Der "Oldiesender" hatte bis 1993/94 ein Alleinstellungsmerkmal, da die Privaten verstärkt aktuelle Popmusik gespielt haben. Bundesweit kam erste Konkurrenz, als Radio Brocken mit seinem Schlager-/Oldieformat anfing und richtig Erfolg hatte. Der Sender hatte sogar Bekanntschaft bei Freunden aus Nordrhein-Westfalen, die ihn zwar über Satellit nicht hören konnten, die 89.0 aber einstellten, sobald sie im Auto zu hören war.
Nächstes Dilemma waren die Moderatoren, die dann nach und nach den Sender verließen und es keinen adäquaten Ersatz gab. Schon 1995 (als ich den Sender aufmerksam hörte, ich hatte eine kurze Oldiefanzeit) gab es nur noch drei Schichten von 6 bis 18 Uhr und die Moderation bestand bis auf die Geburtstagsweckshow meist aus Anpreisungen von CDs, Büchern usw. - analog zu einer Kaffeefahrt. Trotzdem haben es Martina Straten und Rene Steuder verstanden, die Hörer zu binden und auf dem Sender zu halten.
Dann gab es das Dilemma der alternden Oldies. Bis 1996 ließen sich "die größten Hits der 50er, 60er und 70er" noch ganz gut claimen. Der Musikschwerpunkt lag auf den 60ern. Dann führte man schrittweise die 80er ein (immer ein Jahr pro Jahr -> es bestand ein 15-Jahres-Abstand - z. B. 1997 wurde das Jahr 1982 eingeführt, 1998 das Jahr 1983 -> immer an Silvester mit einem Tag Musik aus dem Jahr und anschließender Rotation). Der Schwerpunkt wurde auf die 70er gelegt und die 50er nach und nach weniger. Der Claim änderte sich auf "die größten Oldies". Über Hörerverluste in dieser Zeit kann ich nichts sagen, weiß aber, dass in den späten 90ern die ersten Schlagerwellen auf Oldies umgestellt haben und somit das Alleinstellungsmerkmal von RTL weiter schwand.
2002 war ich dann verwundert, als "Der Weg" von Herbert Grönemeyer auf RTL lief. Da wurde ich dann mit dem Claim "Die besten Songs mit Gefühl" überrascht. Ob das eine gute Idee war, weiß ich nicht. Mir persönlich war es zu ruhig, gerade morgens. Der Rest dürfte bekannt sein ("Die besten Songs aller Zeiten" und das heutige Format).