Hörer werden einfach resigniert haben, wie viele haben es vielleicht erst viel später gemerkt, weil sie nicht regelmäßig, aber doch ab und an ganz gerne zugehört haben? An den Sender zu schreiben bedeutet, sich Zeit zu nehmen, ein knappes Gut.
Ich muss ja ganz ehrlich sagen, dass ich es ab einem gewissen Punkt leicht übertrieben fand, was hier im Forum die SC betreffend so ab ging. "Ja, wir haben es jetzt verstanden, Euch fehlt diese Sendung. Und ich kann das auch nachfühlen, keine Frage, aber jetzt ist dann doch auch mal wieder gut. Wir sprechen hier immerhin von gerade einmal fünf Stunden in der Woche". Es entstand der Eindruck, es mit Hardcore-Fans, ja, geradezu mit Fanatikern zu tun zu haben, die sich da in etwas massiv hineinsteigern. Aber nein, da habe ich zumindest Dir ganz offenkundig Unrecht getan, wenn es scheint Dir um mehr als nur um diese eine Sendung zu gehen. Und für die Abschaffung von Sendungen, die die Stärken des Radios so ausnutzen, ist das in der Tat ein Paradebeispiel.
Wahrscheinlich mit einem Null-Acht-Fuffzehn Formbrief aus dem Sekreatariat abgespeist, oder?
Nun, sie schrieb ja, dass ihr Brief an den Intendanten weitergeleitet worden sei, der ihn dann ja auch beantwortet habe,
Zwar nicht gerade erfreulich. Aber immerhin musste er Stellung beziehen.
Aber da sieht man es doch. Dass das Schreiben an die Intendanz weitergegeben wurde, ist zwar der richtige Weg und leider keine Selbstverständlichkeit, aber was nützt das, wenn der Intendant seinerseits offenbar auch bloß die getroffenen Entscheidungen verteidigt? Sicher, es ist legitim, dass er das tut, denn er wird gewiss nicht aus bösem Willen heraus entschieden haben, jetzt genau diese eine Sendung streichen zu lassen, sondern wahrscheinlich eine Überlegung gehabt haben, wie ich sie ja schon skiziert habe und daraufhin beschlossen haben, ganz generell die Mittel für die Sendungen in den hörerschwachen Zeiten am Abend und am Wochenende zu kürzen und das Geld umzuschichten.. Aber ich glaube, da trifft das von @OnkelOtto beschriebene zu, dass Radio für viele der übergeordneten Entscheidungsträger nur so nebenher mitläuft. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang auch an einen Artikel aus der FAZ im Vorfeld der letzten Intendantenwahl:
Bei mir schrillten, als ich das las, sofort die Alarmglocken, denn diese Dame hatte ganz offenbar die sechs Hörfunkwellen des hr überhaupt nicht auf dem Schirm, jedenfalls erwähnte sie sie in diesem Interview mit keiner Silbe. Ich war damals froh, dass sie es nicht wurde, doch bedeutend besser scheint es auch unter Herrn Hager nicht um das Radio bestellt zu sein.
Und da ist die Schwierigkeit, die ich im Zusammenhang mit einem solchen Verein sehe. Was sollte der Tun? Wie dringt man zum Intendanten vor, wohl gemerkt ohne irgendwelche Sinnlosaktionen, die mit dem eigentlichen Anliegen überhaupt nichts zu tun haben? Wie mobilisiert man eine breite Masse für sich? Wie schafft man eine positive Aufmerksamkeit in der Gesellschaft, um nicht unnötig Leute gegen sich aufzubringen, sondern im Gegenteil eine relevante Anzahl von Menschen dazu zu bringen, sich mit einem solchen Verein und seinen Anliegen zu beschäftigen und zu solidarisieren? Wenn das schon bei vielen Themen, die wohl deutlich mehr Menschen bewegen, nicht anständig funktioniert, wie sollte es gerade uns gelingen? Versteh mich nicht falsch, ich wäre jederzeit dabei, wenn ich etwas zur Rettung dieses großartigen Mediums beitragen könnte und die Idee eines Vereins, der sich das zum Ziel setzt, hat etwas sehr sympathisches, idealistisches und im besten Sinne verrücktes an sich, aber mir fehlt aktuell leider jede Vorstellung, was ein solcher Verein dann ausrichten imstande wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
@TORZ. Dieser Ausschuss ist wohl ausschließlich für den Intendanten zuständig, daher ging es gar nicht anders, als ihm das weiterzuleiten.

 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, das hatte ich nicht auf dem Schirm. Nun heißt es ja hier:
"Ist der Beschwerdeführer mit der Sicht des Intendanten nicht einverstanden, kann er sich bei sendungsbezogenen Beschwerden an den jeweils zuständigen Ausschuss (Hörfunk, Fernsehen oder Telemedien) wenden, der sich mit der Angelegenheit befasst. Mit allen anderen Beschwerden befasst sich der Beschwerdeausschuss. Der entsprechende Ausschuss trifft dann nach ausführlicher Beratung im Namen des Rundfunkrats eine Entscheidung."
Hast Du, @FrauSoundSo, Dich denn anschließend an den Hörfunkausschuss gewendet?
Dort ist auch der von Dir zitierte Harald Freiling vertreten.
 
@FrauSoundSo:

Ich bin beeindruckt über Ihre immer noch vorhandene Leidenschaft für das Medium Radio, und ich muss zugeben, als der Thread gestartet wurde, nahm ich an, dass das nur einer der unzähligen Threads zum Thema "Niedergang des Radios" werden würde - ich habe mich zum Glück getäuscht.

