AW: Qualität von Nachrichten: ein Fallbeispiel
Habe ich mich derart geäußert, dass man annehmen kann, ich verteidige die zunehmend schlampige, verächtliche und respektlose Präsentation von Nachrichten?
Keineswegs. Ich denke, ich habe Dich sehr gut verstanden. Du hältst, wie ich, die "news" vieler Privatsender für schlampig, oberflächlich, durch Verkürzung sinnentstellt und letztlich nutzlos. Trotzdem scheinst Du irgendwie dem Glauben anzuhängen, diese Minimal-(ich sage: Pseudo-)Information würde die "Dudelfunkkonsumenten" zumindest "ein bißchen" bilden. Halbinformation sei besser als gar keine... Da liegt unser Dissens: Ich denke, durch die absurd verkürzten, undifferenzierten Informationshäppchen ensteht mehr Schaden als Nutzen. Der (trügerische) Eindruck, man sei "immer gut informiert", schließlich höre man ja stündlich die Nachrichten im Dudelradio. Also brauche man sich auch nicht mehr woanders zu informieren. Tatsächlich aber entstehen durch die Trivialisierung komplexer Sachverhalte inhaltliche Verfälschungen, so daß es IMHO besser wäre, man beschränke sich auf reine Unterhaltung anstelle des unheilvollen Bestrebens, die Nachrichten "unterhaltsam zu machen"
Und weil das so ist, kommt mir deine Forderung haargenau so vor, als zähltest du auch zu denjenigen, für die Nachrichten eher Stör- und Abschaltfaktor denn Information sind - und seien sie auch noch so minimal.
Das ist lustigerweise ein Vorwurf, der mir schon vor ca. 15 Jahren begegnet ist, als ich ähnliche Thesen in einem Printmagazin äußerte
Nun, ich antworte mal provokativ: Jawohl, schlechtgemachte, oberflächliche, minimale Pseudo-Informationen bei einem eigentlichen Musiksender sind in der Tat ein Abschaltfaktor für mich - besser gesagt: sie WÄREN es, da bei den "Musiksendern" im deutschen Sprachraum zumeist auch jeglicher ANschaltfaktor fehlt...
Wie den meisten hoffentlich aufgefallen ist, fordere ich übrigens nicht die Abschaffung der Nachrichten im Radio
Ich setze mich ein für qualitativ hochwertigen, seriösen Journalismus und schätze daher sehr Sender wie das DLR und WDR V.
Und ich setze mich ein für gutgemachtes Musikradio und schätze daher.... hm.... äh...... einige niederländische Privatsender
Wenn ich abends Informationen im Deutschlandfunk höre, schätze ich im übrigen ganz besonders, dass ich dort Informationen pur bekomme und nicht alle 2:30 Minuten ein "Musikteppich" eingespielt wird, der mich nicht interessiert.
Wenn ich - durch den DLF bestens informiert - dann Musik hören will, möchte ich in der Tat auch nicht durch Infohäppchen, die man mir zwischen der Musik aufdrängt, gestört werden.
Im Grunde genommen ist dies die elementarste Grundvoraussetzung einer richtig verstandenen (!!!) Formatierung von Radiosendern: eine Unterteilung in Informationssender und Musiksender (die sich gegenseitig ergänzen!). Noch nicht einmal das hat in Deutschland geklappt! Wir haben bei den Privatsendern einen Brei aus nicht-ausdifferenzierten Formaten, welche sich wohl alle an die Servicewellen-Idee anlehnen und möglichst alles anbieten, sich dabei aber möglichst oft wiederholen (enge Rotation etc.). Kein Wunder, dass das Formatradio deutscher Prägung bei fast allen hier, incl. mir, so verhaßt ist.