AW: Wer braucht DAB?
@K6:
Nehmen wir mal Großbritannien als Beispiel. Dort gibt es beides, DAB und Radio über DVB-T. In der Praxis sieht es einfach so aus, dass die Leute im Auto und bei Mobilgeräten auf DAB setzen (ganz einfach auch deshalb, weil es für diese Bereiche nur DAB Geräte gibt), allerdings beim stationären Heimgerät Radio über DVB-T hören.
Dort ist DVB-T (Freeview) nicht, wie hierzulande zumindest für Ballungsräume geplant, überall mit Zimmerantenne zu empfangen, sondern dort braucht man für DVB-T immer noch die gute alte Dachantenne. Und genau deshalb braucht es dort auch DAB, weil kein Mensch sich für Hörfunk eine Dachantenne rauf stellt, fürs Fernsehen aber sehr wohl. Und warum wird dort dann überhaupt Radio über DVB-T ausgestrahlt? Weil die DVB-T Empfänger halt nach wie vor kein DAB mit an Bord haben und weil die Klangqualität von DAB im Vergleich zu DVB-T deutlich schlechter ist (was mit der viel zu knappen Kapazität zusammenhängt, die DAB dort zusteht).
Hierzulande hat man zwar durchaus in einigen Gegenden eine DVB-T Indoorversorgung, das wird sich aber auch in nächster Zukunft nur auf Ballungsräume beschränken, da eine *flächendeckende* Portable-Indoor-Versorgung eindeutig zu teuer ist (nicht rentabel). Ein weiteres Problem ist, dass ein Mobilempfang bei DVB-T bei Geschwindigkeiten >50kmh nur mehr mit deutlichem Aufwand möglich ist (Diversity-Systeme), oder durch Lockerung bestimmter senderseitiger Parameter, was aber die Programmzahl drastisch sinken lässt. All dieser Aufwand ist eigentlich unnötig, finde ich, wo doch DAB diese Möglichkeiten (Mobilempfang, halbwegs flächendeckende Versorgung) doch bereits jetzt bietet (abgesehen davon, dass der Indoorempfang durch dämliche Leistungsbeschränkungen seitens der RegTP (Grund: Bundeswehr sendet oberhalb des K12) erschwert wird - was sich aber auch demnächst ändern wird).
Bei DAB wurde halt auch sehr sehr viel falsch gemacht von Seiten der Verantwortlichen. Aber Radio über DVB-T, das sehe ich halt allenfalls als Zusatz zu UKW im stationären Bereich (Wohnzimmer), ähnlich wie Radio über Satellit oder Kabel. Also kommt man an DAB nicht vorbei, möchte man ein digitales Nachfolgesystem für UKW haben.
Eine für mich optimale Lösung würde so aussehen:
- DVB-T nur mehr im UHF-Bereich (Band IV/V) ausstrahlen und auf Fernsehen beschränken (vereinfacht Antennenaufwand, weil keine Mischsysteme VHF/UHF nötig für Fernsehempfang)
- DAB nur mehr im VHF-Bereich Band III ausstrahlen und das L-Band abschalten (weil das die Empfänger verkompliziert und den Antennenaufwand erhöht)
- Jeder DVB-T Empfänger sollte DAB/DRM mit integriert haben, damit bei Druck auf die Radiotaste auch Radio ertönt
Die Realität wird aber wohl so aussehen:
- DVB-T wird flächendeckend kommen, aber nur in Ballungsräumen indoor zu empfangen sein. Radioprogramme sind sicher sporadisch mit dabei, aber nicht die Regel, da DVB-T nach wie vor hauptsächlich im Wohnzimmer stattfindet und für Radioprogramme die Quote zählt und die erzielt man v.a. im Mobil-/Portabelbereich.
- DAB wird weiterhin vor sich hindümpeln ohne nennenswerte Änderungen
- UKW bleibt weiterhin der große Bringer, aber die Zahl der Programme wird auf Kosten der Empfangsqualität gehen
Damit kann ich im übrigen sehr gut leben...