Ich für mich muss allerdings gestehen, ich bin sehr pessimistisch, was die weitere Entwicklung des Mediums Radio betrifft, einfach aus der Historie heraus. Der Niedergang begann schon in den 90er Jahren, und nichts und niemand (schon gar nicht das Radioszene-Forum) kann ihn aufhalten. Daher mein Ratschlag: Weichen Sie auf Web-Radios aus, dort wird noch mit viel Liebe und Sachverstand und vor allem ohne Blick auf Quoten Radio gemacht. Natürlich leben viele der Web-Radios auch nicht ewig, aber im Gegensatz zu UKW und DAB+ findet nicht nur ein Gehen statt, sondern auch ein Kommen.
 
Das Kernproblem liegt darin, dass die Verantwortlichen in den ÖR-Anstalten nicht mehr an die Kraft und Magie ihres Kernprodukts lineares Radio glauben. Das ist eine selbsterfüllende Prophezeihung, weil sie selbst durch jahrelange Ausdünnung, Verflachung und Infantilisierung seine Schwäche erst herbeigeführt haben. Und nun stehen sie an dem Punkt, an dem sie den Glauben an sich selbst verloren haben und deshalb Ausschau danach halten, wo denn der Erfolg und Hörerzuspruch hingewandert sind - und das ist im Netz.

Man macht es sich zu leicht, wenn man die für Radioleute unerfreulichen Entwicklungen nur auf die zugegebenermaßen desaströse Programmverflachung sowie die Verprellung wichtiger Hörergruppen durch sinnwidrige Umformatierungen und Vereinheitlichungstendenzen (der selbe Musik-Mix auf zig Wellen) schiebt - die Verantwortlichen haben über ihren Sparexzessen schlicht die Zukunft verschlafen, während journalistisch-werthaltige aber reichweitenschwache öffentlich-rechtliche Formate erfolgreich als Podcaster durchstarten..

Medienunternehmen ohne staatliche Subvention oder künstliche Marktabschottung werden schon in wenigen Jahren vom UKW-basierten Radio - so "kosteneffizient" es auch immer sein mag - nicht mehr leben oder defizitäre Sparten mit Radioeinnahmen querfinanzieren können. Der Markt befindet sich gerade in einem gewaltigen Umbruch, und die Amerikaner haben uns vorgemacht wie man sich den Herausforderungen stellen kann.

Um mit Webplattformen mithalten zu können ist das kommerzielle (!) Radioangebot hierzulande viel zu unattraktiv, das ist jedem Insider schon lange klar. Deutsches Kommerzradio war bisher auf die Ultrakurzwelle zugeschnitten und so designt, dass Hörer in bestimmten, häufig wiederkehrenden Situationen zwangsläufig aufs Radio zurückgreifen müssen weil alternative Technologien ohne unangemessenen Aufwand oder überbordende Kosten nicht verfügbar waren - etwa im Auto oder am Arbeitsplatz. Also überall dort wo man über die hinlänglich bekannten Mängel und Schwächen (immer derselbe musikalische Drehwurm, Hitpromotion, marktschreierische Präsentation, Inhaltsleere wegen vorgeblicher Vermeidung von "Abschaltreflexen" etc.) hinwegsehen musste.

Nun findet im Netz jeder seine Spielwiese und kann auf Reisen, im Auto, auf der Arbeit (Smartphone, WLAN-Radio) und zuhause nach Belieben seinen Neigungen nachgehen. Da schlecht gemachtes, musikalisch unspezifisches Radio keine Loyalitäten oder Fanbases hervorbrachte kehren die Hörer den "Dudelsendern" nun in Massen den Rücken. Da können die Macher der MA noch so sehr von Megareichweiten fabulieren, jede seriöse Marktforschung zeigt wo der Hase läuft und wohin der Trend weist (Mobilflats infolge des fortschreitenden Netzausbaus, Individualisierung des Musikgeschmacks, ständige Verfügbarkeit von Infos, Wetter und Verkehrsberichten mittels Apps).

Der amerikanische Radioriese "Clear Channel", der seinerseits zahlreiche Konkurrenten wegen der schlechter werdenden Ertragslage billig übernehmen konnte, setzt voll aufs Internet. Unter dem neuen Firmennamen "IHeartRadio" (so hieß bisher nur der Webableger) fasst er alle Radioaktivitäten in der App zusammen und bespielt damit sämtliche Plattformen und Peripheriegeräte. Sie umfasst alle Radioprogramme, die das Unternehmen landesweit betreibt, ein sehr beliebtes Werkzeug, mit dem sich jeder maßgeschneiderte, musikalisch und inhaltlich individualisierte Radioprogramme zusammenbasteln kann und Podcasts aller Sendungen.

Und bevor jetzt wieder der eine oder andere die Nase rümpft ob der Verzahnung von Radio und Internet oder computergenerierter Automatenradios - diese Dienste finden dank professioneller Aufmachung großen Anklang und sorgen als Programmultiplikatoren für den Umsatz, der die Arbeitsplätze von Redakteuren und Moderatoren sichert, die durch ihre Arbeit Qualität und Nutzerzuspruch sichern. Unverantwortlich ist es vielmehr durch Stellenabbau und Rationalisierung den Bestand des Unternehmens oder die wirtschaftliche Existenz der Mitarbeiter zu gefährden!
 
Zuletzt bearbeitet:
@FrauSoundSo:

Ich bin beeindruckt über Ihre immer noch vorhandene Leidenschaft für das Medium Radio, und ich muss zugeben, als der Thread gestartet wurde, nahm ich an, dass das nur einer der unzähligen Threads zum Thema "Niedergang des Radios" werden würde - ich habe mich zum Glück getäuscht.
Exakt genau so ging es mir auch bis Beitrag #4. Ab da lese ich mit großem Interesse und Freude mit.
 
