Von allen ARD-Sendern hat der hr zweifellos das attraktivste Programmkonzept. Obwohl sich die Marktkräfte innerhalb der deutschen Radiolandschaft aufgrund der allerorten sichtbaren Verkrustungen, Regulierungen und kartellartigen Geflechte kaum entfalten können, bemüht sich der Hessische Rundfunk im Rahmen seiner Möglichkeiten um eine wirklich ansehnliche Vollversorgung.
Ich bin jetzt absolut kein Klassik-Liebhaber und denke dass auch hier mehr die älteren Hörer drauf stehen, keine Ahnung.
Klassikliebhaber brauchen kein Spartenprogramm, weil sie in der Regel betucht genug sind, um sich das nötige Empfangsequipment zu besorgen und Wagenladungen voll CDs anzuschaffen. Klassik dient der Entspannung, der inneren Erbauung und dem ästhetischen Musikempfinden empfänglicher Hörerkreise. Die Hörer sind meist älter, weil sich kaum ein arbeitender Mensch von Kammerkonzerten und Symphonien in eine meditative Grundstimmung versetzen lassen kann und will. Obwohl die Hörerschaft in der Regel etwas betagter ist, ist ihr Anteil an der Gesamtheit der reifen Hörerschaft verschwindend gering, und selbst wenn man die kunstsinnigen jungen Klassikfreunde hinzurechnet, ist die Zielgruppe eines reinen Klassikkanals sehr klein. Die meisten Vollblutfans verfügen ohnehin über eine stattliche Plattensammlung, die sie Monat für Monat aufstocken.
Wenn genug Frequenzen vorhanden sind ist gegen einen populären "Klassikdudler" (Mozart, Haydn, Tschaikowski, Ravel, Grieg, beschwingte Arien, inspirierender Jazz, Crossover-Hits und Filmmusik
) nichts einzuwenden. Die Hörerschar gilt als elitär und zahlungskräftig, trotzdem wirft so ein Sender nicht viel ab.
B4 oder wie es heute heißt "BR-Klassik" war halt immer schon eine fixe Idee der BR-Chefetage, ein so genanntes "Vorzeige- und Renommierprojekt": "Seht her, wir leisten uns einen reinen Klassiksender und fördern damit die Kulturbeflissenheit der Menschen, die Künstlerszene und nicht zuletzt den guten Geschmack".
Wer das nicht begreift ist ein armseliger Kulturbanause, der sich selbst disqualifiziert.