@FrauSoundSo Vielen Dank für das Veröffentlichen deines Briefes, den ich gut nachvollziehen kann. Bis vor 5 Jahren war die rbb-Welle Fritz quasi "mein Zuhause" innerhalb der ARD-Hörfunkwellen. Ein Programm, dass abwechslungreiche Musik, gute Moderatoren, interessante Talks, tolle Jingles und eine immer ein bisschen Humor zu bieten hatte. Auch ich hatte da ein Sonntagsritual - die Spielshow "Die Sonntagsfritzen", war vor allem im Winter quasi Pflichtprogramm.

Doch ab 4. Februar 2019 war plötzlich fast alles davon weg. Durchgängig Mainstream-Musik, Moderationen ohne Inhalt, keine Talks mehr tagsüber, die meisten Sendungen gestrichen... von einem Tag auf den anderen war mir dieses Programm plötzlich total fremd. Hab dem neuen Programm zwar erstmal eine Chance gegeben, fand jedoch keinen Grund das noch weiter zu verfolgen.

Der restliche ARD-Hörfunk ist mir (mittlerweile) auch befremdlich. Wohlfühl-Oasen finde ich zwar immer wieder mal, aber nur noch in ausländischen Radiosendern. Kürzlich entdeckte ich z.B. die Sendung "Wonderland" auf VRT Radio 1 mit neuer Musik abseits des Mainstreams verschiedener Genres, die ich auch gerade beim Schreiben dieses Beitrages via Kopfhörer verfolge.

Noch eine Bemerkung nebenbei: Bei den Sendungen/Sendern, die aktuell noch hörenswert sind, empfiehlt es sich ab und zu mal Mitschnitte zu machen. Wenn solche Programme, die ich gern verfolgt hat plötzlich umformatiert oder eingestellt wurden, hab ich mich schon einige Male geärgert, damals nicht noch mehr Mitschnitte angefertigt zu haben.

Übrigens, die letzte Sendung von hr1 Song Connection ist im Archiv von User DigiAndi gelistet.
 
Ich meine, was haben wir denn bei einer " Rettet das Radio Initaitive zu verlieren? Im schlimmsten Fall sind wir ein schrulliger kleiner Stammtisch, der sich über die guten alten Zeiten auslässt und die Jugend von heute kritisiert.
Im besten Fall werden wir die Fucking Guardiens of the galaxy, mit nem verfluchte guten soundtrack, der die Welt vor der Verdummungs Apokalypse Rettet! Wer würde in diesem Club nicht gerne Mitglied sein? Also wo seid ihr, ihr entführten Halbweisen, ihr modifizierten Waschbären, ihr Superbäume und Schneckenwesen?
Ein wunderbares Plädoyer!
Wahrscheinlich mit einem Null-Acht-Fuffzehn Formbrief aus dem Sekreatariat abgespeist, oder? Möchtest Du die Antwort des Senders - falls er überhaupt eine abgegeben hat - hier ebenfalls einstellen?
Die Antwort kam tatsächlich vom Intendanten selbst. Wischi Waschi- bla bla natürlich. Aber er musste höchstpersönlich ran und ich finde all den Intendanten, die hier gerade bockmist verzapfen kann man ruhig was zutun geben und jeden Weg gehen, der einem als Hörer möglich ist. Auch wenn man weiß, dass man dafür bestenfalls ne Onkelottotasse und nen lauwarmen Händedruck erhält. Die Antwort kann ich hier leider nicht veröffentlichen, weil da so eine Vertraulichkeitsklausel in der Mail stand. 🤐
Soll ja alles möglichst diskret in irgendwelchen Hinterzimmern ablaufen. Damit es bloß keiner mitbekommt halt.


@TORZ.

Ich kenne die sogenannten Hardcore SC Fans ganz gut, teilweise sogar persönlich. Denn da haben sich im Laufe der Jahre Freundschaften entwickelt. Ist es nicht fantastisch, was Radio kann, wenn es will! Und was die Songconnection geschafft hat!?
Mag sein, dass diese Fans falsch rüber gekommen sind, als sie sich immer und immer wieder beschwert haben. ABER, dass sind alles kluge Menschen mit passionierter Radio und Musikleidenschaft( einige davon haben übrigens meinen Brief an den RuRa unterschrieben) die einfach nur SEHR, SEHR sauer und Fassungslos über das Absetzen der Sendung sowie die Art und weise WIE das geschehen ist, waren und sind!
Versteh mich nicht falsch, ich wäre jederzeit dabei, wenn ich etwas zur Rettung dieses großartigen Mediums beitragen könnte und die Idee eines Vereins, der sich das zum Ziel setzt, hat etwas sehr sympathisches, idealistisches und im besten Sinne verrücktes an sich, aber mir fehlt aktuell leider jede Vorstellung, was ein solcher Verein dann ausrichten imstande wäre.
Ich sehe das recht entspannt.
Ich meine, was haben wir denn bei einer " Rettet das Radio Initaitive zu verlieren? Im schlimmsten Fall sind wir ein schrulliger kleiner Stammtisch, der sich über die guten alten Zeiten auslässt und die Jugend von heute kritisiert. Das wäre Lustig. Ich war noch nie Mitglied von einem Stammtisch und ich würde so gerne mal in irgend einer billigen Spelunke sitzen, Bierseelig auf den Tisch hauen und dabei lauthals Brüllen: " Das hätte es früher aber nicht gegeben!"

Im besten Fall werden wir die Fucking Guardiens of the galaxy, mit nem verfluchte guten Soundtrack, der die Welt vor der Verdummungs Apokalypse Rettet! 😉😇Wer würde in diesem Club nicht gerne Mitglied sein? Also wo seid ihr, ihr entführten Halbweisen, ihr modifizierten Waschbären, ihr Superbäume und Schneckenwesen?
Ich persönlich wäre ganz gerne Groot! Ich finde die Vorstellung, meinen Wiedersachern die Astarme in die nasenlöcher zu stecken, sie daran hochzuheben und endgegnermäßig durch die Gegend zu schleudern einfach unwiderstehlich. Also Methaforisch natürlich/ mit der Kraft der Worte. Gewalt ist scheiße!
Gleichzeitig hätte ich ein zartes kleines Vogelnest in meinen Zweigen, um das ich mich hingwbungsvoll und schützend kümmern würde und für jeder verwirrte Seele würde ich ein paar Glühwürmchen-lichter heraufbeschwören, damit sie den Weg aus dem dunklen findet.🌳
Sprich, ich will eigentlich mehr als nur das Radio retten. Ich will eine warme, menschliche Bewegung, die sich mit mit nem Geilen Soundtrack, einer Priese naiver Weltumarmung und einfach in dieser auseinanderbrechenden Gesellschaft brückenschlagend( alle Gruppen dieser Gesellschaft müssen zueinander finden, egal wie sehr sie sich gegenseitig hassen, sonst sind wir am Arsch) hinstellt und all dem Wahnsinn, der da draußen von statten geht eine geballte Ladung Oldscool Radio, Song Connaction und Musik entgegensetzt! Denn tatsächlich ist die Menschlichkeit, Integrität und Wärme, die ich im Radio gefunden habe, als es mir mal richtig dreckig ging, das was ich jetzt beschützen möchte!

Mich irgendwo festkleben, wäre jetzt auch nicht unbedingt meine persönliche Lieblingsbeschäftigung. Aber, sollte man genug Menschen finden, die mitmachen( zu dritt wäre das ja doof, wobei Greta auch mal alleine angefangen hat) dann fände ich persönlich ja sowas wie rudelsingen gut. Menschen, die sich treffen und zusammen spaß haben und singen. Was kann man gegen die haben?
Hab ich erwähnt, dass ich gar nicht singen kann? Naja, aber ich stelle mich gerne zu singenden Menschen dazu und und mache den Mund auf und zu, denn ich mag Musik!



Hast Du, @FrauSoundSo, Dich denn anschließend an den Hörfunkausschuss gewendet?
Ich arbeite aktuell noch an meiner Antwort an den Intendanten. Aktuell sieht es noch so aus, als würde das noch eine Weile dauern, bis ich damit fertig bin. Aber mal schauen.

Die Rundfunkräte freuen sich bestimmt noch auf weitere Post von engagierten Hörern. 😉 Hier gibt's doch sicher einige davon. Ich finde halt, man sollte es den Entscheidungsträgern nicht zu leicht machen und alle Register ziehen, die man so als Hörer hat. "Ist dieser Fleck erst in der Hose, dann ist er nicht mehr raus zu reiben
Wir gehen nicht und wenn wir gehen,
Dann gehen wir in Scheiben!" Die guten alten Helden halt!
Hier geht's mir ums Prinzip!
 
Interessant ist, dass immer mehr (ehemalige) Hörer sich mit dem öffentlich-rechtlichen Hörfunk (lineares Radio) nicht mehr identifizieren können oder unzufrieden sind. Jüngere Zielgruppen wachsen nicht nach. Durch den Quotenrückgang und demzufolge immer weniger Erlöse aus Produktwerbung bei gleichermaßen weiterlaufenden Pensionen und Bezügen steht vielen ARD-Anstalten das Wasser bis zum Hals. Interesse an echten Einsparungen (Auflösung von SR und Radio Bremen und Integration in den NDR bzw. SWR, engere Kooperation mit dem DeutschlandRadio im Bereich Kultur und Nachrichtenkompetenz, Investitionsstopp für Streamingproduktionen und Podcasts) besteht nicht. So spart man sich durch Streichkonzerte weiter zu Tode, die Hörer laufen weiterhin davon und man hat am Ende sogar noch eine Rechtfertigung für das Abwickeln weiterer, insbes. musikjournalistischer und regionaler Formate oder sogar ganzer Wellen. Denn wenn die Hörerzahlen einbrechen, wie will man dann noch ein Beibehalten der Live-Moderation rechtfertigen? Immerhin sind die Rundfunkanstalten zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Geldern angehalten. Das Problem ist auch, dass es an Kontrollinstanzen und Maßnahmen zur Sanktionierung seitens der KEF oder der MP der Länder fehlt und sich seine Rechtfertigung einfach einklagen kann, wenn die Politik nicht zustimmt.

Ein Teufelskreis, diesen zu durchbrechen es folgender Schritte bedürfte:
1. ein kompletter Verzicht auf Sponsoring und Spots (Produktwerbung)
2. ein wachsames Auge der Landtage auf die Sparmaßnahmen (SWR4)
3. eine Unabhängigkeit der Gremien von der Politik (Rundfunk-Beiräte)
4. Schaffung eines Hörer-/Zuschauergremiums zu inhaltl. Überwachung
5. Ende des Zwangsbeitrags, dafür Grundverschlüsselung/ pay per view
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo sind die letzten richtig wunderbaren Inseln im sonst lahm gewordenen Programm für euch?

Schau mal hier:
 
Durch dieses Erlebnis ist mir eine ganz große Stärke des linearen Radios bewusst geworden: es ist in der Lage, Menschen miteinander zu verbinden. In dem Moment, in dem man das Radio einschaltet, ist man ein Teil einer großen Gemeinschaft von Menschen, die eben verbindet, dass sie alle in diesem Moment exakt dasselbe hören. Die meisten davon kennt man nicht und wird sie wohl auch niemals kennen lernen und wenn doch, dann wird man wohl nicht wissen, dass man irgendwann einmal dieselbe Radiosendung gehört hat, aber allein dieses Wissen darum, dass man dieses Hörerlebnis gerade mit hunderten, ja, vielleicht tausenden Menschen teilt, macht schon irgendwie etwas mit mir, wenn ich es mir einmal bewusst mache. Es grenzt fast schon an Magie, wie es auf diese Weise möglich ist, dass weit voneinander entfernte oder sich völlig unbekannte Menschen dieselben Höreindrücke haben.
Deswegen waren Wunschkonzerte wie das " SR 1- Glücksrad (Nachzuhören im Nostalgie-Thread) so beliebt. Trotz bis zu 800 KM Entfernung waren viele Hörer aus der DDR am Telefon. Radio verbindet & hat gegenüber seelenlosen Streams nur Vorteile. Man sagt, mit Pfunden soll man wuchern. Also von seinen Kenntnissen profitieren. Aber die ARD schafft sich lieber selber ab. 🤷‍♂️
 
Das Geheimnis liegt in der Kombination. Stationsübergreifende Bündelung der Kräfte, hochwertige Sendungen mit kompetenten Moderatoren und journalistischem Background auf Abruf (Linear, Stream & Podcast),, vom Hörer individuell erstellte geschmacksbasierte Radioprogramme mit redaktionellen, anmoderierten und vorproduzierten Beiträgen zum flexiblen Einbinden in die Musikstreams, dazu nach Belieben Nachrichten, Wetter, Verkehr, Special Interest und Comedy als zuschaltbare Option - sowie als zusätzliches Standbein Zulieferungen an externe Dienstleister.

So aufgestellt und mit starken Partnern kann man beruhigt in die Zukunft blicken, allerdings bedarf es dafür schlagkräftiger Kooperationen und leistungsfähiger Gemeinschaftsunternehmen. Wenn die verschnarchten, lange von der Politik von der Konkurrenz befreiten Privatradios das nicht hinbekommen machen es eben andere.

Durch Musikredakteure, die in der Flut an Musik nach den Perlen tauchen und durch Moderatoren, die es verstehen, Titel miteinander zu verbinden, die für sich genommen überhaupt nicht zueinander passen und daher wohl auch kaum in einer algorithmisch generierten Playlist hintereinander auftauchen würden?

Das klingt alles sehr nostalgisch-verklärt und wirkt aus den Mündern von Radiomitarbeitern oft auch ein bisschen wohlfeil und selbstgerecht. Wie oft werden die Hörer - in Zeiten fehlender Alternativen - die Abfolge und Auswahl von Musiktiteln trotz großer Bandbreite als unstimmig und einseitig empfunden haben?

Gegen Musikempfehlungen und fachkundige Playlist-Zusammenstellungen ist nichts einzuwenden, aber letztlich weiß jede(r) selbst was ihm/ihr gefällt und was er/sie hören möchte. Ein Zurück zum verordneten Musikmix werden streamingverwöhnte Hörer nicht mehr mitmachen, es sei denn sie liegen exakt auf einer Linie mit dem/der DJ(ane).
 
Zuletzt bearbeitet:
@TORZ.

Ich kenne die sogenannten Hardcore SC Fans ganz gut, teilweise sogar persönlich. Denn da haben sich im Laufe der Jahre Freundschaften entwickelt. Ist es nicht fantastisch, was Radio kann, wenn es will! Und was die Songconnection geschafft hat!?
Unzweifelhaft. Wenn eine Radiosendung es fertigbringt, dass sich Leute kennenlernen, Freunde werden oder gar, wie anderswo vorgekommen, ineinander verlieben und heiraten, dann tritt sie ganz deutlich zutage, diese dem Radio ganz eigene Magie, dieser Effekt, den ich mir so bei keinem Podcast vorstellen kann. Davon müsste es eigentlich mehr geben, viel mehr. Es gibt aber im Gegenteil immer weniger solcher Sendungen. Aber wem sage ich das?
Ich meine, was haben wir denn bei einer " Rettet das Radio Initaitive zu verlieren? Im schlimmsten Fall sind wir ein schrulliger kleiner Stammtisch, der sich über die guten alten Zeiten auslässt und die Jugend von heute kritisiert. Das wäre Lustig. Ich war noch nie Mitglied von einem Stammtisch und ich würde so gerne mal in irgend einer billigen Spelunke sitzen, Bierseelig auf den Tisch hauen und dabei lauthals Brüllen: " Das hätte es früher aber nicht gegeben!"
Hm, so gesehen ... Stimmt eigentlich. Ein bisschen sonderbar oder eben schrullig war ich sowieso schon immer und Stammtische zum Thema Radio besuche ich häufig und gern. Sowas kann übrigens weit weniger destruktiv sein, als Du es Dir hier ausmalst. ;) Und solang der Punkt "Kritik an der heutigen Jugend" nicht zu pauschal gefasst wird (da reagiere ich aus naheliegenden Gründen etwas empfindlich) bin ich dabei.
Im besten Fall werden wir die Fucking Guardiens of the galaxy, mit nem verfluchte guten Soundtrack, der die Welt vor der Verdummungs Apokalypse Rettet! 😉😇Wer würde in diesem Club nicht gerne Mitglied sein? Also wo seid ihr, ihr entführten Halbweisen, ihr modifizierten Waschbären, ihr Superbäume und Schneckenwesen?
Öhm, ja. Ich werfe als Superkraft in den Ring, alle mir feindlich gesinnten Kreaturen binnen kürzester Zeit durch meine abgrundtief schlechten Wortwitze in die Flucht zu schlagen. Mehr kann ich momentan nicht beisteuern, aber jeder fängt ja mal klein an, nicht?
dann fände ich persönlich ja sowas wie rudelsingen gut. Menschen, die sich treffen und zusammen spaß haben und singen. Was kann man gegen die haben?
Hab ich erwähnt, dass ich gar nicht singen kann?
Oh, das wären dann nach aktuellem Stand schon zwei von drei möglichen Mitgliedern, ich hab 'ne ziemlich undankbare Tonlage, die zu nichts so richtig passt. Ich schlage daher die Neuvertonung eines Fehlfarben-Klassikers vor, da muss man nicht wirklich singen können, brüllen und gröhlen genügen. Vielleicht etwa so:
Keine Atempause, der Sender wird Verflacht, Es geht voran!
Sendungen verschwinden, Schuld hat der Intendant, es geht voran!
Und so weiter. Na, wie wär's?
Hier geht's mir ums Prinzip!
Das habe ich gemerkt, finde ich gut und kann ich auch selbst nachempfinden. Ich habe ja auch die Petition zum Erhalt der SC unterschrieben, wohlwissend, dass es nichts bringen würde, einfach nur, um Farbe zu bekennen. Und ich kann zwar nicht so recht an den Erfolg eines solchen Vereins glauben, was das Einwirken auf Intendanten und andere Entscheider betrifft - dafür bin ich einfach zu sehr Realist, das war schon immer mein Problem - aber ich finde die Idee an sich durchaus sympathisch und unterstützenswert, eben auch einfach aus Prinzip. Und wenn es am Ende nur dazu führt, dass ein paar Radiofans Gleichgesinnte zum Austausch finden, ist das ja auch schon was wert. :)
 
Die Antwort kam tatsächlich vom Intendanten selbst. Wischi Waschi- bla bla natürlich. Aber er musste höchstpersönlich ran
Habt ihr noch nie eine Mail mit "Bitte AE erstellen" vom Chef bekommen? Also AE steht für "Antwortentwurf". Nee, ein ARD-Intendant hat sicher keine Zeit, sich persönlich mit solchen "Kleinigkeiten" zu beschäftigen. Ob er vorher, bevor er seine Mappe reingereicht bekommt, jemals von der Sendung gehört hat? Bestenfalls hat er zum AE noch eine Anmerkung gemacht, ich denke aber, in einem so hierarchischen Laden wie einem ARD-Sender ist der AE bereits durch mehrere Hände gegangen und der Intendant unterschreibt dann einfach nur.
 
Also, falls es noch Andere hier gibt, die da mit machen wollen würden: warum legt man nicht einfach los. Und guckt dann einfach wohin die Reise geht? Mehr als schiefgehen, kann es ja nicht.
Zunächst ein Mal möchte auch ich danke sagen, für den tollen Brief. Ich habe mir den vorhin einmal in Gänze durchgelesen und das war echt schön! Die Antwort, die ich gehofft hatte, mit Spannung zu erwarte, war dann wie ich gerade lesen musste, nicht sonderlich erfreulich (aber erwartbar). Schade!

Zum Thema Verein: Theoretisch sollte man das dann wohl tatsächlich angehen.
Und solang der Punkt "Kritik an der heutigen Jugend" nicht zu pauschal gefasst wird (da reagiere ich aus naheliegenden Gründen etwas empfindlich) bin ich dabei.
Da stimme ich vollends zu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir leben in Zeiten in denen sich die Auswirkungen einer, wie ich es beschreiben würde, sozialen Enthropie, sprich ein Auseinanderdiffundieren ehemals gemeinsamer Lebenswelten, zunehmend zeigen.
Oder banal ausgedrückt: jeder kocht sein eigenes Süppchen.

Diese Kräfte hat es schon immer in jeder Gesellschaft gegeben. Sie folgen letztlich den Gesetzen der Physik. Dem entgegengewirkt haben, ganz früher Religion, Sagen und Geschichten, später die ersten aufkommenden Printmedien und schließlich Radio und Fernsehen. Alle haben sie gemeinsam und gleichzeitig erlebte Geschichten und Ereignisse verstärkt oder gar geschaffen.
Dies soll heutzutage angeblich nicht mehr möglich sein, wegen der digitalen Welt.

Eine in der Tat selbsterfüllende Prophezeiung. Weil alle ständig wiederholen, dass die Zeit für lineare Programme vorüber sei, glauben sie irgendwann auch alle selber dran. Und führen dadurch erst ihr Ende herbei. Bis zu so absurden Ereignissen, dass ein Thomas Gottschalk live im Fernsehen vor 12 Millionen Zuschauern erklärt, dass so etwas wie Wetten Dass...? heutzutage ja nicht mehr möglich sei, weil die Leute nur noch Streaming wollten. Geradezu grotesk. Die Zuschauer haben durch ihr Einschalten doch genau das Gegenteil beweisen, und das ja auch schon bei den vorherigen Ausgaben. Das Ergebnis kam also nicht überraschend.

Die Menschen sehnen sich nach gleichzeitig erfahrenen Erlebnissen, nach Zusammensein und einem Gefühl von Zugehörigkeit. Nach den Einschränkungen der vergangenen Jahre umso mehr.

Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum nicht auch Radio das immer noch schaffen sollte.

Nun haben Radio und Fernsehen zwanzig Jahre lang geglaubt, die beste Möglichkeit Nähe zu schaffen, sei es, sich dem Publikum anzubiedern, ihm Charaktere vorzusetzen, die ihnen möglichst ähnlich sind. Ähnlich nur etwas besser, etwas schöner, etwas cooler, etwas freundlicher, etwas professioneller. Alles, nur nicht spannend. Gleiches ist mit den Inhalten geschehen.
Es waren aber immer stets die außergewöhnlichen Persönlichkeiten und die großen Ereignisse, welche die Menschen zusammengebracht haben. Nicht die alltägliche Banalität.
Landauf, landab lehren die Berater jedoch genau diese alltägliche Banalität.

Und weil diese mauen Inhalte halt wirklich niemanden hinter der elektrischen Wärmepumpe hervorlocken, behaupten sie einfach, die Menschen würden überhaupt keine Inhalte wollen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall!
Früher wie heute. Daran hat sich auch nichts geändert, nur weil es mittels Internet inzwischen jede Menge zusätzliche Wege gibt, an Inhalte zu kommen.
Im Gegensatz zu Radio und Fernsehen, schafft Streaming kaum bis keine Gleichzeitigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine, was haben wir denn bei einer " Rettet das Radio Initiative zu verlieren?
Kleiner Einwurf von der Seitenlinie:

Zu verlieren ist nichts. Zu gewinnen aber erfahrungsgemäß auch nichts. Es gab 2004 die Initiative "Rette dein Radio", die sich damals gegen die Abschaffung der allabendlichen musikjournalistischen Sendung "SchwarzWeiss - Musik in Farbe" in hr1 wandte. Tausende Hörerinnen und Hörer aus ganz Deutschland unterzeichneten eine Online-Petition, es gab jede Menge Medienberichte. Genutzt hat es genau gar nichts. Die Sendung wurde nach 8 Jahren einfach eingestampft.

Wer sie mochte, redet noch heute davon.

Für Musikjournalismus am Abend gibt keiner mehr auch nur einen müden Cent aus.
Heute schon gar nicht.
Obwohl wir damals (pro Abend! nach 20 Uhr!) durchschnittlich 40-50tausend Hörer hatten und heute schon 10tausend Podcast-Hörer als Mega-Erfolg gelten.

Ich neige, wie Onkel Otto, zu allergrößtem Pessimismus.
Radio ist aus Anstaltssicht eine Resterampe, die am besten gar nichts mehr kosten soll. Die (am besten auch unmoderierten) Strecken ohne Inhalte, die Übernahmen und Wiederholungen werden rasant zunehmen.
Keine Initiative der Welt wird daran mehr schrauben.

Ich habe ja die Theorie, dass irgendwann jemand kommen wird, der sagt - ach, das mit den Podcasts ist ja gut und schön, aber immer alles aus der Konserve ... wäre es nicht toll, mal was zu haben, wo jemand *in dem Moment* zu mir spricht, indem ich ihn höre ...?
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht aufschlussreich, wie das Thema "Radio" in der neulich veröffentlichten ARD-
SELBSTVERPFLICHTUNG vorkommt.

Bedürfnisse im Fokus
Die Nutzung unserer digitalen Angebote soll einfach sein und Spaß machen. Deshalb richten wir sie nach den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer aus. Damit wir gleichzeitig unsere multimediale Stärke erhalten können, liegt uns aber auch die Zufriedenheit und Bindung des TV- und Radio-Publikums am Herzen.

Heimat für die Regionen
Ganz entscheidende Anker in den Regionen sind unsere Radiowellen. Wir wollen, dass alle Landesrundfunkanstalten mit ihren regionalen Inhalten eine digitale Heimat in der ARD Mediathek und ARD Audiothek finden und optimal sichtbar und auffindbar werden.


Ich habe nichts vom Qualitätsanspruch an die Radioprogramme an sich gelesen. "Radio" kommt fast nur vor als Hervorhebung der Abgrenzung zum alten, dem nun das neue Digitale folgen soll.

Wens genauer interessiert: https://www.ard.de/die-ard/ARD-Selbstverpflichtung-2023-Ausblick-100.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu verlieren ist nichts. Zu gewinnen aber erfahrungsgemäß auch nichts. Es gab 2004 die Initiative "Rette dein Radio", die sich damals gegen die Abschaffung der allabendlichen musikjournalistischen Sendung "SchwarzWeiss - Musik in Farbe" in hr1 wandte. Tausende Hörerinnen und Hörer aus ganz Deutschland unterzeichneten eine Online-Petition, es gab jede Menge Medienberichte. Genutzt hat es genau gar nichts. Die Sendung wurde nach 8 Jahren einfach eingestampft.
Ja, wenn man das so liest, ist man im ersten Moment tatsächlich geneigt, zuzustimmen, dass Protest keinen Zweck hat. Kommt es eigentlich nur mir so vor oder ist der hr in dieser Hinsicht ganz besonders resistent? Ich erinnere nur an das hier:
Bemerkenswert insbesondere die Passage zu den Hörerzahlen: "Qualität setzt sich eben durch, möchte da selbst der letzte Depp schlaumeiern - während HR3-Leiter Jörg Bombach ins Quotenstudium abtauchte und entdeckte, dass Walters Sendung "statistisch nachgewiesen keine Hörer mehr" habe. Keine? Oder gar keine? Oder 16.666? Aus der Statistiksprache übersetzt heißt "keine" nur: unter 20.000. Mit dieser Begründung könnte man eine Menge Kultursendungen der öffentlich-rechtlichen Radios killen." Und man tat es, wie wir heute besser denn je wissen.
Ich habe mich aus Anlass dieses Threads mal ein wenig mit Protestaktionen gegen die Absetzung bestimmter, auf ihre Art jeweils einzigartiger Sendungen beschäftigt. Neben vielen solcher Beispiele, die einen eher resigniert zurücklassen, fand ich jedoch auch ein paar zugegebenermaßen seltene, aber doch irgendwie inspirierende Fälle. Da wäre zum Beispiel diese Sendung hier:
Auch hier ging es um eine Sendung, die trotz ihres undankbaren Sendeplatzes eine extrem treue Hörerschaft an sich binden konnte, die sich untereinander rege austauschte, sich traf und die eben diese Sendung verbant. Und sie sollte eingestellt werden. Dazu aus dem Artikel: "Massive Proteste dieser Hörerinnen und Hörer, körbeweise Post, Unterschriftenlisten und die Inszenierung von Pop-Ins (Treffen zur Rettung der »Wunderwelt« unter dem Motto: „Sonntagnacht gehört Paul E. Pop“), beeindruckten auch die Programmstrategen des Senders immer wieder. Selbst die Neugründung des Programms Radio Bremen Eins im Frühjahr 2001 überstand die Sendung unbeschadet. Nach einer Reihe gut organisierter Proteste, Demos im strömenden Regen, sowie einer freundlichen Belagerung des Funkhauses fand die »Wunderwelt« ihren Platz auch in dem neuen Programm, natürlich am Sonntagabend." Und als die Sendung 2011 eingestellt wurde, geschah dies nach allem, was man heute darüber lesen kann, auf eigenen Wunsch des Autors.
Und eine andere, in ihrer Konsequenz wohl ziemlich einmalige Geschichte trug sich 1992 in Niedersachsen zu:
Der damals neue FFN-Programmdirektor Peter Bartsch wollte die Comedysendung Frühstyxradio absetzen, ein Format, das ebenfalls seinesgleichen im deutschen Äther suchte und zwar mit seinem speziellen, därben Humor gewiss nicht jedermanns Sache war, dessen Fans dafür aber um so mehr an ihr hingen und sich ihre Sendung nicht so einfach wegnehmen lassen wollten: "Schon während der ersten Ersatzsendung laufen im Sender die Telefonleitungen heiß und es kommt im sonst so stillen Isernhagen zu einer Spontandemonstration von erbosten Hörern. In den folgenden Wochen springen die Medien auf den Protestzug auf: von Stern bis Spiegel, von Premiere bis SAT.1 wird die Programm-Nivellierungsstrategie Bartschs als Zensurversuch angeprangert. Die Hörerdemonstrationen werden zu einer regelmäßigen sonntäglichen Veranstaltung. Im Sender gehen Hunderte von Briefen und Faxen ein. Das Frühstyxradio-Team tritt in der Zwischenzeit live auf und die Tournee gerät zum Triumph. Die Gesellschafter von radio ffn sehen sich aufgrund der anhaltenden Proteste und der ständigen Medienberichterstattung schließlich gezwungen, ihren auch sonst wenig erfolgreichen Programmdirektor Bartsch zu entlassen – eine in der deutschen Medienlandschaft bis heute einmalige und ermutigende Aktion."
Ja, "ermutigend" trifft es in der Tat ganz gut. Ist ein Aufbegehren gegen die zunehmende Demontage des Radios, respektive der Faktoren, die seine Seele ausmachen, vielleicht doch gar nicht so sinn- und aussichtslos, wie es scheint? Ws wäre, so denke ich jedenfalls, sicher sehr inspirierend, von Leuten zu lesen, die damals an den erfolgreichen Protesten in Bremen und/oder Isernhagen beteiligt waren. Vielleicht liest ja hier jemand mit und kann ein bisschen seine Erfahrungen schildern, @iro oder @EMC vielleicht?
Doch natürlich dürfen wir nicht vergessen, dass diese Aktionen nun auch schon wieder eine ganze Weile zurückliegen, Radio im Gesamtbild der Medien damals noch eine größere Rolle spielte und so weiter. Wo waren denn beim Beispiel "Song Connection" die Zeitungen, die die Einstellung der Sendung thematisierten? Wo waren die Demonstranten vor dem Funkhaus, die gezeigt hätten, dass man, um gegen Entwicklungen bei der ARD die Stimme zu erheben, beileibe nicht zu denen gehören muss, die den "systemtreuen Staatsfunk" lieber heute als morgen abgeschafft sähen? Möglicherweise stimmt es ja doch irgendwie, was @exhörer zu Anfang des Threads sagte und solche Ideen kommen einfach zu spät, weil viele, die es vielleicht mal interessiert hätte, das Radio ohnehin schon abgeschrieben haben? Hach, über solche Überlegungen kann man ganz schön trübsinnig werden.
Aber trotzdem oder gerade deshalb will ich auch noch einmal bekräftigen, dass dies wirklich mal wieder ein wirklich sehr guter, interessanter, wertvoller Thread ist. Ich merke es daran, dass ich wenn ich darin lese und schreibe, ins Grübeln komme, aus vielen Beiträgen meiner Mitforisten etwas auf- und mitnehme und dass ich meine eigenen Ansichten, während ich sie aufschreiben will, zu hinterfragen beginne. Und gleichzeitig gibt es auch bei so einem eigentlich ja doch eher traurigen Thema immer mal wieder etwas zu schmunzeln, etwa, wenn @FrauSoundSo sich eine Superheldenkarriere für die Rettung des Radios ausmalt. Kurzum: Er regt mich zum nachdenken an, erweitert meinen Horizont, bringt mich aber gleichzeitig auch zum Schmunzeln und Träumen und fördert nicht zuletzt auch noch den Austausch unter Gleichgesinnten. Gerade so, wie ich es mir auch von einer guten Radiosendung wünschen würde..
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben